Er ist angebrochen: Der Tag der Prüfung. In acht Stunden stehe ich auf, in neun fahre ich hin, in elf Stunden sollte es losgehen, und eigentlich sollte die Entscheidung in 12 Stunden bereits gefallen sein. Ich weiss nicht so recht, wie es mir geht. Ich habe keine enorme Panik, weil bei dieser Prüfung so viele Leute durchfallen, und ich das ja mehr oder minder sogar eingeplant habe. Meinem äußerst klammen Geldbeutel würde es extrem gut tun, wenn ich es jetzt schaffe, aber wenn ich noch mal eine Chance in 14 Tagen hätte, dann wäre das auch ok. Darauf kommt es bei meinem Kontostand auch nicht mehr an. Genausowenig kommt es auf das eine Objekt oder die eine Straße an, die ich vielleicht zu wenig im Kopf habe, weil ich gerade schreibe. Im „Nachhinein“ muss ich sagen: Ich hätte mehr lernen müssen, vielleicht auch können. Aber ob mir heute das zum Verhängnis wird oder doch eher die Null-Toleranz-Einstellung der Prüfer, die mein Lehrer ihnen immer untersagt: Noch weiss man es nicht. Vielleicht stehe ich da morgen auch, und das Ganze wird eher locker.
Nach dem Gesetz der Serie müsste es aber eigentlich klappen, denn bisher hat sich in meinem Leben durch Zufall immer genau an der richtigen Stelle etwas ergeben. Die einzige Ausnahme war eigentlich mein Wiederholen der elften Klasse. Aber ansonsten hab ich meine Gymnasialempfehlung ohne Anstrengung, mein Abi fast ohne Lernen, meine Zivistelle und meinen ersten Job ohne Suchen bekommen. Beim Führerschein hatte ich atemberaubendes Glück, der Staplerschein war ein Witz, und jetzt kommt der P-Schein, auf den ich mich ausnahmsweise auch mal richtig vorbereitet habe. Was soll mir das Leben anhaben wollen? Eine vergeigte Prüfung würde meinen Lebenslauf eigentlich nur vervollkommnen.
Wisst ihr was? Es kotzt mich an, dass das jetzt nicht wenigstens schon online lesbar ist!