Was halte ich davon?

niemand schickte mir diese Frage:

Was hälst du davon?

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Schneller-durch-Peking-1131839.html

In dem Artikel steht, ganz knapp zusammengefasst, dass durch GPS-Verfolgung der Routen von Taxifahrern Daten gesammelt werden, die mit einfließen in die Streckenplanung von Routensoftware.

Das halte ich ehrlich gesagt für einen unwichtigen Treppenwitz der Geschichte und für anwendungslos.

Also dass das jetzt in Peking irgendwie ansatzweise gute Daten ausspuckt, das wage ich nicht zu bezweifeln. Aber bei einer Anzahl von 33.000 Taxen ist es klar, dass da eine Menge Daten zusammenkommen. Das lässt sich sicher nicht auf dünner besiedelte Landstriche ummünzen. Das Wissen der Fahrer um schnellste Strecken ist entweder Wissen, das man mittels Karte ermitteln kann, oder mittels Daten aus den Verkehrsleitstellen (wenn es um Ampeln z.B. geht). Alles was darüber hinausgeht, sind wahrscheinlich halblegale Dinge wie das Wissen, wo man am Besten schneller fahren kann – auch wenn es vielleicht gar nicht erlaubt ist. Aktuelle Staus und Behinderungen werden bei Navis ja längst mit beachtet, und eine Analyse sämtlicher Verkehrsströme verspricht hier auch mehr, als lediglich die der Taxifahrer.

Also ich vermute, dass der ganze Nutzen der Aktion sich amortisiert, sobald sie die anderen technischen Möglichkeiten ausnutzen.

11 Kommentare bis “Was halte ich davon?”

  1. Martin sagt:

    Ich finde, dass es im Prinzip schon eine gute Idee ist.
    Als Taxifahrer kennt man üblicherweise doch die eine oder andere Strecke, die ein Navi gar nie anzeigen würde. Natürlich nur auf legale Art und Weise.
    Zumindest hier in meiner Heimatstadt in Österreich, wo ich schon viele Navis getestet habe, gibt es je nach Uhrzeit doch noch den einen oder anderen Schleichweg.
    Ob es aber Sinn und Zweck der Sache ist, kaum bekannte und wenig befahrene Straßen auf diese Weise zu noch mehr Verkehr zu verhelfen, wage ich zu bezweifeln.
    Und zwischendurch soll es ja angeblich Fahrer geben, welche die StVO etwas flexibler auslegen.
    Vor allem bei 33.000 Taxis stell ich es mir sehr kompliziert vor, diese Daten sinnvoll zu nutzen.

    Also von der Idee her nicht schlecht, jedoch praktisch ohne viel Nutzen, da so oder so schon viele Abkürzungen durch eine geänderte Verkehrsführung verhindert werden, um den Verkehr auf den Hauptstraßen zu lassen.

  2. Sash sagt:

    @Martin:
    Ich finde halt, dass die Idee zwar gut ist, aber heute eigentlich überflüssig. Wenn ich eine Routensoftware programmiere, dann hab ich auf wesentlich mehr Daten Zugriff als ein Taxifahrer in seinem Kopf hat. Und ob man den ein oder anderen Glückstreffer (die berühmte Ampelschaltung in den Nebenstraßen, bei der man nur einmal im Monat alle Ampeln bei Grün trifft) wirklich ins System übernehmen will… Fraglich!
    Und du hast auch mit dem anderen Punkt Recht: Schnellste Route schön und gut, aber es hat ja seinen Sinn, dass es Haupt- und Nebenstraßen gibt.

  3. Der Maskierte sagt:

    Ich denke, es geht viel mehr um die Gewichtung der Routen. Ohne jetzt zuviele Details der grafischen Programmierung durchsickern zu lassen: Im Kartenmaterial sind im Grunde nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen gespeichert, die einen gewissen Wert haben. Anhand dieses Werts entscheidet die Software z.B. eine Hauptstraße gegenüber der parallel verlaufenden Spielstraße zu bevorzugen.

