Zu langsam

Die Jungs, die ich vom Matrix ins Meiningers gefahren habe, waren ok. Wie so viele waren sie ein wenig besorgt, ob dieses unheimliche Taxameter nicht doch viel weiter zählt, als ich gesagt habe, aber als ich sie mit rund 11 € auf der Uhr entlassen habe, war alles in Ordnung.

An der nächsten Brücke hab ich schnell mal gewendet, um wieder gen Osten zurückzuschiessen. Das ist nach wie vor eher metaphorisch gemeint, denn als Führerscheinabhängiger bin ich in der Fortbewegungsgeschwindigkeit bisweilen gehandicapt. Die Begrenzung am Ufer liegt meist bei 50 km/h, was nicht gerade flott ist, wenn die Straße leer ist, aber besser als nichts.

Vor mir auf der rechten Spur kraucht ein BMW 6er entlang, mit höchstens 40 km/h. Ich benutze die rechte Spur unbesetzt fast ausschliesslich, da es um einiges stressfreier ist, kurz zu blinken und zu halten, wenn jemand winkt, als extra dafür noch die Spur zu wechseln und auf den Verkehr zweier Fahrstreifen Rücksicht nehmen zu müssen.

Nun kroch vor mir dieser Schleicher. Ich bin kein Anhänger der Theorie, man müsse immer und überall ein bisschen über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit liegen, ich nutze selber manchmal ein Tempo darunter. Meist zum Kundenfang, zugegeben. Aber es war nicht Ärger, der mich trieb, sondern Verwunderung.

Da hat jemand einen 6er-BMW. Nicht mal in Serienausstattung… nein! Getunt! Tiefergelegt, breite Kotflügel, ein klassischer Wagen um über unterdurchschnittlich große primäre Geschlechtsorgane hinwegzutäuschen. Statt schneller zu werden, fuhr er aber stetig langsamer. Ich habe meine Gedanken kreisen lassen, aber vom Schlachtfeld Verkehr ist mir aus nun 8 Jahren nichts bekannt, was nachts um 3 Uhr derartiges Verhalten auslöst.

Während ich also sinnierte, ob der Fahrer vielleicht volltrunken ist, und mit defensiver Fahrweise Copkontrollen verhindern will, bekomme ich des Rätsels Lösung auf dem Silbertablett serviert:

Eine für die Strecke unscheinbare Senkung war es, die der Fahrer übersehen hat, und mit einem lauten Schlag, einem kurzen Kreischen und einem Funkenregen in bester Show-Manier  setzte der Wagen unsanft auf und binnen Sekundenbruchteilen war es nicht nur der Spritverbrauch, der diesen nächtlichen Ausflug für den Fahrer teuer gemacht hat.

Ich übe mich ungern in Schadenfreude, aber irgendwie fand ich es nur zu bezeichnend, dass der Fahrer eines bewusst auf Schnelligkeit getrimmten teuren Wagens langsamer fahren muss, um ihn nicht kaputt zu machen.

Ich hab dann überholt. So ein Elend kann man sich ja nicht kilometerlang reinziehen 😀

Ohren anlegen

Wie in alten Zeiten!

Es hatte ja seinen Grund, dass ich den Behindertenfahrdienst geliebt habe. Und es waren nicht ausschließlich die Kunden. Ich stehe auch darauf, große Autos durch kleine Straßen zu bewegen. Der Schwob wird bestätigen können, dass ich mit dem Sprinter alles in Angriff genommen habe, was irgendwie den Eindruck zuließ, ein Smart käme da durch.

Der „Eisbär mit angelegten Ohren“ ist dabei zu einem geflügelten Wort geworden, denn lange Zeit fuhr ich einen Wagen namens Eisbär, und an besonders engen Stellen war man eben mal genötigt, die Ohren anzulegen, also die Spiegel einzuklappen. Diese Unerschrockenheit meinerseits hat zum einen dazu geführt, dass ich mit dem Teil sogar in Gablenberg immer einen Parkplatz gefunden habe (ich möchte unbedingt bei google zum Thema Parkplätze und Gablenberg gefunden werden 😉 ), zum anderen hat sie uns schon durch Weinberge geführt und sicher dem ein oder anderen Autofahrer Angst gemacht.

