„Entschuldigen Dich, ich häben ein Frage.“
„Und zwar?“
„Was kostet es den Schöhnhauser Allee bis dort?“
Trotz der schwierigen Aussprache fanden wir an meinem Taxi schnell ins Gespräch. Der Kollege vor mir schien es nicht nötig zu haben, sich mit dem Kerl zu unterhalten. Ziel und Preisrahmen hatten wir schnell erörtert, ebenso dass wir beide noch gemütlich unsere Zigarette beenden wollten, bevor wir losfahren. Fast schon schüchtern wies er mich auf seine Bierflasche hin. Eine verschlossene Bierflasche:
„Ich hoffen, sein in Od …Od … Odnun?“
„Ordnung? Klar, alles in Ordnung! Ist mir total egal, so lange alles sauber bleibt!“
„Oh! Kann ich der Flasche auch …“
„Kannst gerne was trinken, nur aufpassen musste!“
Da hat er gestrahlt und mit leuchtenden Augen sein Feuerzeug zum Öffnen der Flasche hervorgekramt. 🙂
„Is nicht einfach mit Deutsche, spreche sehr schwer, hoffe ist Ordnung!“
„Alles OK! Woher kommst Du denn?“
„Von die Irland.“
„Oh, ok. If it’s helpful for you, I can try it in English!“
„Ah, haha, no! Please bitte, ich bin zu lernen den Deutschen. Muss es versuchen zu machen immer richtig!“
„Alles klar, dann bleiben wir bei Deutsch.“
Wir hatten eine vergnügliche Fahrt, bei der er ungefähr so viele Grammatikfehler fabrizierte wie ein durchschnittlicher Troll im Kommentarfeld von bild.de, der lautstark die deutsche Sprache schützen will. Wie die meisten Leute, die aus irgendeinem Grund länger in Berlin zu bleiben gedenken hatte er eine interessante Geschichte und seine Sprache war so gesehen auch nicht allzu schlecht, hatte er doch nach eigenen Angaben in der Schule vier magere Jahre Deutschunterricht gehabt. Vor 10 Jahren. Ich hatte vor ähnlich langer Zeit 7 Jahre Französisch und hätte heute Schwierigkeiten, sprachlich zwischen einer Getränkebestellung und sexueller Belästigung zu unterscheiden.
„Aber mein Lehrerin war nicht gut. Eher, wie heißt den Wort? Rabenmuttern?“
Damit war alles gesagt. 🙂
Tatsächlich aber führten wir unsere Unterhaltung fort, grübelten bei diesem oder jenem Wort über eine angemessene Übersetzung und kurz vor dem Ziel gab er mir dann doch noch eine Chance, mein Englisch für ein paar Sätze unter Beweis zu stellen.
„Hey, your English is really good!“
„Thanks a lot, but I think it is more …“
„No no no, listen to me: YOU can understand ME! And I have a fuckin‘ irisch accent. Your English must be great!“
Juhu! Also ein Ire ohne „fucking“ wäre als Kunde ja auch gar nicht gegangen. Am Ende blieb nur etwas Trinkgeld, die nachträgliche Vorstellungsrunde und ein netter Wunsch:
„OK, Sascha. My name is John and I wish you a good ride. Take eightteen and thanks for all.“
Vor dem letzten Wortwechsel wollte ich mich schon wundern – für einen Iren flucht der Kerl ziemlich wenig.
So gesehen hast du ja schon wieder einen Nebenjob während der Arbeit dazugekriegt – neben Streitschlichter und Kotzhelfer jetzt auch Deutschlehrer. Respekt! 🙂
Ich haben gelesen das alle mit viel Respect & joyful thinking.
Fortgeschrittenen Deutschlernern habe ich manchmal diesen Satz mit auf den Weg gegeben:
‚Ich beherrsche die Deutsche Sprache, aber sie gehorcht nicht immer.‘
Nachtrag: Sehe gerade, ist von Alfred Polgar, der Satz mit der Deutschen Sprache. Der hat außerdem noch gesagt über einen Schauspieler: ‚Wo er hintritt, wächst Gras‘.
Hihi.
Trollmodus: „irish“ 😉
Ein Ire namens John. Aha.
Warum nur hab‘ ich gerade einen Ohrwurm, „My name’s Jack and I
sitlive in the back“?Haha,
nur wegen des irischen Akzents gut Englisch können. Was bin ich dann, wenn ich die Bayern versteh? *grübel*
@Dom:
Aber als Deutschlehrer bin ich echt eine Niete … 🙂
@elder taxidriver:
Ich glaube, den sollte ich mir merken!
@Cliff:
Weswegen Du den Ohrwurm hast, kann ich dir leider nicht sagen 😉
@ednong:
Zugegeben, wilde These! Aber immerhin eine selbstironische …
Der Vergleich mit den Bild.de Kommentatoren fand ich sehr zum Schmunzeln. Vielen Dank für die vielen schönen Geschichten, die du jeden Tag lieferst 🙂 Das erheitet mir wirklich den Tag.
@GaldursFrauchen:
Danke! 🙂
Sowas hört man doch immer wieder gerne.
Funny how that works. 🙂 Bin im moment in Irland und hab den Artikel grad gelesen. Allerdings finde ich den irischen Akzent gar nicht mal so schwer. Schlimm wirds aber auch erst, wenn man den selber übernimmt. 🙂
@blauerblubb:
Nee, der irische ist echt nicht so schlimm. Aber zum Übernehmen: Ich glaube, ich spreche inzwischen australisch, das ist auch nicht besser 😀
Naja, solange es nicht texanisch wird … ich finde, das klingt, als ob Englisch mit einer heissen Kartoffel im Mund gesprochen wird. Einer großen.
[…] Aber da war die Fahrt dann auch schon zu Ende. Eines fehlte natürlich noch. Ein Wort, mutmaßlich Bestandteil der irischen Hymne. Ganz genau: […]