Halloween!

Ich sollte wohl irgendwas total unheimliches schreiben, dazu fehlen mir allerdings die Geschichten. Ein wenig auch die Laune. Außerdem hatte ich noch keine Halloween-Fahrgäste dieses Jahr. Absurder als letztes Jahr sollte es aber wahrscheinlich auch nicht mehr werden …

Dafür geht’s dann heute mal wieder in Sachen Medien hoch her, ich treffe mich nämlich mit einem Fotografen, der hoffentlich taugliche Bilder von mir schießen wird.*

Aller Voraussicht nach werden das nämlich wohl Fotos sein, die mich noch eine Weile begleiten werden. Es geht nämlich um die Illustration des schon vor Monaten geführten Interviews mit mir, das im Stern erscheinen soll. Und eine gewisse Auflage sagt man dem Magazin ja dann durchaus nach. Ich versuche das Ganze eigentlich nur möglichst flott über die Bühne zu kriegen. Aber das wird sicher … 🙂

* Dabei zweifele ich wesentlich eher am Motiv als am Fotografen.

Gute Tage

Dass ich mich über das gute Trinkgeld der beiden Russen so gefreut habe, ist denke ich verständlich. Es ist wirklich selten, dass die Menschen so viel Trinkgeld geben. Allerdings trifft das auf den vergangenen Sonntag gar nicht zu. Am Ende der nur halben Schicht sollte das gerade einmal das dritthöchste Trinkgeld bei 5 Fahrten gewesen sein. Und damit quasi unterdurchschnittlich.

Platz 1 war eine Lesertour. Das macht sie für mich nicht schlechter, sondern im Gegenteil besser – aber es verfälscht die Statistik natürlich ganz ordentlich, wenn ich jemanden mitnehme, der mir entweder noch fürs Bloggen danken will oder sich zumindest im Vorfeld schon total viele Gedanken übers Taxifahren und die Umstände des Taxifahrers gemacht hat. Ich schreibe das hier ja nicht zum Spaß, in Wirklichkeit ist das hier natürlich nur Teil einer Gehirnwäsche, die vom Taxigewerbe initiiert wurde. 😉

OK, weg vom Offensichtlichen.

Angefangen hatte der gute Lauf schon zu Beginn. Eine Fahrt ins Berghain, ganz lässig Abends um 7 Uhr. Was man in Berlin halt so macht. Wir führten eine nicht viel über Smalltalk hinausgehende Unterhaltung. Wie lange wird gefeiert, wie lange arbeiten Sie, wie läuft das Geschäft? So weit, so gut, aber auch nur eine Tour wie zig andere. Gleich von der Straße weg, 5 Minuten nach Losfahrt, in die „richtige“ Richtung, alles gut. Aber dass er dann die aufgelaufenen 9,80 € – ebenso wie eine Stunde später die Russen – mit glatten 15 beglich, war beeindruckend.

Wenn man trotz eines Nichtgebers am Ende pro Tour etwas über 5 € bekommen hat, dann geht man auch als Taxifahrer mal zufrieden nach Hause. 🙂

Vorurteile, mal wieder

Manchen gehe ich wohl ziemlich auf den Keks mit meiner vermeintlich „politisch korrekten“ Meinung. Ich ach so nerviger „Gutmensch“, der irgendwelche künstlichen Werte hochhält, weil: muss ja. Ich könnte das jetzt abkürzen und diejenigen Idioten nennen. Das mache ich gerne immer wieder, durchaus bewusst, und außerdem bin ich mir sicher, dass ich damit genau die Definition eines „Gutmenschen“ erfülle – nämlich ein guter Mensch versuchen zu sein und schlechten Menschen in den Arsch zu treten. So einfach könnte das sein.

Das Dumme ist: In gewisser Hinsicht verstehe ich die Schlechtmenschen (man beachte die hier nicht angebrachten Anführungszeichen!):

Denn ich bewerte Menschen auch nach ihrer Erscheinung.

