Links, rechts, bunga!

Die Straßenverkehrsordnung und ich kommen eigentlich ganz gut miteinander klar. Vom gelegentlichen Übertreten der Geschwindigkeitsbegrenzung um wenige km/h und dem einmaligen absichtlichen Überfahren einer defekten roten Ampel kann ich mir wirklich keine großen Verstöße auf die Fahnen schreiben.

Heute Nacht hab ich meiner Liste noch etwas hinzugefügt. In der tiefsten Lichtenberger Wildnis habe ich 4 junge Leute aufgegabelt. Der Start in ihre Fahrtrichtung hatte nur einen Fehler: Ich hab eine Ampel vergessen, bei der man nicht links abbiegen kann. Als ich davor stand, war mir klar, dass alle jetzt noch zu nehmenden Ausweichrouten mindestens einen Kilometer Umweg bedeuten würden. Verdammt! Deutlich länger dauern würde die Fahrt auch noch dank der Ampeldichte, der 30er-Zonen…

Also hab ich gemacht, was ich sonst nie mache. Ich hab meinen Fahrgästen gesagt, dass sie mal ganz schnell die Augen zumachen sollen, denn wenn da jetzt niemand zugucken würde, dann könnte ich auch links rum. Die Kreuzung lag in alle Richtungen total verlassen vor mir, keine Sau weit und breit auf der Straße. Als die Ampel dann grün zeigte, bin ich mit 4 teilzeitblinden Passagieren kurz links rum.

Ich will das jetzt gar nicht gutheißen. Ich baue auch manchmal Mist, soll das etwa heißen.

Als ersten Kommentar von meiner Kundschaft bekam ich übrigens das:

„BUNGA BUNGA!“

Doppelt dreist

Ich würde gerne eine Kundengeschichte hier niederschreiben – das mache ich ja gelegentlich – aber was will ich sagen: Meine Kundschaft ist heute Nacht durch ausserordentliche Nettigkeit aufgefallen. Nicht nur, dass ich zum Schluss noch richtig lange Fahrten mit viel Trinkgeld bekommen habe (was in etwa das Gegenteil der Ereignisse vor 1 Uhr darstellt), es waren alle einfach nur nett und lieb und keiner ernsthaft einen Eintrag wert.

Aber ich kann ja meinen Lesern nichts vorenthalten, worüber ich gerne meckere. Das tue ich meist nur, um ein bisschen meine Glaubwürdigkeit als Taxifahrer zu unterstreichen, heute meine ich es allerdings verdammt ernst. Es gibt so ein paar Dinge, die mich immer mal wieder aufregen. Die klassischen Festpreisverhandlungen sind so ein Fall, unfreundliche Fahrgäste und Taxistandparker.
Ich will ja gnädig sein: Taxistände sind meist sehr günstig an viel frequentierten Plätzen gelegen und ich kenne die Seite der nicht geschäftlichen Fahrer natürlich auch. Und machen wir uns nichts vor: Ein großer Taxistand zu einer Uhrzeit, zu der wenige Fahrer da sind, läd natürlich ein, kurz dort anzuhalten. Wahrscheinlich ist es sogar sinnvoller, als den fließenden Verkehr zu behindern.

Aber natürlich behindern uns Fahrer diese Falschparker. An Ständen, bei denen ständig Bewegung herrscht, erschweren sie die Übersicht, zwingen zum Ausweichen oder führen im schlimmsten Fall dann dazu, dass wir irgendwo illegal und gefährlich rumstehen müssen. Ich kann nur immer wieder empfehlen, sich irgendwo im Umfeld ins absolute Halteverbot zu stellen. Das ist genauso illegal, stört aber unter Umständen wirklich nur die Cops.

Ach herrje, was laber ich hier wieder rum!

Also: Das ärgert mich. Da ich aber von Natur aus kein sonderlich impulsiver Mensch bin und mich ungerne wegen so eines Schwachsinns streite, sage ich meist nichts. Gerade am Ostbahnhof laden Leute gerne kurz was ein, die Minute hab ich meistens.

Und so war es auch gestern Abend. An der dritten Rücke stand mitten zwischen den Taxen ein einzelner verirrter Privat-PKW. Alle Kollegen sind stumm an ihm vorbeigefahren, geärgert hat sich wohl jeder, aber so war es eben. Ein Kollege, der ihn überholt hat, hat mir nachher gesagt, dass der Fahrer da geschlafen hat.

