Groß vs. zügig

Ich wollte gerade mit dem Landeanflug auf den Ostbahnhof beginnen. Setze ich also den Blinker auf der Andreasstraße und: zack! Da winkte er! Ich also schnell rüber – und was wollte er? Im Prinzip auch nur mal schnell rüber. Ins Watergate. Bei guter Ampelschaltung eine Sache von zweieinhalb Minuten, die Streckenfindung ähnlich kompliziert wie das Lokalisieren der Nase in Gérard Depardieus Gesicht.

Also hab ich ihn schnell eingesackt. Es ging wirklich schnell. Die Ampeln sprangen mehr oder minder vor uns auf Grün und wir hatten nicht einmal die Möglichkeit, uns zu unterhalten. Er hatte gerade Leute heimgebracht, die es schon etwas übertrieben hatten – und jetzt hatte er keinen Bock mehr auf Laufen. Das war es dann schon mit Infos.

Im Grunde hätte er auch eine Kurzstrecke verlangen können, aber wozu Sie ihm aufschwatzen? Es war ihm sichtlich egal, was es kostet. Das hat man nach unserem zügigen Ankommen umso mehr bemerkt. Er meinte gleich, dass er hoffe, die 6,00 € noch klein zu haben,

„ansonsten muss ich halt …“

und wedelte mit einem Fünfziger. Ich war ehrlich und hab gesagt, dass das schon geht, ich aber froh wäre, wenn er es kleiner hätte. War nicht mein erster Fuffi in der Nacht. 3,20 € hat er in klein zusammengekriegt, dann war Ebbe. Er nahm’s pragmatisch:

„Dann gib mir einfach nur auf 10 raus!“

Gesagt, getan, danke und tschüss! 🙂

Was mich wundert: ich hatte das jetzt über die Jahre schon ein paar Mal, dass Leute die Fahrten dann extra rund machen. Das stört mich natürlich kein Bisschen und ich will es niemandem ausreden. Kleiner Funfact aus meinem Portemonnaie aber: mir mangelt es nur höchst selten mal an Münzen! Die braucht man ständig. Wenn ich 44 € Wechselgeld abdrücken muss, dann stören mich die 40 – nicht die 4. Anstatt der Münzen sind es nämlich die Scheine, die in überschaubarer Zahl nur vorhanden sind …

12 Kommentare bis “Groß vs. zügig”

  1. elder taxidriver sagt:

    In der Berliner Zeitung von heute ist ne Karikatur von Rattleschneck, da sitzt ein Gast am Tresen und beschwert sich,
    dass das Wechselgeld das man in dieser Kneipe herausbekommt so kalt ist wie nirgends sonst. Ich hoffe Du achtest da ein bisschen drauf bei den Temperaturen. Der Kellner überlegt dann noch, wie kalt es sein muss, damit der Gast sagt: ‚Stimmt so‘.

  2. hartmut sagt:

    @elder Taxidriver: sicher das das in Berlin spielt und nicht im „Cafe Berlin“ in Stadt-die-es-angeblich-nicht-gibt? Die bewahren nämlich tatsächlich ihre Wechselgeldbörse im Kühlschrank auf damit die nicht zu offen rumliegt …

  3. elder taxidriver sagt:

    @ hartmut:

    Kann überall spielen und natürlich in den Köpfen von Rattelschneck. In meinem ab jetzt auch..
    ‚Cafe Berlin‘ gibt es als 30er Jahre-Roman von Harold Nebenzal.
    In einer Kritik steht, dass die Szenen im Nachtlokal und auf dem Dachboden gut gelungen wären. Das ist doch schon mal was.

  4. Tk sagt:

    Siehste! Vor 2 Jahren hättest du ihm die Kurzstrecke noch übergeholfen und ausfürlich erläutert. Naja….ging mir damals auch so. Man wird halt ein bisschen abgebrühter mit der Zeit. Oder routinierter oder wie auch immer man das nennen möchte.

