So mag ich meinen Job!

Ich bin die Tage zwar noch nicht wirklich wieder angekommen im Arbeitsrhythmus, aber an den Kunden liegt’s schonmal nicht, das kann ich schon nach den ersten 10 Touren sagen.

In dem Fall kam ich gerade von einer netten Lesertour in einen Außenbezirk zurück und wusste nicht so recht, was tun. Am Sisyphos war noch wenig los, ich bin lieber weiter. Und dann, wie bestellt: Winker. Ein Pärchen, gut einen im Tee, aber auf die positive Art. Um ihn mal zu zitieren:

„Wir sind bekloppt. Also jetzt nicht immer, aber wenn wir getrunken haben, sind wir lustig. Nee, Spaß: Eigentlich sind wir immer bekloppt und machen lustige Sachen.“

Für mich war es schon lustig genug, dass die Fahrt mal eben schnell 30 Euro einbringen sollte. Die erste Hälfte verging dann damit, die Party genauer zu analysieren, wer nicht da war und dasein hätte müssen – und wer jetzt bitteschön das Foto mit dem einen Typen gemacht hätte. Wie üblich Dinge von enormer Tragweite, die bei mir im Taxi besprochen werden.

Dann aber hatte sie Lust auf McDonald’s. Was zunächst von seiner Seite nur undankbar aufgenommen wurde:

„Wir haben noch Baguettes in der Gefriere, die müssen mal weg.“

Daraufhin hat sie einen der tolleren Überzeugungs-Tricks benutzt, nämlich mich mit einbezogen und erklärt, dass ich ja sicher auch gerne was haben wolle – ich wäre eingeladen.

Nun kam das wirklich zum denkenswert ungünstigsten Zeitpunkt (abgesehen von den Burgern damals, als ich den Monat vegetarisch leben wollte …). Normalerweise esse ich unterwegs nichts und hab deswegen durchaus auch mal Appetit, wenn nicht gar Hunger. Aber ich hatte ja eingangs die Lesertour zuvor erwähnt. Vor der hatte ich ein wenig Leerlauf und deswegen ausnahmsweise tatsächlich mal auswärts gegessen. Beim Burger-King, ein komplettes Menü. Und am Ende hab ich mich sogar noch beeilt wegen Zeitmangel und war auch nun, eine knappe Stunde später, noch eher übersättigt unterwegs. Mir hat dr Ranza gschbannt, wie ich 600 Kilometer weiter südwestlich sicher gesagt hätte. Da wollte ich wirklich nicht nochwas essen, trotz netter Einladung.

Damit hat Madame sich freilich nicht aufgehalten. Dann würde ich halt nur eine Cola bekommen. Wobei: Nein, ein paar Nuggets gehen immer, das wäre dann immer so praktisch, dann würde man irgendwann später merken, dass man noch welche in der Tasche hätte, so sei das jedenfalls bei Ihr.

Viel mehr als das kümmerte mich indessen die Frage, wo überhaupt der nächste (offene) Mac auf oder nahe bei der Route liegen würde. Aber wie nicht anders zu erwarten, wurden wir auch diesbezüglich fündig. Während sie im Auto blieb und ich zum Rauchen ausstieg, sollte ihr Freund das Essen holen. Er hat mich dann nochmal spontan gefragt, ob ich überhaupt wirklich Nuggets haben wolle, ich habe dankend abgelehnt und wir haben uns ein wenig verschwörerisch zugezwinkert. Das war nicht einmal irgendwie böse von ihm gemeint, er hatte halt nur den etwas unverstellteren Blick und glaubte daran, dass ich schon selbst entscheiden könne, ob ich im Laufe der Nacht noch irgendwo Nuggets finden wolle.

Trotzdem zog sich das im Laden in die Länge. Bis er wiederkam, hatte ich längst fertiggeraucht und war mit ihr bereits in ein Gespräch über meine Nebentätigkeit vertieft. Die restlichen 5 Kilometer am Ende waren schnell erledigt, die Cola war trotz warmem Auto noch kalt und frisch wie zu Beginn.

Als es ans Zahlen ging, beäugte er skeptisch das Taxameter:

„36,10 € … ähm, ist die Uhr vorher am Mac weitergelaufen?“

„Ja, natürlich.“

Ein bisschen wunderte ich mich: Der wollte doch jetzt nicht noch ernsthaft um den Fahrpreis feilschen, oder?
Natürlich nicht:

„Na, das is‘ ja’n Ding. Uns hat ja die Hinfahrt 40 € gekostet …“

Aber sie waren sich sicher, dass das am Verkehr gelegen haben muss. Was ich mir aufgrund der Wartezeitunterdrückung nicht so recht vorstellen konnte und mir den Kopf zerbrach, wie man auf der Route 6 € mehr rausholen hätte können. Selbst bei einer Strecke von etwa 17 Kilometern sind 4 mehr ja ein ganzes Stückchen. Aber gut, um sowas banales wie betrügende Taxifahrer oder so ging es gar nicht. Eher um einen fairen Ausgleich. Also hat er kurzerhand beschlossen, auf 43 € aufzurunden.