Irgendwann kamen dann jedenfalls die Leute, die er mitnehmen wollte und luden ihr Gepäck ein. Der Fahrer ist nicht ausgestiegen, hat nicht geholfen, aber darüber braucht man sich bei privaten Fahrten natürlich eigentlich auch keinen Kopf machen.

Und dann hat der den Wagen zurückgesetzt, mein Auto dabei getroffen und ist dann weggefahren.

Moooment! WTF?

Also so in etwa sahen meine Gedanken aus. Und glaubt mir: Zu überhören oder nicht zu bemerken war der Spaß nun wirklich nicht. Vorausgesetzt natürlich, man schläft nicht. Naja, mein Chef wird sich freuen, mal wieder einen unverschuldeten Unfall zu haben, und der Typ wird wahrscheinlich ziemlichen Ärger bezüglich Fahrerflucht bekommen. Oder glaubt der ernsthaft, ich hätte mir bei seinem Wegfahren das Kennzeichen nicht notiert?

Also auf der Rücke parken: Nee, aber verkraftbar!

Auto anrempeln: Kann natürlich mal passieren…

Fahrerflucht: So dann nicht!

Leute jibt et!

Neues aus der Aussprachenwelt

Berlin. Wahrscheinlich immer noch die Stadt in Deutschland mit den meisten doppelten Straßennamen. Wahrscheinlich auch immer noch die Stadt mit den meisten Straßennamen überhaupt.

Beide Tatsachen sind für uns als Taxifahrer nicht leicht. Ich bin als Schwabe nun wirklich nicht der Mensch, der andere wegen unsauber ausgesprochenen Straßennamen verurteilt. Während der Arbeit allerdings könnte ich manchmal durchdrehen. Es mag ja für den durchschnittlichen bayrischen Dorfbewohner komisch klingen, aber es existieren in Berlin tatsächlich die Husemannstraße und die Hosemannstraße. Und wenn ich zweimal nachfrage, dann tue ich das, um den Kunden Kosten zu ersparen.

Heute allerdings wusste ich mit dem Straßennamen gar nichts anzufangen:

„Bossdem-Straße!“

Auf meine Nachfrage hin bekam ich gesagt:

„Boss. Temm. Straße!“

Da werden die Berliner Kollegen jetzt wohl auch dumm aus der Wäsche gucken. Mit einem Hinweis habe ich es dann allerdings gefunden. Und dabei handelte es sich um eine Querstraße:

„Buhlen-Straße!“

Na, wo sind die erfahrenen Köpfe des Gewerbes? Lasst es in den Kommentaren krachen!

Linktausch

Nicht erst seit der Verlinkung dieses Blogs bei bildblog geht der Name dieser Seite ein wenig durchs Netz. Verlinkungen lassen das Herz jedes Bloggers höher schlagen und so geniesse auch ich das. Es freut mich, wenn die Leute diese Seite für empfehlenswert halten.

Und wenn der Webmaster einer Seite sich dann bei mir meldet, und fragt, ob wir Links tauschen möchten, dann finde ich das zunächst auch immer gut. Solche Anfragen ehren einen, und im Grunde profitieren ja beide Seiten davon.

Meist allerdings lehne ich ab.

Warum das so ist, und warum ich das auch den vielen Bloggern empfehlen möchte, die es noch nicht auf die magischen 1.000 Besucher täglich gebracht haben, möchte ich gerne exemplarisch schildern.

Heute morgen bekam ich eine sehr freundliche Mail von H.H., der eine Taxi-Seite. Er bot mir an, seine Seite zu verlinken, er hätte meine schon verlinkt. Für einen Backlink versprach er einen „viel wertvolleren Link“, nicht nur unter den „Empfehlungen“, sondern auf einer seiner „Städte-Unterseiten“.
Wie wertvoll dieser Link ist, will ich nicht bewerten. Ich wollte die Seite nicht gleich auf Herz, Nieren und Zugriffszahlen prüfen – schätze aber, sie ist nicht so bekannt wie meine. Ist ja auch nicht schlimm!
Interessant ist allerdings, dass die „Empfehlungen“ wirklich nur auf der Hauptseite verlinkt sind. Also wirklich: Verlinkt! Nicht angezeigt. Noch dazu verlieren sich die Empfehlungen auf mehreren Unterseiten, und die Linksammlung dort zeigt mir an, dass sich dort ein buntes Sammelsurium an Seiten findet, von denen einzelne sich sogar damit rühmen, fiktive Geschichten zu erzählen.

