Mein Feiertag

So, der erste Mai steht vor der Türe.

„Wie sieht’s aus? Fährste am ersten?“

„Nö, wie jedes Jahr.“

„Is‘ wohl besser so, nich‘ dass de Ärja kriechst mit all de Chaoten …“

Das ist jetzt der fünfte erste Mai in der Firma und mein Tagfahrer weiß immer noch nicht, dass ich wohl auch einer von „de Chaoten“ bin – im Übrigen einer derjenigen, der immer am ersten Mai mit dem Taxi heimfährt, also als Kunde. Hat sich eher zufällig eingebürgert, ist inzwischen aber festes Ritual. Und auch wenn ich nach den unerträglich langen Tagen (also wirklich Tag, mit Sonne und so) ins Taxi falle, rieche ich sicher nicht unbedingt nach Blümchen und Frühlingswiese – die Fahrer, die mich trotzdem mitnehmen, haben es aber definitiv nie bereut. Wenn ich fertig oder wie letztes Jahr auch etwas angetrunken bin, dann bin ich trotz leerer Haushaltskassen doch immer ein Freund davon gewesen, großzügig aufzurunden. Am ersten Mai gebe ich jedenfalls – sobald auch nur der Hauch einer Berechtigung besteht – ein Trinkgeld, das ich selbst verbloggen würde.

So wie es die netten Kunden an Weihnachten und Silvester machen, weil wir ja „ach je“, selbst jetzt noch arbeiten müssen. 🙂

Ich hab keine Ahnung, wie mein Schlafrhytmus bis morgen sein wird, aber egal: Wenn mir nicht eine handfeste Krankheit in die Quere kommt, bin ich sowohl vormittags zugegen, um das blöde Nazipack vor der Haustüre meiner Chefs wegzujagen, als auch in den Abendstunden bei der revolutionären Mai-Demo in Kreuzberg. Hat ja jeder so seine Feiertagsvorhaben.

Dass ich mich natürlich besonders freuen würde, irgendwen von euch ausgerechnet bei einer Anti-Nazi-Aktion kennenzulernen, versteht sich von selbst. Ansonsten wünsche ich insbesondere allen Berlinern einen gutgelaunten und feierintensiven ersten Mai!

Kommet zuhauf, fahrt mit dem Taxi, wo es nur geht – und nie vergessen:

Kein Sex mit Nazis!

Aber wem sage ich das? 😉

29 Kommentare bis “Mein Feiertag”

  1. elder taxidriver sagt:

    Bei Wikiquote steht dieses Zitat , von dem berühmten österreichischen Kabarettisten Gerhard Bronner:

    ‚Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen: Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus.
    Man kann intelligent und Nazi sein, dann ist man nicht anständig.
    Man kann anständig und Nazi sein, dann ist man nicht intelligent.
    Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi.

  2. Smilla sagt:

    Ich bin ja absolut kein Freund von kurzfristigen Terminen, aber jetzt hast du mich glaub ich überredet, morgen früh aufzustehen.

  3. Sphen sagt:

    Schade, ich muss ja heute Nacht arbeiten… naja ich will auc ich mag die Schicht, und 10 Stunden Bahnfahrt sind auch nicht grade wenig, von daher, mich wirst du nicht kennen lernen. Und da ich Berlin nicht mag, ist es wohl ehr unwahrcheinlich dass wir uns je kennen lernen.

    LG Sphen

  4. Bernd sagt:

    Ich hoffe du bist morgen auf twitter erreichbar 🙂

  5. elder taxidriver sagt:

    Was zieht man da so an bei dem Folklore-Event?
    T-Shirt, oder Kapuzenpulli und Hose mit viel Stoffreservoir im Schritt? Oder lieber doch etwas Bequemes ?

  6. Taxi Tino sagt:

    Ich glaube aber das dein tagfahrer eher die als kaoten meint, die mit blinder Zerstörungswut anderer Leute Eigentum nicht respektieren. Oder zündest du Autos an? Ich glaube nicht. Also wünsche ich friedliches Nazi verjagen.

  7. Roichi sagt:

    Dann bis morgen in Schweineöde. Vielleicht sieht man sich ja dort.

  8. sb sagt:

    Ich arbeite am Tag der Arbeit. War so nicht geplant, aber wenn es der Kunde unbedingt wünscht.

    Wenn du Donnerstag wieder arbeitest, ich komme wie üblich Tegel an.

