Schwarzarbeit Mathematik

Schwarzarbeit ist so eine Sache: eine unbekannte nämlich. Da es ja genau um Arbeit (und damit Geld) geht, das NICHT messbar ist, ist man auf Schätzungen angewiesen. Ganz aktuell vermutet das bedruckte Klopapier „Bild“ (ebenso wie die aus dem gleichen Klo stammende „Welt„) unter Berufung auf die „Berliner Morgenpost„, dass die Berliner Taxifahrer jährlich rund 2 Millionen Mindereinnahmen durch Steuerhinterziehung verursachen.

Ui.

Noch viel schlimmer: das sollen nicht etwa einfach zwei Millionen irgendwas sein. Nein, das soll so viel Geld sein, weil ich und meine Kollegen insgesamt nachgewiesene grob geschätzte 50% unseres Umsatzes nicht versteuern.

Doppel-Ui!

OK, bleiben wir mal bei den Tatsachen: Ich hab keine Ahnung, ob diese zwei Millionen seriös ermittelt geschätzt wurden, oder ob grenzdebile Astrologen das noch mal eben mit dem Durchmesser des Uranus multipliziert haben. Auf jeden Fall ist das Weltklasse! Denn vor zwei Jahren hieß es in der „Berliner Morgenpost“ noch, dass wir rund 50 Millionen Euro jährlich nicht ans Finanzamt abgeben. So gesehen ist die Betrugsquote bei sicher ziemlich vergleichbaren Umsatzzahlen (und inzwischen mehr zugelassenen Taxen) von ungefähr 1250% auf 50% gefallen. Das mag insgesamt noch unzureichend sein, aber der Trend spricht für uns Berliner Taxifahrer!

[/ironie]

Ja, es gibt sicher eine Menge Schwarzarbeit im Gewerbe. Das kostet nicht nur die Steuerzahler ein paar Euro, sondern belastet auch uns seriöse Taxifahrer. Finanziell und imagemäßig. Das ist nicht witzig. Nichtsdestotrotz sind die Zahlen wahrscheinlich einfach nur Kaffeesatzleserei.

18 Kommentare bis “Schwarzarbeit Mathematik”

  1. Sehe ich auch so. Ich bin mal gespannt, wie und ob sich die lage ändert, sollte es mal irgendwann den Mindestlohn für Taxifahrer geben….

  2. martin sagt:

    Sicher gibt es schwarzarbeit. Sonst könnte sich kaum einer ein taxi leisten. 5000 umsatz davon 2000 an den fahrer, 1800 ans finanzamt… 900 für diesel…der rest soll dann für wartung, unternehmer…neuanschaffung…versicherung reichen? Also zumindest in österreich geht die rechnung nicht auf. Und wenn die fahrer nur nach kv bezahlt werden…findet man keine fahrer. Weil keiner weit über 200 std arbeiten wird für 1000 netto.

  3. Armin sagt:

    die zahlen hat doch bestimmt der franz-josef wagner, die alte suffnase, zwischen zwei gläsern alkohol rausgeschissen *gg*

  4. saltycat sagt:

    so geht es nicht, sash! ihr müsst endlich zugeben dass ihr die 4 Millionen unterschlagen habt. was hätte der Staat mit diesen 6 Millionen alles anstellen können! die Hälfte der Autobahnen wird wegen EURER 8 Millionen nicht saniert! und von den 10 Millionen hätte man bestimmt eine ganze tragfläche eines Eurofighters bezahlen können. nicht für uns, natürlich. den hätten wir schon einem armen, missverstandenen Diktator zur Friedenserhaltung geschenkt.

  5. sb sagt:

    Wenn es so wie die Planung in vielen Unternehmen läuft: viele kluge Köpfe recherchieren und machen sich Gedanken, dann sagt ganz oben einer, welche Zahl rauskommen soll und dann wird so lange rumgerechnet und Zahlen geändert, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt.

  6. FunThomas sagt:

    Hmm, ob die da im Klo wirklich Kaffeesatzleserei betreiben? Oder lesen die da womöglich in ganz anderen Dingen?

  7. Tino sagt:

    Ich lese da: eine Schätzung der Gewerkschaft der Polizei ( womit die sich so beschäftigen ) berufen sich auf das LABO ( das sind doch die, die sich blanko P-Scheine haben Klauen lassen) Da haben die Klo Schreiberlinge die besten Quellen. Und denkt daran, was in der Zeitung steht stimmt immer.

  8. Roichi sagt:

    Die Mottenpost gehört auch zur diesem Orkus.
    Da wundert es nicht, wenn das Verlagsintern recycled wird. Man muss ja irgendwie Geld verdienen, ohne wirklich etwas zu tun.

  9. Emmix sagt:

    Es gibt 7600 Taxen in Berlin, jedes macht am Tag sagen wir 200,-€ Umsatz.
    => Das Berliner Taxigewerbe macht pro Tag 1,5 Mio€ Umsatz oder 550 Mio im Jahr.
    50% davon werden nicht versteuert, also 275 Mio € pro Jahr.
    Bei einem Steuerausfall von 2 Mio € wäre also das Taxigewerbe mit 0,7% besteuert!?

    Wem meine Zahlen nicht gefallen, der mag andere annehmen – die Größenordnung wird sich nicht ändern.

  10. Sash sagt:

    @Busfahrer & Taxifahrer:
    Ja, das wird eine spannende Sache werden …

    @martin:
    Im Gewerbe muss sich definitiv was tun, ich würde ja auch sagen, dass sich die Politik das im weitesten Sinne selbst eingebrockt hat. Ein bisschen Scheiße ist es halt trotzdem, dass gerade die am meisten haben, die sich nicht an die Regeln halten …

    @Armin:
    Auszuschließen ist es nicht ganz, aber der kann sich ja immer rausreden, weil man ihn am Telefon nicht richtig verstanden hat 😉

    @saltycat:
    Du hast natürlich Recht. Ich gelobe Besserung! 🙂

    @sb:
    Das könnte auch sein. Macht’s halt nicht besser 🙁

    @FunThomas:
    Autsch, böser Gedanke! 😀

    @Tino:
    Immer, ganz klar!!!11einself!1

    @Roichi:
    Und hier war’s noch so absurd, dass sich Bild und Welt darauf berufen haben, bevor’s rauskam *facepalm*

    @Emmix:
    Das isses ja. Die Zahl passt genauso wenig wie all der sonstige Mist. Aber eine Summe klingt halt gut, ganz egal, wie unrealistisch sie ist. Die meisten können nicht mal grob schätzen, was ein Taxi an Umsatz macht, geschweige denn, wie viel das dann im Gewerbe ist. Aber 2 Millionen sind viel und 50% klingt auch gut. Tada!

  11. Taxi123 sagt:

    Sollten es 2 Millionen sein, dann ist das doch sehr billig. Die Förderung des restlichen ÖPNV kostet wesentlich mehr. Evtl. sollte man langsam auch mal eine Förderung beantragen, zB. in Höhe der jährlich gezahlten Steuern.

  12. Nietsgua Bokaj sagt:

    Dass der Springer-Verlag – vor allem im Vergleich zu anderen deutschen selbst ernannten Qualitätsmedien – deutlich gehaltvoller ist, als gemeinhin angenommen, dürfte doch hoffentlich auch bei dir ankommen 😉 Aber grundsätzlich ist undifferenziertes Bild-Bashing schon seit Jahren ähnlich abgedroschen wie Witze über George Bush.

  13. Sash sagt:

    @Taxi123:
    Noch dazu kommt, dass Schwarzgeld im Niedriglohnsektor am Ende ja doch recht schnell wieder in den lokalen Konsum gesteckt wird …

    @Nietsgua Bokaj:
    Undifferenziertes Bashing ist immer blöd. Aber man kann ja auch nicht für jeden Nebensatz immer gleich die kompletten Argumentationsketten rausholen. Deswegen darauf zu verzichten, die eigene Ablehnung kund zu tun, ist dann auch irgendwie doof und am Ende kommt man eben wieder zum einfachen Bashing zurück. Und auf die Art hat es eben eine Daseinsberechtigung. Und im Falle Springer ist meines Erachtens nach jede Anmerkung notwendig.

  14. Andreas sagt:

    Die 50 Mio bezogen sich aber auf den Schaden für den „Staat“ – also Bund (inklusive Arbeitsagentur), Land und vermutlich auch noch die Sozialversicherungen. Die 2 Mio beziehen sich nur auf die Einnahmen für das Land Berlin. Da muss also kein krasser Widerspruch sein…

  15. Sash sagt:

    @Andreas:
    Das ist ein gutes Argument!
    Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sowas mal en detail in der Presse erklärt werden würde.
    Danke für den Hinweis jedenfalls!

  16. elder taxidriver sagt:

    Die Süddeutsche Zeitung hat den vermutlichen Stuss heute mit riesigem Taxiwarteschlangenbild auch berichtet.
    Mein Tipp: Die Personalressourcen der Steuer – und sonstwie-Fahndung erstmal auf die Ärzte-Abrechnungen und die Zins-Betrügereien der Großbanken konzentrieren und zwar voll. Und vom da reingeholten Ertrag einen Not-Fonds für rechtschaffene Taxifahrer bilden. Und natürlich für rechtschaffene Doktoranden. Und Doktorandinnen.

  17. elder taxidriver sagt:

    Die Frage wäre: Plagiiert die SZ Springer? Oder ist es nur ein Flüchtigkeitsfehler? Alles ist so flüchtig heutzutage..
    Außer den Klassikern: Alles rennet, rettet, flüchtet..

  18. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Die Misere im Online-Journalismus lässt doch Plagiatsaffairen von Anbeginn an lächerlich aussehen …

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