Tückische Fahrpläne…

Mein Schichtende gerade war traumhaft. Ich bin auf die Landsberger Allee gebrettert, auf dem Weg gen Abstellplatz. Eigentlich hätte ich das Auto sogar mitnehmen können, nachdem sich aber die Bremsen während der letzten Touren dahingehend äußerten, dass sie mal ausgetauscht werden wollen, hab ich also nur auf die Landsberger, nicht auf Marzahn direkt gezielt. Was allerdings am Platz der Vereinten Nationen so oder so noch keinen Unterschied macht. Für Berlin recht stattliche 23 Touren hatte ich zusammen, eine unter meinem persönlichen Rekord.

Dann Winker.

Ging zwar leicht weg von der Optimallinie, das Ziel sollte allerdings die Gürtelstraße sein. Die in Friedrichshain, nicht zu verwechseln mit der anderen! (Lustig ist es vielleicht, zu erwähnen, dass ich mich an der Tanke kurz zuvor just mit genau dem Kollegen aus der verlinkten Geschichte unterhalten habe 🙂 )

Wo waren wir? Ach ja: Gürtelstraße. Nette Tour, knapper Zehner. Also zielte ich nun gen Norden. Mein Abstellplatz liegt unweit des HolidayInn-Hotels an der Ecke Landsberger Allee / Weißenseer Weg, ich war meinem Ziel also immerhin näher gekommen. Mit 24 Touren. Damit bin ich gleichgezogen mit dem diesjährigen Silvester. Allerdings habe ich an Silvester die Touren in kürzerer Zeit eingefahren und sie waren durchschnittlich länger. Der Rekord selbst hat also keine allzu große Bedeutung. Gehabt. Denn wie fast zu erwarten in dieser Nacht hatte ich nochmals Winker.

„Wohin soll es gehen?“

„Landsberger Allee.“

„Wohin da genau?“

„Ähm, die Nummer ist, muss ich gucken. Wir müssten da eigentlich genau zu diesem Holiday Inn…“

Bingo!

Die Tour hat nochmal 7 Euro in die bereits gut gefüllte Kasse gespült und der Weg zum Abstellplatz war nun nicht mehr weit. Da ich nun ja unweit einer Haltestelle für meine Bahn parke, sah ich schon beim Ankommen, dass ich noch 6 Minuten Zeit hätte. 6 Minuten? Nicht unmöglich, aber halbwegs eng. Ich muss am Abstellplatz all mein im Auto verteiltes Zeug zusammensuchen, gewissenhaft den Abschreiber ausfüllen, mich am Taxameter abmelden, das Auto nochmal nach Fundsachen durchsehen, abschließen und zur Haltestelle laufen.

Insbesondere das Ausfüllen des Abschreibers kostet Zeit, weil man immer wieder am Taxameter rumklicken muss und mein Tagfahrer und ich uns ohnehin angewöhnt haben, die Anfangsdaten immer schon in den Zettel für den anderen einzutragen. Erspart einem zum Beginn der Schicht Schreibarbeit, verdoppelt sie dafür am Schluss. Egal, wie lange man dann Zeit hat. Während ich also so meinem eingeübten Ablauf begonnen habe, hab ich drüber nachgedacht, ob ich nicht doch lieber in Ruhe noch eine Kippe rauchen sollte. Wozu Stress? Und die nächste Bahn müsste um diese Zeit auch bald wieder fahren…

Letztlich stand ich aber mit angefangener Zigarette am Bahnsteig, als die Anzeige noch 2 Minuten Restzeit anzeigte. Und inzwischen auch die Ankunftszeit der nächsten Bahn. In 59 Minuten! Boah, was war ich froh, einmal nicht auf meine Faulheit gehört zu haben 🙂