Das tue ich nicht freiwillig, ich nehme mir immer wieder vor, da doch besser zu sein. Bin ich aber nicht. Ich hab auch meine Vorurteile, und noch dazu stelle ich fest, dass sie wie bei den meisten Idioten ebenso jeder Grundlage entbehren. Ich bewerte als Mann gerne attraktive Frauen höher als hässliche Kerle und stelle tatsächlich auch fest, dass mein Unterbewusstsein versucht, mich in ein rassistisches Arschloch zu verwandeln. Das tut es nicht ganz so normgerecht, ich fühle mich z.B. Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe immer näher als Weißen. Was aber nicht minder blöd ist als andersrum.

Und ich bin vorsichtig bei „Osteuropäern“.

Was für eine Scheiße, mal ganz ehrlich!

Aber ja, liebe „Man wird ja wohl noch sagen“-Menschen: Ich weiß, wie das ist, xenophob zu sein. Ich kenne dieses Gefühl, daran glauben zu wollen,  dass man damit Recht hat. Aber glücklicherweise bin ich keiner von den Evolutionsverlierern, die dann nicht einmal logisch weiterdenken können.

Und so fehlbar, wie ich nun einmal bin, stand ich an der Ampel. Zwei etwas verwegen aussehende junge Kerle machten mir mit Gesten klar, dass sie mit mir fahren wollten. Hervorragend! Sie stiegen ein und nannten in sehr gebrochenem Deutsch eine Zieladresse. Ein wohlbekannter Platz in Lichtenberg, eine gute 10€-Tour, für mich die Freude pur. Und doch hab ich ein bisschen Zweifel gehabt. Einfach so, des Akzents wegen. Ich Idiot.

Aber gut: Der eine konnte wirklich nur sehr schlecht mit mir sprechen, der andere eigentlich ganz ordentlich. Und er war witzig, ehrlich. Untereinander haben sie sich in ihrer Heimatsprache unterhalten, wovon ich nichts verstanden habe. In der Ecke hab ich wirklich keine Anhaltspunkte. Englisch kann ich halbwegs, bei romanischen Sprachen schwingt noch ein bisschen Verständnis mit, im östlichen Bereich kann ich nicht einmal zwischen polnisch und russisch unterscheiden. Und das, obwohl ich in Ostberlin mehr als zehnmal näher an Polen als an England wohne.

Wir legten auf der Tour noch einen Zwischenstopp ein, all das kriegten wir geregelt, trotz Sprachschwierigkeiten. Kein Grund, die Tour schlechter zu bewerten als irgendeine andere. Im Wohngebiet der beiden kannte ich mich fast null aus. (obwohl ich da vor über fünf Jahren fast einmal Pakete ausgefahren hätte, siehe mein eBook). In lustiger Zusammenarbeit zeigten die beiden mir den Weg, am Ende standen wir dort, wo sie hinwollten. Die zwei hatten mich – den Taxifahrer – auf dem kürzesten Weg ganz gut gelotst.

Die Uhr zeigte nun haargenau 10,00 € an. Ich selbst war schon jetzt zufrieden, trotz runder Summe. Ich hatte von den beiden Touren zuvor schon gut Trinkgeld und als nächstes stand eine Lesertour an. Fast perfektes Timing, besser jedenfalls als ich zu hoffen gewagt hatte. Der Tag war super, auch ohne die beiden. Dann aber meinte just der mit den größten Sprachmängeln (zumindest was sein Deutsch angeht):

„Zehn? Mache fünfzehn!“

Fünfzehn!

„Und chabe gute Abend, viel Arbeit und so!“

50% Trinkgeld. Das ist hammerscheißeselten! Überhaupt ist schon ein Fünfer hammerscheißeselten! Und ich saß nun da und hab das angenommen. Von zwei Typen, die ich einfach, weil sie einen bestimmten Akzent hatten, eher negativ eingeschätzt hatte. Manchmal fühlt man sich selbst richtig blöd. In dem Fall zu Recht!

Ehrlich, Leute: Auch ich will nicht bestreiten, dass es Idioten gibt. Und ja, vielleicht gibt es sogar mehr russische Idioten als deutsche. Aber jedes Mal, wenn jemand „die Russen“ scheiße findet, schließt er damit diese beiden witzigen Kerle mit ein, die einfach mal so spontan 99% der Deutschen beim Trinkgeld übertroffen haben. Regt Euch über Arschlöcher auf, so viel Ihr wollt. Da mache ich gerne mit. Aber Rassismus ist und bleibt scheiße, weil er dumm und falsch ist.