Von manchen Touren zehrt man ja länger als von anderen. Und bei der hier hat ja schon die Cola noch eine Stunde gehalten. Und jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, würde ich mich tatsächlich über ein paar Chicken McNuggets freuen. Es ist trotzdem schwer, nach so einer Tour irgendwas zu bereuen. 🙂

Abschlusstour in extrablutig

Was für ein Abend: Endlich lief es mal wieder, dann aber musste ich aus privaten Gründen nochmal eine längere Pause einlegen. Sowas passt ja immer wie Arsch auf Eimer. Aber: Kannste nix machen.
Als ich dann für vier klägliche Reststunden nochmal rausgefahren bin, lief es wie eigentlich erwartet erst richtig. Ich bekam recht schnell meine Touren – und sie waren fast alle vergleichsweise lang. Waren es am Vortag eher so die 8-12€-Fahrten, hieß es jetzt: Ab 20 € aufwärts.

Und dann bekam ich eine Fahrt bis an die Stadtgrenze, zudem ziemlich in Richtung Heimat. 30 €. Und ich war damit bis auf einen Zehner an mein Ziel herangerückt. Nun war guter Rat teuer: Die Müdigkeit rief, ich hätte leer wieder in die Stadt müssen, es waren „ja nur 10 € weniger“, was also sollte ich … oh, ein Winker!

Ich stoppte fix und er freute sich. Er sei fertig und müsste in ein Kaff einige Kilometer außerhalb. Also wenden. Aber zuvor solle ich doch bitte nochmal kurz etwas stadteinwärts fahren.

„Wieso das?“

„Na, ich sag’s mal so: Kumpel und ich haben dicke Lippe und er ist in Richtung der Tanke da abgehauen …“

Nun ja. Bin ich mit ihm also über das ausgestorbene Gelände einer Tanke gegurkt, wo nix zu sehen war – dann ging’s doch wieder raus aus der Stadt. Aber hey, schon mal 8 € bis zum Ausgangspunkt!

Nun erbat mein Fahrgast Licht und begutachtete sich im Schminkspiegel. Au weia! Aufgeplatzte Lippe, Blutspuren am Hemd und:

„Hier, kiek mal meine Hose: Ist das auch Blut?“

Außerdem tat sein Rücken weh, er war betrunken – und er musste dringend jemanden anrufen, um überhaupt rauszufinden, wer ihn verprügelt hatte. WTF?

Die Frage blieb weitgehend unbeantwortet, dafür meldete Kumpel sich aber. Er wäre in der Bahn. Also schnell mal geklärt, dass wir ihn am nächsten S-Bahnhof einsammeln. Und da standen wir dann auf dem Parkplatz, ein paar Minuten Wartezeit kamen also auch zusammen, am Ende aber rief Kumpel wieder an: Er sei natürlich in der U-, nicht in der S-Bahn. Also weiter zu einem etwas abwegig gelegenen Bahnhof. Da fanden wir ihn auch bald  – und hatte ich bis dahin noch Sorgen, mein bisheriger Fahrgast hätte einen miesen Abend gehabt, dann hat der zweite das noch um Klassen getoppt. Völlig betrunken, ebenfalls mit aufgeplatzter Lippe, dazu noch eine überaus besorgniserregende Wunde an der Stirn. Viel gesagt hat er kaum, außer „Danke“. Der pendelte nur noch zwischen Koma und Sabbern hin und her. Au Backe!

So sehr ich mir Gedanken gemacht hab, was denn nun genau der Grund für die wie auch immer gearteten Vorfälle gewesen sein mag: Ich hab nicht weiter nachgefragt. In dem Zustand haben sogar Arschlöcher das Recht, nach Hause gebracht zu werden, die waren vollkommen fertig. Schlimmer konnte es deren Gegenüber kaum erwischt haben.

Da das Umland so oder so nicht meine Bühne ist, hab ich hektisch auf der Karte hin- und weggezoomt, am Ende war mein Beifahrer aber eigentlich ein guter Wegweiser. Als wir in seinem Dorf und an seiner Straße angekommen waren, reichte er mir 10 € in Münzen und sagte, er müsse für den Rest kurz raufgehen. „Der Rest“ waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr 38 €.

