Die Theorie des Monats

Es kommt vor, dass man als Taxifahrer lange und vergleichsweise blöde in der Gegend rumsteht. Täglich. Unbezahlte Wartezeit gefällt niemandem, aber jeden ereilt sie mal in diesem Gewerbe in dieser Stadt. Ich selbst hatte natürlich wieder einmal die ganz besondere Niete gezogen: Der letzte Zug hat Fahrgäste für alle Kutscher vor mir übrig gehabt und ich stand nun da. So spät, wie es inzwischen war, wusste ich nicht einmal, ob es einen weiteren Zug geben würde. Geschweige denn, ob Fahrgäste anfallen würden.

Fast anderthalb Stunden dauerte das Warten insgesamt. Inzwischen kamen einige mir bekannte Kollegen vorbei, wir unterhielten uns nett. Wie immer dabei: Mohammed. Wir quatschten über die Auftragslage allgemein und den ein oder anderen Fahrgast, dann war er plötzlich da: der unerwartete ICE!

Ich hab kurz angemerkt, dass ich ja froh sein könnte, schließlich würde garantiert wenigstens ein Fahrgast aus dem 400 Meter langen Zug kommen. Und ich war erster!

Mohammed stellte daraufhin eine interessante Theorie auf:

„Ach, isse nix gut erster seien! ICE, meine Freund. Wenn ICE, erste Leute kommen bei Stand immer die Junge! Immer die Junge! Junge wo sind schnell raus aus Zug und schnell in Taxi. Isse besser sein weiter hinten! Komme alte Leute, weit weg! Junge wohne direkt hier, nur Koffer schwer!“

Und? Was hab ich für eine Tour bekommen?

Köpenicker Straße – 4,60 €. 🙁

Ich hoffe, ich sehe Mohammed bald wieder. Würde mich ja interessieren, was er als sechster in der Schlange hatte!

19 Kommentare bis “Die Theorie des Monats”

  1. Chris sagt:

    Also auch ohne Mohammed zu kennen stimme ich dem zu 🙂 auch wenn ich selten am Bahnhof stehe.

    Die Kollegen dort hatten mir die Theorie auch ähnlich erklärt , allerdings ohne „Junge“ und „Alte“.

    Wer aus dem Zug kommt und schnell zu den Taxis will, ist häufig jemand der sich schon auf das „nahe “ Zuhause freut, und deswegen etwas schneller vorangetrieben wird.
    Die späteren wissen, daß sie eh noch länger taxifahren müssen und lassen sich Zeit auf dem Weg zur Taxe.

    Die Erklärung klang für mich auch stimmig.

    Schönwettergrüße am ersten Mai aus dem Odenwald

  2. Wolfy sagt:

    Wie? Du hast die Fahrpläne der Bahn nicht im Kopf? Nun bin ich aber enttäuscht! 😀

  3. Ingmar sagt:

    Ich hatte gerade bei Google Maps geguckt und dachte „Bis zur Köpenicker Str. sind es doch locker 10 km, wie kommt der Sash da auf 4,60€?“ Dann entdeckte ich die kleine Köpenicker Str. südlich vom Ostbahnhof…. bei den ganzen doppelten Straßennamen in Berlin wird man doch echt bekloppt, oder?

  4. Aro sagt:

    @ Ingmar
    Also, „klein“ würde ich diese Köpenicker Straße nicht gerade nennen. Sie ist schätzungsweise 2 km lang und eine durchaus wichtige Verbindung zwischen Mitte und dem Schlesischen Tor. Und eine der ältesten Straße der Stadt, sie führte schon von der mittelalterlichen Berliner Stadtmauer nach… (na, wohin wohl?)

  5. Aro sagt:

    Nochmal @ Ingmar
    Ne, bekloppt werden vor allem die Touristen, wenn sie dann nicht wissen, z.B. in welche der acht „Berliner Straßen“ sind müssen.
    😀

  6. Ingmar sagt:

    @Aro „klein“ auch nur, weil diese (zwischen Heinrich-Heine und Schlesische) ja eine ganze Ecke kürzer ist als die „große“ zwischen Blumberger Damm und Rudolf-Rühl-Allee. Aber vermutlich gibt es noch 20 weitere 😉

  7. Wolfy sagt:

    Wenn ich mir das Getratsche um die Köpenicker so durchlese, fuhr Mohammed wohl zu der, die 10km weit weg war. 😀 Hätte zumindest Stil. 😉

  8. Michi sagt:

    Interessante These 🙂 Klingt jedenfalls plausibel…

  9. […] Unfug (867) 89. nicorola-musikblog(875) 90. Gentrification Blog (889) 91. PARTYSAN Berlin (905) 92. Gestern Nacht im Taxi (931) 93. Das wilde Gartenblog (933) 94. Style Taxi (940) 95. Meine bessere Hälfte (942) 96. das […]

  10. Norwald sagt:

    Was für eine nette Story. Hab ich die nicht schon vor einiger Zeit bei einem anderen Taxiblog gelesen? Aber das fällt hier ja schon häufiger aus das die Geschichten zwar anders aber immer ähnlich wie bei anderen Blogs ist.

