Ich schreibe ja über vieles im Taxi, erstaunlicherweise aber sehr wenig über Quittungen. Das hat einen eigentlich recht banalen Grund: Quittungen sind öde! Eine Quittung ausstellen ist so langweilig und belanglos, dass ich nicht einmal darüber nachdenke und in 90% aller Fälle nicht einmal eine ordnungsgemäße anfertige. Nicht unabsichtlich: Eigentlich müsste ich nämlich die Fahrtstrecke auch aufschreiben, erfahrungsgemäß braucht das keine Sau. Und ich frage mich ohnehin, wie das gemeint ist. Im Alltag hat sich die Angabe von Start- und Zielpunkt eingebürgert, streng genommen ist das allerdings nicht unbedingt eine Streckenbeschreibung. Aber egal!
Ich schneide das Thema Quittungen im Taxi deswegen an, weil sie gestern Abend alle waren. Das – hier mal ein Lob an meinen Tagfahrer – war in nun bald viereinhalb Jahren meines Wissens nach das erste Mal der Fall. Ich selbst könnte zwar bei der Abrechnung auch welche mitnehmen, ansonsten bin ich aber schlicht nicht zu Bürozeiten unterwegs. Wenn es eng wird Nachschub holen ist da nicht drin.
Aber seit ich mich an dieses Taxi erinnern kann – und das kann ich so ungefähr bis zu einem Kilometerstand von 120.000 zurück – waren immer Quittungsblöcke im Auto. Der eine in aktueller Benutzung sowieso, darüber hinaus aber eben auch Ersatz im Handschuhfach. Es war bisher nur wenigen von euch vergönnt, mal einen Blick ins Handschuhfach der 1925 zu werfen, aber erst diese Woche kam es dabei zu folgendem Ausspruch:
„Sieht aus wie meines!“
Und bei meinem bescheidenen Kenntbnisstand bezüglich bundesdeutscher Handschuhfächer kann tatsächlich davon ausgegangen werden, dass jenes der 1925 keine Ausnahme ist: es ist hemmungslos zugemüllt. Glücklicherweise nur mit Papier, nicht mit irgendwas Schimmligem (wie Mais, um mal eine Referenz ans Tagesgeschehen jenseits Berlins anzubringen). Im aktuellen Fall allerdings nicht mit Quittungsblöcken. Und so stand ich dann da. Mit drei verbliebenen Quittungen. Puh!
Lithrael hat gestern auf Twitter gefragt:
„Wie oft wird denn überhaupt eine Quittung fürs Taxi verlangt?“
Da könnte ich meine gestrige Erfahrung nehmen und sagen: immer eine mehr, als man dabei hat wenn es mal knapp ist. 🙂
Im Ernst: Es ist sehr sehr unterschiedlich. Vor allem wahrscheinlich zwischen Tag- und Nachtschicht. Aber auch ich hatte schon Schichten mit 20 Fahrten ohne eine einzige Quittung und Schichten mit 10 Touren, von denen 8 quittiert werden sollten. Bei mir sind es meist weit unter 50% Quittungen, vor allem, da ich viele Touris von Clubs ins Hotel fahre.
Andererseits sollte man nicht vorschnell sein. Gerade aus den Clubs strömen immer auch mal ein paar kreative Köpfe aus der hiesigen Szene und lassen sich für die Fahrt sicherheitshalber einen Beleg ausstellen, weil man ja nie weiß, ob das sechsstündige Tanzen im Berghain nicht vielleicht doch eher so eine Art Geschäftsanbahnung war … 😉
Man kann es also einfach nicht wissen. Vor allem aber muss ich Quittungen mitführen. Das höchstwahrscheinlich recht geringe Ordnungsgeld ist zwar im Gegenzug zu einer Schicht riskierbar, aber den potenziellen Ärger mit Fahrgästen sind solche Papierfetzen einfach nicht wert.
Wie hab ich das Problem gelöst?