Hier in Berlin ist das alles etwas anders. Mein Einsatzgefährt ist zum einen deutlich kleiner, aber viel bedeutsamer ist: Die Straßen sind auch wesentlich weiter hier. Ich hab hier sogar langsam Angst, das Einparken zu verlernen.

Nun hat es mich aber neulich Nachts in die Bötzowstraße verschlagen, die von einem entladenden LKW blockiert wurde, und in Ermangelung eines weiteren Schwaben an meiner Seite hat der Kunde eben kurz die Navigation an der rechten Seite übernehmen müssen. Dieses Mal musste ich allerdings nur einen Spiegel einklappen, was seichtes zum Wiedereinstieg also.

Der Kunde hat sich gefreut, seinen Teil zur Fahrt beitragen zu können. Und bei fast 5 cm Spielraum ist ja auch keine allzu genaue Navigation nötig 🙂

Unfair

Ich weiss, dass es für manchen Kollegen unerträglich sein muss, dass ich mit 60 bis 65 auf der Landsberger Allee fahre. Schließlich sind ja 60 erlaubt, also bis zur Punktegrenze ist immer noch etwas Platz. Und außerdem: Wer blitzt denn Nachts? Man muss ja schließlich schnell in die Stadt zurück!

Das ist trotzdem kein Grund, mich mit gleichfalls angeschalteter Fackel mit etwa 80 bis 85 zu überholen!

Der flotte Kollege in seinem schicken 212er hat auch keine Anstalten gemacht, irgendwie vor meiner Front zu verschwinden, vielleicht abzubiegen oder so. Ich hab mich etwas genervt drangehängt und dank einer roten Ampel an der Rhinstr. hab ich ihn tatsächlich einholen können, ohne gleich irgendwie in den zweistelligen km/h-Bereich zu kommen. Ich bin auf der zweiten Spur links an ihm vorbei, und hatte vor, mich wenigstens demonstrativ vor ihn zu klemmen. Und was passiert?

Steigt dem an der Ampel tatsächlich ein Kunde ein! Ich war wirklich in der Laune, ihn einfach von der Straße zu schieben, das könnt ihr mir glauben. Der Kunde kann ja nix dafür, der darf sich auch an der Ampel aussuchen, in welches Taxi er steigt. Klar. Aber ob das nicht auch anders ausgegangen wäre, wenn ich da zuerst angekommen wäre? Wer weiss. Schon aus purer schlechter Laune werde ich auch die Konzessionsnummer nicht vergessen!

Frage an alle Berliner

Kann es sein, dass die Linksabbiegerampel von der Torstr. in die alte Schönhauser Str. nachts einfach durchgängig rot bleibt? Oder muss man irgendwie aussteigen und einen Knopf drücken oder so?

Ich ärger mich ja schon über die Ampel bei mir an der Marzahner Promenade, die nur jede zweite Grünphase auch Linksabbieger durchlässt. Aber das? Das geht gar nicht.

Besonders ärgerlich war es, dass ich das festgestellt habe, als ich einen Kunden zum Wombat’s Hostel im Auto hatte. Der wollte an der Torstr. schon aussteigen, und ich hab gemeint:

„Ach was, kommen sie: Ich fahr noch kurz rüber!“

Aus diesem „kurz“ wurden 1,20 € auf dem Taxameter und ich hab ihn dann trotzdem an der Torstr. abgesetzt, weil ich nicht riskieren wollte, da bis mittags um 12 zu warten oder mich genau dann bei Rot rüberzuschleichen, wenn eine Wanne um die Ecke kommt…

Ampeln sind ja eine feine Sache, aber nur so lange sie auch mal grün anzeigen…

Sinn für Humor

🙁

Ich hab Sinn für Humor, bin für alles offen, nicht krampfhaft korrekt und für eine kleine Überdosis Adrenalin auch immer zu haben. Aber würden die Leute da draussen bitte bitte mal nachdenken?

Ich bin die Revaler langsam entlanggegurkt. Dort lässt sich leicht mal ein Winker aufgabeln, ich bin als Taxifahrer in der Str. immer hochkonzentriert. Der Anzahl an Leuten unangemessen ist die unzureichende Beleuchtung, die beinahe alles jenseits der parkenden Fahrzeuge im Dunkeln lässt und die Tatsache, dass man eigentlich 50 fahren dürfte.

