Also bei meiner Ortskundeprüfung…

…wäre die Fahrt so wie sie war ein Grund für ein ganz schnelles Durchrasseln gewesen.

Nein, dieses Mal möchte ich gar nicht wieder eine Battle via google maps anzetteln. Es gibt Umwege, die sind so unspektakulär wie unnötig.

Die Fahrt sollte vom Ostbahnhof zum Mierendorffplatz gehen. Da sind mir spontan ein paar nette Routen eingefallen, auch ein paar blöde, ich gebe es gerne zu. Während ich so die Holzmarktstr. langgegurkt bin, hat sich einer der beiden Fahrgäste neben seinem ziemlich widerlich sexistischen Gelaber mit seinem Mitreisenden als ehemaliger Taxifahrer geoutet.

Grundsätzlich hab ich das gar nicht so ungern, weil man sich natürlich immer irgendwelche Tipps am Rande abholen kann. Außerdem sind die meisten, die den Job selber gemacht haben, mit einem gewissen Verständnis ausgestattet. Darüber kann ich mich bei meinen beiden Fahrgästen auch nicht beschweren.

Naja, ich hatte also vor, über Unter den Linden, Dorotheen, John-Foster-Dulles-Allee zu fahren. Wahrscheinlich der kürzeste Weg… am Molkenmarkt aber wirft mein Ex-Kollege ein:

„Hier links!“

„Äh!? Sicher?“

„Ja, ich war doch selber Taxifahrer! Einfach Potsdamer Platz, dann Tiergartenstr., großer Stern…“

Naja, gut. Gibt blöderes, obwohl es nur begrenzt sinnig ist. Aber…

„Sorry, aber die Tiergartenstr. ist gesperrt!“

„Seit wann denn das?“

„Keine Ahnung! Haben sie vorher im Radio gesagt. Zwischen Hiroshimastr….“

„Egal, dann fahr die Potsdamer und dann rechts übers Ufer!“

OK…

Also Richtung Ku’damm sind das definitiv zwei gleichwertige Routen! Aber zum Mierendorffplatz? Also wenn ich in dem Fall Kunde gewesen wäre, hätte da das Trinkgeld drunter gelitten…

Ich sage es ja immer wieder: Sobald die Kunden die Route bestimmen wollen, klingelt es in meiner Kasse!

Du Klon!

Erste Tour, Wochenend-Schicht:

Ein Winker springt mir an der Petersburger vors Auto, bzw. winkt mir hinterher. Umständliches Anhalten war erstmal angesagt, und danach durfte ich mir noch kurz ein wenig Gemecker darüber anhören, wie schwer es doch sei, am Wochenende spät abends ein Taxi telefonisch zu bestellen.

Aber alles noch im Rahmen!

Er wolle nach Treptow, aber zwischendrin müsse er an einer Apotheke in der Warschauer noch was abholen. Abgesehen vom Halten in zweiter Reihe ist das ja mal null Problemo! Ich schmeiss ihn also an der Apotheke raus und warte gespannt, ob sich die Wartezeit wenigstens bezahlt macht – sprich, ob es länger als eine Minute dauert.

Nach einer Minute geht die Tür auf, und ein Mensch in einem blau-weiß-gestreiften Pullover lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Ich hab kurz rekapitulieren müssen: Nein, das ist nicht mein Fahrgast!

„Ey, du wartes auf mich, ne?“

„Nein, tut mir leid! Ich warte auf einen anderen Fahrgast.“

„Ey natürlich wartste auf mich, du Klon! Ich, aus der Kneipe!“

„Nein, tut mir leid, das ist definitiv nicht so. Ich warte auf meinen Fahrgast, der kurz in die Apotheke gegangen ist. Aber der Kollege kommt dann sicher gleich!“

Abgesehen davon, dass ich noch nie in meinem Leben mit „Du Klon“ angesprochen wurde, wäre das fast nichts erwähnenswertes. Kunden tauchen ja bekanntlich immer genau dann auf, wenn man mal beschäftigt ist. Er ist sogar artig wieder ausgestiegen.

Warum ich das aber für durchaus sehr bloggenswert halte, ist das nun folgende Verhalten meines neuen Freundes. Er hat nicht etwa nach einem Taxi Ausschau gehalten. Er hat auch nicht versucht, mich zu überreden, ihn dennoch mitzunehmen. Er ist auch nicht wieder in die Kneipe gegangen und hat gesagt, ich solle Bescheid sagen, wenn der Kollege da ist.

Nein! Er ist in die Apotheke gegangen und hat meinen Fahrgast beleidigt und gedroht, ihn fertigzumachen!