Sorry, lieber Lieblingskontrahent, dieser Seitenhieb musste sein! 😉

Aber das ist ja nicht alles. Grundsätzlich finde ich die (grob zusammengefasste) Aussage „Und wenn sie mich nicht verlinken, dann entferne ich den Link wieder“ ziemlich unhöflich. Ich weiss, dass das Netz auch ein Geschäftsraum ist. Auch ich habe hier im Blog Flattr, Paypal und Amazon untergebracht, um den Reichtum zu erlangen, den ich mit Taxifahren nicht erreichen kann. Aber thematisch verwandte und interessante Seiten verlinke ich freiwillig, wenn ich sie für lesenswert halte, nicht als Gegenleistung.

Und mal abgesehen davon, dass ich es gar nicht darauf anlege, dass meine Seite in einer Art Rufnummernverzeichnis (was an sich ja eine gute Idee ist) gefunden wird, ist mir eine weitere Kleinigkeit bitter aufgestossen. Ich zitiere hiermit von H.H.’s Berlin-Seite (die mehr oder weniger gleich zumindest für eine weitere Großstadt angelegt wurde):

„Da die Kosten für Taxis in Berlin recht verschieden sein können, lohnt es sich immer zu vergleichen. Am besten vereinbaren Sie mit dem Taxifahrer einen Festpreis.“

Da mich bei meiner täglichen Arbeit kaum etwas mehr nervt als immer wieder irgendwelchen Leuten zu erklären, dass es illegal ist, Festpreise in der Stadt zu machen, sehe ich es dreimal nicht ein, eine solche Seite zu unterstützen.

Meine Antwortmail liest sich komplett so:

„Sehr geehrter Herr H.,

ich danke ihnen für die Anfrage.
Wie jeder Blogger hätte ich gerne mehr Besucher auf meiner Seite, und
wie jeder Blogger bin ich einem freundschaftlichen Linktausch nicht
abgeneigt.
In diesem Fall möchte ich allerdings ablehnen und damit in Kauf nehmen,
dass sie meinen Link wieder entfernen.

In der Hoffnung, sie sind ernsthaft interessiert und schreiben nicht nur
wahllos Seiten mit dem Suchbegriff „Taxi“ an, möchte ich ihnen gerne
eine Begründung liefern:

Zum einen stellt meine Seite für das Angebot ihrer Seite keinen Mehrwert
da. Ich blogge über meine Erlebnisse als Taxifahrer, aber auch wenn ich
für mein Publikum meine Nummer angebe, so ist das in keinem Fall eine
adäquate Möglichkeit, in Berlin ein Taxi zu bekommen, da meine
Arbeitszeiten doch recht beschränkt sind.

Dann bin ich persönlich kein Freund von Links, die mit Bedingungen
einhergehen. Das mag geschäftlich Usus sein, nicht ohne Grund aber ist
meine Seite keine offizielle Geschäftsseite. Wenn sie meine Seite nicht
ohne Gegenleistung für empfehlenswert halten, dann verlinken sie sie
nicht. Das ist völlig ok.

Zu guter Letzt und zum ausschlaggebenden Grund:
Ich begrüße es, wenn das Netz informative Taxiseiten bereithält. Unser
Gewerbe benötigt dringend Offenheit und Transparenz! Aber ich werde
sicher keinen Linktausch mit einer Seite eingehen, die für Berlin
empfiehlt, mit den Fahrern einen Festpreis auszuhandeln.
Das mag jetzt vielleicht kleinlich klingen, aber in meinem Arbeitsalltag
besteht die größte Herausforderung darin, potenziellen Fahrgästen
klarzumachen, dass genau das – einen Festpreis aushandeln – illegal ist.
Zu ihren Gunsten gehe ich davon aus, das sie das aus Unwissenheit
geschrieben haben, möchte sie aber unabhängig von einem Linktausch als
offenbar am selben Thema interessierter Mensch darum bitten, sich
schnellstmöglich mit dem Berliner Taxitarif auseinanderzusetzen und
diese Fehlinformation von ihrer Seite zu entfernen.

