2016! \o/

Und da isses endlich, das kleine und noch junge neue Jährchen!

Eigentlich wollte ich jetzt, da ich das hier schreibe, noch auf der Straße sein. Stattdessen hab ich für eine Silvesterschicht recht früh Feierabend gemacht. Und? War es eine schlechte Schicht? Mitnichten!

Also ja, Silvester wird wohl nie schlecht laufen. Aber tatsächlich hab ich schon Schluss gemacht, weil ich zum einen die angepeilten 300 € Umsatz bereits erreicht hatte, zum anderen aber auch, weil ich ehrlich müde war. Vielleicht kann ich das ja auf meinen Tagfahrer schieben, der gestern früh um 11 Uhr auf die glorreiche Idee kam, mir unbedingt mitteilen zu müssen, wo er das Auto später abstellen würde.

Nein, im Ernst: Gegen 7 Uhr bin ich an manchen Tagen bereits im Bett, da müde zu werden, ist völlig normal für mich!

Insgesamt hat sich der Trend vom letzten Jahr zwar fortgesetzt, dass ich auch mal eine Weile leer durch die Prärie gegurkt bin (überhaupt war Berlin sehr ruhig, das Feuerwerk war ja um 2 Uhr quasi schon vorbei!), aber einem guten Schnitt abträglich war’s nicht. Im Gegenteil: Wenn man mal das Heimfahren und Abstellen am Ende nicht mit einbezieht, hatte ich aalglatte 50 € Stundenumsatz, quasi auf den Cent und die Minute genau.

Im Gegenzug war das Trinkgeld eher mau und vollständig vorliegen hab ich’s auch nicht, denn natürlich gab es am Ende eine nicht (komplett) bezahlte Fahrt. Dafür fiel der eine depressive Kunde aus, ich hatte keine Großraumtour und auch sonst kaum erwähnenswerte Kundschaft, wenn ich ehrlich bin. Angetrunkene, die – Überraschung! – vom Feiern kamen und heim wollten, weil sie müde waren. Big Deal!

Dramatisch, insbesondere in den ersten Stunden und im östlichen Teil der Stadt, war jedoch das Wetter. Dieses Mal kein einsetzender Schnee, kein Blitzeis, sondern … Nebel!

Alles in allem bleibt’s wie wohl jedes Jahr: Die Schicht war saugut, aber anstrengend. Und während ich jetzt darüber nachdenke, wo es hätte besser laufen können, werde ich mich die kommenden ungefähr 30 Schichten sehnlich in diese Nacht zurückwünschen. Silvester im Taxigewerbe eben, wie es halt so ist.

Euch allen ein frohes neues Jahr! 🙂

Ich will einen Contenance-Nobelpreis!

Kleiner Hinweis: Nicht direkt nach dem Frühstück lesen. Echt jetz‘, Junge!

„Na scheene Scheiße, was wird’n des jetz?“,

fragte der Kollege hinter mir eloquent, als sich die beiden Frauen zu meinem Taxi begaben. Ich mag derartige Verbalakrobatik nicht unbedingt, aber der Kollege hat mir die Frage im Großen und Ganzen durchaus vorweg genommen. Denn sagen wir es mal so: Betrunken sein ist ja das eine – aber wenn jemand schon ewig draußen saß und beim Aufstehen dreimal umkippt und danach zum Taxi läuft …

Aber ich hatte meinen netten Tag. Ich hatte noch anderthalb Stunden vor mir, es war eh mies gelaufen und wenn ich einer Betrunkenen noch kurz helfen könnte … sei’s drum. Kaum, dass die Spezialpatientin hinter mir saß und schwer stöhnend atmete, stieg auch ihre offenbar halbwegs nüchterne Freundin ein und entschuldigte sich, dass die andere „leider etwas arg angetrunken“ sei.

„Na, solang wir’s schaffen, soll’s mir egal sein …“

„Ach ja, das hoff‘ ich ja auch …“

Na, schöne Scheiße!

