SO ist das mit kurzen Touren!

Es ist leider immer noch ein „häufiges“ Problem, dass kurze Touren von Taxifahrern abgelehnt werden. Ich bin sicher kein Kollegenschwein und verstehe wie alle anderen Fahrer auch, dass es mal weh tun kann, wenn man nach langer Wartezeit nur eine kurze Fahrt hat – aber was kann denn der Kunde dafür, dass wir uns die Räder eckig stehen?

Sicher, wenn ich mich danach ausrichte, was ein halbwegs menschenwerter Stundenlohn ist, dann muss ich nach einer Stunde warten die Fahrt für 5,20 € ablehnen. Denn ich sehe davon nur rund die Hälfte und jeder arbeitende Mensch da draussen wird verstehen, warum das weh tut.

Aber das Taxigewerbe ist nunmal ein vom Zufall bestimmtes. Und zur Versöhnung: Jeder, der mal Mathe in der Schule hatte, wird vom Gesetz der großen Zahlen gehört haben. Und dieses der Wahrscheinlichkeitsrechnung zugehörige Gesetz sagt aus, dass sich bei einer genügend hohen Anzahl an Versuchen (hier: Fahrten) das Ergebnis an den Mittelwert angleicht. Ergo: So scheiße es auch ist, jetzt heute mal die miese Fahrt für einen Fünfer bekommen zu haben – langfristig kommen wir auf die Durchschnittstour. Das ist nicht unbedingt ein total tolles Ergebnis, aber es ist brauchbar und wir rechnen ja irgendwie alle mit Durchschnittswerten.

Wenn Kollegen nun „schlechte“ Fahrten ablehnen, kotzt mich das in zweierlei Hinsicht an. Zum einen natürlich, weil sie die Kunden verärgern, ggf. sogar gegen „die Taxifahrer“ allgemein aufbringen und dem Gewerbe nichts Gutes tun, weil wir langfristig deswegen Kunden verlieren. Und auf Dauer sind weniger Kunden insgesamt auch weniger Kunden für jeden einzelnen von uns!
Zum anderen aber finde ich, dass diese Kollegen eigentlich die wahren Kollegenschweine, die Arschlöcher bezüglich des Zusammenhalts in unserem Beruf sind! Denn was bedeutet es bitte, wenn ein Taxifahrer an einem Stand eine Fahrt ablehnt? Genau: Irgendein anderer Taxifahrer muss sie machen. Im Einzelfall kann das passen und die kurze Tour fährt jetzt nicht der Kollege mit anderthalb Stunden Wartezeit, sondern der mit 3 Minuten am Stand. Oft ist es aber auch nur der zweite in der Reihe, der quasi zeitgleich mit dem ersten angekommen ist.

Und da wird die Ablehnung einfach fies den Kollegen gegenüber! Denn wenn dieses Verhalten Schule machen würde, würden tatsächlich die Fahrer am wenigsten verdienen, die wie in der Taxiordnung vorgesehen alle Fahrten annehmen. Dass es Kollegen gibt, denen das egal ist, kotzt mich tierisch an!

Allerdings konnte ich mich derletzt ein bisschen amüsieren ob der Problematik. Eine Kundin, die offenbar schon mehrfach vom ersten Fahrer abgewiesen wurde, trat gleich an mich als letzten in der Schlange heran. Ob ich sie mal eben zum schlesischen Tor fahren könnte. Gut, kein Ding. Geht schnell, bringt 6 € und ich bin gleich wieder da. Juhu!

Zunächst einmal bedankte sie sich herzlich und das Trinkgeld war auch ok. Nicht die Welt, aber über den üblichen 10%. Aber als ich gerade die Zahlen in mein Büchlein schrieb, erschien der nächste Fahrgast. Der wollte mal eben nach Charlottenburg. Das waren ziemlich genau 20 € ohne Wartezeit, die ich ohne die erste Tour nie gehabt hätte …

Nein, keine Frage: SO läuft das nicht immer! Oft genug bleibt es bei der kurzen Tour und man wartet danach wieder ewig. Aber es gleicht sich aus, ehrlich! Kann irgendwer den Kollegen mal Mathe-Unterricht geben?

Waterloo!

Es war eine typische Touristentruppe, die sich vor dem Berghain ihren Weg durch die Neuankömmlinge bahnte. Ein Pärchen stolzierte eilig und wahrscheinlich traumatisiert, weil man sie nicht reingelassen hat, voran, zwei weitere Mädels versuchten Schritt zu halten. Eine der beiden rief dem Pärchen permanent zu:

„Waterloo! Waterloo!“

Mit noch mehr Abstand schlenderten zwei Jungs hinter ihnen her, sichtlich cool und gelassen.