Nein, nicht selbst geschrieben! Da hätte ich sicher die Hälfte vergessen. Vom Aufwand mal ganz abgesehen …
Nee, ich hab mich einfach glücklich geschätzt, in einer größeren Firma zu arbeiten. Man trifft ja immer mal wieder nette Kollegen:
Fürs Wochenende sollten wir jetzt erst einmal wieder genügend Quittungen haben. Da hätte mein Tagfahrer ja eigentlich auch drauf kommen können …
Hatten wir auch einmal. Jetzt gibts nur noch einen laserdrucker. Obwohl es schneller geht, vermisse ich die alten blöcke. Hatte früher einfach mehr stil. Ca. 30 % meiner kunden fragen nach einer rechnung (tagschicht). Nachts maximal 10%. Mfg martin
Mich würde mal interessieren, ob die hiesigen Finanzämter bei den Steuererklärungen der Fahrgäste das banale Kreuzchen bei „Stadtfahrt“ in jedem Fall akzeptieren. Weiß das jemand?
@martin:
Quittungsdrucker sind ja noch eine ganz andere Sache. Das trifft mich bisher noch nicht.
@daju77:
Also wenn ich meinen Kunden glauben darf, dann ja. Ich muss allerdings zugeben, dass das natürlich eine dürftige Quellenlage ist …
‚Sein Handschuhfach war immer picobello‘ .
Ob das ne gute Grab-Inschrift für mich wäre?
(Noch lange hin, vermutlich, genug Zeit was andres auszusuchen..)
In diesem Zusammenhang fällt mir der alte Paech ein, von der Brot-Firma. Früher in Berlin sehr bekannt durch die U-Bahn-Werbung:
‚Und der Orje sprach zu Kulle: Haste nich ne Paech-Brot -Stulle?‘
Ich weiß nicht, was auf dessen Grabstein steht, aber in der Todesanzeige stand als Spruch: ‚Brot war sein Leben‘.
Schimmeliger Mais im Handschuhfach? Diese Referenz hab ich nicht verstanden – und auch Google hat dazu nix ausgespuckt. Hab ich irgendwas verpasst?
Richtig, was hats mit dem Mais auf sich??? 😀 Ein sehr interessantes Mysterium 😉 Aufklärung bitte!
@daju77
Ich hatte gerade eine Umsatzsteuersonderprüfung und die Taxibelege mit Stadtfahrt wurden akzeptiert (was alle meine Taxibelege waren). Diese Aussage hat natürlich keine Allgemeingültigkeit, vielleicht war der Prüfer in dem Punkt auch eher großzügig.
Zu Quittungen kann ich nix beitragen, die sind wirklich öde.
Aber zum schimmligen Mais: der sollte als Viehfutter verwendet werden. Ist der neueste landwirtschaftliche Skandal, der grad so kursiert.
Wer mag, hier der SpOn-Link:
Hm, hat mal wieder nicht funktioniert mit dem Link. Aber googeln kan ja jeder…
Erstmal vielen Dank für die so ausführliche Beantwortung meiner Frage und Stillung meiner Neugierde!
Ich muss ja auch ab und zu Quittungen schreiben (Gastronomie neben Studium) und da gibt es die unterschiedlichsten Gründe… Meistens sind es die Betreuer vom Wohnheim hier um die Ecke, manchmal Menschen die hier sowas wie ein geschäftliches Treffen haben und bei manchen… also ich würde mir ja keine Quittung ausstellen lassen, wenn ich alleine einen Milchkaffee getrunken hätte 😉 aber jeder wie er will.
Heute hatte ich noch keine Quittung, dafür hatten die Kollegen von der Spätschicht den Schlüssel zum öffnen der Kasse in eben jener eingeschlossen 😀
Handschuhfach; Durfte mal „Ersatzweise“ einen unserer Touran fahren, mein Kollege hatte Arzttermine, und mein Wagen stand in der Werkstatt, das war
im Sommer. Irgendwann einmal der Blick ins Handschuhfach, weil ich irgendwas suchte. Dort lag dann eine Tüte mit so rosafarbenem Papier, eben das typische papier, in dem beim Schlachter Fleisch, etc eingepackt wird. Hab dann das Handschuhfach schnell wieder geschloßen…
Wochen später höre ich dann, das der Wagen anfing zu stinken, und zwar recht bestialisch. Bis mal einer das Handschuhfach öffnete….
Zu dem Zeitpunkt gab es nur drei feste Fahrer auf dem Wagen, wochentags eine feste Tag- und Nachtschicht, und am WE eine feste Nachtschicht. Wochenenden am Tage stand der Wagen. Natürlich wollte das von den Dreien keiner gewesen sein!
@elder taxidriver:
Eigentlich eine schöne Grabinschrift. 🙂
@anicca:
Danke für die Aufklärung!
