Keine Taxen…

Wochenende. Es ist zwar einiges los in der Stadt, aber die meisten Leute sind bereits in den Clubs, zwei eher ruhige Stunden für uns. Am Ostbahnhof wächst die Taxischlange ins Unermessliche, aber wirklich bewegen will sich da nichts. Ich habe irgendwann keine Lust mehr, setze den Blinker und ziele in Richtung Boxhagener Kiez. Nur 300 Meter ums Eck winkt mich eine junge Frau heran. Sie bittet mich, sie nach Biesdorf zu fahren, was ich nicht nur in Anbetracht der Länge der Tour gerne annehme. Es entwickelt sich folgender kurzer Dialog:

„Sagen sie mal, ist das normal, dass da überhaupt keine Taxen am Ostbahnhof stehen?“

„Ja, am Hinterausgang schon…“

Uniform im Taxi?

Mich hat ein Satz in einem Kommentar von Ralf unter diesem Artikel nicht losgelassen:

„PS: Im übrigen finde ich Kettners Idee mit den Uniformen wirklich super. Mir fehlt da nur noch die Chauffeursmütze. Irgendwie stört mich dieses uneinheitliche und zum Teil ungepflegte Erscheinungsbild der Taxifahrer.“

Meine persönliche Meinung zum Thema ist recht klar. Ich war immer ein entschiedener Gegner von Uniformen und sehe gerade im Taxigewerbe keinen erdenklichen Grund, sie einzuführen. Es ist eine individuelle Dienstleistung, bei der zugegeben mit dem Fahrer die Qualität steigt und fällt – das hübsche Verpacken der Idioten in unserem Gewerbe sorgt meines Erachtens nach nicht für mehr Qualität, sondern lediglich dafür, dass sich manch Lackaffe mehr Verfügungsgewalt über uns verspricht.

Aber das ist meine Meinung. Die muss ja nicht jeder teilen. Deswegen würde ich gerne mal eure Meinung dazu hören. Davor möchte ich allerdings sagen, dass ich nicht glaube, dass es das zum Nulltarif gibt. Autofahren beansprucht Kleidung nunmal, und wenn man als Fahrer nicht mal eben auf die günstige Jeans im Schrank zurückgreifen kann, dann kostet das. Ob jetzt die Fahrer oder die Arbeitgeber… letzten Endes wird das irgendwann auf die Kunden umgelegt werden. Im Zweifel bei der nächsten Tariferhöhung. Das möchte ich zu bedenken geben. Deswegen:

Wäre es einen Aufpreis wert, wenn die Taxifahrer Uniformen tragen würden?

  • Naja, ordentlich aussehen muss sein, aber extra für Uniformen zahlen? Nee. (40%, 240 Votes)
  • Mir persönlich isses vollkommen egal, was ein Taxifahrer anhat, solange nichts raushängt. (39%, 236 Votes)
  • Für'n Rabatt darf sogar was raushängen 😀 (14%, 84 Votes)
  • Na sicher, schließlich macht es was her und man fühlt sich ernster genommen. (7%, 45 Votes)

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Im Übrigen plant mein Chef auch die Anschaffung von Kleidung mit Unternehmenslogo. Das ist allerdings eine ganz andere Größenordnung als eine tatsächliche Uniform…

Versammlungen

Sollte irgendwer von euch sich mal Abends durch die Straßen Berlins bewegen und unerwartet vor einer seltsamen Truppe stehen, die zu einem überproportionalen Anteil aus Rentnern in Lederjacken und zu einem unterpoportionalen Anteil aus Frauen besteht, dann könnte es sein, dass ihr mitten in eine Betriebsversammlung eines Taxiunternehmers geraten seid.