  9. Nietsgua Bokaj sagt:

    Natürlich sind die Chaoten vor allem diejenigen, die in schwarzen Kapus die ach so Revolutionäre 1.Mai-Demo anführen. Die spätestens Ecke Rudi-Dutschke-Straße gerne mal öffentliches oder anderer Leute privates Eigentum anzünden und Pflastersteine auf Polizisten werfen, die eigens wegen anderer Menschen revolutionärer Feiertagsgestaltung aus dem ganzen Bundesgebiet angekarrt werden und arbeiten müssen. Das hat im übrigen dann auch weniger mit Anti-Nazi-Aktion zu tun, als vielmehr mit unaufgearbeiteten Kindheitsproblemen. Von den Kosten, für die der Steuerzahler aufkommen darf, reden wir gar nicht erst. Aber Hauptsache, es gibt keine Luxuswohnungen mit zwei Waschbecken in einem Badezimmer an der Frankfurter Allee.

  10. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Nettes Zitat. Und ich trage immer bequemes. 🙂

    @Smilla:
    Wow, so viel Agitationspotenzial hab ich mir gar nicht zugetraut. 😀

    @Sphen:
    Man weiß ja nie. Dann aber auf jeden Fall viel Spaß bei der Arbeit!

    @Bernd:
    Ich versuch’s zumindest.

    @Taxi Tino:
    Danke.
    Und Du hast Recht: meine Liste vorsätzlicher Sachbeschädigung hält sich in sehr engen Grenzen. 😉

    @Roichi:
    Mal sehen. Wer weiß …

    @sb:
    Ich werd aller Voraussicht nach nicht arbeiten an diesem Donnerstag.

    @Nietsgua Bokaj:
    Und alle Internet-Kommentatoren sind geistesgestörrte Irre, die fremden wortreich ihre verquere Weltsicht aufquatschen wollen, ich weiß …

  11. Nietsgua Bokaj sagt:

    Während die wahrhaft Erleuchteten ihre geistigen Ergüsse natürlich in ihrer eigenen Zeitung zum Besten geben. Oder wenigstens im eigenen Blog.

    Nun mal ganz im Ernst. Seitdem ich vor wenigen Jahren hautnah miterlebt habe, wie ein Haufen verzogener Anarcho-Bengel bei ihrer Drecksdemo nicht mal für einen mit Blaulicht und Sirene ankommenden Krankenwagen Platz machen wollten, habe ich für diese Wichser keinen guten Gedanken mehr übrig. Dafür umso mehr für Wasserwerfer und Schnellgerichte. Wenn dir das zu verquer ist, kannst du es ja löschen.

  12. Sash sagt:

    @Nietsggua Bokaj:
    Ich hab überhaupt nichts gegen Kritik an Idioten. Aber ich finde es ein Unding, auf eine Ankündigung, zu einer Demo zu gehen, einfach pauschal über eine Gruppe von Menschen herzuziehen.
    Wenn ich mir einzelne Erfahrungen rausgreife … ich hätte noch einige Rechnungen offen, das kannste mir glauben. Aber ich geh‘ auf ’ne Demo. Nicht weil, sondern obwohl da wahrscheinlich auch ein paar Steine fliegen. Im Übrigen traditionell im schwarzen Block. Und deswegen find ich es einfach unverschämt, von Leuten wie Dir gleich an den Kopf geschmissen zu bekommen, was für asoziale Arschlöcher „wir“ doch alle sind.

  13. Franky sagt:

    Mimimi, Antifa doof!

    (Kommentar leicht bearbeitet, Sash)

  14. Sash sagt:

    @Franky:
    Also jede Beleidigung muss ich mir auch nicht anhören. Verpiss Dich einfach, wenn Dir Nazis leid tun!

  15. Ana sagt:

    Man sollte ein Nazidemonstrationsverbot verhängen für Tage an denen Linke verkatert sind.

  16. Nietsgua Bokaj sagt:

    Meinen ersten Kommentar bitte noch mal genau lesen. Insbesondere den ersten Satz. Und da insbesondere noch mal das Ende. Wenn du dich dann immer noch angesprochen fühlst, bist du wohl auch gemeint.

  17. Hummelchen sagt:

    Gegen Nazis muss man einfach aufstehen,so ein elendiges Lumpenpack brauch kein Mensch!
    Wer heute noch an sowas wie reine und/oder überlegene Rassen glaubt,der ist einfach blöd bis ins Mark-ein Intelligenzvollverweigerer in meinen Augen.
    Ich hab persönlich mit dem schwarzen Block nichts am Hut,aber das muss nun wirklich jeder für sich selbst entscheiden.Ich finde es nur nicht ok wenn es Unbeteiligte erwischt.
    Ich hoffe mal du tust nix,was du nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. 😉
    In diesem Sinne-NAZIS RAUS!