Meist zuckel ich also langsamer durch die Straße, und die meisten Kollegen tun es mir gleich. Wie so oft laufen die Leute kreuz und quer über die Straße, und das ist nichts, was mich ernsthaft stört. Ich hab in vielen Punkten ein dickes Fell, Fußgänger auf der Fahrbahn fallen da in den meisten Fällen nicht in die Kategorie „Anbrüllenswert“.

Als einer von vielen löste sich am linken Fahrbahnrand ein Passant aus der Nacht und betrat langsam die Straße. Er lief langsam, um mich vorbeizulassen, ich verringerte meine Geschwindigkeit ein wenig, um der Situation angepasst unterwegs zu sein. Alles bestens. Während ich an ihm vorbeirollte, hatte er bereits fast die halbe Fahrbahn überquert, eine Verkehrssituation wie jede andere, die irgendwie auf Zusammenarbeit beruht.

Und auf einmal fällt dem Töffel nichts besseres ein, als auf meine Tür zuzuspringen und mich mit einem lauten

„Buh!“

zu erschrecken.

Ich weiss nicht, woher ich meine Reflexe beim Fahren habe. In Momenten, in denen etwas unvorhergesehenes passiert ist, habe ich bisher immer zu 100% richtig reagiert. Bremste ein Vordermann je zu stark, gelang mir eine Vollbremsung. Als ein Fußgänger auf die Fahrbahn rannte, riss ich das Steuer rechtzeitig rum. Die Gefahr, in Fellbach bei einer vereisten Autobahnausfahrt von der Straße getragen zu werden, löste ich durch Loslassen der Bremse und vorsichtigem Einschlag, und selbst als ich nach einer fahrlässig provozierten Situation mit 4 Freunden an Bord die Kontrolle über das Auto meiner Mutter zu verlieren schien, hab ich an der Grenze des physikalisch Machbaren korrekt gegengelenkt und gebremst, um die Kiste auf die Spur zurückzukriegen und sie nicht um einen Laternenpfahl zu wickeln.
Und heute Nacht habe ich ebenso passend gar nichts gemacht. Glücklicherweise!

10 Meter vor mir liefen Leute über die Straße, rechts hatte ich etwa 30 cm Abstand zu den parkenden Fahrzeugen und links von mir stürzte ein Idiot auf mich zu. Hätte ich beschleunigt, hätte ich vielleicht die unbeteiligten Leute erwischt, wäre ich nach rechts ausgewichen, hätte ich einen Blechschaden im 4- bis 5-stelligen Bereich fabriziert. Und wenn ich eine Vollbremsung getätigt hätte, wäre mir ein Idiot gegens Auto gelaufen, der sich wahrscheinlich den Fuß verstaucht und mich dafür verklagt hätte. Was bin ich froh, halbwegs fit in der Birne zu sein.

Aber auf welchem Alter muss man geistig stehengeblieben sein, um vorbeifahrende Autofahrer zu erschrecken? Ich hab über eine Tonne Stahl unterm Hintern, die nur meiner Konzentration wegen harmloser ist als ein durchschnittlicher Amoklauf! Für irgendjemanden in der Umgebung kann sowas immer lebensgefährlich sein.

Mal abgesehen davon, dass der ein oder andere vielleicht mal aussteigt, und einem eines auf die Nuss gibt…

Vergessen

Hab ich doch tatsächlich einen Taxiartikel vergessen. Ups. Na dann eben mal freihand:

Vergessen hat auch ein junger Mann im grünen T-Shirt gestern etwas, nämlich gute Laune und eventuell sein Benehmen. Mitbekommen habe ich es eigentlich erst, als er mitten in einer Schimpfkannonade gegenüber einem Kollegen war, der das allerdings mit stoischer Gelassenheit an sich hat abperlen lassen. Der ganze Wutausbruch dauerte runde zwei Minuten, in denen der Typ sein Fahrrad von einem Verkehrsschild abmachte.

