Streitfrage Wechselgeld

Was für eine Tour!

Ich hab am Ostbahnhof keine 10 Minuten gewartet, dann stieg mir an der letzten Rücke ein Rentnerpärchen ein. Beide total lieb, gesprächig, und zudem nicht aus Mitte. Satte 27 € sollte die Uhr bei Fahrtende anzeigen, und das, obwohl ich mal wieder vergessen hab, das Taxameter anzuschalten – und es erst anderthalb Kilometer nach dem Start nachgeholt habe.

Als wir ihrem Stadtteil – in dem sie seit 1936 (!) leben – näher kamen, wurde es etwas unruhig auf der Rückbank. Er nestelte bereits im Portemonnaie und zischte gelegentlich zu seiner Frau rüber, ob sie ihm noch 10 € hätte. Die erwiderte, ebenso geflüstert, irgendwas ablehnendes, ich hab mich ernsthaft gefragt, was das Problem ist. Hoffentlich keine 200€-Banknote …

Das Genestel und das Münzenklappern ging weiter bis vor der Haustüre. Dort öffnete ich ihm erst einmal den kindersicheren Verschlag und finde ihn, immer noch nestelnd und seine Frau anbettelnd vor.

Er sah mich ein bisschen irritiert an und stotterte:

„Das, ich muss noch kurz gucken, ob ich vielleicht … ich hab doch vorher noch, wo ist denn der …?“

Meine Sorgen hatten sich komplett in Luft aufgelöst. Aus dem Geldbeutel ragten sichtbar ein paar Fünfziger. Dass sie die Fahrt mit einem solchen begleichen, hatte ich eigentlich ohnehin erwartet. Die Sorgen waren allerdings noch unbegründeter …

„Ich find jetzt leider, das tut mir, wo ist denn … ach je! Sagen Sie, geht das vielleicht, dass Sie mir einen Zehner zurückgeben?“

Und hielt mir zwei Zwannis hin.

Leute, Leute! Ich weise zwar gerne drauf hin, dass wir nicht viel Wechselgeld dabei haben – und ich freue mich über jede halbwegs passend bezahlte Fahrt. Aber wegen einem Zehner Rückgeld braucht man doch keine acht Minuten lang Panik schieben! 🙂

Aber ja, ich find’s auch lieb. Keine Frage. Gefreut hab ich mich also trotzdem.

8 Kommentare bis “Streitfrage Wechselgeld”

  1. Shpen sagt:

    öfter mal was neues… naja gerade ältere Mitbürger zahlen ja, zumindest gefühlt, gerne passend. Ich finde es toll das du bereits nach so kurzer Wartezeit eine doch recht nette Fahrt hattest, wobei alle Taxifahrer sich ja einig sind, dass die Länge der Tour propotional zur Länge der Wartezeit abnimmt… ob das jetzt stimmt wüsste ich sehr gerne, vielleicht sollte man dazu mal Studien anstellen?!

  2. Sash sagt:

    @Sphen:
    Ich tippe wie bei so vielem auf selektive Wahrnehmung. 🙂

  3. Senfgnu sagt:

    Ach, jede Berufsgruppe hat doch ein eigenes Gesetzbuch von Murphy 😉

  4. Felix sagt:

    Wer weiß, vielleicht hat er mal von einem lieben Kollegen einen netten Anschiss bekommen 😀

  5. Sash sagt:

    @Senfgnu:
    Auch wieder wahr. 🙂

    @Felix:
    Ich vermute das fast.

  6. Taxler sagt:

    Ich habe immer mind. 500 Euro an Wechselgeld dabei. Diese sind verteilt auf 2 Geldbörsen. Wenn ich zur Bank gehe, dann hole ich mir 1 Euro Münzen meist. Es kommt aber doch oft hin.
    Oft nerven die Kollegen am Flughafen und wollen einen 50 Euro Schein gewechselt haben.
    Das Problerm hatte ich noch nie und ich sehe es nicht ein, dass ich die Wechselkasse bin. Eine weibliche Taxifahrerin kam einmal und hatte bei mir gewechselt. Jetzt kommt die ständig und nachdem sie fragte, ob es nicht gefährlich sei, so viel Wechselgeld zu haben, bekommt die nichts mehr von mir.
    Nervige Tankstellenbesuche usw., darauf habe ich keine Lust mehr. Kreditkatenzahlungen, ohne Trinkgeld usw.. Du hat es gut in Berlin, da ihr 1,50 Euro verlangen könnt.

  7. Aro sagt:

    @Taxler
    500 EUR? Du musst ja extrem hohe Umsätze haben, wenn Du so viel Wechselgeld vorrätig hältst.

  8. Sash sagt:

    @Taxler:
    Also ganz im Ernst: 500 € Wechselgeld und dann nicht mal Kollegen wechseln lassen?
    Gut, ich kenne deine Kollegen nicht. Aber da bin ich doch froh, hier mit den Kollegen ein entspannteres Verhältnis zu haben!
    Mit meinen 55 € in Scheinen wechsel ich vielleicht jede zehnte oder zwanzigste Schicht mal was, davon nur jede dritte oder vierte bei Kollegen. Mein Aufwand hält sich in sehr überschaubaren Grenzen …

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