Words of the Week

Die meisten wissen es ja schon. Hier trotzdem noch mal, wie es dazu kam:

„Entschuldigung, akzeptieren Sie diese Gutscheine?“

„Selbstverständlich.“

„Aber es geht bis nach Cottbus …“

Ich war kurz davor, ein „dann erst recht!“ anzufügen … 😉

Zweit-, bzw. drittlängste Tour ever, einfach so auf dem Silbertablett serviert. 180 kleine Eurolein, mehr als ich mir im Rest der Schicht erhofft hatte. So darf es gerne öfter laufen!

Aber da das Schick- eher ein Scheusal ist: seit gestern liege ich mit Fieber zu Hause rum und krieg gar nix auf den Plan. Seht mir nach, wenn ich mich auch hier in den Kommentaren ein bisschen rar mache …

Gründe gesucht

Ich bin ja manches Mal uneins mit den Kollegen, ob eine Fahrt jetzt gut oder eher schlecht ist. Aber – auch wenn ich’s deswegen nicht für legitim halte, die Fahrt abzulehnen – bei kurzen Fahrten kann ich mir immerhin erklären, weswegen sie die Kundschaft verschmähen. Ebenso bei Leuten mit Essen oder Trinken, Betrunkene gar. Dass da jeder andere Maßstäbe hat, ist irgendwie schon klar. Nun aber das:

Drei junge, eher zierliche Mädels ziehen am Ostbahnhof an mindestens 3 Taxen vorbei. Es ist ein mäßig verdienstreicher Abend, man ist wie immer irgendwie froh, wenn man auf die Durchschnittstour kommt, sprich: sobald es auf der Uhr zweistellig wird. Denke ich zumindest mal aus Erfahrung. Unsere potenziellen Fahrgäste sind lustig, allerdings nüchtern. Sie haben kein Gepäck außer Handtaschen, kein Essen, kein Trinken, nix. Sie können zwar nur englisch, haben aber in der Hand eine Karte ihres Hostels, mit Adresse und – vielleicht für die unerfahrenen Fahrer interessant – der Erklärung, dass das Ziel direkt am Hauptbahnhof liegt. Ziemlich genau 13 € Umsatz.

Wirklich ohne den Hauch einer Ahnung frage ich nun:

Fällt irgendwem irgendein Grund ein, diese Mädels nicht einzuladen?

Ich freue mich auch über satirische Vorschläge. 😉

 

Mutiger Kollege

Ich hatte mich gestern schon gewundert, was am Ostbahnhof wieder los ist. Eine Stunde vor Mitternacht brach ein Höllengewitter von Polizeisirenen von überall her über die Gegend herein und als ich mit einem Kunden die Halte verließ, sah ich an der Koppenstraße einen Kollegen quer auf der Straße stehen, umringt von drei Polizeiwagen. Dazu kamen dann noch etliche weitere, ein wirklicher Grund zum Anhalten bot sich nicht. Niedlich zu erwähnen wäre noch der Cop, der sich verfahren und mich auf der Schillingbrücke in Richtung Kreuzberg überholt hat – um dann an deren Ende pflichtschuldigst zu wenden und den Kollegen hinterher zu eilen, die ihm auch dort entgegen kamen.

Was da los war, hat mich in Anbetracht der Taxibeteiligung durchaus interessiert, meine nächsten Fahrtziele allerdings waren Kreuzberg, Kleinmachnow und Rudow. Und danach hatte ich das Tara auch wieder vergessen. Aber auch für solche Fälle hab ich ja die Polizeipressemeldungen abonniert. Und siehe da:

Taxifahrer hält Räuber fest

Im Übrigen keinen Taxiräuber. Der Kollege hat einen Raubüberfall beobachtet und den vermeintlichen Täter mit dem Taxi verfolgt und die Polizei verständigt. Der Kollege hat von der gestrigen Schicht sicher noch mehr zu erzählen als ich …

Irisches Doppel

Ach, dieser Ärger mit den Kunden, wie furchtbar! Da steht man als Taxifahrer eine halbe Stunde am Bahnhof rum und dann wird man total unhöflich gefragt:

„I’m sorry, excuse me: would you please tell us where the Berghain is?“

Nicht mal siezen können die, diese Englischländer!

