Offenheit…

…ist ja quasi eine Schlüsselqualifikation heutzutage.

„Gnädige Frau, bringen sie mich bitte zur Fickzentrale! Ich bin der Sash, dass da sind meine notgeilen Anhänger, und ich hab heute sowas von dicke Eier… bin ich froh, dass ich nachher noch ficken kann. Und da drüben, also das… das ist eine FICKGARANTIE! Da werd ich mir aber sowas von… Endlich!“

Würde ich so bei einer Taxifahrerin einsteigen? Natürlich nicht. Ist aber so ziemlich genau das, was ich mir heute anhören durfte. Nur vom anderen Ufer. Ehrlich gesagt, finde ich den Umgang der meisten Schwulen mit ihrer Sexualität beeindruckend. Im Positiven Sinn. Nicht nur (aber sicher auch), weil ich Homosexuellen in Anbetracht ihrer (immer noch andauernden) Unterdrückung in so einem Fall Mut zugestehen muss, sondern weil ich es grundsätzlich nicht schlimm finde, Sexualität als einen Teil des Lebens zu betrachten, und selbigen somit auch benennen zu können. Folglich habe ich auch kein Problem mit deutlichen Ansagen. Noch dazu war in diesem Fall ja CSD, also kam die Feierlaune natürlich auch noch dazu. Aber wirklich an der Grenze war dann die Aussage:

(Minderjährige bitte erblinden!)

„Ich hab mir den Aaaaafter auch schon eingecremt. Das ist so eine lange wirkende Creme, weisst du?“

Meine Antwort hat wenigstens seine Mitreisenden erheitert, ich habe damit nur klargestellt, dass er das für mich nicht hätte tun müssen:

„Das ist ja nicht schlecht, sonst wäre das ja völlig umsonst gewesen…“

Aber da man solche Aussagen schnell mal in den falschen Hals bekommen kann: Ich möchte hier echt mal eine Lanze für meine schwule Kundschaft brechen: Ich hab zwar schon viele Dinge von ihnen erfahren, die mich als Hetero nur begrenzt interessieren, aber ich habe mich niemals bedrängt gefühlt. Mal abgesehen davon, dass ich auch schon eine Menge übles Geschwätz von sexuell anders orientierten Menschen abbekommen habe. Die Schwulen waren bisher immer (und da zählt auch der Meister von heute – abgesehen von seiner Wortwahl – dazu) angenehme Kunden, die sich zu benehmen wussten. Noch dazu waren es meist lustige und interessante Leute. Also versteht das hier nicht als Klischeegelaber über Schwule.

12 Kommentare bis “Offenheit…”

  1. Klaus sagt:

    Warum sollte man sich denn „bedrängt“ fühlen können, wenn man schwule Fahrgäste hat?? Musst Du Dich denn „bedrängt“ fühlen, wenn Du heterosexuelle Frauen fährst?
    T’schuldige, ist nicht eine „eine Lanze brechen“ schon wieder diskrimierend?
    Ist nicht böse gemeint, aber schwule und lesbische Menschen sind Fahrgäste wie alle anderen auch, ohne zu betonen, dass sie das sind!

  2. Sash sagt:

    Nee nee nee, Klaus!
    Bitte nicht falsch verstehen!
    Genau das wollte ich sagen: Natürlich sind sie Fahrgäste, Kunden, Menschen wie andere auch. Das „Lanze brechen“ war nur darauf bezogen, dass man es eben anders verstehen könnte.
    Bedrängt fühlen könnte ich mich natürlich. Genauso, wie wen eine Frau mich bedrängen könnte. Ich will ehrlich sein: So sehr ich mich mit dem Antisexismus beschäftige, so sehr muss ich mir auch eingestehen, dass ich natürlich sexuell eindeutige Avancen einer Frau sicher anders bewerte. Ich versuche natürlich, diesen Gedanken zu vermeiden – aber spätestens wenn ich darüber blogge, kann ich versichern, dass mir beide Versuche gleich sind!
    Insofern war dieser Satz wirklich ganz ehrlich im Sinne der Gleichberechtigung gemeint: Mir ist zwar noch keine Frau so gekommen, aber selbst wenn es eine tun sollte, dann würde ich das weder mehr noch weniger als Bedrängung empfinden.
    Dass ich das unterschwellig „den“ Schwulen unterstellt habe, hat Bezug genommen auf den heute, der mir seine Sexualität in (bisher) nicht gekannter Tragweite erklärt hat, ohne das wir sonstwie eine nähere Beziehung zueinander haben.
    Und ganz fern ab meines Empfindens – das ich ja auch thematisiert habe – kann sowas sicher dazu führen, dass sich Leute bedrängt fühlen. Und damit meine ich ganz sicher nicht homophobe Heteros, sondern gerne auch schüchterne Homos. Es liegt nunmal nicht jedem, sich über sein Sexualleben, bzw. das anderer auszulassen.