Die meisten meiner Leser wissen ja, dass ich sehr zufrieden bin mit meinen Chefs. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit anderen Taxiunternehmen gemacht, aber der gute Eindruck verfestigt sich mit jedem Aufeinandertreffen und allem, was ich so aus anderen Betrieben höre. Nun also eine Betriebsversammlung! Haben wir auch nicht alle Tage, deswegen wollte ich das mal erwähnen.

Bei uns in der Firma verändern sich seit einem Jahr und bis in die Zukunft hinein etliche Dinge. Das fängt bei kleinen organisatorischen Sachen im Alltag an, geht weiter mit enormen Verbesserungen in einzelnen Bereichen und endet wahrscheinlich noch nicht einmal mit dem an sich schon nicht unbedeutenden Umzug des Firmensitzes.

Im Laufe des gestrigen Abends wurden teils wichtige Fragen abgestimmt und auch wenn ich sicher nicht mit allen Ergebnissen zufrieden bin, achte ich es sehr, dass selbst bei Fragen, bei denen es um einiges an Geld ging, die Fahrer in die Entscheidung einbezogen worden sind. Amüsiert werde ich beispielsweise in den nächsten Monaten mal mitverfolgen, wie meine Chefs es bewerkstelligen wollen, für mich eine Jacke mit Firmenaufdruck zu finden. Ich sag nur 3XLT 😉
Das heißt allerdings nicht, dass wir jetzt Uniformen tragen, ich würde mich über eine neue Jacke freuen und meine Chefs werden das irgendwann als spannenden Quest ihrer Berufslaufbahn betrachten, da bin ich sicher…

Die ganze Versammlung hat trotz recht gemütlicher Atmosphäre zu Gunsten der quengeligen Fußballfreunde unter meinen Kollegen pünktlich geendet und *

Um was es im Einzelnen ging, will ich gar nicht breittreten, es ist für Außenstehende schlicht uninterressant. Eines aber verdient eine Erwähnung: Dass meine Chefs weiterhin gute Leute suchen. Wie jeder hier in der Stadt. Falls irgendwer da draussen also in Erwägung zieht, in Berlin als Taxifahrer zu arbeiten – oder als solcher einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung zieht – dann kann er sich gerne via Mail bei mir melden. Bei uns gibt es zwar keine Daimler und keine Schwarzarbeit, aber es gibt genügend andere und bessere Gründe, weswegen z.B. ich aus dem Laden nicht weg will. Und ich würde das nicht schreiben, wenn ich da nicht voll dahinterstehen würde.

*irgendein Witz mit 150 kg Schnittchen

Böses Omen?

Jetzt hab ich neulich erst ein bisschen in meinem privaten Blog damit kokettiert, dass Berlin ja eigentlich gar nicht so unheimlich ist. Das sollte man als Quintessenz aus 3 Jahren Taxifahren auch so stehen lassen. Manchmal aber bestätigen die Ausnahmen die Regel.

Es war am vergangenen Wochenende, genau genommen am frühen Morgen des Sonntags, kurz nach 5 Uhr. Ich hatte gerade eine Fahrt direkt (!) zu meinem Abstellplatz in Lichtenberg, hab mich aber nochmal in den Kampf geschmissen, um ein paar weitere Euronen zum Zwecke der Lebenshaltung einzufahren. Die Stadt war in herrliche Dunkelheit getaucht und es waren nur sehr wenige Leute auf der Straße.

Unweit des Ringcenters an der Frankfurter Allee hab ich an einer Ampel halten müssen und blickte mich um. Viel interessantes gab es eigentlich nicht zu sehen, das normale Bild auf den Straßen. Weggeworfene Essensverpackungen wehten über die Straße, das letzte verbliebene Laub einiger Bäume raschelte im Wind und ein Mann schlurfte langsam über den Gehweg. Er war schon etwas älter und die fettigen graumelierten Haare hingen ihm ein wenig wirr ins Gesicht. Ich hab ihn nur aus den Augenwinkeln betrachtet, da er alles in allem nicht sonderlich freundlich gesinnt schien.

