Den Kürzeren ziehen

Neid ist eigentlich nicht so mein Ding. Gerade im Job!

Wir kriegen alle mal kürzere und mal längere Fahrten, so ist das halt. Deswegen lehne ich kurze auch nicht ab, das gehört dazu. Oder wie ein Kollege gerne sagt:

„Mal verlierst Du, mal gewinnen die anderen.“

😉

Aber es ist schon bitter, wenn ein Kollege am Stand sagt, er hätte da einen Coupon-Auftrag und wisse nun nicht, wo er sich genau hinstellen solle. Dann kommen ein paar andere Leute mit Coupon und steigen ins Taxi vor mir ein und fragen, ob eine Fahrt nach Frankfurt (Oder) auch ok wäre. Ganz zu schweigen vom dritten Kollegen, der drei Stunden später auf die Frage, ob er auch eine lange Fahrt gekriegt hätte, mit:

„Ach? Du nicht?“

antwortet, weil er auch in Frankfurt war.

Und ausgerechnet bei mir sind zwei Frauen eingestiegen, die sich davor schon satte  30 Minuten telefonierend am Taxistand rumgetrieben haben, sich aber erst als der Coupon-Reigen losging, dazu durchringen konnten, einzusteigen.

Orrr!

Das Traurige ist: Die Fahrt ging nach Köpenick und hat wirklich sehr gute 28 € gebracht. Ich sollte mich eigentlich nicht beschweren dürfen. Aber wenn zum selben Zeitpunkt mindestens drei andere für irgendwas zwischen 170 und 200 rausgegangen sind, fühlt man sich dezent in den Arsch getreten. 🙁

Ui, Bezahlung fürs Saubermachen!

Mein Auto ist abgesehen von mir gerade in Springer-Hand. Will heißen: Es fahren hier und da mal unterschiedliche Kollegen während meiner freien Tage damit. Das ist  Sache meiner Chefs und an sich auch ok. Ich hab ja ohnehin gerade das große Glück, das Auto derzeit für eine halbe Woche vor der Tür zu haben – da werde ich den Teufel tun, mich über den Rest zu beschweren.

Aber ja, es hat auch Nachteile. Das mit dem Saubermachen ist eines davon. Manch Kollege schert sich nach einer Schicht nicht unbedingt ums Reinigen des Fahrzeugs und dem zweiten ist es dann zu blöd, den Dreck wegzumachen, den der erste hinterlassen hat. Und ich möchte fairerweise anmerken, dass ich letzteres auch schon so gehandhabt habe.

Meist hält sich das (über drei Tage) ja auch sehr in Grenzen und ich hab kein Problem damit, das Auto einmal pro Woche auf Vordermann zu bringen. Oft ist auch gar nicht so viel zu machen. Und ob man nach 2, 5 oder 8 Tagen mal aussaugt: Es macht ja den gleichen Aufwand. Mich nerven meist eher die Scheiben, denn auf die kann man, wie schon vor Jahren erwähnt, kaum genug Aufmerksamkeit legen. Teilweise sehen die bei meinem donnerstäglichen Schichtantritt aber auch schon deswegen schlimm aus, weil das Auto ein paar Stunden unter den Bäumen im Firmenhof gestanden hat.

Aber gut. Ich bin also gestern dank Fußball eh reichlich spät am Auto gewesen, hat alles nicht so geklappt, wie ich das geplant hatte: Ich wollte das Auto vor dem Spiel schon holen, hab aber verschlafen, weil zum einen die Nachbarn mich mittags mit Bohren wachgehalten hatten und zeitgleich mein Handy mitsamt Wecker abgestürzt war … Dinge, die einem wohl wirklich nur bei der Nachtschicht passieren können. 😉

Und so bin ich ins Auto gestiegen, hab mich über die Scheiben geärgert, hab die Sitze zurechtgezutzelt, etwas argwöhnisch ein Bisschen Dreck auf den Fußmatten bemängelt und mich dann gefreut. Denn ja, hätte der werte Kollege, wer immer er war, einfach mal noch die 10 Sekunden Zeit gefunden, die Beifahrerfußmatte  auszuschütteln, dann wäre ihm vielleicht der Fünfer unter dem Beifahrersitz aufgefallen, der dort sehr offensichtlich festklemmte. Ich will’s nun keinesfalls zu einem Drama hochstilisieren, aber eines ist mal klar: Der gehört jetzt mir und ich hab kein schlechtes Gewissen bei der Entscheidung! 😀

Da lang?

