Best Stripclub? West?

Nein, ganz so behämmert haben sich die beiden Touris zu nächtlicher Stunde nicht geäußert. Sie sind mir an der Grünberger Straße ins Auto gefallen und haben mich gefragt:

„Do you know the Best Western Hotel?“

„Which one?“

Exakt zu diesem Thema habe ich schon mal einen Artikel geschrieben. Ein bisschen näher erklären konnten sie es dann aber doch:

„It’s near.“

Gut, das sagt immer noch nichts aus, aber das einzige der Hotels, das wirklich in der Nähe ist, hab ich mal als Zielpunkt auserkoren. Wir haben uns noch ein bisschen über die genaue Lage des Hauses unterhalten und es deutete wirklich alles auf das an der Frankfurter Allee hin. Es sollte nahe sein, einen Burger King gegenüber haben und an einer großen Straße liegen. Na denn: Kurze Tour, aber besser als nichts.

„Do you know a Strip Club?“

Klar, einige.

„Is one of them near?“

Wären wir nicht schon Richtung Norden gefahren, hätte ich sie gleich 150 Meter von ihrem Fundort entfernt im Lord Gabriel abladen können. Aber nein – sie suchten einen bestimmten. Kein Problem, wie heißt er denn?

„We don’t know!“

Sie wussten keine Straße, keine Hausnummer, keine nähere Beschreibung, keinen Namen, einfach gar nix. Ich sollte sie zum Hotel bringen, von dort aus wüssten sie den Weg.

Ich mag solche Touren immer noch nicht sonderlich. Klar, diese Touren können am Ende ziemlich lang werden und die Jungs schienen auch nicht sonderlich schlecht gelaunt zu sein. Wenn die Suche aber letztlich erfolglos sein sollte, dann ist eigentlich vorprogrammiert, dass der Taxifahrer Schuld hat, weil er sich ganz offensichtlich nicht auskennt. Dass man auf sowas als Taxifahrer nur bedingt Lust hat, versteht sich wohl von selbst…

Wir sind dann auf die Frankfurter gegurkt, in Richtung des Hotels. Der eine Fahrgast war sich jetzt sicher, es müsse irgendwo rechts sein. Inzwischen durfte ich auch erfahren, dass er das nicht etwa vom Vorabend memorierte, sondern vor Jahren mal hier war. Dieses Mal wohnten sie auch in einem ganz anderen Hotel in einem anderen Stadtteil – meine Hoffnung, dass bei der Tour was vernünftiges rauskommt, verflüchtigte sich. Wir fuhren an allerlei Straßen vorbei und als wir uns dem S-Bahnhof Frankfurter Allee näherten, meinte ich zu ihnen, dass ich im Zweifelsfall rechts einen Laden kennen würde und dachte dabei ans Cesars Palace in der Gürtelstraße.

Die beiden wirkten zufrieden, doch kaum dass wir um die Ecke waren, hatte der Kerl einen neuen Ahnungshauch und ließ mich das nun vierte Mal in Folge rechts abbiegen. Würde ich immer solche Wege fahren, könnte ich meine Wand wohl mit Betrugsanzeigen tapezieren. Erstaunlicherweise war seine Ahnung richtig, denn nach dem fünften Rechtsabbiegen standen wir in der Jessnerstraße, wo – wie mir vage bekannt war – tatsächlich auch ein Stripclub ist. Witzigerweise scheint es demselben Betreiber (geiles Wort eigentlich für Rotlichtbetriebe!) wie das Lord Gabriel zu haben, das wie eingangs erwähnt direkt ums Eck lag.

Nun war der Preis glücklicherweise dank der kleinen Maßstäbe der Umwege immer noch weit im einstelligen Bereich, keine sieben Euro standen auf der Uhr. Somit bekam ich auch nichts Böses zu hören, sondern durfte über 3 € Trinkgeld kassieren. Natürlich erst, nachdem ich das ungefähr zwanzigste Mal in drei Jahren abgelehnt habe, mit in den Laden zu kommen…

Zum Abschluss gibt es die Route nochmal in grafisch – für die, die sich nichts drunter vorstellen konnten:


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3 Kommentare bis “Best Stripclub? West?”

  1. T sagt:

    Liebe Gäste, es kann Ihnen passieren das Taxifahrer Ihnen von unseren Club abraten.
    Der Grund hierfür liegt darin, das diese von uns seit jüngster Zeit die von Ihnen bezahlten
    Eintrittsgelder nicht mehr erhalten. Daher werden diese primitiven Taxifahrer Sie in einen
    schäbigen Club in der Umgebung fahren wollen, wo diese Geld kassieren können.
    Lehnen Sie das ab.

    Ansonsten ist die Seite ja ne reine Augenweide … ob die bei ihren Damen mehr Gefühl für Ästhetik besitzen? :o=)

  2. Lisi-lu sagt:

    Also ne, die Schleife am Schluss sollte man auch als total Fremder vermeiden können oder sich zumindest selbst ärgern, wenn man am Ziel ist. Aber die Typen scheinen ja selbst bei 5x rechtsabbiegen nichts gemerkt zu haben.

  3. Sash sagt:

    @T:
    Das ist mir jetzt gar nicht aufgefallen. Naja, in gewisser Weise stimmt es ja soweit, dass man eigentlich nicht nur für die Provision den Gästen ihren Wunsch ausreden sollte. Da kann ich mit leben…

    @Lisi-lu:
    Ich glaube, die waren einfach nur happy, da zu sein 😉

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