Is letztlich alles friedlich geblieben, aber das WTF aus meinem Kopf war nicht so schnell wegzukriegen. Und mein Fahrgast hatte jetzt immerhin auch andere Dinge, auf die er sauer sein konnte, nicht mehr nur die Taxi-Zentrale seiner Wahl…

Zu hell, ganz eindeutig!

Es hat einfach keine Richtigkeit, wenn Sash erst um 8:40 Uhr Feierabend macht. Aber was hätte ich tun sollen? Ich will ja gern mal wieder was erfreuliches erzählen, aber dieser Samstag hätte mich nicht einmal vom Hocker gehauen, wenn es ein Montag gewesen wäre…

Mit abenteuerlichem Glück auf dem Heimweg hab ich es in fast 10 Stunden auf gerademal 130 € gebracht. Das ist sowas von unterirdisch, das glaubt man gar nicht.

Aber ich will nicht unfair sein: Das späte Arbeiten hat auch einen positiven Aspekt gehabt!

Ich hab endlich mal Klaus vom cab-log im Reallife getroffen, und das wäre zweifelsohne um 4.30 Uhr nicht passiert 🙂

Aber keine Sorge, ein zwei nette kleine Blog-Geschichtchen sind schon noch zu vermelden, und die kommen die Tage dann. Da ich aber heute Abend schon wieder arbeiten will und mich jetzt rasender Hunger treibt, bin ich erstmal offline.

Ich wünsch euch einen angenehmen Sonntag da draussen!

Paranoide Eltern

Ich kenne einen Kollegen, der ist etwa so großzügig wie ich, was Fahrgäste angeht. Der macht jeden Scheiß mit und bei seiner Zentrale gehört er zu den Leuten, die persönlich angefragt werden, wenn keiner im Umkreis von 10 km eine kurze Tour machen will, ob er nicht auch die 12 km in Kauf nimmt. Seinen Umsätzen nach ist die Taktik gut, und ich finde das sympathisch.

Neulich hat er mir dann aber von einer Fahrt erzählt, bei der wahrscheinlich sogar ich ausgerastet wäre. Es gab an jenem Abend eine größere Veranstaltung. Ein paar tausend Leute also, eine Menge Taxen. Er hatte sich eine Vorbestellung für dort gesichert. Soweit, so gut. Man kann jetzt schon drüber sinnieren, wie sinnig es ist, beispielsweise zu O2-World ein Taxi zu ordern, aber manche Leute haben ja offenbar besondere Panik.

Die schien im ersten Augenblick auch einen gewissen Grund zu haben. Bestellt wurde das Auto von der Mutter eines Kindes. Naja, ein 12- oder 13jähriger Junge.

Kinder, die alleine reisen, sind natürlich immer was eigenes – und man will es den Eltern ja auch nicht verdenken, dass sie ein Taxi bestellen, sodass nachher wenigstens klar ist, mit wem der Spross unterwegs war. Ich selbst hatte den Fall bisher nicht, also zumindest nicht im Taxi. Ich hatte nur einmal eine Horde Kinder, die zwar noch jünger waren, mich dafür aber völlig souverän angehalten haben und mir sogar noch den Weg gezeigt haben. Und Trinkgeld gab’s damals auch noch ein paar Cent! 🙂

Naja, der Kollege also! Lässt sich den „Kleinen“ von Mami ins Auto setzen und fragt freundlichst nach dem Fahrtziel. Er bekommt eine Straßenecke 200 Meter weiter genannt.

„Wie bitte? Meinen sie das ernst?“

„Ja sicher, da wartet sein Vater mit dem Auto!“

Also ich bin nun ja nicht dafür, Fahrtwünsche abzulehnen. Aber solchen Leuten sollte man schon sagen dürfen, für wie bekloppt man sie hält, oder?

Dinge, bei denen Sash nicht hilft

Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass auf jede erledigte Tour meinerseits etwa 2 bis 3 Anfragen von Passanten kommen. Nicht unbedingt nach Touren. Die meisten fragen nach dem nächsten Restaurant, einer bestimmten Disco oder nach einer Straße. Dann gibt es die, die nach Preisen für die Beförderung fragen, und ein ganz kleiner Anteil entfällt dann auf die, die fragen, ob man ihnen ein Taxi rufen könnte.

Klingt jetzt erst einmal unlogisch, aber da es eben auch spezielle Beförderungswünsche gibt, kommt sowas vor. Es gibt Leute, die wollen eine Taxe mit 3 Kindersitzen, mit einer Babyschale – oder eben ein Großraumtaxi für 7 Leute plus Gepäck.