Just darum schien es auch tatsächlich zu gehen. Nachdem der Typ sich wutentbrannt verzogen hatte, habe ich den Kollegen gefragt, was denn so schlimmes passiert sei. Und nun ja: Der Kollege hatte ihn wohl ermahnt, sein Fahrrad nicht an dieses Schild zu stellen, weil er dort ggf. Taxifahrgäste am Einstieg hindert. Das ist das Verkehrszeichen am Ostbahnhof, das direkt neben der Taxirufsäule ziemlich nahe an der Straße steht.

Nun gehöre ich nicht zu den gutgläubigsten Fahrern: Ich weiss, dass manche Kollegen gewaltig einen an der Klatsche haben. Den entsprechenden kenne ich nicht, und ich kann auch nicht ausschließen, dass er seine Bitte vielleicht eine Spur zu heftig angebracht hat. Desweiteren kollidieren am Ostbahnhof tatsächlich viele potenzielle Fahrradhalteplätze mit den Taxihalten. Hier sei vor allem das schöne Geländer an der letzten Rücke genannt. Dass es da mal eng wird, weiss ich.

Aber der Hinweis des Kollegen ist sicher nicht aus der Luft gegriffen. Der Anfang des Taxistandes ist scheiße organisiert. Die Rufsäule selbst steht schon blöd im Weg auf dem Gehsteig, und das Schild, dass eigentlich unseren Platz begrenzt, steht knapp einen Meter daneben, ggf. mit Fahrrad als Hindernisvergrößerung. Wenn wir auf der vorgesehenen Höhe halten, müssen die Kunden damit umständlich reinkrabbeln oder wir parken etwas vom Bordstein entfernt, was Bus- und Autofahrer ärgert und für die Kunden, sobald es mal geregnet hat, zusätzliche Mühen macht, weil just dort auch immer die größte Pfütze zu finden ist. Fahren wir – wie es meistens gehandhabt wird – eine Wagenlänge weiter vor als erster, stehen wir genau genommen auf der Bushaltestelle. Das ist wesentlich kundenfreundlicher, aber ich nehme an, dass die Busfahrer uns deswegen trotzdem für Assis halten. Davon abgesehen ist es nicht auszuschließen, dass irgendwann mal ein übereifriger Gesetzeshüter auftaucht. Die haben ja auch ihr Nest direkt vor Ort.
Und je weiter hinten man als erster hält, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunden einfach über die Straße gehen und eines der anderen Taxis weiter hinten nimmt. Das ist kein Weltuntergang, aber dass man das als erster auch nicht unbedingt forcieren will ist klar. Zudem sich einige eher weniger mobile Leute gerne mal aufregen, warum wir da so weit da hinten stehen…

Naja, und was den Nörgler angeht: Ganz egal, was jetzt genau der Kollege gesagt hat, es wird nicht weniger peinlich gewesen sein als das Argument

„Jetzt komme ich zu spät zum Spiel und dann darf ich mir noch so einen Scheiß anhören!“.

Darüber hinaus glaube ich nicht, dass das

„typisch Taxifahrer“

war. Sonst müsste ich hier ja jetzt „typisch Radfahrer“ argumentieren, und da kenne ich zum Glück schon persönlich genügend, von denen ich weiss, dass sie wegen einer Äußerung zum eigenen Verhalten nicht gleich ganze Berufsgruppen ausrotten wollen…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Guter Kilometerschnitt

Und dann war da der Kollege, der an der Halte mit einem mildtätigen Grinsen „jammerte“, dass er gerade über eine Stunde durch die Stadt gefahren ist.

„Und wofür? Für ’ne Kurzstrecke!“

Ich geb ja ungern an, aber da hab ich dann doch folgendes sagen müssen:

„Weisste, ich steh jetzt seit einer Stunde hier und hab immerhin auch 2 € verdient.“

Und das ist mehr, als der Kollege von der Kurzstrecke netto (oder auch brutto) haben wird. Diese Meisterleistung ist mir allerdings auch nur gelungen, weil die ungefähr 10. Anfrage an diesem Abend am Ostbahnhof nach dem Maria so lief, dass ich gefragt wurde, ich nett und freundlich den unkomplizierten Weg erläutert habe, und die Frau dann völlig überraschend meinte:

„Hey, kann ick dir’n Zwickel jeben?“

Ich hab es nicht übers Herz gebracht, nein zu sagen 😉