Nicht erst seit der Verlinkung dieses Blogs bei bildblog geht der Name dieser Seite ein wenig durchs Netz. Verlinkungen lassen das Herz jedes Bloggers höher schlagen und so geniesse auch ich das. Es freut mich, wenn die Leute diese Seite für empfehlenswert halten.
Und wenn der Webmaster einer Seite sich dann bei mir meldet, und fragt, ob wir Links tauschen möchten, dann finde ich das zunächst auch immer gut. Solche Anfragen ehren einen, und im Grunde profitieren ja beide Seiten davon.
Meist allerdings lehne ich ab.
Warum das so ist, und warum ich das auch den vielen Bloggern empfehlen möchte, die es noch nicht auf die magischen 1.000 Besucher täglich gebracht haben, möchte ich gerne exemplarisch schildern.
Heute morgen bekam ich eine sehr freundliche Mail von H.H., der eine Taxi-Seite. Er bot mir an, seine Seite zu verlinken, er hätte meine schon verlinkt. Für einen Backlink versprach er einen „viel wertvolleren Link“, nicht nur unter den „Empfehlungen“, sondern auf einer seiner „Städte-Unterseiten“.
Wie wertvoll dieser Link ist, will ich nicht bewerten. Ich wollte die Seite nicht gleich auf Herz, Nieren und Zugriffszahlen prüfen – schätze aber, sie ist nicht so bekannt wie meine. Ist ja auch nicht schlimm!
Interessant ist allerdings, dass die „Empfehlungen“ wirklich nur auf der Hauptseite verlinkt sind. Also wirklich: Verlinkt! Nicht angezeigt. Noch dazu verlieren sich die Empfehlungen auf mehreren Unterseiten, und die Linksammlung dort zeigt mir an, dass sich dort ein buntes Sammelsurium an Seiten findet, von denen einzelne sich sogar damit rühmen, fiktive Geschichten zu erzählen.
Sorry, lieber Lieblingskontrahent, dieser Seitenhieb musste sein! 😉
Aber das ist ja nicht alles. Grundsätzlich finde ich die (grob zusammengefasste) Aussage „Und wenn sie mich nicht verlinken, dann entferne ich den Link wieder“ ziemlich unhöflich. Ich weiss, dass das Netz auch ein Geschäftsraum ist. Auch ich habe hier im Blog Flattr, Paypal und Amazon untergebracht, um den Reichtum zu erlangen, den ich mit Taxifahren nicht erreichen kann. Aber thematisch verwandte und interessante Seiten verlinke ich freiwillig, wenn ich sie für lesenswert halte, nicht als Gegenleistung.
Und mal abgesehen davon, dass ich es gar nicht darauf anlege, dass meine Seite in einer Art Rufnummernverzeichnis (was an sich ja eine gute Idee ist) gefunden wird, ist mir eine weitere Kleinigkeit bitter aufgestossen. Ich zitiere hiermit von H.H.’s Berlin-Seite (die mehr oder weniger gleich zumindest für eine weitere Großstadt angelegt wurde):
„Da die Kosten für Taxis in Berlin recht verschieden sein können, lohnt es sich immer zu vergleichen. Am besten vereinbaren Sie mit dem Taxifahrer einen Festpreis.“
Da mich bei meiner täglichen Arbeit kaum etwas mehr nervt als immer wieder irgendwelchen Leuten zu erklären, dass es illegal ist, Festpreise in der Stadt zu machen, sehe ich es dreimal nicht ein, eine solche Seite zu unterstützen.
Meine Antwortmail liest sich komplett so:
„Sehr geehrter Herr H.,
ich danke ihnen für die Anfrage.
Wie jeder Blogger hätte ich gerne mehr Besucher auf meiner Seite, und
wie jeder Blogger bin ich einem freundschaftlichen Linktausch nicht
abgeneigt.
In diesem Fall möchte ich allerdings ablehnen und damit in Kauf nehmen,
dass sie meinen Link wieder entfernen.
In der Hoffnung, sie sind ernsthaft interessiert und schreiben nicht nur
wahllos Seiten mit dem Suchbegriff „Taxi“ an, möchte ich ihnen gerne
eine Begründung liefern:
Zum einen stellt meine Seite für das Angebot ihrer Seite keinen Mehrwert
da. Ich blogge über meine Erlebnisse als Taxifahrer, aber auch wenn ich
für mein Publikum meine Nummer angebe, so ist das in keinem Fall eine
adäquate Möglichkeit, in Berlin ein Taxi zu bekommen, da meine
Arbeitszeiten doch recht beschränkt sind.
Dann bin ich persönlich kein Freund von Links, die mit Bedingungen
einhergehen. Das mag geschäftlich Usus sein, nicht ohne Grund aber ist
meine Seite keine offizielle Geschäftsseite. Wenn sie meine Seite nicht
ohne Gegenleistung für empfehlenswert halten, dann verlinken sie sie
nicht. Das ist völlig ok.
Zu guter Letzt und zum ausschlaggebenden Grund:
Ich begrüße es, wenn das Netz informative Taxiseiten bereithält. Unser
Gewerbe benötigt dringend Offenheit und Transparenz! Aber ich werde
sicher keinen Linktausch mit einer Seite eingehen, die für Berlin
empfiehlt, mit den Fahrern einen Festpreis auszuhandeln.
Das mag jetzt vielleicht kleinlich klingen, aber in meinem Arbeitsalltag
besteht die größte Herausforderung darin, potenziellen Fahrgästen
klarzumachen, dass genau das – einen Festpreis aushandeln – illegal ist.
Zu ihren Gunsten gehe ich davon aus, das sie das aus Unwissenheit
geschrieben haben, möchte sie aber unabhängig von einem Linktausch als
offenbar am selben Thema interessierter Mensch darum bitten, sich
schnellstmöglich mit dem Berliner Taxitarif auseinanderzusetzen und
diese Fehlinformation von ihrer Seite zu entfernen.
Auch wenn ich ihrer Anfrage negativ entsprochen habe, möchte ich ihnen
viel Erfolg mit ihrer Seite wünschen.
Sash
PS:
Ich werde meine Leser vielleicht über diese Anfrage informieren und
meine Ablehnungsgründe offenlegen. Wenn ich sie erwähne, verlinke ich
selbstverständlich auch ihre Seite.“
Und wirklich: Das war eine der seriösesten Anfragen überhaupt!
Liebe „kleine“ Blogger da draussen: Ich weiss, wie sehr es einen reizt, ein solches Angebot anzunehmen. Und vielleicht ist auch wirklich mal der Deal dabei, den man sich immer erwünscht hat. Aber vergesst das Nachdenken nicht! Was einen Blog gut macht, sind nicht gekaufte Links, sondern der Content. Wenn man es gut macht, wird das schon. Es mag dauern, aber es wird!
PS: Ich weiss, dass ich der Seite jetzt doch noch den Link gegeben habe. Das ist ok, soll Herr H. es sich auf seine Fahnen schreiben, so er möchte!
Ich wollte ein anschauliches Beispiel zeigen, und das war es wert.