Inzwischen befanden wir uns also am Ostbahnhof. Die Truppe aus 8 Leuten, die sich nur so mehr oder weniger wirklich kannte, wussten nicht, was sie genau tun sollten.
Ich stand daneben und habe mich gefreut, diese letzte Tour des Abends noch ein bisschen verlängern zu können. Denn mal im Ernst: Wer außer Taxifahrern hängt unter der Woche nachts am Ostbahnhof rum?
Ehe ich mich versah, war ein weiterer Kollege vom Stand herangewunken worden und der mir unbekannte Teil der Gruppe verschwand in seinem Wagen. Der Schrööm, Julia und die zwei anderen Zeitgenossen enterten wie geplant mein Taxi und ich hörte vom Schrööm einen lange vergessen geglaubten Satz:
„Here it comes: Follow that taxi!“
Dieser Spruch ist ja bei weitem nicht so schrill, wie es die meisten Kunden vermuten, aber ich wollte ihnen das Lachen nicht verderben.
Wo es hingehen sollte, wusste allerdings dennoch keiner. Na super! Denn im Gegenzug wusste der Kollege wahrscheinlich auch nicht, dass ich ihm folgen sollte. Ganz eindeutig wusste er es nicht, denn er startete, als bei mir noch nicht einmal alle eingestiegen waren.
„Das kann ja eine heitere Verfolgungsjagd werden!“
habe ich mir gedacht. Ich hab das Gas durchgetreten, was aber bauartbedingt bei meinem Auto ungefähr die Auswirkungen hat, wie wenn man auf die Hupe drückt: Es ist etwas laut, aber es bewegt sich nicht viel.
Naja, ganz so schlimm ist es dann auch nicht 🙂
Ich hab den Kollegen durchaus noch im Blick gehabt, und die erste Ampel zwei Ecken weiter hab ich auch noch erwischt. Zunächst dachte ich dann aber, dass es das war. Die sicher rund 100 PS Leistungsvorsprung schien der Kollege auch nutzen zu wollen.
Da das Glück aber wahlweise mit den Tüchtigen oder den Dummen ist, war die wilde Verfolgungsfahrt bereits 100 Meter weiter an meiner Stammtanke bereits vorbei. Der Kollege setzte den Blinker und ich sorgte im Anschluss dafür, dass ich neben ihm stand, und so mit ihm durchs Fenster kommunizieren konnte.
„Kollege, wo soll es denn hingehen. Ich soll dir hinterherfahren…“
„Oh, ach so!? Hessische Ecke Invaliden!“
„Alles klar, danke!“
Super! Kein Stress mehr. Also mehr oder weniger. Meine Autobesatzung blieb vorerst brav sitzen, während aus dem anderen Taxi ein oder zwei Leute Kippen kauften. Die Fenster wurden runtergelassen und irgendwann brüllten sich die beiden Wagenbesatzungen an. Mal nettes, mal eher nicht so nettes und mal unverständliches. Hauptsache laut. Auf irgendein Signalwort hin sprangen plötzlich die meisten Leute aus den Autos. 2 wollten sich prügeln, einer dabei zugucken, Julia schämte sich in Grund und Boden und der Schrööm schlenderte mit einer unglaublichen Gelassenheit in die Tanke, um Whisky zu kaufen.
Die freundschaftliche Schlägerei wurde nach kurzer Zeit zu einer Art Showeinlage. Was sich wohl die Angestellten an der Tanke gedacht haben, als einer der Fahrgäste mal spontan mit etwas Hilfestellung einen Rückwärtssalto hingelegt hat?
Dann beschlossen sie, umzusteigen. Also nicht alle. Zwei nur. Statt des Schrööms hatte ich nun einen klobigen Amerikaner auf dem Beifahrersitz, der in Quassellaune war. Na gut. Nun war es so, dass langsam alle eintrudelten und mein Kollege nicht mehr wusste, wer jetzt eigentlich zu seiner Besatzung gehört. Sinnigerweise ließ der Schrööm eine Weile auf sich warten, bis er in Gedanken vertieft mit einer Johnnie-Walker-Flasche zu den Autos geschlendert kam und dort ziemlich beleidigt war, dass sein Platz belegt war.
Ich hatte mich damit abgefunden, dass diese Fahrt wohl ewig viele absurde Episoden haben wird, aber am Ende war die Fahrt zu ihrer Unterkunft einfach nur noch normal. Ein paar „Wow!“ bei den Nutten in der Oranienburger Straße, sonst aber nix! Die Tour hat am Ende fast eine Stunde gedauert, wobei der größte Halt unbezahlt am Maria war. Dadurch waren die Einnahmen mit rund 21 € und einem Trinkgeld unter einem Euro nicht abartig hoch. Irgendwie wert war es die Sache allemal.
Ach ja: Nett war, dass der Schrööm nachher extra nochmal zu meinem Auto kam und mir gedankt hat für die gute Fahrt 🙂
Du hast es gerochen, dass ich heute mein Auto wieder bekomme, was? 😀
Waren Stallone und Norris schon bei dir? Die wollten dringend mit dir reden. 🙂
Huren nicht Nu**en!
Bitte…
@Der Maskierte:
Von Sylvie und Chuckie soll ich dir ausrichten, dass es bald ungemütlich bei dir wird, weil du mich fälschlicherweise als williges Opfer angegeben hast….
@moep:
Ich nehme an, du willst damit sagen, dass es die Huren selbst bevorzugen, so genannt zu werden. Ich habe nichts dagegen, denn ich verwende (und das wissen hoffentlich soweit alle) keines der Worte in diskriminierender Absicht. Im Gegenteil. Prostituierte wirkt etwas arg sperrig und technisch, und für mich klingt Hure herabwürdigender. Zumal ich bisher auch von den Damen des Horizontalen Gewerbes nichts gegenteiliges gehört habe.
Ich lege es nicht drauf an, künstlich PC zu sein, aber wenn du mir einen Link geben könntest, wo die Damen vielleicht selbst klarstellen, weswegen sie lieber Hure als Nutte genannt werden wollen, dann werde ich das in Zukunft berücksichtigen. Ich finde beide Ausdrücke wie gesagt nicht sonderlich gut, hab dieses Mal aber nicht nochmal dazugeschrieben, wie es gemeint ist.
Insofern danke für den Hinweis, aber eine Quelle wäre noch gut!
@Sash
Danke für die Vorwarnung – ich konnte Chuckie überzeugen, dass Sylvie sich verhört hatte. 😀
@Der Maskierte:
Puh, um Haaresbreite am Weltuntergang vorbeigeschlittert… 😉
@Sash
Bin doch Profi. Wenn ich meine Kunden verarztet bekomme, dann ist den Weltuntergang abwenden Kindergeburtstag. 😉
@Der Maskierte:
Ich hab da keine Zweifel. Wollte es dennoch erwähnt haben 🙂