Noch dazu über 5 Kilometer Fahrtweg – und die junge Dame sah wirklich kein bisschen gut aus. Die Haare waren schweißverklebt, ihre Gesichtsfarbe wäre mit „reinweiß“ noch übertrieben farbenfroh umschrieben und zu guter Letzt begann sie unmittelbar nach Fahrtbeginn damit, ihren Kopf hin- und herzuwerfen.

„Ach, sie sind der erste Taxifahrer, der uns mitgenommen hat. Ich danke ihnen vielmals!“

Ja, warum wohl war ich der erste? Das war nicht mehr leicht angetrunken, das war heftig. Nach vielleicht fünfhundert Metern fing sie schon zu zappeln an und mit geschlossenem Mund „Mhhhmmmmm, mhhhmmmmm!“ zu rufen. Da hab ich kurz meine einzige Tüte von der Sonnenblende gepflückt und sie nach hinten gereicht. Und gleichzeitig gebremst. Noch bevor ich stand, spürte ich Flüssigkeit meinen Nacken herunterlaufen. Nicht viel, ein paar Tropfen nur – aber seien wir mal ehrlich: Was macht das schon für einen Unterschied?

Ich also raus, Türe auf, und die Kundin sprudelte dankbar auf die Straße.

Ich hab manchmal Angst vor mir selbst. Ich lebe ein friedliches Leben in einem eigentlich harmlosen Job, ich kenne wirkliche Gefahrensituationen kaum. Aber wenn ich das hochskaliere, was ich in ekligen Momenten oder nervenaufreibenden Verkehrssituationen mache, dann antworte ich vermutlich auf körperliche Angriffe seelenruhig mit den Worten „Naja, das ist jetzt deine Meinung …“

Denn während die Freundin panisch ums Auto gewuselt ist und mir Stein und Bein schwor, wie leid ihr das alles tun würde und dass sie ja auch schon lange nicht mehr weiter wüsste und und und … bin ich gemütlich zum Kofferraum, hab mir mit der Küchenrolle den Nacken abgetupft, hab meine Jacke ausgezogen, auch die abgewischt …

„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, Ich zahl Ihnen die Reinigung!“

… und mich mit den verbleibenden Blättern daran gemacht, die Siffe hinten vom Fahrersitz zu wischen, ganz ungeachtet der Trulla, die mir weiterhin vor die Füße auf die längst zu Boden gefallene Tüte gereihert hat.

Was kein Ding war. Ehrlich. Wisch und weg – wie in ’ner bescheuerten Küchenrollenwerbung. 20 Sekunden Zeitaufwand und die Uhr lief eh weiter.

Während das Häufchen Elend halbwegs malerisch aus dem Fond hing und Fäden bis zum Asphalt zog, sah mich die Freundin ratlos an und plapperte währenddessen panisch umher. Sie bezahle alles, sie wisse nun auch nicht weiter, sie verstehe mich ja, so ginge das ja nicht, das sei alles furchtbar, das wäre das erste Mal seit Jahren, wir, ich , aber …

Ich ruhte tief in mir. Darin, dass das so nix werden würde, war sie mit mir einig. Aber einen Krankenwagen … wegen sowas …

Ja, ich weiß doch auch nicht. Madame Auslaufmodell hatte sich inzwischen zurückgelehnt und das Bewusstsein so langsam gänzlich hinter sich gelassen. Ich hab entsprechend gesagt:

„Ja, alles doof jetzt. Natürlich: Wenn Sie jetzt einen Krankenwagen rufen, werden die wenig begeistert sein. Wegen ’nur sowas‘ angerückt zu kommen. Mein Problem ist: Wir können die Fahrt jetzt fortsetzen. Vergessen wir mal das bisherige Tralala – aber wenn wir alle 500 Meter so eine Aktion haben, dann kotzt sie mir im Laufe der Fahrt das ganze Auto und mich noch dazu voll. Da können wir beide dann auch schrubben wie wir wollen, da kommen im günstigsten Fall 200 € bei rum. Mal ganz abgesehen davon, dass ich am Ende der Ungeeignetste bin, um einschätzen zu können, ob das nicht doch so langsam ernsthaft gefährlich ist bei ihr.“

„Sie meinen also … Krankenwagen?“

Ich hab zögernd genickt und gesagt:

