Es gibt so Momente, da regt man sich über sich selber tierisch auf. Argh!
Mein Kunde hat mich in der Nähe vom Zoo rangewunken und wollte zu einem Hotel, das mir erstmal nichts gesagt hat. Das kommt bei Hotels desöfteren noch vor, insbesondere kleinere kennt man jetzt nicht alle auswendig. Mein Wissen diesbezüglich ist in den anderthalb Jahren, in denen ich den Job jetzt mache, zwar weit über das vor der Ortskundeprüfung angewachsen, aber es ist normal, dass auch ich mal ein Hotel noch nachschlagen muss. Und wenn es so ist, dann tue ich das eben. Ich hab bisher noch jede Unterkunft binnen 30 Sekunden im Robertha gefunden, der Aufwand hält sich also in Grenzen.
Aber ich habe es nicht getan in diesem Fall. Der Fahrgast meinte, dass das Hotel fast direkt an der Oper liegt und er wisse zwar die Straße nicht, aber er könne mir den Weg dann schon zeigen. Also bin ich frohen Mutes gen Oper gegurkt. Wie vernagelt muss man eigentlich als Taxifahrer sein, wenn einem in so einem Moment nicht einfällt, dass es in Berlin ja durchaus mehr als eine Oper gibt. Und während ich in Richtung der Staatsoper gegurkt bin, wartete das Hotel ruhig an der deutschen Oper auf seine Entdeckung…
Einfach mal völlig falsche Richtung!
Als mein Fahrgast dann etwas verwundert war, weil bereits fast 10 € auf dem Taxameter standen, er aber auf dem Hinweg nur 6 oder 7 bezahlt hatte, hab ich das Hotel dann doch mal nachgeschlagen. Das war letztlich die weiteste Tour, die ein Fahrgast jemals für 10 € mit mir gemacht hat, das könnt ihr mir glauben 🙁
Naja, jetzt hat er wenigstens mal das Brandenburger Tor gesehen… er hat es mit Fassung getragen. Glücklicherweise. Mir war es verdammt peinlich.
hey sash!
erstmal eine dose mitleid für deinen opern-fail. leider fragte ich mich gleich bei dem wort „oper“ „ja welche denn?“^^
dein blog ist herrlich, lustig und unterhaltend. ich bin erst vor ein paar tagen drauf gestoßen (ich glaub über pharmama) und bin hellauf begeistert. ich bin selber berlinerin (auch wenn ich gerade in nepal lebe, siehe mein blog), allerdings nicht wirklich taxinutzerin, da fehlt mir dann das nötige kleingeld für. aber ich kann viele deiner anfahrpunkte und routen nachvollziehen und es macht wirklich sehr viel spaß!
liebe grüße, laura
Oh ja, das kenne ich auch, letztes Jahr: Einsteiger an der Staatsoper, zum Hotel Kastanienhof. Ich frage auch noch „In der Kastanienallee?“ – „Ja.“
Prima. Sofort sah ich das Hotel geistig vor mir und fuhr, und fuhr, und fuhr. Meine Fahrgäste waren auch verwundert, als wir endlich im Westend angekommen waren. Am Hotel Villa Kastania.
Ich hab erschreckenderweise auch direkt an die Deutsche Oper gedacht.
Liegt wohl daran, dass ich da öfter vorbeikomme als an anderen Opas 😉
(UND in der Nähe der Deutschen Oper gibt es das beste Restaurant/Cocktailbar des Universums)
Einfach herrlich 😉
@Laura:
Danke für die vielen lieben Worte 🙂
Ich kann mir schon denken, dass der Blog für Berliner gleich zweimal so interessant ist. Und Taxifahren ist nunmal eine sehr ortsbezogene Geschichte, da kann man das ja ohne weiteres umsetzen. Schön, dass es gut ankommt.
Und zur Oper: Ich weiss auch nicht. In 99% aller anderen Fälle hätte ich das ja auch gedacht, ist ja nicht so, dass ich es nicht weiss 🙁
Aber manchmal überwiegt vielleicht der vorschnelle Stolz, auch was unbekanntes gleich einordnen zu können, wer weiss. Naja, Shit happens!
@Aro:
Es ist einfach gemein, wenn man sich total sicher ist. Ich hab bisher auch oft gedacht: Ist doch blöd, dass du jetzt im Navi nachschaust, ob die Blubbstraße direkt von der Spinatstraße abgeht. Aber wie oft hab ich dann festgestellt, dass es die Blubbstraße auch noch neben der Blobbstraße und Nahe der Kochstraße gibt und ich gut daran getan hab, die Kunden zu fragen, um welche es geht. Aber aus Fehlern lernt man und immerhin hat in dem Fall niemand was wichtiges verpasst.
@Nick:
Das ist ja immer eine Standpunktfrage. Ich denke inzwischen bei „Mühle“ auch an Marzahn und nicht an die Verlierer des morgigen Fußballspiels. 😉
@ednong:
Jetzt rückblickend? Ja. Live war es eher unangenehm.
Echt? Ich denke bei Mühle zuerst an Britz. Wieder so ’ne Fehlerquelle.
@Aro:
Bei „Köpenicker Str.“ denke ich auch zuerst an Berlin Mitte / Kreuzberg und nicht an Hoppegarten 🙂
Sagst du dem Kunden in einem solchen Fall nicht: „Ups, tut mir leid, ich bin falsch gefahren. Ich mach das Taxameter aus, damit Sie meine Schusseligkeit nicht nich bezahlen müssen. Der Preis beträgt normal soundsoviel.“
Ich finde/fände es doof, meine Fahrgäste noch meine Unfähigkeit bezahlen zu lassen.
Ja, mir ist sowas auch schon passiert und ich hab das wie oben erwähnt gehandhabt.
Wenn so Fahrgast in einem solchen Fall (Umweg zu Lasten des Kunden gefahren und komplett kassiert) pingelig und „hintenrum“ ist, könnte man durchaus Ärger mit dem Chef oder gar dem LRA bekommen.
@nadar:
So war das gemeint, als ich schrieb:
„Das war letztlich die weiteste Tour, die ein Fahrgast jemals für 10 € mit mir gemacht hat, das könnt ihr mir glauben“
Es war damit etwas mehr, als es normal gekostet hätte. Zum einen wäre der Preis aber auch nicht auf die Schnelle ermittelbar gewesen, zum anderen hat mein Kunde als ich den Fehler bemerkt habe gemeint: „Ich geb dir’n Zehner und du bringst mich heim“, was in Anbetracht der Umstände durchaus sehr nett war.
Ich denke, solche Fälle sollte man je nach Situation klären. Dass ich dem Fahrgast hier nicht die 20 € berechne, die die Fahrt letzten Endes gekostet hätte, ist ganz klar. Ich denke, auch mein Chef hat keine Einwände, dass ich bei 10 € das Taxameter ausgemacht habe.
Dann passts ja. (Man sollte sinnentnehmend lesen. :))
@nadar:
Ich drück mich manchmal ja auch verquast aus 😀