Man bleibt hart, stellt klar, dass man nicht die Auskunft ist und schon folgt die nächste Frechheit: Da fragen die doch tatsächlich nach, ob man sie dann vielleicht dorthin fahren könnte! Im Ernst! Zum Berghain, dreimal ums Eck! Gott sei Dank wissen die Ausländer nix von der Beförderungspflicht, dieser albernen … ach, ich reg mich schon wieder zu sehr auf!

Naja, wenn man sie dann los ist, fährt man wenigstens für 7,50 € irgendeinen anderen Idioten nach Kreuzberg.

Sowas liest man natürlich nicht hier. Das ist ein fiktiver, nicht realer Blogeintrag, wie er glücklicherweise wohl nur selten geschrieben wird. Die meisten bloggenden Kollegen haben ja doch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl bei der Kundschaft. Die fragenden Touris gibt es natürlich wirklich, der Wortlaut stammt genau genommen von einer Zweiergruppe am vergangenen Donnerstag. Da war ich der erste Taxifahrer und hab die beiden natürlich nicht weggeschickt. Ich hab ihnen den Weg erklärt, sie wollten mitfahren – und am Ende ist eine recht erheiternde Geschichte geworden.

Natürlich war meine Begeisterung für 4,40 € auf der Uhr nicht übertrieben groß, die beiden Jungs aber waren lustig. Saulustig. Zunächst schmissen Sie sich fast unter den Sitz, weil der Rechtsverkehr ihnen unheimlich war. Dann reagierten sie mit gespielter Empörung, als ich fragte, ob sie etwa aus England oder Australien kämen:

„No way, man! We’re irish!“

Ups. Fettnäpfchen.

Aber da war die Fahrt dann auch schon zu Ende. Eines fehlte natürlich noch. Ein Wort, mutmaßlich Bestandteil der irischen Hymne. Ganz genau:

„Just gimme two back, because you had to listen to our fucking bullshit!“

Acht Euro bei Viervierzig auf der Uhr: Strike! Damit aber nicht genug: vor der Tür standen zwei – Überraschung! – Iren, die „to the nearest S-Bahn“ wollten. Ergo zum Ostbahnhof. Womit ich bei 8,80 € und über vier Euro Trinkgeld nach 5 spaßigen Minuten und weniger als zwei gefahrenen Kilometern stand. Nicht ohne echt irische Wertschätzung übrigens:

„Fucking great you’re here, man!“

Es lässt sich gut leben mit kurzen Touren, ehrlich liebe Kollegen …

Picasso für 5 Euro

War es nur ein Versuch, ob der Kuli tut, eine Unterschrift oder gar ein abstraktes Kunstwerk? Ich weiß es nicht. Am Ende landete der Schein jedoch so bei mir:

Blaue Periode oder was? Quelle: Sash

Kein Wort für Feierabend

Wenn ich gefragt werde, was ich am Taxifahren so mag, dann erzähle ich meist eine Story über Abende wie den gestrigen. Wegen der Arbeitszeiten.

Ich bin recht spät los, saß um 20.15 Uhr erst im Taxi. Von da an lief es eigentlich recht gut, aber um 23 Uhr fragte Ozie an, ob ich nicht vielleicht noch mit ihr zur Packstation fahren würde, ein Paket abholen. Gesagt, getan: ich hab noch abgewartet, bis ich am Ostbahnhof eine Tour gekriegt habe und bin dann nach Hause gefahren. Einfach so. Nach knapp über drei Stunden. Weil es geht.

Obwohl dieses Mal sogar der Umsatz gestimmt hat: meine Arbeitslaune war nur wenig ausgeprägt. Der Unterschied zwischen mir und den meisten Menschen ist in so einem Fall: die meisten Menschen sehen mitleidig auf die Uhr und zählen die Stunden bis zum Feierabend – ich sehe wehleidig auf meinen Geldbeutel und rechne mir aus, wie viel Geld ich am Monatsende weniger habe, wenn ich jetzt Schluss mache.