Das Pärchen hielt offenbar nebenher Ausschau nach einem Großraum-Taxi. So geriet ich langsam ins Visier. Wir beäugten uns gegenseitig skeptisch, etwas das ich inzwischen auch sehr gut kann. Zugegeben, manche sind dann schon weggerannt. Bei den meisten hilft es aber, das sie schneller ihre Frage stellen 😉

„We …“

„Waterloo! Waterloo!“

Das Gebrüll der Freundin übertönte die Anfrage des jungen Mädchens total und bis die Jungs auch am Auto waren, haben sie sich eigentlich nur gegenseitig angebrüllt und so herauszufinden versucht, was sie eigentlich wollen. Mit den Jungs ging das dann:

„Man, got six seats? Six people?“

„Yes, no problem.“

„OK, we …“

„Waterloo! Waterloo!“

-.-

„We wanna go to the …“

„Waterloo! Waterloo!“

„… Watergate.“

Geht doch 😀

Der Marcel

„Moin!“

„Moin.“

„Sach mal, würdest Du uns mit ’ner Kurzstrecke zur Proskauer bringen?“

„Müsste eigentlich reichen, also klar!“

„Super! Wir müssen da auch nur an die Ecke …“

„Kriegen wir hin.“

„Und wenn es doch vorher piept, dann hälste einfach an. Oder Du bist mal cool und fährst uns noch das Stückchen.“

„Na …“

„Musst nicht, aber der Marcel, der bläst auch ganz gerne …“

Es hat auch so gereicht. Hat der Marcel aber Glück gehabt. Denn so richtig begeistert schien er nicht zu sein 😉

Towel Day ’12

Da ich dieses Wochenende so gut wie nicht ins Netz gekommen bin, bin ich noch das diesjährige Foto schuldig:

Meine Uhr, mein Auto, mein Handtuch! Quelle: Sash

Wie immer natürlich habe ich ausgerechnet am Handtuchtag nicht wirklich viel mit meinem Handtuch anfangen können. Aber ich hatte es dabei. Man weiß ja nie … 😉

Was im Weg …

Es war ein eher pflichtbewusster Anruf meines Tagfahrers. Er wolle mir mitteilen, dass er wegen der Delle diese Woche mal zu unserem Schrauber fährt. Delle? Welche Delle?

Es ist mir schon öfter so gegangen, dass ich Kratzer am Auto nicht gleich wahrgenommen hab. Bei allen guten Vorsätzen läuft man dann vor Schichtbeginn eben doch nicht einmal komplett ums Taxi und begutachtet allerlei kleine Kratzerchen. Aber unsere 1925 hatte in den dreieinhalb Jahren jetzt ja durchaus auch immer mal wieder größeres zu bieten.

Nun jedenfalls entschuldigte sich mein Kollege, dass er mir nicht gestern schon Bescheid gesagt hätte …

OK, das heißt also, ich habe eine komplette Schicht lang eine Delle übersehen. Wo denn? Kofferraum! Aha. Ein wenig später hab ich diese Delle dann auch gefunden und extra für GNIT fotografisch festgehalten:

Boing. Quelle: Sash

Aha. Ich will ehrlich sein: Es hat mich mehrere Aufnahmen gekostet, bis man dank der Verzerrungen der Umgebungsspiegelung überhaupt auf einem der Fotos wahrnimmt, dass da eine Schramme ist. Schön ist sowas zweifelsohne nie, aber wenn man mich fragt, darf ein Auto mit einer drittel Million Kilometer auch mal das ein oder andere Andenken behalten, so lange es nicht allzu negativ auffällt oder sonstwie stört oder gefährlich ist. Ach so, was ist jetzt eigentlich passiert?

Mein Tagfahrer versuchte es mit Pragmatik:

„Naja, war mal wieder wat im Weg …“

Womit das auch geklärt wäre 😉

 

Sachliche Unterhaltung

„Nee, mal ganz im Ernst, Meister: Wat denkste dir eigentlich, wenn hier so Typen wie wir einsteigen und dummes Zeug labern?“

„Soll ich ehrlich sein?“

„Ja logo, Meister!“

„Ich denk mir: Cool, wieder was zum Bloggen!“

„Jetz‘ mal im Ernst!“

„Ich mein‘ das ernst! www.gestern-nacht-im-taxi.de!“

„Boah fuck! Jungs, haltet mal die Klappe!“

Herzlich willkommen bei GNIT! 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

New York, New York!

Die Stadt, in der Nachts scheinbar nur Taxis und Stretch-Limos unterwegs sind, hab ich ja ein wenig in mein Herz geschlossen, nachdem ich vor nunmehr 12 Jahren dort war. Dementsprechend unterhalte ich mich auch gerne mit Fahrgästen von dort. Das hat einen netten Nebeneffekt: Die Trinkgelder steigen signifikant.

Der New Yorker, den ich vor einigen Tagen im Taxi hatte, meinte es offenbar besonders gut mir mir und legte auf die 12,20 € am Ende glatte 7,80 € drauf.

Dafür ein dickes „Thank you!“ in die Stadt, in der 90%  aller Fotos Hochformat haben!

Ein heute eher schwer zu reproduzierendes Bild. Quelle: Sash