Vier Rentner plus Gepäck – eine optimale Auslastung für mein kleines Autochen. Vor allem, wenn man dann noch einen Sash dazu packt. Zwei Adressen galt es anzufahren, keine davon sagte mir etwas. Hmpf. Dachte ich zumindest so bei mir. Die Alten waren deswegen aber keineswegs enttäuscht. Statt dem vollen Servicepaket mit der kommentarlosen Zielanfahrt gab es hier halt nur das kleine Paket mit Koffereinladen, Türaufhalten und Gespräch. Offenbar völlig ausreichend:
„Macht nüscht! Kanns ja nich‘ jede Straße in Berlin kennen!“
Das erste Pärchen war bald ausgeladen, das zweite wollte nach Schöneweide, nicht weit ab von der Adresse der anderen. Just kurz bevor wir die Hütte meiner Chefs passierten, fragte er, wo ich arbeiten würde, wo ich wohne, die üblichen kleinen Smalltalk-Themen. Wir hatten es dann kurz über lange innerstädtische Wege zur Arbeit und so stellten wir fest, dass wir beide mal im Behindertenfahrdienst gearbeitet haben. Zum Ende hin dirigierte er mich in großem Bogen in seine Straße, ich hab mir auf die Lippen gebissen bei dem Umweg.
„Is aba besser so: Kommste jeschickter wieder inne Stadt rinn!“
Ich mag ja so nette Kundschaft, manchmal isses einem dann aber auch etwas peinlich. Mich in Verlegenheit bringen wollte er aber offensichtlich nicht wirklich. Denn die Fahrt endete mit folgendem Dialog:
„Wat kriechste nu?“
„18,80 €.“
„Hier.“
Er reichte mir einen Zwanziger und einen Fünfer. Er bedeutete mit einem Händedruck, dass es so stimmt. Das ist mal ein amtliches Trinkgeld, wie ich es selten bekomme und wie selbst ich es nur selten gebe.
„Weißte, ick bin’n ehemalijer Kollege. Zweenzwanzich Jahre bin ick hier Taxe jefahr’n. Jetz‘ bin ick 78. Und ick find dit jut, wie du dit machst!“
Manche Momente im Taxi fühlen sich wie ein Ritterschlag an – dieser gehörte eindeutig dazu.
Müssen wir ab jetzt ein „Sir“ davorsetzen, Sir Sash?
Allet richtich jemacht Sir, bistn Juter.
Eure untertänigsten Leser huldigen Euch ob dieser Ehre.
Och, ist das süß. :3 Haste Dir aber auch mal verdient.
Sir Sash, definitiv!
Den Vorkommentatoren ist nur zuzustimmen 😉
Dann Gratulation zum Ritterschlag Sir Sash!
@all:
Ach, jetzt hört mal auf!
Ich wollte doch nur wie so oft eine für mich schöne Situation schildern. Und Sir passt mal überhaupt nicht, nee nee 😉
Der Grammatiknazi sagt: Voll der Fake, die Story! Ein echter Berliner sagt nicht „Weißte“, sondern „Weeste“. Bitte das i entfernen und durch ein e ersetzen!
Sonst aber: Herzlich willkommen, Sir!
König von Deutschland gab’s aber nur einen.
http://bit.ly/GJBV9n
Manchmal ist es bedauerlich dass es komisch aussähe, wenn der Fahrer den Fahrgästen ein Trinkgeld gäbe.
@nadar, wieso, ein Fahrer kann doch bei 6,20 Euro mal sagen, „gibste sechs, stimmt dann“.
Schön, wenn ältere Menschen (die ja auch meist nicht so viel über haben) so großzügig sind. Mit dem Prozentsatz liegt er doch recht weit vorn schätze ich
@Cliff McLane:
Und wie alle anderen Nazis liegen auch Grammatiknazis meist falsch. Sicher, Klischeeberliner und ganz besonders natürlich die „echten“ Berliner würden „weeste“ sagen. Lustigerweise ist mir genau das an dem alten Mann aufgefallen…
Und den König will ich nicht beerben, keine Sorge 😉
@nadar:
Ja, ein Bisschen vielleicht. Aber wenn von der einen Seite Geld als Lob kommt, wäre es billig, Geld als Dank zurückzugeben.
@Senfgnu:
Natürlich lag er da weit vorne. Die normalen Schwankungen liegen zwar durchaus bei 0 – 50%, letzteres allerdings vor allem bei sehr kurzen Touren. Insofern sind die 30% zwar nicht ganz so rekordverdächtig – 6 € jedoch sind verdammt selten. Prozentual liegt mein Trinkgeld recht konstant bei 9 – 12% (auf den Monat gerechnet). In der Schicht (mit ihm und den Lindenberg-Fans) waren es allerdings gute 20%.
@ Sash: eben.
Möchte nicht unerwähnt lassen, das echte Berliner sehr wohl eher „weisste“ sagen.