  3. Klaus sagt:

    Nee, nee, nee, Sash!
    Ich habe da nichts falsch verstanden. Ich wollte Dir damit nur sagen, dass wir alle (ich schließe mich da nicht aus), trotz aller anti-homophobischen Weltanschauung, immer noch Sätze formulieren, die, wenn man es genau nimmt, diskrimnierend sind.
    So ein Satz, wie z.B. ein Kollege vor kurzem von sich gegeben hat: „Ich habe nichts gegen Schwule“ sind absurd. Warum sollte man auch was gegen Schwule haben?

  4. Seismo sagt:

    Naja, also ich hatte schon ein Erlebnis wo mich ein homosexueller Fahrgast bedrängte. Wir hatten am Beginn der Fahrt gleich ein kurzes Gespräch dass er schwul sei und ich eben hetero und ich teilte mich auch mit dass die gleichgeschlechtliche Liebe nichts für mich ist, es aber meiner Meinung nach jeder selbst zu entscheiden hat wie er leben und lieben will.
    Lästig wurde das Ganze erst als er anfing mir eindeutige Angebote zu machen. Und richtig unentspannt wurde ich dann als er mir während der Fahrt die Hand auf den Oberschenkel legte. Nach dem Hinweis dass er bei einem nochmaligen Versuch seine Hand in Gips wiederfinden würde hat das Ganze dann endlich beendet. Auf freundliche Zurückweisung hat dieser Typ absolut nicht reagiert.
    Es ist also nicht so dass nur wir Heteros manchmal keine Grenzen kennen.

  5. Ozie sagt:

    @Klaus: Auch wenn er mir nicht über die Lippen kommen würde, halte ich den Satz „Ich habe nichts gegen Schwule.“ nicht für diskriminierend. Es ist ein ehrlicher Satz. Für viele Menschen ist es eben immer noch ungewohnt, vielleicht auch beängstigend. Und so lange man (noch) nicht zu selbstverständlicher Akzeptanz fähig ist, kann ich die Toleranz als durchaus positiv empfinden.
    Wie du schon schreibst, haben wir alle Vorurteile. Warum sollte man das nicht so sagen?

  6. Sash sagt:

    @Klaus:
    Ich verstehe schon, was du meinst. Ich denke auch, wir sind da eigentlich einer Meinung 🙂

  7. Sash sagt:

    @Seismo:
    Ja, das kann man wohl als Belästigung ansehen. Ich wollte hier auch nicht behaupten, dass es das nicht gibt. Sicher nicht! Ich wollte nur klarstellen, dass ich derartiges bisher nicht hatte – und das, obwohl mir die Schwulen bisher eher als Heteros durch Verbalrandale aufgefallen sind.

  8. Sash sagt:

    @Ozie:
    Zustimmung. (sorry, Faulheit und so…)

  9. Aro sagt:

    Dieses Kommentarfeld ist schwulenfeindlich und deshalb nimmt es meinen Kommentar nicht an! Sexismus!! Skandal!!!

  10. Sash sagt:

    @Aro:
    Aber mindestens!

  11. […] oder Intimitäten auszuplaudern. Wer mit deutlicher Sprache umgehen kann, darf sich gerne den Artikel über eine schon etwas zurückliegende Offenheit durchlesen – ich warne aber vor, dass dabei unter anderem das Einfetten von Körperöffnungen […]

  12. […] mal überhaupt nichts über sie aus! Sicher gibt es immer Leute, die gewisse Klischees bedienen und Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Aber im Großen und Ganzen kann ich – der ich ja nun […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: