Party gerettet

Wenn es mal läuft, dann läuft es. Also manchmal, in seltenen Fällen. An dem Abend auf jeden Fall. Die Schicht startete mit Winkern von Friedrichshain nach Neukölln, auf dem Rückweg eine Kurzstrecke vom schlesischen Tor zur Lausitzer, dort sofort wieder Einsteiger zum Freischwimmer und kaum, dass ich dann wenden wollte, stand er plötzlich da:

Jeans, weißes T-Shirt, ein Jacket über die Schulter geworfen, Sneakers an den Füßen, eine hellrötliche und leicht verfranste Frisur über grünen Augen und einem Gesicht mit markantem Schmiss. Und ein Lächeln, das die Narbe übers ganze Antlitz zu verlängern wusste. Ein bisschen zögernd stieg er ein, ich war beim Wenden ziemlich ugünstig an ihn rangefahren. Dass er vorne einsteigen konnte, schien ihn zu irritieren. Wie so viele. Aber er taute schnell auf, ich bin ja jetzt auch nicht unbedingt ein Eisklotz im Auto.

Es ging mal wieder darum, eiligst eine Party zu retten. Dieses Mal nicht mit einem Netzteil für den DJ-Laptop, sondern gleich mit der vergessenen Musiksammlung. Die allerdings erklärte mir mein – im übrigen mal wieder englischer – Fahrgast jedoch recht schlüssig: Sein Kumpel, für den er und ich jetzt diese Boten-Tour erledigten, hatte gar nicht vor aufzulegen. Er war einfach nur DJ und privater Gast auf einer Jungesellenabschiedsparty. Aber ebenso wenig, wie man als Blogger durchs Leben gehen kann, ohne seinen Kollegen Computerfragen zu beantworten, kann man offenbar DJ sein, ohne auf Parties aufzulegen.

Und nun waren ich und der gutgelaunte Rotschopf dabei, in der Adalbertstraße kurz eine externe Festplatte oder einen USB-Stick zu holen. Müssen ja heute glücklicherweise nicht mehr ganze Plattenkisten sein. Während die Fahrt so prima lief, dass ich dem Typen nach 5 Minuten Weg nicht einmal ein Pfand abgenommen hab, bevor er ins Haus sprintete, war das mit dem Verkehr schon ein ganz anderes Kaliber. Der südliche Teil der Adalbertstraße ist immer noch (Wahrscheinlich auf Dauer oder so -.-) nur in Nordrichtung durchfahrbar, dank des Andrangs dort in den Abendstunden fährt natürlich trotzdem jeder Vollhorst erst einmal in die enge, zugeparkte und von Fußgängern durchwatschelte Straße rein, um zu gucken, ob auf den hundert Metern nicht vielleicht ein Parkplatz frei ist. Danach wird unter Zuhilfenahme der Hupe möglichst gemeingefährlich gewendet.

Und ich stand mitten drin und hab mich irgendwann einfach neben das Taxi gestellt und grinsend eine geraucht. Für die Unterhaltung zahlen andere teuren Kino-Eintritt. 🙂

Irgendwie hab ich es ohne Beule geschafft, das Auto am Ende auch wieder herauszumanövrieren und zu wenden, an Bord wieder den gut gelaunten Briten, der sich die letzten Minuten mit einer geradezu infantilen Begeisterung mit mir über meinen Beruf unterhalten wollte. Die für die ganze Action eigentlich recht mageren 12,80 € hat er am Ende großzügig auf 15 aufgerundet und sicher noch eine Menge Spaß gehabt in der Nacht. Wie ich ja auch. Nach vier Touren inklusive einer geretteten Party wollte ich eigentlich mal wirklich Pause am Bahnhof machen. Aber selbst dazu kam ich nicht. Eine Winkerin nach Baumschulenweg.

So muss Taxifahren dort aussehen, wo die Fahrer nicht über ihre Umsätze meckern. In Utopia oder so. 🙂

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