Geschwätzig

Klasse Kunde. Nicht sehr sympathisch und nach eigener Aussage aus einem Club rausgeflogen. Zudem betrunken, und zwar sehr. Zum Straßennamen, den er mir genannt hatte, wollte er keine Nummer nennen. Stattdessen sagte er an der erstbesten Kreuzung, ich könne hier sowohl rechts, als auch links oder geradeaus fahren. Rechts hätte etwa 40.000 km Umweg bedeutet, es wäre die komplett falsche Richtung gewesen. Geradeaus war ungefähr ebenso falsch*, aber er fand es in Ordnung.

Er lotste mich letztendlich zum Ziel (war natürlich eine andere Straße als die angegebene) und gab recht überraschend ganze drei Euro Trinkgeld.

„Mach mal zwanzig! Du bist nich‘ so geschwätzig, das find ich gut!“

Mal abgesehen davon, dass wir uns die Hälfte der Fahrt unterhalten haben: DAFÜR hab ich als Dauerquassler das erste Mal Trinkgeld bekommen. Obwohl ich mir vorher schon immer dachte, dass ich die Wünsche der Kunden halbwegs erspüren und mein Verhalten entsprechend anpassen könnte. Damit lag ich dann wohl nicht so falsch. 😉

*OK, es war nur ein Kilometer Umweg, aber ich bin da halt kleinlich …

Die MB-Braut

Ihr wisst, dass ich sehr tolerant bin. Ich weiß, dass ich selber meine Macken hab, folglich gestehe ich sie auch anderen zu. Und da ist mein Auto so ein Fall für sich. Denn schon rein aus Gewohnheit mag ich meinen kleinen Opel. Es ist zwar nicht mehr die 1925, aber es fühlt sich immer noch so an. Aber so sehr ich die Kiste mag, so sehr weiß ich auch um die Schwächen Bescheid. Als ob das das beste Auto der Welt wäre! So ein Quatsch!

Das beste Auto ist immer subjektiv.

Und ja, ich bin es wirklich mehr als nur gewöhnt, dass Leute sich extra eine E-Klasse aus der Taxischlange rauspicken. Und das ist wirklich ok. Ich freue mich zwar immer, mal 5 Minuten früher eine Fahrt zu kriegen, aber die krieg ich dann vielleicht als Großraumtaxi oder als sympathischer Typ. Und mal eben nicht. Passiert.

Ein bisschen geistig auf Abstand gegangen bin ich aber tatsächlich, als am Wochenende eine wasserstoffblonde und outfitmäßig die 80er-Jahre voll treffende Frau am Taxistand des Ostbahnhofs folgendes rumkrakehlte:

„So! Und jetzt suchen wir uns’n Schnuffi mit Mercedes! Wenn ich meine verfickte Kohle schon’n Assi in’n Hals schmeißen muss, dann aber bitte auch mit Sitzheizung und nich‘ irjend so’n Billigheimer!“

Das sind so die Momente, da würde ich mir den Stern von der Haube selbst abbrechen, wenn ich einen hätte.

Nun war das kein Ding. Ich war vierter, vor mir stand ein Prius, davor ein Mercedes – und die Pole-Position hütete ein weiterer Opelfahrer. Die wirklich unangenehm laute Dame mit ihren zwei gemischtgeschlechtlichen Anhängseln ist also zielsicher zum Zweiten und hat ihm dieses und/oder jenes ins Ohr gebrüllt. Ich hab’s ignoriert und überhört. War ja nicht meine Baustelle. Anstatt nun mitzufahren, hat die holde Schönheit nun aber die Türe zugeknallt und ist mit den anderen zum McDonald’s rein. Na jut.

Das Leben lief weiter, die ersten beiden Taxen verließen den Stand, plötzlich war die Gruppe wieder da. Und kein Mercedes mehr.

