Danke, Kollege!

Die Schicht war ohnehin schon gut, aber als ich am Bahnhof Friedrichsfelde-Ost gesehen habe, dass der einzige Kollege dort bereits Kundschaft hatte, wollte ich da doch kurz noch ranfahren. Die nächsten gehören mir, yes! \o/

Aber es kam noch besser, denn der Kollege kam gleich auf mich zu und fragte, ob ich englisch sprechen würde. Nun hatte er zwar eigentlich keine Lust, die beiden Damen mit einem Fahrtziel in Mitte abzugeben, aber er fürchtete, die beiden würden denken, ihr Hotel sei nur ums Eck. Dem war mitnichten so, sie hatten den Fahrpreis korrekt ergoogelt und wollten sich nun nur versichern, dass das richtig sei. Das hab ich bejaht und die Info auch an den Kollegen weitergegeben.

Verständlicherweise wollten die Kundinnen nun aber lieber mit mir fahren, weil ich sie verstehe. Ach, scheiße! Ich hab den Kollegen gefragt, ob er sie fahren wölle und er bejahte. Natürlich. Warum auch nicht? Aber die Kundschaft bestand auf meine Wenigkeit. Der Kollege nickte das dann ab und meinte:

„Naja, wenn Du sie verstehst, dann nimm Du sie mit!“

„Kollege, ganz ehrlich: Ich will Dir die Tour nicht klauen …“

„Ach, lief heute bisher eh scheiße. Pack sie ein, ist ok!“

Ich hab mich selten schlechter bei sowas gefühlt. Der Kollege war nett, allenfalls ein kleines Bisschen genervt wegen des bisherigen Verlaufes. Und ich war zufrieden. Ich bin sicher, er hätte die beiden ebenso gut ans Ziel gebracht (er kannte die Adresse) und auch wenn ich mit den Fahrgästinnen rumgealbert habe: Eine normal gute Taxifahrt hätte er auch hingekriegt. Trotz Einschränkungen bei der Sprache.

Deswegen geht an genau den Kollegen heute ein herzliches Danke raus, obwohl ich ihn nicht kenne. Möge er kurz danach eine Fahrt für 50€ ins Umland gehabt haben, ich würde sie ihm gönnen!

Auf’s Maul!

Wichtige Info vorweg: Diese Geschichte stammt von einem Kollegen! Ich gebe sie hier so wieder, wie ich sie gehört habe, und dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass es – aber das trifft natürlich auch auf meine Geschichten zu – eine einseitige Sicht auf die Dinge ist. Ich kann in dem Fall die Wahrheit als Blogger halt nicht so garantieren, wie ich es bei eigenen Erlebnissen kann. Ich möchte allerdings dazusagen, dass es sich hier um einen Kollegen handelt, den ich seit Jahren kenne, der mir nie durch übertriebene Stories oder gar erwiesene Unwahrheiten aufgefallen ist und der (im Gegensatz zu vielen anderen) auch nicht ständig nur Zeug erzählt, bei dem er irgendwie positiv raussticht. Er hat mir die folgende Geschichte auch nicht für den Blog erzählt, sondern einfach so im kollegialen Erfahrungsaustausch, ich persönlich halte sie also für glaubwürdig. Aber das nur vorweg.

Der Kollege hatte also einen Auftrag. Eine angenehme Fahrt von Außenbezirk zu Außenbezirk, locker mal 30€ schwer. Als er ankam, erwiesen sich die beiden Fahrgäste als mittelschwer und ultraschwer alkoholisiert. Aber der Kollege ist wie ich Nachtfahrer, hat mir auch schon von seinen Fehltritten nach Parties berichtet, der wuchtet Betrunkene weg wie ich auch: Gehört halt dazu!

Zu seinem Vorteil hieß es nun sogar, dass der eine weniger betrunkene Kunde sogar noch einen abseits der direkten Route liegenden Reiseendpunkt erwählt hätte, was natürlich nochmal mehr Bares bedeutete. Der wurde auch abgeliefert, der zweite schlief sogar, am Ende war es also eine Tour für satte 40€, bei der einfach alles glatt lief. Traumjob Taxifahrer.