„Hi, wir hätten eine Frage: Zum Fritzclub*, wo müssen wir da hin? Da lang?“

Sprach’s und deutete auf die Mühlenstraße.

„Kann man machen …“,

hab ich geantwortet.

„Aber einfacher wär’s, gleich das Gebäude hier vorne zu nehmen.“

Die Gruppe hat gelacht, sich bedankt, alles prima. Dann hab ich zu dem Kollegen, mit dem ich mein Gespräch wegen dieser Anfrage unterbrochen hatte, gemeint:

„Ich mag’s, wenn sie noch so klein sind. Da lachen sie auch über den letzten Bullshit.“

Da hat er dann auch angefangen zu lachen.

Ich mag’s, wenn die Leute um mich rum lachen. 🙂

*Ja, der Club heißt inzwischen Postbahnhof- oder Pbhf-Club, aber sie haben selbst den alten Namen verwendet.

Die schnellen Stunden am Ostbahnhof

Ich hab mich an den Bahnhof gestellt. Letzte Rücke, eine lange Taxischlange also. Eine Zigarette, einmal den Radiosender wechseln, und schon bekam ich mit, dass eine Kundin beim Fahrer zwei Autos vor mir an der Rücke ihren Koffer wieder auslud und nach hinten lief. Neben mir stoppte sie unsicher und ich fragte sie, was denn das Problem mit dem Kollegen gewesen sei, der nun eben gen zweiter Nachrücke vorzog.

Ja, der wollte sie nicht mitnehmen, weil sie nur zur Pücklerstraße müsste.

Diese Arschlöcher, orrr!

Die Kundin nahm’s eher gelassen:

„Naja, er sagte, er warte schon seit über einer Stunde, da verstehe ich das ja …“

Vorweg mal ganz im Ernst: Kurze Touren ablehnen ist einfach scheiße! Und wenn man das nur mit Lügen rechtfertigen kann, dann ist man so ein erbärmlicher Wichser, dass mir dafür viele Beschimpfungen einfallen, wobei ich aber bei keiner das Wort „Taxifahrer“ mit verunglimpfen würde.

Etwas ironisch würde ich aber anmerken:

Respekt, Kollege! Dein Optimismus ist vollkommen deckungsgleich mit deiner Arschlochhaftigkeit: Unübertreffbar! Wenn Du auf Position 14 ungefähr schon über eine Stunde gestanden hast (wo 30 Minuten vorher auch nur die Plätze 1 bis 15 belegt waren, ich war vor Ort), dann hast Du dich in über 60 Minuten höchstens einen Platz in der Schlange bewegt und hast dennoch erwartet, in absehbarer Zeit eine Tour zu bekommen, die dich für diese Wartezeit mehr entschädigt als diese 8€-Tour. Sicher, so eine 120€-Fahrt kann man durchaus als schichtrettend bezeichnen, nur würde ich keine 14 Stunden darauf warten, weil meine Schicht da schon lange vorüber ist. War sie auch an diesem Abend, und das sogar mit mehr als 120 €, trotz der einen kurzen Fahrt. Aber gut, unsere Stunden scheinen ja ohnehin in verschiedenen Universen zu vergehen, selbst am Ostbahnhof.

😉

Journalisten braucht bald keiner mehr!

Ein (nur so mittel) lesenswerter Text von rp-online hat mich eben dazu gebracht, ihn zu kommentieren. Was dann leider nicht ging, weil die Zugangshürden, um bei einer Regionalzeitung zu kommentieren dann leider doch meine persönliche Toleranzgrenze überschritten haben.

Der Autor hat die letzten (ganz ganz sicher ganz genau) sieben Mal erfolglos am Ende einer Taxifahrt versucht, mit Karte zu zahlen. Und das ging nicht, bzw. die Kollegen haben sich mit Ausreden versucht, davor zu drücken. Ich weiß, dass sowas passiert und ich finde es nicht schön. Das allerdings als irgendwie einziges Argument zu nehmen, einen Abgesang auf Taxifahrer anzustimmen, weil „Ein Navigationsgerät kann heute jeder programmieren“? Nun ja.