Auch wenn ich ihrer Anfrage negativ entsprochen habe, möchte ich ihnen
viel Erfolg mit ihrer Seite wünschen.

Sash

PS:
Ich werde meine Leser vielleicht über diese Anfrage informieren und
meine Ablehnungsgründe offenlegen. Wenn ich sie erwähne, verlinke ich
selbstverständlich auch ihre Seite.“

Und wirklich: Das war eine der seriösesten Anfragen überhaupt!

Liebe „kleine“ Blogger da draussen: Ich weiss, wie sehr es einen reizt, ein solches Angebot anzunehmen. Und vielleicht ist auch wirklich mal der Deal dabei, den man sich immer erwünscht hat. Aber vergesst das Nachdenken nicht! Was einen Blog gut macht, sind nicht gekaufte Links, sondern der Content. Wenn man es gut macht, wird das schon. Es mag dauern, aber es wird!

PS: Ich weiss, dass ich der Seite jetzt doch noch den Link gegeben habe. Das ist ok, soll Herr H. es sich auf seine Fahnen schreiben, so er möchte!
Ich wollte ein anschauliches Beispiel zeigen, und das war es wert.

Das Maria mal wieder

Ich war gerade dabei, ein wenig über mich selbst zu lachen. Im Radio erzählte der Sprecher etwas von den 17 Euro-Ländern, und dank der Betonung hatte ich mich zunächst gefragt, welche runtergekommenen Staaten denn jetzt bitte zu den 17-Euro-Ländern gehören würden.

Da trat ein Anzugträger an mein Auto heran und fragte mich, ob es hier etwa irgendwo einen Club namens Maria geben würde. Etwas anders formuliert höre ich die Nachfrage nach dem Club am Ostbahnhof ja recht regelmäßig. Wie auch in jedem anderen Fall war ich mir nicht zu fein, die 400 m Fußweg mit einmaligem Abbiegen zu beschreiben.

Der sehr nette Kerl bedankte sich höflich, zögerte dann aber doch.

„Sagen sie, könnten sie mich da auch hinfahren?“

„Klar, wenn sie wollen. Aber wegen des Einstiegspreises sind wir da auch gleich bei 4 Euro.“

Im Grunde sage ich das hauptsächlich, weil es mir als Kunde für die paar Meter echt zu teuer wäre. Aber just ein paar Stunden zuvor hatte ich eine nicht ganz so kurze Tour, genau 2 Kilometer, bei der ich am Ende der Strecke vom Fahrgast zu den 6,60 € zu hören bekam:

„Na das sind ja Preise! Für das Stückchen!?“

Der hier war locker.

„Na dann würde ich sie bitten! Ich bin ja so halb im Urlaub hier!“

Da ich gerade mal ein paar Minuten dort stand, lag mir selbst der Gedanke fern, mich irgendwie zu beschweren oder auch nur zu ärgern.

Die Fahrt selber war so kurz, dass es wirklich nichts besonderes zu berichten gibt. Ich zeigte ihm die nicht gerade einladend wirkende Tür im Zaun, die zum Club führt, und er kramte in seinem Geldbeutel, um die aufgelaufenen exakt 4,00 € zu begleichen.

Dass er das nicht mit 4,00 € getan hat, auch nicht mit dem üblichen Fünfer, sondern mit 7,00 € – das ist der Grund, warum es jetzt hier steht. Außerdem hab ich mir grinsend gedacht:

„Wenn du jetzt noch einen Zehner einfährst, gründest du ein 17-Euro-Land!“

😀

Standpunkt zur Prostitution

Kommentator hat anlässlich meines letzten Eintrages eine grundsätzliche Frage zur Prostitution gestellt:

@Sash (und andere Taxifahrer, so sie mitlesen und antworten wollen):

Ohne anmaßend oder moralisch sein zu wollen – und da bin ich ernst, ich bin wirklich nur interessiert:

Wie sieht es mit Deiner (Eurer) Haltung zum Rotlichtgewerbe aus? Prostitution ist immerhin “Veranstaltungsort” der schweren Jungs und leichten Mädchen – und leider auch für Zuhälter, Zwangsprostituierte und jeder Menge Gewalttäter, bis hin zur Verschleppung.