„Ey, wach auf. Wir sind da. Macht dann 40,40€.“

„N‘ Scheiß kriegst Du von mir, höchstens eine auf’s Maul!“

Der Kollege ist wie ich sicher kein perfekter Mensch, aber er  hat auf die herzerweichendste Art perfekt reagiert. Er hat die Lage kurz sondiert, festgestellt, dass der Kunde in seinem Zustand keine Gefahr ist, die Türen verriegelt und dem Typen gesagt, dass er ja wohl den Arsch offen hätte und jetzt die Uhr weiterlaufen würde, bis die Bullen anrücken:

„Siehste, dit haste jetz‘ von!“

Nach ein paar Minuten war dem „Kunden“ das dann zuviel und er hat bereitwillig einen Fuffi gezückt, aber weil „Ich zeig Dir an!“ auf eine Quittung und centgenaues Wechselgeld bestanden. Der Kollege hat mir erläutert, wie er reagiert habe, und das war genau das, was ich auch getan hätte:

Er hat die Cops „abbestellt“, das Rückgeld ausgehändigt und eine ordnungsgemäße Quittung überreicht. Arschloch hin oder her, alles andere wäre unnötiger Stress. Inzwischen waren sogar schon Nachbarn vor Ort gewesen und hatten bestätigt, wo der Typ wohnte, es war alles ok, bis mein Kollege wegfahren wollte und der Typ sich auf die Schnauze legte.

Er  hat  mir das detailliert geschildert, und noch dazu, wie er zu seinem zweiten Stopp kam:

„Auf’n Thermometer standen drei Grad, ick konnte dit Arschloch ja ooch nich‘ erfrier’n lassen!“

Also hat er Hilfe angeboten, wurde mit einem „Verpiss‘ da!“ verscheucht und hat deswegen abermals die Polizei alarmiert. Ja, er hätte gerade schon angerufen und das mit dem Geld wäre geklärt, aber der Typ liege da, sei aggressiv und würde sich nicht helfen lassen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau, wie es dazu kam, dass er dann wieder aufstand, der Kollege jedenfalls funkte nochmal eine Entwarnung durch. Aber damit nicht genug! Seines Zustandes entsprechend hat der Vollpfosten sich wohl noch ein weiteres Mal hingelegt, und zwar so richtig:

„Der is‘ nur jestolpert, aber der war so hacke, der  hat die Hände nich‘ mehr hochjekriegt und is‘ so richtig derbe mit’n Jesicht auf’n Asphalt jeklatscht. Der hat jesaftet wie Sau, da war soooo ’ne Blutlache! Und ick dann, war mir auch peinlich, aber ick dann nochmal de Cops anjerufen: Sorry, ick schon wieder, aber jetz‘ liecht der Typ auffe Schnauze und is‘ richtich valetzt … und die Bull’n so: Nee, is‘ gut, dass ’se anrufen, wir schicken wen!“

Und da kam dann wohl die Frau des Kunden ins Spiel, die inzwischen vor Ort war und ihren Typen bis in die Wohnung begleitet hat.

Weswegen der Kollege nun das dritte Mal in wenigen Minuten seinen Notruf zurückgenommen hat. Kann man sich nicht ausdenken, sowas! Dass der Kollege rückblickend trotz der Kohle froh gewesen wäre, die Tour nicht gemacht zu haben, erklärt sich wohl von selbst.

Am Tag darauf bekam er übrigens noch einen Anruf von der Funkzentrale, ob er denn mal kurz erklären könne, was gestern bei der Fahrt von A nach B vorgefallen sei. Er so:

„OOOOH JA, DIT KANN ICK ABER JANZ JENAU ERKLÄR’N!“

Bisheriges Fazit ist wohl, dass selbst die bei der Zentrale lachen mussten und sich zufrieden zeigten. Und sollte das alles der Wahrheit entsprechen, hoffe ich mal stark, dass es dabei bleibt. Und wenn nicht, das sei hiermit versprochen, werde ich vom Gericht aus live berichten!

Noch weiter!

OK, ganz ehrlich: So richtig in Schwung gekommen ist der Februar noch nicht und auch die Fahrgäste waren bisher, vorsichtig ausgedrückt, etwas blaß. Kurz ums Eck, Smalltalk, fertig. Das motiviert natürlich auch nur so mittel. Insbesondere wenn man als Nicht-mehr-Raucher schon aufgrund der Langeweile droht, rückfällig zu werden.