Plötzlich wandte er sich mir zu und starrte mich mit einem derart irren Blick an, dass ich echt nicht wusste, ob ich lachen oder mit Vollgas über die rote Ampel davonbrausen sollte. Der Typ wandte sich allerdings wieder ab und ich hab ein wenig erleichtert die Anlage ein wenig lauter gestellt. Es ist wirklich wirklich ziemlich verstörend, wenn dort dann ausgerechnet folgende Textzeilen des alten Doors-Klassikers „Riders on the Storm“ kommen:

If you give this man a ride
sweet memory will die
killer on the road

Manchmal bin sogar ich froh, wieder in belebte Gegenden zu kommen 😀

Verlängerung (4)

Ein paar erinnern sich vielleicht noch an die anderen Verlängerungs-Artikel und wissen, dass ich von der Verlängerung meines P-Scheins rede. Die war/ist ziemlich genau jetzt fällig. Die Gültigkeit meiner bislang ersten und einzigen Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung ist seit der nullten Stunde des heutigen Tages Geschichte.

Der Grund, weswegen ich bisher keinen neuen P-Schein habe, ist nur bedingt bei mir zu suchen. Im Grunde gar nicht, denn ich war schlicht einmal mehr in meinem Leben so blöd, der telefonischen Aussage eines Amtes zu vertrauen. Bereits im Juni, also weit vor Ablauf der Frist habe ich nach dem Procedere beim LABO angefragt und dabei auch, ob ich den Antrag schon stellen sollte oder Unterlagen einschicken. Die Antwort auf beides lautete sinngemäß:

„Um Himmels Willen, nein! Soo lange vorher geht das garantiert unter. Melden sie sich 3 Wochen vor Ablauf ihres Scheins.“

Naja, schließlich hab ich dann vor ziemlich genau 3 Wochen alle Unterlagen zusammengekratzt und meinen Verlängerungsantrag gestellt. Meine Kollegen haben mich angesehen wie Autos, aber auch beim Bürgeramt hat niemand was wegen der knappen Zeit gesagt. Zusammen mit meinem Führungszeugnis ist das Ganze ans LABO gegangen und ich habe gewartet. Bis gestern.

Als dann immer noch keine Bestätigung im Briefkasten lag, dass ich den Schein abholen könnte, hab ich mich mal gemeldet. Das Ergebnis kennen Millionen von Hartz4-Empfängern, wenn es um die Beantragung lebenswichtiger Finanzspritzen geht:

„Ja nee, die Bearbeitungszeit beträgt gerade 7 Wochen…“

Oder noch besser:

„Also bisher ist da nix bearbeitet. Ihr Führungszeugnis ist da, ja…“

Menschen mit ernsthaften Problemen können wahrscheinlich nicht nachvollziehen, wie sehr mir danach war, bei dieser Aussage an die Decke zu gehen. Sicher, mein Lebensunterhalt hängt von meinem P-Schein ab, aber es ist ja nicht so, dass das LABO nicht für alle Lebenslagen kostenpflichtige Ausnahmegenehmigungen erteilen würde.

Ich hab dennoch ein bisschen meine Contenance gewahrt und darauf verwiesen, dass ich den Fehler nun aber wirklich nicht bei mir verorten könne. Daraufhin wurde ich überraschend zum Führerscheinbüro weitergeleitet. Die dortige Bearbeiterin war sehr verständnisvoll, konnte aber auch nur bemerken, dass leider nur mein Führungszeugnis angekommen sei. Ich solle aber einfach mal vorbeikommen und die Kollegen fragen, ob sie mir den Schein nicht vielleicht einfach gleich ausstellen würden.

Ist klar.