So auch um die nullte Stunde herum. „Auf eine Zigarette“ bin ich vorläufig mit hoch in die Wohnung gekommen, wieder gegangen bin ich drei Stunden später – um das Auto abzustellen. Da es arschkalt war, hatte ich die Zeit gut geplant. Mir blieben am Abstellplatz ein paar Minuten zum Papierkramerledigen und dann hoffentlich nur wenig Wartezeit an der Bahnhaltestelle. Um den Plan nicht zu gefährden, hab ich auf der Fahrt gleich die Fackel ausgeschaltet gelassen. Das Auto war noch (gemessen an winterlichen Maßstäben) sauber und noch ausreichend betankt, alles kein großer Deal. Dank einer Baustelle ist allerdings der Parkplatz gerade immer ziemlich gut belegt, so dass ich ein oder zwei Runden drehte, um einen Standplatz für die 1925 zu finden. Und dann?

Wurde ich rangewunken.

WTF? Fackel war aus, wir waren auf einem düsteren Parkplatz in Lichtenberg und vor mir standen zwei Winker. Naja, wahrscheinlich wollten sie irgendwas wissen: den Weg zum Hotel oder so.

Nein, wollten sie nicht. Zwei junge Asiaten, Koreaner vielleicht, fragten in mehr als brüchigem Deutsch, ob ich sie „Okeide binga“ könne.

„Nee nee, sorry! Ich hab Feierabend!“

Noch sieben Minuten bis zur Bahn und ich hatte noch nicht einmal einen Parkplatz …

„Feiaaad?“

„Ja, ich bin fertig. Schluss, finito. Shift finished.“

„Okeida?“

Das ging noch eine Weile so weiter. Am Ende hab ich dann beschlossen, dass einfach die Kommunikationsbasis fehlt, um die Fahrt abzulehnen. Ich weiß, die meisten Kollegen hätten das eher umgekehrt gemacht, aber ich bin ja nicht die meisten Kollegen. Die Adresse hatten die unerwarteten Fahrgäste glücklicherweise ohne gröbere Patzer im Handy gespeichert und so stellte sich heraus, dass sie in die Borkheider Straße – nach Marzahn, fast schon Ahrensfelde mussten. Puh!

Im Grunde eine schöne Sache. Weite Tour – am Ende 18,00 € – und damit lohnend. Nur zähneknirschend den Feierabend verschiebend und zudem auch noch zuhause vorbeifahrend gefiel mir das eigentlich eher weniger. Aber gut, jetzt hatte ich schon ja gesagt.
Die beiden waren wirklich lieb, eine Unterhaltung war allerdings nicht möglich. Trotz aller Versuche. Ich war deutlich schneller unterwegs als sonst so in Berlin und hab nach dem Absetzen der beiden festgestellt, dass mir noch eine reelle Chance bleiben würde, nun ziemlich passgenau die Bahn zu kriegen, die eine halbe Stunde später fuhr. Und ich habe es geschafft.

40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, da weinen die Kollegen aus der Tagschicht aber. 🙂

OK, natürlich hatte ich so erst 30 Minuten später Feierabend. Dafür aber auch 8 € brutto mehr am Monatsende. Auf die Stunde gerechnet stinkt da selbst der Dezemberlohn gegen ab …

Ja, normalerweise ist Feierabend, wenn Feierabend ist – Ende! Aber wie sagt man so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Sind Taxen politisch aus der Mode?

Zu den Irrungen und Wirrungen bei der Modemesse Panorama derletzt habe ich mich auf der Seite meiner Chefs ausgelassen. Ist nicht uninteressant, was sich da neben dem gelegentlich auflodernden Streit um den neuen Flughafen jenseits der Öffentlichkeit in den letzten Wochen abgespielt hat. Und ein wenig zynisch ebenso.

Hier geht’s lang: Aus der Mode: Taxen?