7 Kommentare bis “Tückische Fahrpläne…”

  1. Taxijule sagt:

    Ja, es lief gestern Nacht wie am Schnürchen. Da ich aber eher Tagfahrer bin und glücklicherweise das Auto fast für mich alleine zur Verfügung habe, bin ich gestern Nacht auch mal wieder ein paar Stunden gefahren. Es ist immer wieder schön, auch mal abends oder nachts zu fahren, ein vollkommen anderes Fahrgefühl. Keine Staus, Samstagabend läuft es natürlich auch gut und auch mal eine ganz andere Art von Fahrgästen die meistens gut drauf sind. Am Tage fährt man eben oft kranke und gebrechliche Menschen, Geschäftsleute (die ich aber eher nicht so gern chauffiere), Touris….
    Da hast Du aber Glück gehabt am Ende Deiner Schicht. Wenn ich in Richtung Heimat bin – ich darf das Auto mit nach Hause nehmen 🙂 – mache ich das PDA aus und Winker erkläre ich, dass ich dann nur noch jemanden mitnehme, der in meine Richtung möchte. Ich hatte es schon so oft, dass kurz vor meiner Haustür nen dicker Fisch an der Angel saß. Aber nach 10 bis 12 Stunden nochmal ne Tour nach Potsdam ist zwar ne super Sache finanziell, aber der Rückweg ist ja auch nicht ohne.
    24 Touren – das hab ich noch nicht geschafft – Respekt und herzlichen Glückwunsch.

  2. Martin sagt:

    tückische Fahrpläne oder eine Stunde Stillstand aufgrund überflüssiger Zeitunstellung..?

  3. ednong sagt:

    Ich hatte auch grad überlegt, ob das über den Stunden-Umstell-Wechsel gefallen ist und deshalb 59 Minuten waren 😉 Ansosnten hättest du deine Zigarette aber immerhin ganz gemütlich zu Ende rauchen können …

  4. Bernd sagt:

    Eine ganz offensichtliche Möglichkeit hast du aber außer acht gelassen: Kannst du nicht auch mit dem Taxi nach Hause fahren? Ich meine dabei natürlich nicht: Links vorn sitzend.

  5. Sash sagt:

    @Taxijule:
    Danke. Es war auch wirklich schön 🙂
    Beim „Heim“fahren bin ich meist kompromisslos. Entweder ich mache das Licht aus oder ich fahre die Winker noch. Aber während ich beim ersten Versuch die Fackel erst kurz vor Schluss ausmache, ist sie dann halt nach der ersten Tour in die falsche Richtung schneller erloschen…
    Und übrigens: Jetzt sind es 25 Touren! 😀

    @Martin und ednong:
    Dann wäre die BVG aber echt ein paar Stunden hinterher. Selbst nach neuer Zeitrechnung war es bereits 5.30 Uhr…

    @Bernd:
    Das hätte ich in dem Fall sicher auch gemacht. Im Allgemeinen ziehe ich es aber eher selten in Betracht. Zwei-, dreimal im Jahr bei -15°C und 30 Minuten Wartezeit kommt das vor, ansonsten gebe ich ungern mein komplettes Trinkgeld wieder weiter…

  6. daju77 sagt:

    Ich fahre ja nun noch nicht so lang Taxi, aber wenn ich für mich beschließe, dass Feierabend ist, dann ist auch Feierabend. PDA aus, Fackel aus und dann gemütlich nach Hause. Und dann können sie winken und rudern, dass ihnen schlecht wird. Aldi schließt um 20 Uhr und die Straßenbahn fährt ohne mich (oder Sash) ab. Von daher find ich meine strikte Einstellung gesellschaftskonform. :o)

  7. Sash sagt:

    @daju77:
    Das kann ja auch jeder Kollege handhaben, wie er will. Ich halte mir im Normalfall alle Optionen bis zum Schluss offen. Das liegt aber natürlich auch daran, dass ich ich meist nicht erst Feierabend mache, wenn ich schon tödlich erschöpft bin 🙂

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