Ich bin ja selbst Raucher und kann es kaum jemandem verdenken, wenn er mal nach einer Zigarette fragt. Der ein oder andere Kollege am Stand weist mich zwar nach meiner Spende an süchtige Passanten bisweilen darauf hin, was mich das doch wieder kosten würde – aber wer versteht schon, was es für eine Wohltat ist, wenn am Ende der Nacht, wo das Geld alle ist, die Wartezeit für die S-Bahn aber umso länger, wenn sich dann jemand erbarmt und einen Sargnagel übrig hat.
Bei aller moralischer Verwerflichkeit (natürlich ist Rauchen scheiße, keine Frage!) bin ich mir sicher, dass die 20 Cent bezüglich des auslösenden Glücksgefühls zu den Spenden mit dem höchsten Wirkungsgrad zählen, und deswegen drücke ich auch mal ein Auge zu, wenn ein ganz Verpeilter nicht mehr alle Knigge-Regeln parat hat, wenn er mich anspricht.
Noch besser ist es allerdings bei Kunden. Grundsätzlich trenne ich im Auto durchaus bewusst zwischen meins und deins, schon alleine weil verpeilte Nachteulen bisweilen komische Theorien entwickeln, wie man den Taxipreis noch senken könnte. Da wird einem dann wiederholt ein Kaugummi angeboten, und wenn man sich fast schon überlegt, zuzugreifen, erfährt man, dass man dann doch bitte für den Rest der Strecke die Uhr ausmachen könnte. Oder wenn man selbst einen anbietet, wird man danach noch nach Essen, Trinken, Leergut, Preisnachlass und kostenloser Wartezeit gefragt. Da bin ich trotz meinem Hang zu netten Gesten dann doch sehr sparsam mit Wohltaten.
Aber die gedruckste Frage nach einer Kippe zum Fahrtabschluss beantworte ich dann doch meist positiv. Im Übrigen durchaus finanziell lohnend, wie mir die Trinkgelder danach zeigen. Viele klären das sogar im Vorfeld schon:
„Haste mir vielleicht noch eine Kippe? Du, ich leg auch gerne 2 € drauf!“
hieß es etwa neulich.
Ich erwarte da dennoch meist nicht diese abenteuerlichen Beträge, denn kaum in einem Bereich sind Kunden derart wankelmütig wie bei versprochenen Trinkgeldern. Die höchsten Tips kommen unangekündigt!
Aber dieser Kunde, etwa in meinem Alter, ziemlich müde und in einem Zustand, der erahnen ließ, dass diese Zigarette an dem Abend bei weitem nicht das Ungesündeste war, was er zu sich genommen hat, hielt Wort. Den Fahrpreis von 17,40 € beglich er mit 20 €. Wir waren so oder so noch am Reden, also hab ich am Zielort, eine kleine Nebenstraße in Moabit, den Warnblinker angemacht und mit ihm zusammen noch eine Kippe geraucht.
Wenn eine Fahrt so endet, kann man sie in der Regel schon als sehr gelungen bezeichnen, selbst ich gebe nach einigen Touren erstmal Gas, um außer Reichweite zu kommen. Hier hingegen stand ich wirklich noch 5 Minuten vor dem Wagen, und zum Abschluss drückte er mir noch einen Zweier in die Hand und meinte:
„War echt nett mit der Zigarette. Und hier: Sollst für deine Wartezeit ja auch was haben!“
Hätte ich nur noch solche Kunden, dann würde ich meinen Job zweifelsohne noch mehr lieben, hätte die Tabakindustrie allerdings eine Ahnung, was Raucher wirklich für eine Kippe zahlen würden, wäre das auch für mich nicht mehr lustig 🙁
