Komisch wird es, wenn wunderliche Kollegen sich mit ihrem enormen Fachwissen und ihrer sozialen Kompetenz versuchen, bei kleinen Problemchen einzumischen. Der folgende Fall ist ein zweischneidiges Schwert, der Kollege wollte mir zweifelsohne bloß helfen. Das ist auch ohne Frage sehr nett, am Ende wirkte es irgendwie ziemlich skurril.
Zunächst hielt er sich in seinem Auto hinter mir versteckt. Ein Fahrgast landet bei mir und spricht mich an. Es entwickelt sich folgender Dialog:
„Kanns mich zur Göbelstraße bringen? Nach Friedrichshain?“
„Göbelstraße? Sicher?“
„Nee, die Göllellstraße! In Friedrichshain!“
„Gö-Lel-Straße?“
„Nein, die Görlellstraße. Ist nicht weit!“
„Sagt mir erst mal nix. Wo in Friedrichshain soll sie denn genau liegen?“
„Na sach mal: Die Gördelstraße! Am Ostkreuz!“
„Ach, sie meinen die Gürtelstraße!?“
„Ja, Görlstraße! Hab ich doch gesagt. In Friedrichshain!“
Schwere Geburt. Aber man kriegt ja alles hin. Von dem recht lautstarken Dialog fühlte sich nun der Kollege angesprochen und kraxelte aus seinem Wagen.
„Kollege! Zweimal!“
baffte er mich von der Seite an, während ich das Gepäck einlud.
„Zweimal?“
„Jaha! Musste doch wissen! Jibbet zweimal!“
„Was jetzt?“
„Na die Gürtelstraße!“
„Äh ja, aber nicht zweimal in Friedrichshain, oder?“
„Aber doppelt jibbet se trotzdem!“
„Der Herr hier möchte nach Friedrichshain in die Gürtelstraße. Die gibt es meines Wissens nach nur einmal. Das stimmt doch, oder?“
Man kann in Berlin ja echt nie wissen…
„Nee Mann! Aber in Weissensee!!!“
Dass mein Fahrgast uns inzwischen anstarrte, als seien wir zwei aus dem Zoo entlaufene Affen, konnte ich ihm nicht verübeln.
„Kollege, der Fahrgast hat mir doch schon mitgeteilt, in welchen Stadtteil er möchte. Und da es keine zwei Gürtelstraßen in Friedrichshain gibt, ist die Aussage doch eindeutig.“
„Pfff, kann ich doch nicht wissen, wo der hinwill!“
maulte der Kollege und stieg wieder in seinen Wagen.
Kollegiale Hilfe ist wirklich was tolles. Die hat mich schon oft gerettet, und auch ich hab schon dem ein oder anderen Kollegen mal aus der Patsche helfen können. So sollte es ja auch sein. Aber irgendwann gab es mal dieses bekannte Zitat, was man besser machen sollte, wenn man einfach keine Ahnung hat…
Genau.
Mein Favorit ist ja, „wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Verwirrung stiften“ Und das hat der Kollege ja geschafft.
Immerhin kann man als Unbeteiligter drüber lachen, wenn man sich die Gesichter aller Beteiligten vorstellt 🙂
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Chefredakteur bei der Bild werden?
Also, ich bin ja eigentlich nicht ausländerfeindlich. Aber wenn du sogar Sachsen transportierst, brauchst du dich auch nicht wundern, wenn dir ein Kollege eine reindrückt.
Ts, ts, ts…
Der wollte dir bestimmt nur helfen, der Kollege. Mußt du ihm aber auch sagen, dass der Fahrgast nach Friedrichshain wollte … 😉
@Karin:
Ja, das hat er echt gut gemacht 🙂
@Nick:
So einfach ist es nicht. Da brauchst du durchaus Ahnung. Allerdings auf anderen Gebieten, als die Bild uns weismachen will…
@Aro:
Ich transportiere sogar Schwaben! Komm ich jetzt ins Fernsehen? 😉
@ednong:
Asche auf mein Haupt! Ich Dussel! Natürlich hätte ich ihm das mitteilen müssen 😉
Das mit den Schwaben ist vom Integrationsgedanken her schon bedenklich. Andererseits gehörst du selbst dieser Rasse an, daher ist es in Ordnung. Das fällt unter Parallelgesellschaft,
Immer wieder herrlich! 😀
@Aro
Hast du in deinem Leben eigentlich schon mal einen Zahn verloren?
Ups. Das galt natürlich nicht für Dresdener Taxifahrer 😉
@Aro:
Ich hab aber gehört, dass Schwaben und Berliner nebeneinander etwas ungut sind. Ich glaub, die sollte man getrennt halten. Hast du übrigens meine Pläne für „the big Prenz’lberg Wall“ gesehen? 😉
So kennt man die lieben Kollegen. Hören nur mit einem Ohr hin und schwatzen dann rein. 🙂
… sollte es ganz laut kund zun!
“ … Aber irgendwann gab es mal dieses bekannte Zitat, was man besser machen sollte, wenn man einfach keine Ahnung hat…“
Nämlich das hier: http://imageshack.us/photo/my-images/535/scaledphptn0server818fi.jpg/
@sachma:
Ja, so in etwa 🙂
@weeds:
OK, der war gut! 😀
[…] von der Optimallinie, das Ziel sollte allerdings die Gürtelstraße sein. Die in Friedrichshain, nicht zu verwechseln mit der anderen! (Lustig ist es vielleicht, zu erwähnen, dass ich mich an der Tanke kurz zuvor just mit genau dem […]