Absicht, immerhin.

Der gestrige Abend war eigentlich komplett vom Fotoshooting für den Stern bestimmt. Das war ok, so hatte ich mir das auch gedacht. Und es war insofern in Ordnung, als dass ich mir die normale Taxi-Wartezeit als Verdienstausfall anrechnen konnte. Da sind schnell mal 45 € zusammengekommen, für mich wahrscheinlich mehr Geld als für die anderen Beteiligten.

Nein, im Ernst: Für ein Fotoshooting hat es Spaß gemacht, schon alleine weil Peter Rigaud ein unglaublich sympathischer Mensch ist. Sein Portfolio könnt Ihr hier sehen, ich kann nur hoffen, dass er aus den Fotos mit mir auch nur halbwegs sowas brauchbares rausziehen kann. Ich hab mich wie üblich auf den Vorschaubildern nicht sehr gemocht, aber da vertraue ich einfach mal dem Profi.

Danach ging’s zu meiner Lieblingshalte am Ostbahnhof, wo ich wider Erwarten keine bekannten Gesichter gesehen hab. Na, tolle Wurst! Da kommste gut gelaunt von einem Termin, von dem man den Kollegen angeberisch was vorschwärmen könnte und dann ist keiner da. 😉
Ich hab also gewartet. Und gewartet. In Wirklichkeit war es nur eine Dreiviertelstunde, aber so ohne Kollegen und noch ein bisschen euphorisch kam mir die Zeit sehr lange vor. Dann stand mein Fahrgast vor mir und bedankte sich gleich mal herzlich dafür, dass ich ihm den Koffer eingeladen habe. So viel Empathie kriegt man leider auch nicht immer entgegengebracht.

(Kurzer Einschub: Ich erwarte da gar nix, das Einladen von Gepäck ist etwas, das wir sogar laut Taxiordnung erledigen müssen. Aber ein paar nette Worte sind immer schön, auch wenn man nur seine Pflicht erfüllt.)

„Wo soll’s denn nun hingehen?“

fragte ich, während ich ihm schnell den Beifahrersitz zurückschob. Sein ebenso wie meiner nicht gerade zierlich geratener Körper rutschte aufs Sitzleder und sein Mund meinte, er müsse nach Dahlwitz. Keine drei Sätze später war klar, dass er ins Hotel Hoppegarten Berlin wollte. Was mich immer skeptisch werden lässt. Ich will dem Hotel nicht das „Berlin“ im Namen madig machen, aber meiner Erfahrung nach landen da meist junge Touris, die von günstigen Preisen geködert vor Ort etwas irritiert feststellen, dass es von dort aus „nach Berlin“ – also ins Zentrum – noch mehr als nur ein ganzes Stückchen ist.

So war es dieses Mal Gott sei Dank nicht! Mein Kunde war ein ehemals in Berlin lebender, kundiger Besucher, der ohnehin außerhalb zu tun hatte. Und nicht das erste Mal dort übernachtete. Sowas hebt die Laune gleich ungemein, denn normalerweise fangen die Fahrten zu diesem Hotel für mich eher mit einer bestürzten Nachfrage an, ob ich das mit den 25 € Fahrtkosten auch ernst meinen würde. Mein jetztiger Fahrgast aber erfreute mich mit Ortskenntnis, bester Laune und einer Gesprächsbereitschaft, die ihresgleichen suchte. Wir haben uns die ganze Fahrt über unterhalten über Berlin, die Ost-West-Geschichte, seine und meine Zeit in der Stadt. Die Fahrt verging wie im Fluge und es war deutlich angenehmer als mit irgendwelchen Touris, die schon vier Kilometer vor der Stadtgrenze glauben, ich würde sie übers Ohr hauen. Eine der klassischen Touren, die ich zwar eigentlich liebe, die für GNIT aber nur wenig hergeben. Das einzig Außerplanmäßige war tatsächlich, dass er sich dieses Hotel freiwillig ausgesucht hatte …

Danach bin ich dann direkt heimgefahren. Keine Lust, nochmal zu warten, genug Umsatz für meinen „halben Donnerstag“ und eine Menge Gedanken im Kopf zur erwartbaren Reaktion anderer Medien auf mein Stern-Interview, dass nun wohl bald mal veröffentlicht werden wird.