    Sinn dieses Projekts soll es nun sein, eine viel feinere Gewichtung zu erreichen und so „bessere“ Entscheidungen zu treffen und auch genauere Vorhersagen zu treffen.

  4. Ingmar sagt:

    Ich wäre echt sauer, wenn jeder Depp mit Navi meine schleichwege kennt, die funktionieren größtenteils nämlich ziemlich gut 🙁
    Das könnte ich dann zumindest nicht mehr behaupten.

  5. Kommentator sagt:

    Ich denke, dass die Daten aus der hier beschriebenen Analyse nur äußerst geringe Vorteile erzeugen werden, viel weniger, als was man mit der kontinuierlichen Auswertung aller Verkehrsdaten incl. der Bewegungsmuster von Mobilfunknutzern (was t*mt*m zusammen mit V*daf*ne anbietet) erreichen kann.
    Grund: „Schleichwege“ und „Abkürzungen“ sind ebenfalls stauanfällig, wegen geringerer Kapazitäten oft noch mehr als die „Hauptstrecken“ – und „Stau“/Überlastung ist schlicht DAS Problem, dass jede (bezahlbare) Infrastruktur mühelos aufs Kreuz wirft.
    Es gibt schlicht zuviele Autos bzw. zuviel PKW-Nutzung, das ist das eigentliche Problem.

  6. Der Maskierte sagt:

    Auch wenn es Sash letztlich den Job kosten würde, ich wäre Fan von einem selbstfahrenden Auto, das durch eine zentrale Verkehrssteuerung gesteuert würde. So könnte eine optimale Auslastung der Straßen bewirkt werden und ich könnte gleichzeitig mich um wichtigere Dinge kümmern. Arbeiten, Blogs kommentieren etc.

    Bisweilen reagieren die Menschen doch ungehalten, während ich auf der Autobahn mit dem Smartphone hier kommentiere und einfach nicht von meiner Spur (die äußerst linke) verschwinden wollen. 😉

  7. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Aber wird es letztlich eine sinnvolle Neugewichtung, wenn ein paar Taxifahrer jetzt die Spielstraße langgurken? Zumal ja dann auch greift, was Ingmar und Kommentator gesagt haben: Die Schleichwege funktionieren ja auch nur, weil sie keiner kennt.
    Die zentrale Verkehrssteuerung ist sicher eine nette Idee. Ich glaube aber, dass ich bis zur flächendeckenden Umsetzung (so sie mal kommen sollte) in Rente bin. Es wäre sicher gut für die Umwelt und die Verkehrsauslastung wäre zweifelsohne optimaler. Ich gehöre auch zu denen, die davon träumen, wie viel Zeit im Verkehr zu gewinnen wäre, wenn an einer Ampel alle gleichzeitig anfahren, und nicht nacheinander 🙂

    @Ingmar:
    Das Witzige ist: Du würdest dir neuere, vielleicht echt abenteuerliche Routen zulegen. Dann kommen findige Programmierer und denken sich: „Mensch, wenn wir das Wissen von professionellen Fahrern anzapfen könnten…“

    @Kommentator:
    *sign*

  8. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Je nachdem ob die Gewichtung statisch oder dynamisch erfolgt, kann dies durchaus beachtliche Erfolge bringen und zumindest den Verkehr ein wenig entzerren.

    Es ist nicht die einzelne Entscheidung, die das System verbessert, sondern die Summe. Bei alten Navis z.B. merkt man wunderbar, wie diese arbeiten: Da wird aus der Nebenstraße die nächste Hauptstraße gesucht, von dort die nächste Bundesstraße oder gar die nächste Autobahn. Dann wird soviel Autobahn wie es geht bis zum Ziel gefahren, danach wieder Bundesstraße, danach Hauptstraße, danach Nebenstraße mit Ziel. Jedoch wäre es sinnvoll um an das konkrete Ziel aus der Nebenstraße zu kommen paar Kilometer kaum genutzte „Landstraße“ zu fahren, weil diese 500 Meter vor der nächsten Autobahnauffahrt in die Bundesstraße mündet, aber leider auch einen Umweg von 800 Metern mit sich bringt. Jedoch wäre die Strecke immer noch günstiger, weil sie komplett ohne Ampeln ist und durchweg mit 70 befahrbar, während auf der Bundesstraße Ampeln, 50er Zonen, aber auch eine schnelle 100er Zone (die letzten Meter vor der Autobahn) sind. Daher wirkt die „Bundesstraßen“-Route schneller, aber durch die Ampeln und den hohen Verkehr ist die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich unter den konstanten 70 der Landstraße. Nur wissen die Navis dadurch nichts. Aber die klugen Taxifahrer wissen das.