Deswegen kommt die Fahrgast-Story des Tages auch von einem Kollegen. Die Kundin muss man sich seinen Erzählungen nach nicht besonders auffällig vorstellen, sie wollte in eine Hauptstraße in einem südöstlichen Stadtteil. Nummer 60. Der Kollege tat seinen Dienst und war höchst erfreut, an der Straße vor Nummer 58/59 eine Haltebucht zu finden, insbesondere, da hinter ihm bereits eine Straßenbahn am Horizont aufkreuzte. Daraufhin rief die Kundin aber prompt:

„Nein, nein, nicht hier! Das ist noch weiter!“

Und natürlich fuhr der Kollege los. Was die Planer hier nicht alles mit den Hausnummern versemmelt haben … und vor der eigenen Haustür kennen sich die Kun …

„HAAALT! HIER!“

Beim Erzählen blickte der Kollege mich und zwei Kollegen über die Brillengläser hinweg an:

„Von hier bin ick jefahr’n und dann vielleicht bis … zu dem Pfosten da …“

und zeigte auf eine der Stützstreben des Ostbahnhofs, keine 6 Meter entfernt.

Sicher gehört es zum Job, die Kunden bis vor die Tür zu bringen. Andererseits ist das dann wieder so ein Fall, wo es am Ende heißt, dass wir Taxifahrer uns im Verkehr wie Idioten verhalten. Ich stell mir den nun blockierten Tramfahrer vor, wie er gesehen hat, dass das Taxi vor ihm aus einer Lücke fährt und dann nach 10 Metern auf den Schienen  anhält. Da muss man den Fahrer ja  für bescheuert halten. 🙂

PS: Und bevor jemand auf die selbe Idee kommt wie ich: Ich hab den Kollegen gefragt: Keine Gehbehinderung, kein Gepäck, noch nicht mal fortgeschrittenes Alter.

Das Ende vom Anfang

Ich hatte schon geschrieben, dass das Besondere an der Silvesterschicht dieses Jahr war, dass ich das Auto pünktlich um 7 Uhr abstellen musste. Bisher waren die Taxis, die ich da gefahren hab, am ersten Januar tagsüber unbelegt. Ist ja auch nicht der typische Arbeitstag – was auch logisch ist, weil man davon ausgehen kann, dass ein Tagfahrer, der an Silvester nicht in den Abend reinfährt, wohl eher reinfeiert und … nun ja, die Sache mit dem Restalkohol und so.

Aber mein Eintags-Tagfahrer hatte schon zuvor verkündet, dass er weder fährt noch feiert:

„Oropax, fertig. Bin ja nich‘ bescheuert.“

Also pünktlich um sieben Feierabend, ich bin ja nicht alleine auf der Welt.

Die Schicht lief besser als alle Silvester davor. Nicht, dass je eines schlecht war, aber in den ersten Stunden nach 1 Uhr habe ich meinen letztjährigen Rekordschnitt nochmal um 10 – 20% übertroffen. Damit wären die drei Scheine dringewesen. Um 6.02 Uhr hatte ich 254€ beisammen und stand in Friedrichsfelde keine 300 Meter vom Abstellort entfernt, weil ich rangewunken wurde, und die beiden Fahrgäste sich erst einmal sammeln mussten. Ein völlig betrunkenes Pärchen, aber vom ersten Einschätzen her ganz nett. Vielleicht ein Jahrzehnt älter als ich und locker drauf. Nur Geld müssten sie vielleicht erst am Ziel aus der Wohnung holen.

Kein Problem, blieb ja eine Person als „Pfand“. 😉

„Wo soll’s denn hingehen?“

„Scharnweberstraße.“

„Welche denn?“

„Na, zeigen wir Dir. Alles kein Problem wegen der Nummer und so. Und ich bleib im Auto, wir haben ja Geld, mehr als genug …“

„Ich meinte …“

„Ja, fahr erst mal Richtung Reinickendorf!“

Och nö!

Also nicht falsch verstehen: Eine super 30€-Tour durch die halbe Stadt. Aber abgesehen von unerfüllbaren Umlandfahrten der Worst Case. Ich hatte keine Zeit und es war immer noch die Silvesterschicht. Mit etwas Glück hätte ich schneller dreimal eine 10€-Tour machen können, noch dazu nicht bis an den Arsch der Welt von hier aus gesehen. Es war klar, dass ich da mit ausgeschalteter Fackel schnell den Rückweg würde antreten müssen. In dieser einen Schicht schlicht verschenkte Zeit.

Aber es kam noch schlimmer. Erst verschworen sich alle Ampeln des noch jungen Jahres 2017 gegen mich, dann fing die Kundschaft plötzlich an zu planen, dass es danach noch weitergehen solle. Und nein, leider nicht einfach zurück, sondern zum Ku’damm. Völlig unmöglich. Ja, nochmal ein paar Euro mehr, aber einfach nicht zu schaffen, wollte ich wenigstens halbwegs pünktlich sein.