Das hat zugegebenermaßen nicht viel mit dem Taxi-Alltag da draußen zu tun. Das ist nun schon wirklich ein etwas speziellerer Schichtverlauf, der so hauptsächlich mir passiert. Und das ist toll und besser als Langeweile. 🙂

Nun der zum Datum passende Teil: Wir haben den ersten November und Ihr habt gestern entweder Kindern Süßigkeiten geschenkt oder Euch gegenseitig mit gruseligen Klamotten erschreckt. Ich war arbeiten. Und das vor allem, weil ich das Geld brauche. Trotz Stern-Interview und toller Dahlwitz-Fahrten ist das alles immer irgendwie am unteren Rand des Möglichen. Ich halte GNIT so werbe- und nervfrei wie möglich, aber die ganze Schreiberei kostet Zeit. Deswegen möchte ich hier den zweifellos überwiegend guten Seelen unter meinen Lesern so kurz vor meinem Geburtstag am 12.11. nochmal nahelegen, mir vielleicht etwas von meiner Wunschliste zu schenken.
Ebenso gut, dafür mit keinen Zusatzkosten verbunden, wäre die Option, die diesjährigen Weihnachtsgeschenke für die eigene Familie über meinen Amazon-Ref-Link zu kaufen. Ich weiß, ich bitte nicht als einziger darum, aber mit Sicherheit als der Netteste.
Oder der Ärmste, je nachdem, wo Ihr so lest. 😉

Das ist auch kein Gemecker, denn Ihr wart bislang wirklich verdammt gut zu mir. Leser wie Euch wünschen sich sicher die meisten Blogger. Aber ja, ich bin noch nicht so weit, dass ich auf diese Bitte ganz verzichten könnte. Hab Euch aber lieb, egal wie Ihr euch entscheidet. 🙂

6 Kommentare bis “Absicht, immerhin.”

  1. SaltyCat sagt:

    […]oder Euch gegenseitig mit gruseligen Klamotten gegenseitig erschreckt. […]

    *stups* ey … siehst es selber? *weiterstups*

  2. Dommuh sagt:

    Wie siehts mit Spendenbescheinigungen aus? 😀

  3. Sash sagt:

    @SaltyCat:
    Ähm, ja. 🙂 Ist erledigt.

    @Dommuh:
    Nee. Schlimm genug, dass ich ein bisschen bettele. Von meiner Gemeinnützigkeit zu überzeugen, wäre dann doch ein bisschen übertrieben, oder? 😉

  4. SaltyCat sagt:

    wo ist denn deine gemeinnützigkeit in zweifel zu stellen? ein gutgelaunter, seriöser Taxifahrer – das ist wie ein siebener im lotto … 😉

  5. Hannes sagt:

    Hallo Sash, erfahren wir auch, wann die Ausgabe mit dir erscheint?

    Die journalistische Kostbarkeit möchte ich ganz konservativ in den Händen halten und umblättern (das Schönste am Lesen).

  6. El Nico sagt:

    Da schaute ich nach längerer Zeit des Nichtlesens (Asche auf mein Haupt) mal wieder durch deinen Blog hindurch und dachte mir, es sei ja auch nun Weihnachten, und obwohl ich sonst ja eher stiller Leser bin, könnte ich ja eigentlich, und so….da sah ich, dass du auch Schuhe-Herumprobieren auf der Wunschliste hast, und dass es weiterhin offenbar Vans sein sollen. Sofern noch im Sortiment: Das Modell „Adder“ kann ich dir wärmstens ans Herz legen. Ist nicht so schlauchbootig, wie es auf Fotos aussieht, bestens verarbeitet, bequem, und preis-leistungsmäßig wirklich gut aufgestellt.

    Dann schau ich doch mal, was der Sash so bekommen möge, auch wenn es wohl erst nach Weihnachten ankommt. Alles Gute dir!

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