Trinkgeld mal vorbildlich

Es war die erste Tour am Samstag. Ein guter Tag zum Taxifahren, insbesondere spät in der Nacht. Noch aber war es früh am Abend und derselbe begann wie so viele mit Schlangestehen am Ostbahnhof. Ich finde das immer noch sehr angenehm, weil es eine vertraute Umgebung ist, ich gelegentlich die immer gleichen Kollegen dort treffe, und es außerdem einfach nahe an meinem Startpunkt liegt.
Der Fahrgast war ein Mann, für dessen Heterosexualität ich meine Hand nicht ins Feuer legen würde, was mich aber – das sollten zumindest meine Freunde wissen – eigentlich nicht einmal interessiert. Er kam von vier Wochen Afrika-Urlaub zurück, schwer bepackt und rückreisegeschwächt.
Das Fahrtziel lag nahe: Friedrichshain – mal wieder. Nicht einmal östlich der Warschauer (für die Berliner Leser). Als wir ankamen, stand die Uhr auf 5,10 €. Er meinte:

„Ich würde dir nen Zehner geben, wenn du mir beim Hochtragen hilfst…“

Unter uns: Ich würde das auch so machen – aber nicht weitererzählen!
Nun, das Angebot war nicht einmal so unfair. Seine Wohnung lag im vierten OG, und die Koffer erwiesen sich auf Dauer als recht schwer. Letzen Endes standen wir beide ausgezehrt und keuchend vor seiner Wohnungstüre, und da fragte er mich dann, ob ich Alkohol trinke.
Von der Befürchtung getrieben, er wolle mir auf der Stelle was anbieten, habe ich mich – um nicht zu lügen – mit einem „Gelegentlich – bei der Arbeit nicht“ rausgewunden. Daraufhin ist er kurz verschwunden und mit zwei Flaschen Prosecco wieder aufgetaucht, die er mir in die Hand drückte und meinte: „Dann nehmen sie die noch!“
Und das war übrigens nur der Anfang einer echt guten Schicht…

4 Kommentare bis “Trinkgeld mal vorbildlich”

  1. Sica sagt:

    Du scheinst ein Glückspilz zu sein, wollte er dich nun verführen oder nicht?
    Sash, ich hab jetzt eine neue Adresse, bin bei Blogspot. Nein, es ist nicht besser als bei Overblog, im Gegenteil, nur dass ich jetzt meinen Blog immer erreiche und nicht dauernd abgeschmettert werde, das ist besser…
    Mach es gut und heimse ordenlich Trinkgelder ein.
    Sica

  2. Sash sagt:

    Nein, ich denke nicht, dass er etwas von mir wollte. Sonst hätte er mich wohl gebeten, reinzukommen… 🙂
    Für deinen neuen Blog wünsche ich natürlich alles Gute – aber ich denke, wir lesen und schreiben uns so oder so weiter gegenseitig. Ich hab den Link bei mir aktualisiert und erfreut zur Kenntnis genommen, dass du mich auch weiterhin verlinkt hast.
    Dementsprechend: Mach es auch gut!
    Und danke für den Wunsch mit den Trinkgeldern 😉

  3. […] beider beherbergte. Sie haben ihn selbst so betitelt. Hat mich gewichtsmäßig fast ein wenig an den schwersten aber lukrativsten Koffer ever erinnert. Nur muss ich über das Monster jetzt ohne Prosecco hinwegkommen. Aber das sollte […]

  4. […] Damit kann ich dann wohl – nach über fünfeinhalb Jahren – die Staffel fürs kurioseste Trinkgeld weiterreichen. Den Stab hielt bisher immer dieser nette Geselle hier. […]

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