  18. Bernhard sagt:

    Tutut!
    Ich als Bär setze ja auf die befreite Gesellschaft, in der der Sash Taxi fährt, weil es ihm Spaß macht – oder halt auch nicht. Auf jeden Fall muss er nicht mehr sein Arbeitskraft (Humankapital) zugunsten seiner Reproduktion (Leben und so…) verkaufen (Höhö, habe ich bei dem ollen Marx geklaut).
    Ich als alter Kuschelbär in da viiiiiiiiiiel schlechter dran: Wenn ich nicht kuscheln will, sondern nur Kontaktliegen, dann werde ich rausgesetzt – so ein Scheiß? Mit anderen Worten (M.a.W.): Ich muss mein Kuscheltierdasein verkaufen, damit ich gekuschelt werde.
    Kuscheltierbefreiungsfront !!!! (müsst ihr mal nach googlen)

    Bernhard

    p.s. Nazis gibt es in meiner Gesellschaft eh nicht mehr!

  19. Sash sagt:

    @Ana:
    Oder weniger saufen … 😉

    @Nietsgua Bokaj:
    Nein, tut es nicht. Aber es ist und bleibt so albern und unsachlich wie meine erste Antwort.

    @Hummelchen:
    Keine Sorge, tue ich nicht. 🙂

    @Bernhard:
    Hmm, da hast Du es wirklich noch schwerer als ich. 🙁
    Und um mich brauchst Du dir auch nicht groß Sorgen zu machen, ich komme schon ganz gut klar. Da haben andere wesentlich mehr zu leiden als ich.

  20. S-Man sagt:

    Ich gehe nicht mehr auf Anti-Nazi-Demos. Ich singe auch nicht auf Konzerten im Chor „Nazis raus“. Nicht weil ich Sympatisant bin, sondern weil ich die Scheinheiligkeit der Menschen verachte.

    Ich hab schon als 11jähriger Hass auf Neonazis geschoben, bedingt durch ein sehr rechtes Viertel, in dem ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, aufzuwachsen. Habe immer an vorderster Front gepöbelt, aufgeklärt und jahrelang jeden noch so lustigen Hitler-, Nazi-, Rassisten-Witz oder -Vergleich verurteilt. War nicht immer einfach.

    Und dann das Schlüsselerlebnis. Ärzte-Konzert. Tausende Stimmen brüllen „Nazis raus!“. Nächster Tag. After-Show-Party in einem kleinen Club in F’Hain. DÄ-Fanparty. Kommen 3 von diesen hässlichen Visagen rein. Und was ist mit „Nazis raus“ oder den an der Tür klebenden Sprüchen wie „Kein Eintritt für Nazis“? Nix. Mit den Leuten wurde ernsthaft Arm in Arm gefeiert. Zu „Schrei nach Liebe“ standen sie etwas abseits aber danach haben die Penner mitgefeiert. Noch nicht mal friedlich, die pöbelten nach Strich und Faden. Und keiner tat was. Keiner von denen, die vermutlich tags zuvor gegröhlt hatten. Kein Security, kein Angestellter des Clubs. Es herrschte Friede Freude Pfirsichtorte. Mir wurde schlecht und ich bin gegangen.

    Und das habe ich später immer und immer wieder erlebt. In Massen demonstrieren oder auf Konzerten brüllen kann jeder. Wenn es aber hart auf hart kommt, macht keiner das Maul aus. Das ist Heuchlerei. Das brauche ich nicht.

    Mein Wort zum Freitag.

  21. Sash sagt:

    @S-Man:
    Ich kann deinen Ärger voll und ganz verstehen. Aber der Zusammenhang zwischen fehlender Zivilcourage und breiten Anti-Nazi-Protesten ist doch allenfalls, dass man von denen, die sich nicht gegen Nazis stellen, auch keine Zivilcourage im Einzelfall erwartet, oder?
    Gut, mit Nazis auf einer DÄ-Party feiern ist wirklich die Grenze der Absurdität. Was sich aber wohl die Kumpels der Nazis dazu gedacht haben …
    Massenveranstaltungen sind zweifelsohne ein niederschwelliger Zutrittspunkt , das ist wahr. Und es hat auch nicht jeder so viel Erfahrung wie Du in der direkten Konfrontation, bzw. so viel Mut und Ausdauer. Aber wieso macht das eine das andere schlecht?

