Taxis sind ja selten erste Wahl. Es ist eben teuer, sich einen Fahrer mit eigenem Auto zu gönnen. Bus und Bahn sind billiger. Die können das auf mehr Leute umlegen und werden ggf. subventioniert, beim Fahrrad muss man selber treten, laufen ist noch anstrengender und für einen Leihwagen muss man nüchtern sein. Wenn überhaupt alles genannte vor Ort verfügbar ist.
Was in Berlin natürlich prinzipiell für die meisten Leute irgendwie hinkommt.
Trotzdem haben wir Touren. Oft geht’s um Bequemlichkeit und Geschwindigkeit. Manchmal um das Plus an Sicherheit und manche merken erst am Ziel, dass sie im Taxi sitzen. Sei es wie es ist, ich fühle mich als Nischendienstleister wohl. Und manchmal staune ich auch nicht schlecht, WIE VIEL schiefgehen muss, bis Menschen ins Taxi steigen.
So hatte ich nun eine Kundin, die mich am Treptower Park rangewunken hat. Und ich schwöre: Da hat mich noch niemand rangewunken. In sechseinhalb Jahren. Und ja, sie fahre sonst eigentlich nicht Taxi … also wie kam es dazu?
„Ich war ja eigentlich in Köpenick …“
Weite Strecke, verstehe …
„Normalerweise fahre ich selbst Auto, aber heute wollte ich was trinken …“
Die Nüchtern-sein-Geschichte, ok.
„Dann hab ich den falschen Nachtbus genommen und bin einmal im Kreis gefahren, bis ich wieder dort war, wo ich eingestiegen bin …“
Das … ähm, also immer noch die Nüchtern-sein-Geschichte. 😉
„Dann hab ich endlich den richtigen Bus gefunden, musste dann aber unglaublich dringend pinkeln, weswegen ich hier ausgestiegen bin.“
OK, mal was neues.
„Und jetzt hab ich trotz Google Maps den S-Bahnhof nicht gefunden, der hier irgendwo sein soll …“
Die Ortskenntnis-Sache, schon klar.
Und – schwupps! – sitzt man im Taxi. 😀
Ursprünglich sollte ich sie gar nicht bis ganz nach Hause, sondern nur zum Schlesischen Tor bringen, wo sie dann in die U-Bahn steigen wollte. Aber nachdem unweit von dort auch noch ein Unfall, vielleicht kurz darauf sogar eine Massenschlägerei (Keine Ahnung, aber die Zahl der Einsatzfahrzeuge war beeindruckend!) stattfand, bat sie mich, sie aus diesem Irrenhaus einfach nur weg und bis vor die eigene Wohnung zu bringen.
Die Misanthropennummer. Selten, aber auch nicht ungewöhnlich. 😉
Und ja, ich bleibe dabei: Irgendwann braucht jeder mal ein Taxi.