Ich wohne beileibe nicht im Elfenbeinturm – ich weiß und akzeptiere, dass es Prostitution gibt. Leider ist das ohne manche üble Begleiterscheinung nicht zu haben, siehe den vorigen Absatz. Ich weiß auch, dass “Trinkgeld” eine gute und notwendige Sitte ist, ich habe selber lange – und gut – in der Gastronomie davon gelebt, und 90 Euro sind eine echte Hausnummer, weil die eigentliche Dienstleistung erbracht ist, aber das “Handgeld” obendrauf kommt.

Aber wie stehst Du (steht Ihr) persönlich dazu? Zum Gewerbe, zu dessen Begleiterscheinungen – und zum Geld, dass aus dem Gewerbe kommt?

Wie gesagt: Ich frage einfach nur nach der Haltung, nicht nach “Moral” oder so.

Ich kann jetzt erst mal nur für mich antworten, allerdings wäre ich über Kommentare von Kollegen ebenso erfreut.

Zunächst einmal ist die Frage nach dem Sexgewerbe nie ganz ohne moralische Aspekte zu sehen. Die Einstellung zur Prostitution hängt immer irgendwie mit den eigenen Vorstellungen zur Sexualität zusammen, schon weil die Grundfrage, ob Sex käuflich sein darf, viele moralische Vorstellungen verletzt.

Ich für meinen Teil bin entschieden gegen Sexismus, und gehe bei der Definition, was Sexismus ist, sicher weiter als die meisten. Dennoch nehme ich – wie beschrieben – auch Geld aus dem Gewerbe an. Und das nicht undankbar oder heimlich.

Der Grund ist folgender:

In meinen Augen hat die Prostitution eine Daseinsberechtigung. Sie ist nicht umsonst als „das älteste Gewerbe der Welt“ bekannt, und auch darüber hinaus wurde Sex schon immer zum Erwerb von Geld, Macht und dergleichen mehr verwendet. Offen und verdeckt. Und in meinen Augen ist es die bessere Variante, dies offen zu tun.

Es ist für mich wesentlich besser, einen Kunden, der möglichst schnell einfach nur Sex will, bei einer Prostituierten abzuliefern, als ähnliche Gestalten zu einem Club zu bringen, wo sie „geile Weiber“ zum aufreissen finden. Die Prostituierten wissen, was die Kunden wollen, wissen was sie selbst dafür verlangen können und in irgendeiner Form haben beide was davon. Da hab ich bei manchen Clubbekanntschaften größere Zweifel.

Dass das Sexgewerbe zu einem Teil, ja wahrscheinlich Großteil, von dubiosen Gestalten betrieben wird, bzw. dort mieseste Bedingungen vorherrschen, ist natürlich leider ein Fakt. Wenn ich über irgendeinen Laden wüsste, dass sie die Frauen misshandeln oder zum Sex zwingen, würde ich dort auch selbstverständlich keine Kunden hinbringen. Da könnten die mir ein Monatsgehalt zahlen und ich würde es nicht machen. Das Problem ist, ich weiss es nicht! Ich würde es gerne wissen, aber ich kann es nicht sicher sagen. Natürlich mache ich mir meine Gedanken, wenn man in einem Bordell nur 35 € für Geschlechtsverkehr zahlt. Und zu den Läden, bei denen man für einen Zehner mehr auch ohne Kondom „darf“, würde ich nie wieder Leute hinbringen.

Wie in vielen anderen Bereichen auch, ist es wahrscheinlich bei der Prostitution am Wichtigsten, die guten Läden zu unterstützen, sie zu empfehlen, wenn Nachfrage besteht. Ich kann es derzeit nicht. Es mag ein ungutes Zeichen sein, wenn ich als Fahrer schon 90 € für zwei Kunden bekomme, ich hoffe aber, dass die das auch machen, weil sie entsprechend viel von den Kunden verlangen, und damit auch die Frauen möglichst viel abbekommen. Vielleicht naiv, aber ich kann es nicht einschätzen. Das Gewerbe ist nunmal nicht gerade öffentlichkeitsgeil.