Ich habe wohl noch nie eine Behörde erlebt, die bei irgendwas, das mir ernstlich wichtig war, irgendwas mal eben so gemacht hätte, ohne dass sie auch ja alle Unterlagen mit dreifachem Durchschlag vorliegen hatte. Aber mit ziemlich mieser Laune und so gut es geht mein Aggressionspotenzial haltend hab ich mich auf den nervigen Weg gemacht.

Angekommen im LABO verwies man mich gleich in ein Zimmer ein Stockwerk höher und nachdem sie mir dort meinen Ausweis und den P-Schein abgenommen hatten, sollte ich warten. Ich hatte extra einen Thriller von Robin Cook („Das andere Kind„, scheint bisher ganz nett zu sein) eingepackt und machte mich ans Lesen.

Nach nur 5 Minuten lugte die Mitarbeiterin aus ihrem Büro, reichte mir meine beiden Scheine und drückte mir eine Ausnahmegenehmigung in die Hand. Sie bestätigte, dass die anderen Unterlagen wohl noch irgendwo im Haus lägen, aber mit dem Schrieb könne ich nun erstmal weiterarbeiten.

Et voilà:

Erstmal wieder 3 Monate auf Tour, Quelle: Sash

Besonders der letzte Satz ist interessant:

„Die Gebühr ist bei Aushändigung der Ausnahmegenehmigung zu entrichten.“

Nun, ich habe das Schriftstück ausgehändigt bekommen. Die Gebühr scheint nach einem Blick in meinen Geldbeutel 0,00 € betragen zu haben. Mit dieser Lösung kann ich wahrlich leben 😀

Der RTL-Taxitest

Taxitest? War da nicht eben erst was? Ach ja, tatsächlich!

Sowas ähnliches muss sich auch ein Praktikant bei RTL gedacht und das derletzt beim Mittagessen versehentlich ausgeplaudert haben. Was sie beim Sender jetzt genau dazu veranlasst hat, den mehr oder minder fragwürdigen Test des ADAC nachzuerzählen und durch Beimischung hirnlosen Humbugs das journalistische Handwerk zuzüglich der Taxifahrer in den Dreck zu ziehen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Sollte nämlich der auf RTL gestern im Rahmen von „Extra“ ausgestrahlte „Test“ tatsächlich so geworden sein, wie sich das das sicher sehr sehr kompetente Team gedacht hat, dann müsste die Grundidee folgendermaßen ausgesehen haben:

„Wir tun so, als würden wir den Test vom ADAC machen. Dann filmen wir ein paar schlimme Taxifahrer und noch schlimmere. Einer vom ADAC darf sagen, wie schlimm die Schlimmen schlimme Ding tun. Hauptsache ist, dass am Ende Deutschland gut dasteht und wir brauchen Bilder von Taxischildern. Um Himmels Willen, vergesst die Scheiß-Taxischilder nicht!“

Und so saß ich also mit meiner besseren Hälfte Abends vor dem eiligst hervorgeholten Fernseher und sah mir das Unheil an…

Wir zeigen mal, wie schlimm das ist!

Die langen Schlangen von Taxischildern gab es gleich am Anfang, und nachdem uns eine bedeutungsschwangere Stimme bereits verkündet hat, dass viele Taxifahrer einen im Kreis fahren würden, „wie im Karussell“, konnten wir gleich am Flughafen Düsseldorf das Elend in Form eines nur mangelhaft verpixelten Taxifahrers sehen. Der fuhr dann die zweieinhalb Kilometer lange Strecke angeblich auf einem Umweg, der gleich 15 Kilometer lang war. Das Team hat ihn noch ein bisschen in die Enge getrieben und am Ende bot er einen schon mal grundsätzlich illegalen Pauschalpreis von 15 € an – was immer noch dem doppelten Normalreis entspricht. Dafür stellten sie ihn dann später am Stand zur Rede und kassierten das zu viel bezahlte Geld zurück. Soweit, so gut – selbst für die lustige Grafik mit dem Weg hat RTL offenbar die korrekten Entfernungen gegoogelt. Ein positives Beispiel für einen Fahrer sollten/wollten sie bis zum Ende nicht finden.