Ich hab mit solchen Anfragen kein Problem, denn ich gönne sowohl den Kollegen ihre Touren als auch den Kunden ein angemessenes Taxi. Aber manchmal kann ich solchen Wünschen dennoch nicht entsprechen.

Wenn zum Beispiel am Wochenende eine Gruppe Leute aus dem Matrix kommt, die eine Hälfte schon Richtung U-Bahn läuft und einer von der anderen Hälfte fragt, ob ich ihnen ein Taxi für 8 Leute holen kann.

Liebe Kunden da draussen: Das mache ich nicht!

Kunden, die ein solches Interesse haben, dass sie es kaum erwarten können, zur U-Bahn zu rennen, werden mit Sicherheit nicht auf ein bestelltes Taxi warten. Das klingt jetzt so, als würde ich nur das schlimmste erwarten, aber an einem Club, an dem mit hoher Frequenz Großraumtaxen vorbeifahren, bestelle ich kein solches. Es ist nämlich eine Tatsache, dass 99% aller Fahrgäste in so einer Situation das erstbeste Auto anhalten und einsteigen.

Ich bin wirklich jemand, der versucht, auf das Gute im Menschen zu vertrauen – aber in der Situation stehen auf der Kosten-Nutzen-Rechnung einfach ein paar hundert Kollegen zu viel, die dann extra 5 Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen, um dann dumm aus der Wäsche zu gucken.

Ist natürlich eine Gratwanderung, wann man sich dafür oder dagegen entscheidet – aber in dem Fall gibt es zur Not auch noch die Alternative mit 2 Taxen. Je nach Strecke ist das sogar gar kein großer Unterschied bei 8 Leuten.

Abenteuerliche Funk-Anfragen

Erzählt mir ein Kollege neulich, zu seinen Lieblingsmomenten beim Taxifahren habe es auch gehört, als ein Kollege die Zentrale anfragte:

„Zentrale? Bitte sagen wo is nächste Sportplatz?“

Offenbar führte das zu einer wenig heiteren Diskussion, in deren Verlauf der Kollege so allerlei versuchte, um die Zentrale dazu zu bewegen, den nächsten Sportplatz ausfindig zu machen, während die Zentrale ihn zurechtwies, dass nicht so recht klar sei, was er eigentlich wolle.

Das alles ist jetzt vielleicht gar nicht so spannend und ich hab auch sämtliche Details vergessen, die mir erzählt wurden. Nur eines werde ich wahrscheinlich nie vergessen: Wo der arme bemitleidenswerte Fahrgast hinwollte:

Ins Olympiastadion…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Mach das mal im HL-Supermarkt!

OK, Kenner haben es erkannt: Die Überschrift ist mal wieder geklaut. Dieses Mal von Michael Mittermaier. Ich hoffe, er verzeiht es mir.

Ja, was ich eigentlich ansprechen wollte… wieso verhalten sich Menschen eigentlich so extrem bequem? Ich bin zwar selber jemand, der Faulheit für eine seiner größten Qualitäten hält, aber ich versuche doch, zumindest andere nicht allzu sehr da mit reinzuziehen.

Wieso aber kommen regelmäßig Menschen auf den Gedanken, im Geld fürs Taxifahren sei irgendwie schon alles mit drin, worauf man selbst keinen Bock hat?

Klar, es gehört dazu, dass ich Gepäck ein- und auslade, oder zumindest dabei helfe. Mit zur Tür kommen ist auch nicht zu viel verlangt. Dass ich dafür sorge, dass das Auto in Ordnung ist, natürlich auch. Aber wie kommt man eigentlich drauf, dass man seinen Müll einfach im Taxi liegen lassen kann. Es ist mir wirklich unbegreiflich. Ich gehöre jetzt auch gar nicht zu den Leuten, die sich gleich persönlich angegriffen fühlen – aber ist es wirklich zu viel verlangt von mir, dass in „meinem“ Auto keine Bierflaschen liegen bleiben?

Man könnte jetzt natürlich drüber streiten, ob das Pfand ein angemessener Lohn für ein paar Sekunden Arbeit sind, aber im Zweifelsfalle würde ich es vorziehen, dazu befragt zu werden. Hey, wenn jemand dreist nachfragen würde, ob ich die Flasche nicht selbst einstecken will, weiss ich nicht mal, ob ich ablehnen würde. Aber Berlin ist voll von Flaschensammlern. Ich hab hier auch schon Flaschen in den Müll geschmissen und war mir sicher dabei, dass die noch jemandem zugute kam. Wie kommt man aber darauf, dass sich ein Taxifahrer darüber freuen könnte?

Aber klar, wenn man im Hotel Palace absteigt, braucht man sich über sowas natürlich keine Gedanken mehr machen…