Ich halte nichts davon, an Silvester wegen der plötzlich überlegenen Position als Taxifahrer das Arschloch raushängen zu lassen oder die Beförderungspflicht zu ignorieren, aber ich hab ihnen deutlich machen müssen, dass das nun wirklich nicht passt und ich die Tour auch gar nicht noch angenommen hätte, wenn ich gewusst hätte, dass sie noch länger wird. Das mag eine sehr dunkelgraue Zone in Sachen Gesetzesauslegung sein, aber was soll man machen, wenn sich quasi Beförderungspflicht und betriebliche Arbeitsanweisung (im weitesten Sinne) widersprechen?

Und meine Begeisterung für die Kundschaft hatte zu dem Zeitpunkt auch schon schwer gelitten, nachdem sie mir inzwischen haarklein erzählen mussten, dass sie gerade locker ein Monatsgehalt von mir bei der Party verprasst, leider auch nur das dreifache meines Einkommens hätten und dass dieser unglaubliche gesellschaftliche Missstand natürlich an den Ausländern läge. Gut, sie waren auch Polen, „aber die richtigen Ausländer, Sie wissen schon!“.

Am Ende bin ich sie halbwegs freundlich am ursprünglichen Ziel losgeworden und hab bei meiner leeren Rückfahrt (die kaum zwei Drittel der Hinfahrtzeit kostete) bewusst ausgenutzt, dass ich in einem Auto sitze, das mit meiner Anwesenheit bis dato ohnehin nur eine unbedeutende fünfeinhalbstündige Nichtraucherpause eingelegt hatte, vermutlich die längste in 2017.

Am Ende war das alles noch sehr hektisch und trotz aufgesetzter Kollegialität hab ich meinem Tagfahrer auch nicht abgenommen, dass er mir die drei Minuten Verspätung nicht übel genommen hat. Zu der Chose sei echt nur ein „Fuck it!“ in den Raum geworfen, die Kiste unter den Umständen werde ich mir nicht noch einmal antun, auch nicht für diese besondere Schicht.

Ansonsten war Silvester toll, ganz ehrlich. Und ich bereue im Nachhinein auch nicht die Putzaktion oder sonstwas. Das haben der gute Umsatz in den paar Stunden und die sonst überwiegend sehr tollen Fahrgäste alles mehr als wettgemacht. Es war ein prima Start ins neue Jahr, nur am Ende etwas hektisch und nervig. Sollte das auch das Fazit fürs Jahr selbst werden: Meinetwegen gerne!

Durchstarten mit Schwierigkeiten

Weihnachten ist vorbei, raus auf die Straße, loslegen!

Ja, so war mein Plan im Wesentlichen auch. Gut, ich war letzte Nacht alles andere als früh am Auto, aber wer ist schon perfekt? Ich hab mich also gemütlich eingerichtet, bin in die Nacht gestartet und hab das Auto nach großzügigen 3,9 Kilometern wieder auf dem Hof abgestellt. Die Kupplung. Dass die irgendwann demnächst mal fällig werden würde, war klar. Dass irgendjemand die in den letzten zwei Wochen aber weiter runtergeritten und dann das Taxi (offenbar) ohne Hinweis abgestellt hat … ganz große Klasse, wirklich!

Ich meine, so niedertourig wie ich fahre, sind da durchaus noch ein paar Kilometer drin.  Aber zwischendurch gibt’s  dieses seltsame Ritual namens Beschleunigung und es kann mir doch keiner erzählen, dass man es nicht merkt, wenn die Kupplung ab 2000 Umdrehungen nicht mehr greift.

Gut, wenn alles glatt läuft, ist das bis heute Abend erledigt. Unsere Werkstätte mag ihre Mängel haben, aber schnell sind sie ja. Auf jeden Fall aber hoffe ich, dass damit nicht Silvester ins Wasser fällt, denn aus vermutlich nachvollziehbaren Gründen sind da in der Regel keine Ersatzautos mehr zu kriegen. Also Daumen drücken!

