Glück beim Taxifahren gibt es ja in unterschiedlichen Ausführungen. Vom kleinen Glück, gleich von der Straße weg rangewunken zu werden bis hin zum großen Glück einer Fernfahrt. Meines diese Nacht lag irgendwo dazwischen und hatte mit beidem ein bisschen zu tun. Ich stand zwar an der Halte, war aber letzter. Noch gut 10 Autos vor mir, ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange ich wohl warten müsste. Doch genau von dieser Position aus bekam ich eine sehr gemütliche Fahrt für die durchaus als ansprechend zu bezeichnende Entlohnung von glatt 100 €.
Da dachte ich schon: OK, der Glücksvorrat vom November ist jetzt aufgebraucht. Das viel größere Glück aber ist am Ende gewesen, dass ich in einem Stück wieder zu Hause angekommen bin – denn das wäre in der Tat fast schiefgelaufen.
Als ich nämlich gen Heimat gebrezelt bin, kam es am Dreieck Potsdam zu einer leicht unschönen Situation. Wenn man dort der A9 auf den Berliner Ring in Richtung Osten folgt, muss man eine für Autobahnen vergleichsweise engen Rechtskurve fahren. Aber gut, deswegen ist da nur Tempo 100 erlaubt. Während auf der rechten Spur bei Tempo 80 ein paar LKW wie an einer Schnur aufgereiht gen Osten gezogen sind, hab ich auf der mittleren Spur zugesehen, dass ich Land gewinne. Urplötzlich zog dann genau der LKW neben mir links raus – bzw. vergaß mal eben, dem Straßenverlauf zu folgen. Das ist wirklich nur begrenzt witzig, wenn sich der ohnehin nur sehr geringe seitliche Abstand mal eben zusehends der Nulllinie annähert. Ich hatte ungelogen nicht einmal mehr Zeit, mich zu vergewissern, ob die linke Spur frei ist, so schnell musste ich ausweichen. Ein wenig geflattert haben die Nerven zudem, weil der aprupte Schlenker auf nasser Fahrbahn für das Tempo durchaus ein bisschen zu viel hätte sein können.
Am Ende war nach ungefähr 4 Sekunden alles vorbei. Ich war auf der linken Spur und dank meiner höheren Geschwindigkeit bereits vor dem LKW. Außerdem schien auch dessen Fahrer den Fauxpas inzwischen bemerkt zu haben und ist wieder in die Reihe eingeschert. Hinter mir war ebenfalls noch alles frei, ich hatte also auch niemanden zum Bremsen gezwungen.
Aufs Nachspiel hab ich verzichtet. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, hätte ich mich jetzt zurückfallen lassen müssen und den Fahrer beschimpfen und bedrängeln. So wird’s ja zumindest gemeinhin gehandhabt. Mir war allerdings nur noch mehr nach Heimfahrt zumute als ohnehin schon – und ich hoffe, der andere war auch so wieder wach genug und hat seinen Weg ohne einen zweiten Zwischenfall fortsetzen können.
Aber gut: JETZT ist der November-Glücksvorrat vermutlich wirklich alle.