Nun also etwas ausgelagert hier mein Kommentar:

Natürlich wird es andere Dienstleister geben, wird das autonome Auto kommen, machen wir uns nix vor. Und natürlich sind unter den ca. 0,2 Millionen Taxi- und Mietwagenfahrern in Deutschland wie überall bei Gruppen mit mehr als fünf Mitgliedern Idioten, Arschlöcher, Abzocker und sonstwie ungeeignete Leute dabei.
Die will keiner. Weder die Kunden, noch die ehrlichen Arbeiter unter den Chauffeuren.
Ich als Taxifahrer erinnere mich anderseits ebenso wie der Autor an die letzten Handwerker, die letzten Bankmitarbeiter und ja, auch an den letzten Journalisten.
Oder war es doch der vorletzte oder der 2009?
Schön und gut. Auch mein Kartenleser war derletzt mal defekt, auch ich nutze mal ein Navi. In Berlin, einer 891-km²-Stadt mit einer fünfstelligen Straßenanzahl. Wobei es übrigens gerade die [im Text erwähnte] Bahnhofstraße zigfach gibt. Ja, rege ich mich jetzt dann auch über den Maler auf, der eine Wasserwaage nutzt? Müsste ich wohl.
Es schreit sich leicht, dass „die“, wer immer das dann ist, alle völlig scheiße sind. Mit etwas Recherche (das Navi des Journalisten?) wäre dann immerhin bekannt, dass alle (!) Gewerbevertretungen zumindest hier in Berlin die Politik seit Jahren anbetteln, uns besser zu kontrollieren. Das würde sich sogar rechnen (Schwarzarbeit etc.), aber: Nee, zu teuer!
Und dann muss ich als ehrlicher Fahrer mir anhören, dass menschenverachtende Drecksbuden wie Uber besser sind, nur weil irgendein Kollege aus einer anderen Stadt und einem anderen Betrieb mit einer anderen Geschichte als ich mal wieder irgendwelchen Bockmist gebaut hat. Das ist, als würde ich alle Journalisten an bild-online oder noch schlimmerem messen. Kann man machen, aber da ich inzwischen nicht mehr 12 bin, würde man mir das wohl zu Recht übel nehmen.
Wie eingangs erwähnt: Ja, die Autos werden bald selbst fahren können und Taxis werden nicht mehr nur die neunte, sondern vielleicht elfte Alternative zum Laufen sein. Kann ich mit leben, so ist das eben. Wofür ich derzeit bezahlt werde, ist im Übrigen, Kunden zu befördern, die ins Navi gerne mal „Brinssma Schaargse unnana an verfiggn Spädi!“ flöten würden.
Ebenso wie ich meinen Kollegen hier und da gerne mal empfehle, sich die Taxiordnung nochmal zu Gemüte zu führen, würde ich Journalisten nahelegen, nach dem ersten Unmut vielleicht zunächst zu googeln, bevor der Text online geht.

Ich schreibe das hier übrigens gerade ins Internet. Umsonst. Weil ich zum Thema Taxi mal voll das verschärfte Insiderwissen habe. Und eine Tastatur bedienen kann heutzutage doch jeder. Natürlich hab ich keine Ausbildung und eine nur umzureichendr Rechtschreikontrole. Aber, nun ja, das ist halt die Digitalisierung. Da nehme ich von Lesern auch gerne mal eine Bezahlung in bar an. 😉

PS: Werter mir als oberflächlichem Leser anonym bleibender Journalist mit dem geschleckten Profilbild: Das hier soll kein Billig-Rant auf Kosten deiner Mudder sein. Melde Dich, lass uns ohne laufendes Taxameter über das Thema reden! Ich erkläre Dir das Taxigeschäft in Berlin, Du mir was über Journalismus. Mit etwas Glück lernen wir beide was!

Freie Taxiwahl in Kaputt

Ich hab schon oft gesagt, dass ich es gut finde, dass die Kunden sich das Taxi am Stand aussuchen dürfen. Ebenfalls oft gesagt habe ich aber auch, wie sehr ich mich manchmal wundere, wie diese Wahl dann getroffen wird.

Im aktuellen Fall stand ich auf einer Nachrücke an letzter Stelle. Wie so oft kam dann eine Kundin und fragte, ob sie bis zum ersten Taxi vorlaufen muss. Da sie schon so gequält geguckt hat, habe ich mir den „Nett wäre es natürlich“-Teil gespart und ihr einfach nur gesagt, sie könne sich ein Taxi aussuchen.

Mich wollte sie offenbar nicht, aber ich war dann etwas irritiert, weil sie umgehend nach unserem Dialog am Auto direkt vor mir stoppte. Der Kollege las gerade Zeitung und fuhr die älteste Möhre am Stand. Ist alles kein Thema, aber nach einer wirklich geplanten Wahl sah das alles nicht aus. Aber vielleicht war der Wunsch auch, „so einen richtigen Taxifahrer wie früher“ zu bekommen, wer weiß es schon.