Dann aber war da ja noch Kumpel, der eloquent rumbrüllte:

„Alla, lassma mitn Scheißjeld, machdid, machdid!“

Also auf Deutsch:

„Werter Freund, mach Dir keine Mühe, das mit dem Geld regele ich schon!“

Da ich nun nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, was Kumpel so noch mitbekommen hat, hab ich mahnend mit dem Finger auf die Uhr gezeigt und gesagt, dass wir nun schon bei rund einem Fuffi wären.

Fuffi, Fuffi, fick’n Fuffi hin oder her, bring‘ ma heeme!“

Und ja, so war es (leider): Ausgerechnet Kumpel wollte noch weiter. Ins nächste Nest, ein paar Kilometer weiter. Wohin genau durfte ich anscheinend nicht wissen, zumindest bestand er darauf, mir das zu zeigen. Er, der er eher zu schlafen schien und seine Stirn mit der klaffenden Wunde rhythmisch an der Seitenscheibe hin- und hergeschoben hat.

Erstaunlicherweise klappte das halbwegs. Ich ömmelte durchs tiefste Brandenburg, begegnete mehreren Wildtierarten ohne direkten Kontakt, schaltete ständig zwischen Fern- und Abblendlicht hin und her und war mit der Zeit geradezu erstaunt, dass mein verbliebener Kunde nicht kotzte oder abgesehen von der Verschmutzung der Seitenscheibe* irgendwas zu tun gedachte.

Am Ende waren bei Kumpel noch Pi mal Daumen 49 € offen. Und ein Fuffi hin oder her sollte ja nix ausmachen. Mit all seinem Kleingeld hat es trotz beachtlicher Dankbarkeit am Ende auf sage und schreibe 33 Cent Trinkgeld gereicht. Punktlandungen kann ich also immer noch.

Da die Tour mit nunmehr annähernd 60 € für eine mehr als dezente Übererfüllung der Schicht gesorgt hatte – und ich sowieso hier und da meine Sorgen bezüglich Friedlich- und Ehrlichkeit der Kundschaft hatte, war ich damit dennoch mehr als zufrieden und enorm erleichtert, als ich endlich auf dem Heimweg war. Manchmal sind ja gerade die schönsten Touren unschön. Oder umgekehrt.

*Ich hab das ignoriert, weil es sowieso ab dem ersten Anlehnen seinerseits egal war, ich die Scheibe sowieso putzen wollte und es an diesem Abend ohnehin mein letzte Tour sein würde. Blutflecken am Taxifenster sind eklig, natürlich. Aber ob es nun zwei oder vier sind, ist dann wirklich erstaunlich egal.

Mein neuer Freund

Der coolste Taxifahrer in seinem ganzen Leben wäre ich, mindestens. Ich schätze, den Titel hatte ich mir schon eingefangen, weil ich nicht einfach abgehauen bin, als er schwankend vor mir stand und reichlich unverständlich nuschelte, dass er nach Moabit müsste. Aber unbedingt vorher noch aufrauchen, denn im Auto rauche man nicht …

Das klang dann doch schon irgendwie nach angenehmer Kundschaft. Einen Zwanni hätte er noch, ob das reichen würde.

Hmm, naja, vermutlich, ganz sicher war ich nicht. Andererseits: Wer nimmt’s am Ende mit 50 Cent so genau, wenn es eine eigentlich prima Tour mit einem scheinbar netten Kerl ist? Und im Grunde ist es auch dabei geblieben. Er war ein netter Kerl, aber für 21 Uhr eindeutig mit drei Promille über Normalmaß unterwegs. Wenn man als Vergleichsgruppe russische Kampftrinker auf Wettbewerbstournee heranzieht. Wir hatten noch nicht einmal ein Viertel des Weges hinter uns, als er erklärte, er würde jetzt eine rauchen.

„Ey, Du wirst jetzt keine rauchen! Deswegen haben wir gerade aufgeraucht, schon vergessen?“

„Aba ich rauch doch hier DRAAAAUSSSEN!“

Sprach’s und lehnte sich theatralisch weit aus dem Fenster. In der Folge hab ich ihn von so ziemlich allem abhalten können, was irgendwie nicht gut war: Rauchen, seine Streckenvorschläge durchzusetzen und vor allem seine Verbrüderungsversuche.