Taxifahrerhumor

Ich stehe mit einem Kollegen an der Halte, ein weiterer Fahrer fährt vorbei, hält aber kurz an, um zu „prahlen“, dass er es gerade bis nach Kleinmachnow geschafft hat. Gute 40€-Tour Richtung Südwesten. Als er wieder weg ist, blickt der andere Kollege mich ratlos an und meint:

„Aber wenn der in Kleinmachnow war: Wieso kommt er dann von DA?“

… und zeigt nach Südosten. Da hatte ich dann meinen ungefähr jährlichen Anfall von Schlagfertigkeit und hab geantwortet:

„Naja, wenn er auf dem Rückweg so gefahren ist wie auf dem Hinweg …“

Ich weiß, dass die schwarzen Schafe bei uns gerne den Eindruck entstehen lassen, Umwege seien ein normales Geschäftsmodell bei uns. In Wirklichkeit stehen wir oft aber auch da und lachen einfach über die groteske Vorstellung, jemand würde wirklich solche Wege nehmen. Finde ich eigentlich ein gutes Zeichen. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Blogmedley Kurzstreckenfahrt

Meine hochgeschätzte Bloggerkollegin Pharmama hat mich bezüglich eines Blogeintrags bei apothekentheater angefragt, ob ich nicht hier und da erwähnt hätte, dass kurze Strecken von uns Taxifahrern nicht abgelehnt werden dürfen, weil es in dem Text genau um so etwas ging: Eine nicht mehr ganz fitte (also entkräftete und nicht wegen 18 Wodka leicht schwankende) Kundin wurde wohl erst vom vierten erreichbaren Taxiunternehmen überhaupt angenommen, dazu mit dem Hinweis, die Anfahrt sei natürlich auch zu bezahlen.

Einmal mehr nicht das beste Licht, das auf meinen Berufsstand geworfen wird. Grmpf. -.-

Aber da die Welt nicht schwarz-weiß ist und einige Fragen offen geblieben sind, antworte ich hier mal.

Unabhängig der rechtlichen Lage möchte ich anmerken, dass die Ablehnung kurzer Strecken bei hilfsbedürftigen Kunden schon mal völlig daneben ist. Sicher: Dass sich bei einer Vermittlung am Ende kein Fahrer findet, kann passieren, aber dann auch noch so dreist sagen, dass sich das nicht lohnt, finde ich unprofessionell auf jeder Ebene.

Ob die Ablehnung rechtens war, kann ich leider nicht sagen, denn bei apothekentheater finde ich keinen halbwegs schnell auffindbaren Hinweis auf den Ort des Geschehens. Das verstehe ich aufgrund der notwendigen Anonymisierung absolut, aber ich bin mit den Taxiregelungen in der gesamten Republik auch etwas überfordert. Das Taxigewerbe ist stets regional verankert, gerade weil in München und Buxtehude sowohl Lebenshaltungskosten als auch Fahrtenprofil unterschiedlich sind.

In Deutschland aber zumindest muss man festhalten, dass mit dem Wort „Taxi“ (vermutlich?) überall auch der Begriff „Beförderungspflicht“ eine Rolle spielt. Auch wenn wir von unbedarften Kunden oft in den selben Topf wie z.B. Mietwagen wie „Minicars“ oder pathologisch illegal operierenden Buden wie „Uber“ geschmissen werden: In Deutschland ist das Taxi ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs und damit nicht nur preismäßig gebunden, sondern eben auch mit z.B. der Pflicht behaftet, alle Kunden befördern zu müssen. Aber mein Wissen ist beschränkt: Wenn es dort irgendwo Ausnahmen geben sollte, bin ich auf Kommentare von Kollegen angewiesen!

Was die Kosten für die Anfahrt angeht: Das kann gut der Wahrheit entsprochen haben. Wie gesagt: Wir bestimmen unsere Preise nicht selbst und die Tarife nicht weniger Orte in Deutschland legen für uns wie auch die Kunden verbindlich fest, dass die Anfahrt bezahlt werden muss. Diese Konditionen sind aber definitiv transparent und mit großer Sicherheit alleine durch Googeln von „$Gemeindename Taxitarif“ herauszufinden.

Um aber einmal mehr die unbeliebte Moralkeule zu schwingen: Obwohl wir Taxifahrer wohl nirgendwo ansatzweise gut verdienen und das Geld immer ein entscheidender Faktor ist: Ich halte es für grundfalsch, in Anbetracht einer hilfsbedürftigen Kundin so sehr wie beschriebener Kollege raushängen zu lassen, dass es nur darum geht.
apothekentheater hat Recht: Wir Taxifahrer machen keinen „sozialen Beruf“, nichtsdestotrotz landen unsere Aufträge oft im Grenzbereich zwischen Sozialarbeit und Dienstleistung. Und zumindest ich denke, dass wir die alle professionell handhaben sollten und nicht nur die, die uns gerade besser passen.