    Na ja so viele Storys wie der Sash hier schreibt kann man eben nicht alle alleine erleben. Stattdessen schickt er lieber Leute zu anderen Blogs, wie zu Beispiel Jule, um die Schreiber schlecht zu machen. Nur damit er der beste Taxiblog bzw. beste Blogger sein kann.

  11. Aro sagt:

    @ Norwald
    Mist, du hast es rausgekriegt. Sash ist tatsächlich gar nicht Sash. Und er kommt auch nicht aus Bielefeld, obwohl er das ja immer abstreitet. In Wirklichkeit sind die Geschichten ALLE ausgedacht und zwar von kleinen Kindern in Indien, die in einer finsteren Halle angekettet sind und mit ihren kleinen, unschuldigen Fingern auf riesigen Tastaturen tippen müssen. Und sie kriegen nur dann was zum Essen kriegen, wenn ein Beitrag mindestens 20 Kommentare bekommt.
    Ist schon schlimm sowas. Aber andererseits auch ok.

  12. SaltyCat sagt:

    @ aro: nice. aber ich glaube kaum, dass norwald die qualität deines konters erkennen – geschweige denn schätzen – wird … 😀
    (Und jetzt muss ich mal untern tisch krabbeln und den ganzen scheiss wieder aufheben, den ich vor lauter lachen runtergeschossen hab :D)

  13. Wolfy sagt:


    Was ist denn zur Zeit los? Zu viel Sonne abbekommen, wah? Dieses momentane schlecht machen von Kommentatoren gegenüber Bloggern wird ja immer häufiger. o.O

  14. Sash sagt:

    @Norwald:
    Eigentlich hatte ich nach dem Lesen nur Lust, Aro zu seiner gelungenen Parodie Glückwünsche auszusprechen. Aber nein, denn eigentlich ist mir das zu blöd. Du liegst vielleicht gar nicht falsch, wenn du sagst, dass die Geschichte in einem anderen Blog vielleicht ähnlich mal aufgetaucht ist. Das kann sein. Vielleicht habe ich sie sogar gelesen. Alles möglich.
    Ich verzichte auch darauf, dich einzuladen und Mohammed (was nicht sein richtiger Name ist) kennenzulernen und dir das selbst zu erzählen. Ich hab es nicht nötig, irgendwelche Beweise für Trolle aufzufahren, echt nicht!
    Wer es nicht einmal zu schätzen weiß, das Geschichten „anders aber immer ähnlich“ sind, hat ohnehin nicht so ganz begriffen, was ich hier mache. Naja.
    Bevor ich aber allzu böse werde, versuche ich lieber, meine Leser an andere Blogs loszuwerden und zu behaupten, deren Schreiber seien schlecht. Oder so. Das ist vielleicht unlogisch, dämlich, kontraproduktiv und unwahr – dafür ist es immerhin nicht meine Idee, sondern schlicht geklaut von irgendeinem armseligen Kommentator.

  15. Falcon030 sagt:

    @Sash: Daumen hoch, alter Kommentatorenvertreiber!
    @Topic: Die Weisheit des Orients… Vielleicht hättest Du Dich ganz schnell hinten in die Warteschlange einreihen sollen, dann wäre vielleicht ein 30-Euro-Tour dabei herum gekommen.
    Ganz andere Frage – von wann bis wann sind eigentlich Deine (normalen) Arbeitszeiten? Ich wollte in der kommenden Woche abends von der O2-World mit dem Taxi nach Hause fahren und würde mich freuen, wenn ich Dich da erwischen würde.

  16. opatios sagt:

    @Falcon030: Wenn ich recht verstanden habe, trifft man ihn selten vor 23 Uhr in seinem angestammten Jagdrevier. 😉

  17. Falcon030 sagt:

    Na, dann hoffe ich mal, dass der Peter so lange singt…

  18. Sash sagt:

    @Falcon030 und opatios:
    Naja, am Ostbahnhof kann man mich schon früher treffen. Ob das jetzt um 19.30 Uhr oder erst 21 Uhr ist, hängt von zu vielem ab, als dass ich das jetzt sagen könnte.

  19. Marco sagt:

    @Topic: Die Theorie hört sich für mich schon schlüssig an.
    @aro: Göttlich! Ich muss jetzt nur irgendwie das Bild aus dem Kopf kriegen, wie kleine Kinder auf Tastaturen mit Tasten von 0,5 Meter Kantenlänge herumhacken / -hüpfen.

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