„Du, gib’s ma am besten deine Nummer, falls ich dich mal brauch! Wir bleiben doch Freunde, oder Alter? Haste Whats App? Ich bin auch auf Facebook …“

Dass ich meine Nummer nicht rausgebe (also an Nicht-Leser 😉 ) hab ich ihm noch zu verklickern versucht. Da er aber ohnehin nur die Hälfte verstand, hab ich am Ende ja und Amen zu allem gesagt. Am Ziel hab ich ihm dann eine unleserliche Unterschrift auf der Quittung gegeben, was er toll fand und versprach, sich zu melden. Na denn, viel Glück …

PS:

Natürlich erhöhen viele Stammfahrgäste gerne mal den Umsatz. Und der größte Unsympath unter der Sonne war der Typ auch nicht. Aber ich mach’s nicht mehr – oder nur in sehr seltenen Ausnahmefällen. Dass ich das mit Lesern anders halte, liegt einfach daran, dass ich weiß, dass ihr wisst, wie meine Arbeit ist. Natürlich gehe ich nicht ans Telefon, während ich Kundschaft habe. Natürlich lehne ich Fahrten ab, wenn ich dabei 15 Kilometer Anfahrt aber nur 8 € Umsatz haben werde. Wenn mir Winker einsteigen, drücke ich selbst Ozie am Telefon ohne Verabschiedung weg. Das ist eben der Deal, den man abschließt, wenn man mich bei der Arbeit anruft. Aber so Typen wie dem oben muss man das erst langsam innerhalb der nächsten drei Fahrten erklären … bei Euch setze ich das voraus. 🙂

Der Jim

Ich hatte gerade Leute am About Blank abgesetzt, da winkte es schon wieder. Juhu!

Oder … eher nicht. Ein super enthusiastischer Hipster bugsierte einen Kumpel ins Auto, von dem kaum mehr als eine leblose Hülle übrig war:

„Bring den doch bitte zum Platz der vereinten Nationen, danke, tschüssi, ciao Jim!“

Und Abgang. Jim wollte noch meckern, aber nach anderthalb Sekunden fiel er einfach um, Koma. Na super. Aber um ehrlich zu sein: Die Nacht an sich lief großartig und einen Totalausfall gibt’s immer. Dieses Mal also Jim, der hinter meinem Sitz in sich zusammengesunken war und dem dünne Speichelfäden aus dem Mund auf seinen Pullover rannen. Ich hab einfach die Karte „Wir sind eh da, bevor er das nächste Mal aufwacht und kotzen könnte“ gespielt. Erfolgreich.

Da Jim schlief, hab ich die genaue Adresse gar nicht erst in Erfahrung gebracht – obwohl der Platz der vereinten Nationen mit den umstehenden Hochhäusern nur eine vage Angabe war. Ich würde ihn eh wecken müssen. Und so kam es dann auch. Auf Ansprachen reagiert hat er gar nicht, also hab ich angehalten und die Tür aufgemacht:

„So, aufgewacht! Platz der vereinten Nationen! Wir sind da!“

Dazu einmal an der Schulter gerüttelt, schon sah mich das Häufchen Elend an und flüsterte:

„Taxi?“

„Ja, Taxi.“

„Gut. Ischlafdannhier!“

Ich hab ihn wieder wachgerüttelt:

„Nein, Du schläfst nicht hier! Ich muss arbeiten, also raus hier, zack-zack!“

„Issokeh, issokeh. Ich muss Warschauer Straße!“

„Dein Kumpel hat gesagt Platz der vereinten Nationen und da sind wir jetzt.“

Ungläubig hat er sich umgeguckt, während das ganze Körpergewicht des zierlichen Mannes an der Schulter hing, an der ich ihn aufrecht gehalten hab.

„Ah, dadrühmwohni!“

… und deutete mit seinem Arm auf die acht uns grob am nächsten stehenden Häuser.

„Mussinosaaln?“

„Ja, Du musst noch zahlen. 13,30 €.“

Beim Versuch, in seine Hosentasche zu greifen, wäre er beinahe auf die Straße gestolpert, wo gerade ein Auto kam. Ich hab ihn zurückgerissen und hab ihn ein paar Meter durch den strömenden Regen geschleift.

„Junge, das war aber auch mal ’n bisschen zu viel heute, was?“

„Kannselautsahn!“

„Wird’s langsam?“

„Alsokeh! Mussinosaahln?“

„Jo. Immer noch 13,30 €.“

So ein gepflegter kalter Herbstregen aber wirkt ja Wunder bei Betrunkenen, die sich in der wohlig-warmen Taxiluft haben umherschaukeln lassen. Komplett Herr seiner Sinne ist Jim wahrscheinlich auch jetzt, 30 Stunden später, eher nur bedingt. Zumindest vom Autofahren würde ich ihm abraten – aber das mit dem Bezahlen des Taxis hat er hingekriegt. Und auch sein Wanken gen Haustüre sah relativ vielversprechend aus. Besser noch als sein Einstieg bei mir. So gesehen hake ich das mal als gute Tat ab, ok?