  5. Paul sagt:

    Wie unterschiedlich das doch sein kann. Bei mir fehlen permament die 2€-Münzen.

  6. egal sagt:

    Ich fahre häufig früh morgens eine Strecke, die 5,50 Euro kostet (Für die ersten 1,5 km gibt’s hier seit einem Jahr einen Festpreis, das Ziel liegt knapp vor dieser Grenze). Letztens stieg ich in ein Taxi ein und meinte direkt nach Nennung des Ziels (Hbf), dass ich auch nur einen 50 Euro Schein dabei habe und ob das ein Problem sei… Der Taxifahrer meinte nur „kein Problem“ und fuhr los. Unterwegs meinte er dann, er würde Kollegen dort an der Halte fragen. Am Ziel angekommen nahm er dann meinen 50er und lief zu zwei der vielen Taxis und beide winkten ab. So stand er dann mit dem 50er vor mir und guckte dumm aus der Wäsche. Am Ende hab ich wohl sein gesamtes Kleingeld (ausschließlich 5er Scheine und 2er und 1er Münzen bekommen)… Die Aktion mit dem Geld herausgeben hat insgesamt sicher genauso lange gedauert wie die reine Fahrtzeit.
    Gier wird in gewisser Weise dann wohl doch bestraft (zumindest was seine weiteren Fahrten anging).

  7. ednong sagt:

    Also mit der Kurzstrecke hatte ich auch gerade überlegt, ähnlich wie Tk.

    Vielleicht störten deinen Fahrgast aber die Münzen und er macht es deshalb rund?

  8. dingens sagt:

    Ich interpretier das hohe Trinkgeld in den Fällen anders. Das soll dir das Wechseln nicht einfacher machen, sondern das hohe Trinkgeld ist als Entschädigung gedacht, dafür dass man dich mit einem „schwer verdaulichen“ Fuffi zurücklässt und um die praktischen Geldscheine erleichtert.

  9. Sash sagt:

    @elder taxidriver und Hartmut:
    Was es nicht alles gibt …
    Mir wäre das ja zu nervig, schließlich fasse ich Portemonnaie und Kohle zuallererst selbst an.

    @Tk:
    Ach, das kommt schon mal vor. Auch heute noch. Aber natürlich wird man abgebrühter, da haste wohl Recht.

    @Paul:
    Ist mir natürlich auch schon gelegentlich passiert. Aber grundsätzlich hab ich halt dann doch mehr Münzen als Scheine im Geldbeutel.

    @egal:
    Ja, das war dann schon etwas vorschnell vom Kollegen …

    @ednong:
    Möglich ist alles. Manche Dinge wird man nie erfahren …

    @dingens:
    Das mag sicher auch hier und da der Fall sein. Ich bin in solchen Fällen aber auch vor allem froh und fang nicht noch ein Gutachten über die Gründe an. 🙂

  10. elder taxidriver sagt:

    Die Sache mit dem kalten Wechselgeld: Ein Scherz. Es kam ja aus einer Karikatur. Es wird der Typ Gast karikiert, der selbst wenn alles ok ist, immer noch was zu mosern findet..

  11. Marco sagt:

    @topic: Und vor allem, wenn dir die Münzen fehlen (oder knapp werden) würden, dann würden sie das auch beim Bezahlen mit einem Zehner. Von da her ist es tatsächlich nicht besonders logsich, beim Fuffi gezielt aufzurunden. Aber da mag in der Tat häufig auch ein bisschen schlechtes Gewissen (wie dingens vermutet) mit reinspielen.

  12. […] An dieser Stelle möchte Ich eine neue Umfrage starten: Wollt Ihr meine Taxigeschichten in dieser Form lesen, oder soll ich Sie so schreiben, wie andere Taxiblogs? In anderen Taxiblogs werden meistens nur einzelne Touren gebloggt, wie zB HIER bei Sash […]

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