Ich persönlich kann mir Prostitution weder von der Kunden-, noch von der Anbieterseite vorstellen. Schon deswegen werde ich wohl nie umfassende Einblicke in diese Szene kriegen, ich muss mich also auch auf Gerüchte und Erzählungen verlassen. Ich habe aber keine moralischen Bedenken bezüglich des Gewerbes an sich, sondern im Gegenteil einigen Respekt vor den Menschen, die ihr Geld tatsächlich so verdienen (müssen). Im Arbeitsalltag komme ich mehr oder minder zwangsläufig mit allerlei Angehörigen der Betriebe in Kontakt, und bis auf wenige Ausnahmen hatte ich gar nicht mal das schlechteste Gefühl dabei.

So, ich hoffe, dass das eine angemessene Antwort war. Für alles weitere ist die Kommentarfunktion da.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wenn das Glück außer Puste ist…

Das übliche Glücksspiel Taxifahren zeigte sich in meiner Schicht von seiner launischen Seite. Für eine Wochentagsschicht in den Ferien war sie zunächst eher gut, was mit zwei etwas längeren Touren zusammenhängt. Danach war aber erst einmal die Luft raus. Obwohl ich das Matrix erst sehr spät angefahren habe, stand ich dort eine geschlagene Stunde bei mittelschlechter bis weglaufenswerter Musik.

Dafür war mein Fahrgast dann ein sehr sympathischer. Ein junger Mann, Däne, mit guter Laune und recht wenig Drogen intus. Wir haben uns auf Englisch sehr gut unterhalten können, und die Tour sollte mit rund 11 € auch nicht allzu schlecht sein. Der Wartezeit wegen hätte es ruhig länger sein dürfen, aber nachträglich kann ich nur sagen, dass es so genau richtig war 🙂

Er wollte zu einem Hostel, das ich kannte, das zu finden aber auch so kein Problem gewesen wäre. Direkt an der Stelle, an der ich abbiegen musste um zu wenden, standen 2 Typen auf der Straße. Ich hätte an dieser Stelle hupen können, aber ich habe es gelassen. Sie winkten wie blöde und ich hab mich ein wenig geärgert:

Wenn ich meinen Kunden hier, 200 Meter vor dem Hostel, rausschmeissen würde, hätte ich gleich eine Anschlussfahrt!

Auf der anderen Seite hab ich mich auch gefragt, wie schwierig dieses Konzept mit den beleuchteten Dachschildern eigentlich ist. Wenn das Licht aus ist, dann sind wir besetzt oder bestellt. Das kann man sich doch merken, oder?

Als ich an der nächsten Ampel, keine 50 Meter weiter, aufs zweite Linksabbiegen wartete, stand einer der beiden schon wieder fast neben mir. Jetzt sind die meinem Auto hinterhergerannt! Argh! Deppen! Die Ampel war grün, ich trete aufs Gas und bin sie los.
Die Verabschiedung von meinem Fahrgast dauert nicht lange, ein kleines Trinkgeld gibt es noch und von mir ein zwei Sätze zu den Möglichkeiten, sich noch was zu Essen zu organisieren in der Umgebung.

Da reisst plötzlich der Typ von eben die Türe auf und fängt an meinen Fahrgast auf… ja, dänisch schätze ich, zuzulabern. WTF? Er hätte ja auch sagen können, dass er die beiden kennt – dann hätte ich sie gleich eingeladen! Es stellte sich raus, dass sie sich eigentlich nur flüchtig kennen, und es dem anderen durchaus auch darum ging, ein Taxi zu bekommen.

Im Laufe des kurzen Gesprächs kam auch sein etwas moppeliger Begleiter am Auto an, und mir wurde erklärt, dass sie gerne in einen Puff gehen würden. Na das war mal eine wunderbare Überraschung! Noch dazu kannte ich in direkter Umgebung keinen Laden, an dem ich schon mal war. Als dann auch noch feststand, dass sie nicht zu einem Billigladen mit Flatrate oder 35 €-Tarif wollten, hab ich die Chance gesehen, sie zu einem Laden zu bringen, der mir die Anlieferung auch entlohnt…

Und was soll ich sagen? Es hat geklappt. Die Jungs haben mir vor lauter Dankbarkeit satte 5,00 € Trinkgeld in mein zittriges Händchen geschüttet, und der „freundschaftliche“ Handschlag mit dem Türsteher ließ dann noch einmal zufällig 90 € an meiner Handinnenseite kleben. Damit war mir dann auch egal, dass der Umsatz diese Nacht nicht so wahnsinnig gut war – genau genommen lag er unter den sonstigen Zuwendungen 😀