Wiederholungstäter?

Im nördlichen Prenzl’berg stand er plötzlich am Straßenrand und wartete lange mit dem Winken ab. Dass er ein Taxi suchte, war ohnehin nicht so sonderlich deutlich erkennbar, da er ein Fahrrad mitführte.

Selbiges zu verladen hat dann nach meinem eiligen Stopp aber einmal mehr geklappt wie immer: Es war ein anstrengendes Gefummel, aber letztlich hat es reingepasst. Und trotz des miesen Wetters sind am Ende kaum Spuren an mir oder am Auto geblieben. Hurra! So zumindest äußerte sich der Kunde mehr oder weniger, er lallte nämlich grob folgendes:

„Dusississubber dasses Faaahrad voll reingeht! Subber!“

Den Kerl aus dem Verkehr zu ziehen war meine gute Tat für heute Nacht. Dann hat er mir eine Straße angesagt, die mir sofort bekannt vorkam, obwohl sie klein war und weit draußen in Mahlsdorf lag. Eine sogar in Berlin nicht doppelt vorkommende Straße mit schwieriger Schreibweise, die ich von diesem Kunden kannte. Und seitdem mir das aufgefallen ist, bin ich nicht sicher, ob es nicht der gleiche Kunde war. Rein vom Alkoholisierungsgrad und der Adresse könnte es so gewesen sein. Beim Rest macht mir meine Gesichtsblindheit einen Strich durch die Rechnung. Außerdem war das auch die in fast 7 Jahren erste Tour, bei der ich einen schlafenden Fahrgast mitgenommen habe, der seinen Fahrradhelm nicht abgesetzt hat. Das erschwert das Wiedererkennen dann ja auch ein wenig.

Bezüglich der Straße warte ich mal ab, ob sie sich weiterhin als ein Hort stark betrunkener Fahrgäste erweist.

Wenn man den Teufel an die Wand malt …

Ich unterhalte mich mit Kollegen nur selten über Kotzer aller Art. An diesem Abend habe ich’s getan und wir gingen auseinander mit dem gegenseitigen Wunsch:

„Naja, möge der Kelch heute an uns vorrübergehen!“

Dann düste er weg zu einem Funkauftrag und mir stieg eine junge Frau ein.

„Ich hab’s leider gar nicht so weit …“

Eine gemütliche 8€-Tour. Bei ungefähr 7 € auf der Uhr aber merkte sie dann an:

„Mir ist eigentlich gar nicht mehr so gut gerade, deswegen bin ich so still. Wäre besser, wenn wir hier schnell anhalten.“

Da ich in der Situation sofort bremsen konnte, war das kein Ding. Zumal sie ja ohnehin zu jenen gehörte, die wenigstens noch was sagen konnten. Noch besser: Anstatt sofort rauszuspringen, bezahlte sie, wartete das Wechselgeld ab und stieg dann erst aus. Ich wurde direkt vor Ort von einem weiteren potenziellen Fahrgast in Beschlag genommen, der jedoch am Ende doch nicht mit mir fuhr. Und erst als ich danach weiterfuhr, sah ich meine Kundin in einen Hauseingang einbiegen und dort losreihern.

Alles, was ich dachte, war:

„Hmm, hätte im Taxi auch bis zur Haustüre gereicht …“

Hab ich schon mal gesagt, dass ich geringfügig pragmatisch veranlagt bin? 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Fahrgastlyrik: Wie Alkohol aggressiv macht

„Hasses ja sicher auch nich leicht mit all die Besoffene, wa?“

„Ach, geht eigentlich. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber sonst …“

„Naja, mi’n Alkohol und aggressiv is ja so … also so sag ick immer: Is ja, wenn de hier paar Bierchen hast und dann janz jut dabei bist, ick sag jetz‘ mal auf’n Konzert. Konzert, ne! Haste also Alkohol, ist die Band gut, gehste so ab so, ja. Sag ick jetz‘ ma‘ Metal. Da gehste ab, machste Circle Pit, keine Ahnung. Wenn de aggro bis‘, also jetz‘ nich so total aber bisschen, dann is‘ ja och eher so weil Du bis‘ ja da. Nicht jut, schon klar. Aber is‘, wejen de Alkohol, dann ist klar, verstehste, oder?“

„Ähm … ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht so recht …“

„Ja, ick bin ja och hinüber. Is klar, ne?“

Ja. Ein bisschen. Er war allerdings nicht aggressiv. Ging also schon in Ordnung. 😉