Abgefahrene Regelauslegung

Also ich kenne das ja: Man schnappt sich als Taxifahrer Kunden so schnell und einfach es nur geht. Und man überlässt sie ungern den Kollegen. So sehr man sich vielleicht bei Freunden mit ihnen freut, letztlich hätte man die Touren immer gerne selber, schließlich bedeutet jeder einzelne Kunde mehr ein höheres Einkommen.

Auf der anderen Seite hält man sich an die Regeln. Man klaut keine Touren und man überholt Kollegen nicht. Die Einhaltung der StVO in rudimentärer Form sollte ebenso als gegeben gelten. Insofern hat der Kollege neulich in Weissensee eigentlich alles richtig gemacht. Ein bisschen zum Staunen gebracht hat er mich allerdings schon.

Ich kam gerade, es war am Wochenende in den frühen Morgenstunden, die Rennbahnstr. vom Pasedagplatz in Richtung Berliner Allee angefahren. Am Straßenrand gegenüber steht ein Kollege, bei dem gerade Kunden das Fahrzeug verlassen. Viel dabei gedacht habe ich mir nicht. Als die Kunden ausgestiegen sind, hat er plötzlich wie blöde rückwärts beschleunigt.

Während ich mit 45 bis 50 gemütlich die Straße langgefahren bin, rast mir auf der Gegenfahrbahn der Kollege mit etwa 60 Sachen im Rückwärtsgang davon. Das ist irgendwie dann selbst für Berliner Verkehrsverhältnisse ein eigenartiges Bild. Zunächst blieb mir seine Motivation unklar, nach etwa 200 Metern oder so hab ich dann allerdings auch gesehen, dass am Straßenrand auf seiner Seite Kunden stehen, die er sich dann gekrallt hat.

Jetzt muss ich dazu aber schon sagen, dass es eine ziemlich abgedrehte Reaktion war. Klar, wahrscheinlich hat er den Kunden vorher schon zurückgewunken und sich innerlich schon ausgemalt, wohin sie wollen und wie viel Geld am Ende für ihn übrig bleibt. Ob man jetzt deswegen beweisen muss, dass man im Zweifelsfall für ein paar Euronen wie ein Bekloppter fährt, wage ich zu bezweifeln.

Und ich als direkte Konkurrenz muss in diesem Fall auch mal klarstellen, dass man gelegentlich einfach mal potenzielle Kunden sieht, die man dann leider nicht im Auto sitzen hat. Das ist ein normaler Vorgang, und schon aufgrund des Blutdruckes sollte man sich in dem Job irgendwann mal damit abfinden.

Wirklich lustig macht die Geschichte dann allerdings der letzte kleine Fakt – der dem Kollegen natürlich nicht bekannt war: Meine Zeit an dem Morgen war um. Ich musste schleunigst in den äußersten Süden des Bezirks und hatte mal sowas von Null Interesse an einer weiteren Tour Richtung Heinersdorf oder gar noch weiter weg…

13 Kommentare bis “Abgefahrene Regelauslegung”

  1. ednong sagt:

    Nun ja, vielleicht hatte er ja gerade angefangen. Aber stimmt schon, wie ein Bekloppter muß man dann tatsächlich nicht rumrasen. Schon gar nicht auf der Gegenfahrbahn im Rückwärtsgang.

  2. Michael sagt:

    Dank solcher „Kollegen“ haben wir ganz schlechte Karten beim Verhandlungspoker mit der Taxiversicherung.
    Die Versicherunh haut uns die Schadenquote um die Ohren und erhöht die Prämien.

    Ursachen sind:
    solch ein bescheuertes Fahrverhalten
    zu schnelles Fahren insbesondere bei nassen oder rutschigen Straßen
    Ablenkungen durch Handy, Navi oder Fahrtenvermittlungsterminal

    Und dann kommt der Spruch des Fahrers:
    a)Ich kann doch nichts dafür
    b)Ich war das nicht
    c)Keine Ahnung wie das passiert ist

    grummel…….

  3. Der Maskierte sagt:

    Für ein paar Cent mehr tun manche alles. Sogar ihres und fremde Leben riskieren.

    Leider.

  4. Sash sagt:

    ednong:
    Auf meiner Spur wäre es aber irgendwie auch nicht angebrachter gewesen 😉

    @Aro:
    Und nur einer von vielen…

    @Michael:
    Ja, das glaube ich gerne. Bei uns in der Firma mehren sich gerade auch die Unfälle, und ich vermute, dass desöfteren auch sowas in die Richtung der Grund dafür sein könnte…

    @Der Maskierte:
    Und dafür haben sie meist sogar noch eine „tolle“ Ausrede parat…

  5. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Schlimmer noch, sie rühmen sich damit, wie knapp sie dem Sensemann von der Schippe gesprungen sind.

  6. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Na das ist dann ja die ganz abgefahrene Spezies. Wobei das natürlich in Kombination mit dem Schuldabwälzen doch wieder recht häufig ist.
    Z.B. „Und dieses blutrünstige Kind ist auf mich zugerannt und wollte meinem Auto die Heckscheinwerfer auslutschen. Ich hab es überfahren müssen, damit es mich nicht auch noch tötet!“ 😉

  7. Hallo Kollege Sash ! Wollte dir nur da lassen meine Gruss und sagen finde ich sehr sehr gut wie du machst deine Blog! Ich bin froh mit lesen bei dir und immer sehr spannend was du geschrieben und auch gut zu lesen!!!!!!!!!!!! 🙂 🙂 🙂 Ich hoffe dass das wird veroeffentlicht denn waere sehr schade habe dich genommen in meine Blog Roll zu haben eine gemeinsame Link LG Singh

  8. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Diese blutrünstigen Kinder stoßen mir auch immer wieder sauer auf. Die kleben so widerlich im Profil fest.. 😉

  9. Paramantus sagt:

    So werden wir also über weitere Taxifahrerklischees aufgeklärt… ;-D

  10. joke sagt:

    Ach herje, hat der Paderborner Taxiblogtroll sich auch hierher verirrt ):
    Sash: Magst du nicht den Link rausnehmen, man verpasst dadurch gar nichts.

  11. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    So ist es 😉

    @Paramantus:
    Worauf beziehst du dich?

    @joke:
    Stimmt, aber was angestellt hat er eigentlich auch noch nicht.

  12. Danke Sash du bist gute mann nicht so wie andere immer schimpfen auf gute firma wo ich bin taxi fahrer!!!!!!! 🙂 🙂 🙂 LG Singh

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