Der Kollege sprang auch sofort auf und hat freundlich das Gepäck verladen, das soll jetzt echt nicht böse klingen. Ich kannte ihn zwar nicht bewusst, aber ich hab ihm die Fahrt schon gegönnt, alles ok.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich ab diesem Punkt noch nie eine Taxifahrt so habe starten sehen.

Zunächst rührte sich nix. Das ist normal. Kunden müssen oft erst was erklären, als Taxifahrer muss man vielleicht das Navi programmieren oder nochmal nachfragen, der problemlose Blitzstart 3 Sekunden nach Einstieg ist zweifellos das Ideal, aber im Alltag passiert oft was anderes.

Nach einer halben Minute startete der Kollege den Motor und selbst ich als Fahrer von gerne mal sehr alten Opel hab noch nie ein Auto mit so einer Geräuschkulisse erlebt. Es klang wie eine Kakophonie aus unrund laufendem Motor, fehlendem Auspuff, quietschender Lenkung und einem durchgeknallten Rudel defekter Keilriemen. WTF?

Der Kollege hat den Motor umgehend wieder ausgestellt.

Da hat er mir dann echt leidgetan, denn was ist bitte schlimmer, als sich in Erwartung einer Tour irgendwo anzustellen und bei Fahrtantritt feststellen, dass das Auto kaputt ist?

Ich erwartete nun eigentlich fast schon, dass beide wieder aussteigen. Stattdessen passierte nix. Nach einer weiteren halben Minute, bei der ich mir nicht vorstellen wollte, was die beiden im Auto besprochen haben, wiederholte das Auto das Drama von eben und der Kollege rollte drei Meter aus der Lücke auf die Straße, um dort erneut stehenzubleiben. Oder stoppte gar das Auto selbst?

Nun, in zweiter Reihe, wiederholte sich eine mir selbst endlos erscheinende Pause, ich würde schätzen, dass sie wirklich noch weit über eine Minute dort standen. Ich habe mir mehrfach überlegt, mal an die Scheibe zu klopfen und zu fragen, was los sei. Dann aber gewannen sie doch noch Land und ich muss der Vollständigkeit halber noch anmerken, dass das Auto nach wenigen Metern zumindest die Hälfte der ungewöhnlichen Geräusche ablegte.

Über die Zufriedenheit der Kundin mit ihrer Wahl kann ich leider nur spekulieren.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Knapp vorbei …

Und als ich so gechillt mit dem Mahlsdorfer Rentnerpaar die Frankfurter Allee auf der linken Spur gen Osten gleite, zieht vor mir plötzlich ohne zu blinken einer aus einer stehenden Schlange an einer Linksabbiegerspur nach rechts auf meine.

BÄM!

Beziehungsweise: Nein, zum Glück nicht!

Ich hab trotz nur einer Hand am Steuer  mal eben den Elchtest light absolviert, meine Fahrgäste hätten für Sekundenbruchteile gute Protagonisten für ein Harlem-Shake-Video sein können und dann war alles gut. Denn es fuhr keiner rechts von mir und der rechts hinter mir war glücklicherweise nicht schneller als ich. Weswegen ich die seltsame Vermutung hab, dass es in diesem Fall von Vorteil war, dass ich etwas über den erlaubten 50 km/h gefahren bin.

War trotzdem scheiße knapp und mir ist mal wieder bewusst geworden, wie oft ich die Strecke sonst eher im Brain-Resetting-Modus fahre. Das hätte sich dann auch wieder für ein paar Wochen oder Monate erledigt.

Also Obacht da draußen: Am Ende braucht’s immer einen, der dann doch aufpasst!

PS: Und wie ärgerlich das abseits von Blechschaden und vergeigter Schicht gewesen wäre! Haben meine Chefs doch erst kürzlich eine aktuelle Liste im Hauptquartier aufgehängt, auf der ich soo schlecht nicht dastehe:

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Und bevor irgendjemand auf die Idee kommt: Nein, auch wenn das Ding sicher eine psychologische Wirkung haben soll: Das ist kein Mobbing-Werkzeug und außer mir interessiert’s vermutlich sowieso keinen Kollegen. Alle weiteren Verschwörungstheorien beantworte ich in den Kommentaren. 😉