  22. Bernd K. sagt:

    Hier der Hinweis auf einen kleinen Vorfall in Nürnberg, der auch irgendwie zum Thema passt:
    http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/kampfsportler-polizist-macht-mit-nazis-kurzen-prozess-1.2878472

    Aber was will der letzte Absatz sagen? Haben die Nazis die Polizisten mit „Zecken“ verwechselt? Bekommen dann bei Gericht mildernde Umstände?…

  23. Sash sagt:

    @Bernd K.:
    Keine Ahnung. Ist jedenfalls eine reichlich skurrile Meldung.

  24. highwayfloh sagt:

    Full ACK und nen guten Spruch gleich mit dazu für zukünfte Begegnungen mit den „harten Deutschen“:

    „Du willst hart sein – Kammerad?“ „Bekenne Farbe und lass die Hosen runter!“
    „Ein *echter, harter* *Deutscher hat gepiercete Hemmoriden!“

    Was glaubste wie die doof gucken! *schallend lach*

  25. Sash sagt:

    @highwayfloh:
    Sicher. 🙂
    Aber an der Rechtschreibung arbeiten wir noch, oder?

  26. highwayfloh sagt:

    @Sash:

    nach ein paar Halben sei mir der ein oder andere Tippselfehler gewiss verziehen, oder (und selbst da achte ich drauf, die Grammatik so gut wie möglich einzuhalten… 😉 )? Noch dazu wo ich auf zwangsläufig auf eine Standard-Tastatur umsteigen musste, da meine Ergo-Tastatur streikt.

    PS:

    hast übrigens Email an Deine Blog-Email, bitte mal lesen und ggfs danke für die Unterstützung

  27. S-Man sagt:

    Ich habe nicht gesagt, dass es schlecht ist. Wenn jemand neben mir auf einem Konzert brüllt, und es auch ehrlich meint, und am nächsten Tag entsprechend agiert, finde ich das wunderbar. Mir gehen nur die auf den Senkel, die brüllen, weil sie bunte Haare haben und auf einem „Punk“-Konzert sind – und eben NICHT entsprechend agieren. Das ist Heuchelei und widert mich an. Und leider glaube ich von sehr vielen Menschen gerade auf DÄ-Konzerten, dass sie nichts dergleichen tun.

    Ich war bei mehrere Anti-Nazi-Demonstrationen in Cottbus dabei. In dieser Stadt ist es schwer, dann nicht gefühlte 100 Bekannte zu treffen. Aber bei sehr vielen weiß ich, dass sie im Ernstfall lieber wegsehen, als etwas zu tun. Wie gesagt, ich habe nix gegen die Großaktionen an sich. Ich mag nur nicht, wenn sich da Leute tummeln, weil sie mal wieder „eine gute Tat“ brauchen oder von Freunden genötigt wurde. Es fehlt mir zu oft die Überzeugung – oder vielleicht auch die Aufklärung…

  28. Sash sagt:

    @highwayfloh:
    Die ist irgendwie nicht angekommen oder untergegangen …

    @S-Man:
    Das verstehe ich vollkommen. Auf der anderen Seite sind derartige Großaktionen aber für viele auch nötig, um sich mal bewusst zu machen, dass man nicht der einzige ist, dass man überhaupt etwas machen kann usw. usf.
    Ich denke, das ist ohnehin immer eine Gratwanderung. Denn wo fängt die Eigeninitiative „richtigerweise“ an? Beim Eingreifen bei Übergriffen. Sicher, hoffentlich. Fragst Du bei passiveren Leuten, dann finden sie es vielleicht schon ausreichend, wenn Du keine Nazis wählst oder mal einen Stand mit Flyern mitbetreust. Fragst Du aktive Antifaler, sagen die unter Umständen, jedem Träger von Naziklamotten gehört hinterrücks eins übergebraten, auch wenn’s nachts auf’m Friedhof ist.
    Ich find Heuchelei ganz sicher scheiße. Und auf ein DÄ-Konzert gehen und am nächsten Tag mit Nazis einen saufen gehen ist unter aller Sau. Aber auf der anderen Seite hab ich schon einige Oi-Skins kennengelernt, bei denen das am Anfang auch so war, die aber mit der Zeit inklusive einiger eher strammer Kameraden einen klaren Kurswechsel nach Links gemacht haben – und da freue ich mich nachträglich um jeden, der mitgeschleift wurde. Kann sicher nicht als Verhaltensvorschlag gelten, klappt aber offenbar im Einzelfall auch mal. Wie man es macht, isses verkehrt …

  29. highwayfloh sagt:

    @Sash:

    verlinke mal direkt auf den Artikel in meinem Blog wenn Du erlaubs (kannst ja den Kommentar wieder rausnehmen:

    http://highwayfloh.netzkneipe.net/2013/05/unsere-demokratie-muss-verteidigt-werden/

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