Anstatt dem eiskalten Betrüger, der die Sache offenbar sogar noch halbwegs lustig fand, eine Anzeige reinzudrücken, wurde irgendein Zuständiger kurz vor die Kamera gezerrt, der erklärte, dass man sich bei sowas am besten an die Zentrale oder die Ordnungsbehörde wendet. Der Fahrer, so er nicht auch nur ein gecasteter Praktikant von RTL war, hat sicher seine Lehre aus der Tatsache gezogen, dass er bei der betrügerischsten Fahrt aller Zeiten, bei der er auch noch von einem Fernsehteam erwischt wurde, am Ende tatsächlich das zu viel erhaltene Geld zurückzahlen musste. So zerknirscht, wie er am Ende des Beitrages lacht, tritt der Morgen aus Reue dem Kirchenchor bei. Oder den Hells Angels, je nachdem, wo besser gekocht wird.

Schnitt, Taxischilder, bedeutungsschwangere Stimme.

213% in Hamburg, schlimme Unlust in Düsseldorf

Von einem sonst eher Allgemeinplätze feilhaltenden Herrn Sauter vom ADAC-Verbraucherschutz wurde dann kurz erklärt, dass es in Hamburg am schlimmsten war, weil da ein Fahrer sogar mal 213% Umweg zusammengefahren hat – was irgendwie keine Wirkung entfalten will, wo gerade in Düsseldorf einer die 500% geknackt hat. Aber richtig: Das war ja ein eigentlich ganz anderer Test!

Nun wurde aber noch ein zweiter Flughafenfahrer gefilmt, der die Strecke zwar zu größter Zufriedenheit auf dem kürzesten Weg fährt, aber „ein Problem“ hat. Ich glaube, es fiel sogar das Wort „genervt“. Dummerweise haben sie nicht einmal einen O-Ton für diese Behauptung gefunden, denn der Kollege nahm es mit Humor und lachte sogar (verpixelt) in die Kamera, als er wortwörtlich sagte:

„Ich hab zwar nix dagegen, aber nach 3 Stunden tut das weh.“

Kunststück bei einer Tour unter 7 €. Unangemessen beschwert hat er sich zumindest in dem Ausschnitt nicht. Solche Sätze sage ich auch mal, wenn mich die Kundschaft auf die kurzen Strecken anspricht. Und dass die Knallchargen von RTL offenbar auf Skandale aus waren, kann man wohl als Fakt bezeichnen.

Die Problematik mit den kurzen Strecken wurde dann noch kurz erklärt, es kommen noch zwei drei zottelige unverpixelte Fahrer zu Wort und schon wird mit einem Teaser angekündigt, dass man erstmal abwarten soll, was sich die Taxifahrer im Ausland alles erlauben würden. Das Ganze ist nur echt mit Bildern von dicken streitenden Männern und schon hatten wir die Werbepause erreicht!

Ich hab jetzt erst einmal durchgeatmet und versucht zu eruieren, wer da jetzt eigentlich wo was getestet hat. RTL? Der ADAC? 2 Fahrten in einer Stadt, die der ADAC nicht auf dem Monitor hatte, wurden mit den Ergebnissen des ADAC verglichen und untermauert… ich hab mir erstmal ganz groß das Wort „WIRR“ direkt unter dem Titel auf meinem Notizblock vorgemerkt. Aber ich hatte ja keine Ahnung, was noch kommen sollte…

Die spinnen, die Römer!