@Lithrael:
Manche sammeln die wahrscheinlich auch einfach so privat für ihr Ausgabenheftchen oder sind Messies oder oder oder …
Ich selbst gehöre eher zu den Typen, die sämtliche Quittungen immer vergessen und verschlampen. Und das wird so langsam als Freiberufler eine Geldfrage …
@Maik aus Wilhelmshaven:
Ih, pfui!
Aber so eine Geschichte kenn ich auch (wobei ich über den Wahrheitsgehalt nichts sagen kann): Damals im Behindertenfahrdienst wollen ein paar Fahrer dem neuen Zivi einen Harzer Käse unter den Fahrersitz gepfriemelt haben …
Als Freiberufler braucht man halt Quittungen für alles, was beruflich ist – Vorsteuerabzug und Nachweis von Ausgaben. Da geht es auf die Dauer um Geld. Auch wenn die Buchhaltung manchmal nervt. (Eigentlich sollte ich mich gerade genau darum kümmern.)
Privat ist es was anderes, da hebe ich nur Rechnungen von größeren Ausgaben auf.
… einfach anrufen und schon ist Ihr Taxi da ! Da waren aber kreative Köpfe am Werk. 😉
Da finde ich die Hamburger Sprüche dann doch besser z.B. “ Auf die nette Tour „.
Ich habe immer ein paar Quittungen in der Taxigeldbörse, denn manchmal muß man mitgehen um Geld zu holen, oder bei Besorgungsfahrten. Ich glaube, die passen auch in eine blaue Geldbörse. 😉
Desweiteren habe ich hier immer einen Block zur Sicherheit im Hause, mitlerweile auch Antike von Taxen, die nicht mehr existieren. Ich sollte mal ausmisten.
Ach übrigens Sasch, wir sprachen darüber: Mit einem Kreditkartenlesegerät, kann man auch Quittungen ausdrucken.
Du meintest aber, dass ist bei Euch in Berlin noch wenig vorhanden. Etwas traurig, denn ca. 70 % aller Hamburger Taxen nehmen Kreditkarten.
Genau, habe meine Quittungen auch immer in meiner Geldbörse. Weil es leider Nachtschichtler bei uns gibt, die immer alles einstecken, Tourenzettel, Quittungen, Visitenkarten, etc… Da habe ich es mir angewöhnt, alles „am Mann“ zu führen 😉
Ist die 4360 eigentlich nur gestempelt oder „gelocht“ in der abgebildeten Quittung? Und müßt ihr eigentlich den MwSt-Betrag ausrechnen oder wird der angezeigt?
@ednong:
Die Nummer ist gestanzt. Ist halt praktischer, kann man gleich blockweise machen.
MwSt. müssen wir bloß den Prozentsatz ankreuzen, der Preis ist ja inkl. zu verstehen. Ausrechnen darf das nachher Cheffe im Büro 🙂
Ausrechnen darf das Cheffe im Büro? Äh, ich als Kunde nehm doch die Quittung mit. Oder rechnet das mir dein Cheffe aus und schickt sie mir dann zu? 😉
Mit dem Stanzen ist ja geil – da kann man (mit viel Kraft) bestimmt gaaaanz viele Blöcke auf einmal stanzen, oder?
@ednong:
Naja, Du als Kunde kannst doch schließlich den Endpreis abrechnen, oder?
Und was das Stanzen angeht: Ja, ist geil. Aber selbst unsere 50er-Blöcke müssen zweimal gestanzt werden …
Wichtige Papiere verschludere ich auch immer ganz gerne. Sehr bitter bei der Steuererklärung, wenn man weiß, dass man da etwas absetzen hätte können, aber der Nachweis verloren gegangen ist…
Ich hab dagegen die Schubladen-Technik entwickelt. An meinem Schreibtisch ist die unterste Schublade die Steuer-Schublade. Alles, was für die Steuer mal wichtig ist oder sein könnte kommt da rein. Am Jahresende muss ich dann zwar das Sammelsurium ewig sortieren, aber ich habe alles an einem Ort und es geht nichts verloren.
Alles sofort abheften würde ich nie machen, aber alles in eine Schublade stecken klappt für mich.
@D.R.I:
So ähnlich versuche ich das auch. Mit der Betonung auf „versuchen“. 🙂