„Was’n jetzt Phase? Hat Schnucki sich klammheimlich verpisst, oder wat?“

trällerte das Blond durch die Gegend. Ich will da nicht zu viel reininterpretieren, aber ich kenne das. Vor Selbstbewusstsein strotzend befiehlt der ein oder andere Kunde gerne mal, dass wir ja nur kurz auf ihn warten müssten, um diese/jene, mindestens aber beste von allen Touren zu bekommen. Natürlich oft genug mit einer Zieladdresse, die keine fünf Kilometer entfernt liegt. Solche einseitigen Ansagen stoßen nur leider selten auf Gehör, schon alleine weil wir am Stand nix verdienen. Sicher, mit laufener Uhr warten Taxifahrer gerne auch mal länger. Aber ansonsten sind wir eben für alle Kunden frei, so ist das halt.

Aber gut. „Schnucki“ mit dem Mercedes war nun also weg. Egal. Ganz offensichtlich.

„Na los, dann nehmen wir halt die Gurke hier!“

sprach meine neue Lieblingsschreckschraube und deutete auf den Prius vor mir.

„Und jetzt verhandeln wir erstmal!“

Wer weiß, vielleicht waren das alles nur blöde Sprüche und die Fahrt war am Ende völlig ok. Ich aber war in dem Moment heilfroh, dass mein Kollege sie nicht abgelehnt hat und mir das Ganze damit erspart blieb!

Soso, die Wilhelmstraße …

„Könnten Sie mir sagen, wo hier die Wilhelmstraße ist?“

„Hier? Da muss ich überlegen. Mir wäre jetzt die in Mitte eingefallen …“

Das mit den doppelten Straßennamen in Berlin sitzt bei mir aber so fest, dass ich erst einmal eher in Betracht gezogen habe, in Laufweite des Ostbahnhofs eine Wilhelmstraße nicht zu kennen, als dass die Anfrage falsch sein könnte.

„Wir wollten weggehen und da haben die Polizisten da drüben gesagt, da wären Bars und es wäre nur eine Haltestelle entfernt von hier.“

„Hmm, also ich hätte Euch da ja eher zur Warschauer Straße geschickt …“

„Ach stimmt, die Warschauer. Genau das haben die auch gesagt!“

Also so viel Verhören ist doch nicht mehr normal, oder? 0.o

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wiedereingewöhnung

Ich war in der vergangenen Nacht nicht lange draußen. Ich wäre es gerne gewesen, aber das hat alles nicht gepasst. Ich musste unbedingt zum Onkel Doktor, damit der mir Medikamente verschreibt. Da der jedoch nur zu meinen Schlafenszeiten offen hat, musste ich selbige verschieben. Da ich den Schlaf verschoben hatte, konnte ich nicht pünktlich anfangen – und am Ende gab es auch einfach finanziell mehr Sinn, bis 0 Uhr zu warten, damit ich den Freitag noch als Kranktag abrechnen kann.

Aber gut, irgendwann um die Geisterstunde war ich dann tatsächlich auf dem Weg zum Auto und in einem Anflug wahnwitzigen Timings hat Jo es dann geschafft, mich 5 Meter vor meinem fahrbaren Untersatz anzurufen und mich für eine Tour zu bestellen. Das war insgesamt relativ kompliziert, denn die Kneipe kannte ihre eigene Hausnummer nicht, Jo vergaß einfach so mal das Zahlen und ich war ohnehin noch etwas durch. Alles in allem aber eine gute Einstimmung aufs wieder einkehrende Arbeitsleben. 🙂

Nach nicht einmal vier Stunden hab ich allerdings wieder den Rückzug angetreten. So ganz für Vollzeit bin ich nicht zu haben bisher.

Wer meine laxe Arbeitsmoral gleich im Vorfeld zu verdammen weiß, sollte bitte bedenken: Ja, ich scherze gerne rum, dass ich eigentlich nur faul bin. Aber ich hab ’ne ordentliche Asthma-Bronchitis und könnte locker bis nächste Woche zu Hause chillen. Ich will’s halt dieses Mal nicht, ich mag meine Arbeit ja. Und ich hab zudem einen Job, in dem ich es ohne Probleme auch „langsam angehen“ lassen kann. Deswegen: Heute wird es dann wieder ein bisschen länger!