    Das kann natürlich nicht eine völlig überlastete Infrastruktur wegzaubern, aber in Einzelfällen kann dies durchaus den Unterschied zwischen sehr stockend und flüssig ausmachen.

  9. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Das ist mir schon klar, keine Sorge. Aber das Ding ist doch das: Dass die Route gut befahrbar ist, lässt sich aus den erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, Zahl der Kreuzungen (Zahl derer mit Vorfahrt, mit Ampeln etc.) und der Wegstrecke errechnen. Ich hab meine Zweifel, dass die tatsächlich die Taxifahrer-Routen brauchen.
    Natürlich: Man kann damit im Einzelfall sicher beachtliches erreichen. Für eine flächendeckende Umsetzung muss das Gerät eine neue Berechnung erlernen, und nicht einzelne Sonderfälle lernen.
    Ich will ja auch gar nicht behaupten, dass da jetzt alles schlecht sein soll daran – ist ja eine nette Idee, die niemandem schadet – aber einen Durchbruch wird das allenfalls für ein paar Ecken auf diesem Planeten bringen.

  10. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    „Dass die Route gut befahrbar ist, lässt sich aus den erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, Zahl der Kreuzungen (Zahl derer mit Vorfahrt, mit Ampeln etc.) und der Wegstrecke errechnen.“

    Nichts anderes passiert bereits bei modernerem Kartenmaterial mit statischer Gewichtung. Die Evolution daraus war dann die tageszeitabhängige Gewichtung, die der niederländische Navigationsfabrikant unter IQ-Routes propagiert. Diese basieren bereits ja auf den Beobachtungen von Verkehrsbewegungen vieler Mobilfunker. Dort ging es halt darum, herauszufinden, wann an welcher Ampel wieviel Stau ist.

    Der Ansatz in Peking geht nun einen Schritt weiter. Es wird eben nicht nur geguckt, wann der nette Taxler im feinsten Stau steckt, sondern auch, wie sein gewiefter Kollege diesen großräumig umfährt und dennoch schneller dorthin kommt. Wenn du das richtig betreibst und der Datenbestand derart detailiert ist, dass quasi von jeder Mülltonne aus gesehen viele Schleichwege oder Alternativrouten bekannt sind und man dies dann mit der allgemeinen Verkehrssituation korreliert, dann können die einzelnen Navis durchaus völlig unterschiedliche Schleichwege – je nach Ausgangspunkt – zum selben Zielpunkt ausspucken und somit das Verkehrsgeschehen entzerren. Dazu brauch man aber wirklich einen sehr detailierten Datenbestand, der weit über das hinaus geht, was solche statische Daten wie Anzahl der Ampeln, Höchstgeschwindigkeit und vielleicht noch „Durchschnittsgeschwindigkeit um Tageszeit X“ hergeben.

    Wenn nun diese Daten in ca. 2-3 Jahren in alle Karten der großen Navigationshersteller eingeflossen sind, dann wird das durchaus zu sehr angenehmen und interessanten Ergebnissen führen. Aber selbst das wird niemals eine gute Ortskenntnis ersetzen können. Doch man nähert sich dem sehr Ortskundigen doch deutlich an.

  11. nadar sagt:

    Dazu ein etwas älterer, aber sehr passender Artikel von Hadmut Danisch:
    http://www.danisch.de/blog/2008/02/18/der-digitale-sekundarstau/

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