Die bedeutungsschwangere Stimme klang bereits nach den ersten Wehen als sie verkündet, dass man in Rom „einige dabei erwischt“ habe, dass sie… ich hab keine Ahnung mehr, bei was! Ist auch egal, denn das Hirn der für Content zuständigen Personen hat offenbar die Sonne in Italien schlecht vertragen und der „Test“ schlingert nun in einer einzigen Absurditätskurve durch das Flughafengelände der Millionenstadt. Etliche Minuten vergehen damit, dass Fahrer gezeigt werden, die aggressiv um Kundschaft buhlen und dabei „ganz andere Preise im Sinn“ haben als die eigentlich angesagten 40 € Festpreis in die City. Das wird ausgelatscht bis auf dorthinaus, und eher nebenbei kommt dann raus, dass diese Typen gar keine Taxifahrer sind, sondern Limousinen-Chauffeure, die sich als „Taxi“ bezeichnen und mit den „echten“ Taxifahrern wohl um die Kundschaft ringen.

Ich für meinen Teil vermute, dass man in Rom wie hier auch als Taxifahrer keine Werbung für sich machen darf, und die Taxifahrer ja eigentlich die seriöse Alternative zu diesen Typen sind, die aber irgendwie auch gar nicht so zu Unrecht aufgebracht sind. Schließlich  dürfen sie (weil sie keine Taxifahrer sind) ja legal höhere Preise anbieten und nun rennt da ein deutscher Underground-Reporter durch die Gegend und weist die anderen Touristen darauf hin, dass die richtigen Taxis eigentlich billiger wären und versaut ihnen somit ihr Geschäft. Ich würde ja gerne mal in einer Live-Sendung von RTL fürs ZDF werben und dann eine Doku über unverschämtes Schrott-Fernsehen machen, weil sie mich wegschicken.

Richtig falsch richtige Taxen mit dem falschen richtigen Tarif

Dann wird es richtig lustig. Nachdem sich das Kamerateam fast von diesen Limousinenfahrern verprügeln lassen hat, nahmen sie ein Original-Taxi und hier will der Fahrer nun auf einmal 60 € statt der zuvor erwähnten 40. Um nun noch weiter zu verwirren, weisen sie darauf hin, dass es durchaus auch bei den Taxis einen 60€-Tarif gibt – nämlich, wenn das Taxi aus einer anderen Gemeinde kommt. Muss eine ähnliche Geschichte sein, wie bei uns hier in Schönefeld. Da haben die LDS-Taxen auch einen anderen Tarif als wir und kein Kunde blickt das ernstlich.

Der Fahrer war aber doch direkt aus Rom und versuchte also zu Unrecht einen höheren Tarif zu nehmen. Immerhin ist er niedriger als all die von den Limousinenfahrern – und am Ende verzichtet der junge Wilde sogar auf den Zwanni. Fazit ist, klar: Auch die richtigen Taxifahrer bescheissen!

An dieser Stelle wird darauf verwiesen, dass Rom ja auch beim ADAC-Taxitest schlecht weggekommen ist und nur Ljubiljana noch schlimmer war. Dorthin war wahrscheinlich der Flug zu teuer für das Budget der knallharten Recherche-Sendung „Extra“… Wer weiss?

Fazit

Der „Test“ von RTL bestand also aus 3 gefilmten Taxifahrten. In deren Augen waren alle schlecht.

1. Fahrt in Düsseldorf: Der Fahrer fährt 500% Umweg, verlangt aber letztlich einen Festpreis von 200% des Maximalpreises, findet das lustig und wird aber ganz dolle bestraft, indem er 8 € zurückzahlen muss.

2. Fahrt in Düsseldorf: Der Fahrer fährt vorbildlich, macht allerdings den Fehler, dass er darauf hinweist, dass die kurze Tour sich bei der langen Wartezeit eigentlich nicht wirklich lohnt.

3. Fahrt in Rom: Der Fahrer fährt ohne Uhr und verlangt 150% des erlaubten Preises und ist ziemlich genervt. Am Ende bezahlen sie den vorgeschriebenen Preis und sind damit weit billiger als mit den ganzen anderen Chauffeuren, mit denen sie sich fast prügeln mussten (weil sie die Taxis verteidigt haben!).

Das Fazit aus diesem umfangreichen Taxitest über das Fahren in europäischen Großstädten ist damit nach RTL völlig logischerweise:

In Deutschland hat man es eigentlich recht gut mit den Taxifahrern, nur die Umwege sind nicht so toll. Im Ausland muss man bedeutend vorsichtiger sein!

Und nein, das habe ich mir nicht ausgedacht! Diese gequirlte Kacke auf dem Niveau von 5-jährigen Gehirnamputierten wird erwachsenen Menschen als informative Dokumentation aufgetischt. Ich bin heilfroh um jeden Beitrag, der sich kritisch mit unserem Gewerbe auseinandersetzt, ganz bestimmt. Aber so eine Bedienung blödester Kneipenklischees ist schlichtweg Volksverblödung. Eine vermeintliche Aufklärungssendung, die Betrüger davonkommen lässt, nicht einmal das Subjekt ihrer Nachforschung genau umreissen kann, reisserisch Bericht erstattet, das genaue Gegenteil von analytischer oder auch nur halbwegs durchdachter Arbeit ist und all das noch gelegentlich durch das mildtätige Lächeln von Birgit Schrowange so einlullend macht, dass auch die letzte Gehirnzelle einschläft, die kann ich nur als intellektuelles Abführmittel bezeichnen. Zeigt wieder Softcore-Pornos wie in den Neunzigern, dann komme ich vielleicht auch mal wieder in die Versuchung, den Fernseher anzuschalten!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Hilfreiche Informationen

Informationen sind wichtig. Man braucht sie, um Prüfungen zu bestehen, Regierungen zu stürzen und – genau! – um Taxi zu fahren. Ich würde spontan sagen, dass ich als Fahrer von Fahrgästen mindestens eine Information brauche: Wo sie hinwollen. Diese Info zu bekommen, klappt ja meist mehr oder weniger gut. Manchmal tut es schon ein genuschelter Clubname wie „Börgn“ (Berghain), manchmal ist es besser, eine vollständige Adresse mit Straße und Hausnummer zu haben.

Meine italienische Kundschaft wollte ein Lokal besuchen. Der Name des Lokals sagte mir zunächst nichts, aber die Information dazu lautete:

„Oranjeburtor“

Oranienburger Tor. Prima. Das reicht von der Warschauer Brücke aus zweifelsohne als grobe Richtungsbeschreibung um erst einmal loszufahren. Nun gibt es im weiten Umfeld des Oranienburger Tors aber sicher hundert Lokale. Also habe ich den einzigen wenigstens der englischen Sprache mächtigen Fahrgast gefragt, ob er es genauer wüsste. Daraufhin erzählte er mir ziemlich konfus was von

„Station Friedsenstraß first or second left and right. or left.“

Ähm, ok.

Der Verkehr war verdammt fies an diesem Abend und ich sah auch so keinen großen Grund, den Umweg über die Linden zu nehmen, also hab ich ihn gefragt, ob er mir das eventuell genauer sagen könnte. Den Straßennamen wenigstens. Ist das jetzt in der Friedrichstraße oder der Oranienburger Straße? Oder vielleicht in der Tor-, Linien- oder Johannisstraße?

„Wait. Call my friend!“

Bald darauf hatte ich einen alten Nokia-Knochen in der Hand – beim Fahren natürlich – und es meldete sich Olli. Ich hab Olli kurz mitgeteilt, dass ich gleich da wäre (wir waren tatsächlich bereits am Hackeschen Markt vorbei) und eigentlich nur wissen wollte, an welcher Straße auf welcher Seite das Lokal nun genau wäre. Und Olli sagte:

„Kein Problem. Das ist direkt am Oranienburger Tor. Also quasi da wo die Friedrichstraße und die Oranienburger Straße zusammen kommen, da am Platz, quasi direkt am U-Bahnhof.“