„Eigentlich weiß ich es nicht. Aber für in meinem Auto transportfähig halte ich sie nicht. Also was sonst?“

Ich hab diesbezüglich ja völliges Verständnis für die Rettungskräfte – natürlich ist es wichtiger, einen Schlaganfallpatienten schnell ins Krankenhaus zu bringen anstatt einer übereifrigen Schnapsdrossel. Ein bisschen sauer war ich dennoch, als die wirklich aufopferungsvolle Helferin am Telefon zusammengefaltet und abgewimmelt wurde:

„Ja, sie sind ja eh schon im Taxi, da können sie ja gleich ins Krankenhaus fahren!“

Dementsprechend eine kleine Bitte:

Liebe wirklich sehr geschätzte Rettungsdienstler: Mal abgesehen davon, dass ich mein Geld im Falle von Zwischenfällen wie Erbrechen nicht einfach von der Krankenkasse überwiesen bekomme: Meine medizinische Ausbildung als Taxifahrer ist vergleichbar mit der einer mittelschweren Seekuh: Mag sein, dass ich vor Jahren mal einen Erste-Hilfe-Kurs aus der Ferne gesehen hab, aber korrektes Handling bei Alkoholvergiftungen ist leider wirklich nicht mein Fachgebiet. Und ich bin in so einer Situation alleine und muss zudem fahren! Es war meine Fahrer-Rückenlehne, gegen die getrommelt und gekotzt wurde, ich hatte da keine Trennwand und keinen Assistenten vor Ort – sowas geht auf Kosten der Verkehrssicherheit und damit potenziell der Gesundheit von nicht nur der einen Patientin. Natürlich entscheiden wir Taxifahrer vielleicht mal falsch in Anbetracht der Grauzone zwischen unseren Zuständigkeitsbereichen – aber bitte tut das nicht einfach ab und lasst uns ggf. zusammenarbeiten!

Naja, nun standen wir da. Ich hab wirklich sehr schweren Herzens und leicht nassen Nackens zugestimmt, dass ich bis zum nächsten Krankenhaus weiterfahren würde. Die Patienten wehrte sich nach einer Weile gegen das Krankenhaus, nur um dann umgehend wieder anzufangen zu kotzen, woraufhin ich statt links zur Notaufnahme recht schnell rechts an den Straßenrand fahren musste. Ich hab dabei glücklicherweise meine Reflexe und die Straßenverkehrsordnung irgendwie in Einklang bringen können. Vier Blätter mehr büßte die Küchenrolle dabei ein, das aber sollte es dann gewesen sein: Die völlig verzweifelte Freundin hat beschlossen, die Patientin nun rüber zur Notaufnahme zu schleifen. Obwohl ich nichts auf der Welt weniger wollte als das, hab ich angeboten, sie kurz rüber zu fahren. Waren runde 400 Meter. Mein Tag war eh gelaufen, ich hatte Kotze im Nacken, also bitte.

Sie hat abgelehnt.

Im Gegenzug hab ich abgelehnt, jetzt irgendwie einen Aufstand ums Geld zu machen. Zum einen wollte ich ohnehin heim. Eine Stunde hin oder her. Zum anderen war das Auto schon wieder sauber. Also wirklich sauber. Abgesehen vom eigenen Pulli hatte die Auswurfspezialistin keinerlei Textilien oder sonstwie schwierige Materialen verunreinigt. OK, meine Klamotten. Aber da hab ich großzügig einen Fünfer für die vorgezogene Wäsche erbeten und auch erhalten.

Im Vergleich zu besagter Freundin (die bezahlt hat und noch nicht einmal wusste, wo sie in der Nacht würde schlafen können) ging es mir am Ende doch recht gut. Und der völlig weggetretenen Verursacherin des Ganzen hätte ich mit keiner erdenklichen Strafe einen sinnvollen Denkzettel mitgeben können. War halt ein beschissenes Ende für eine beschissene Schicht. Sowas kommt vor.

Jetzt, wo ich das schreibe, sind die Klamotten in der Wäsche und ich bin frisch geduscht. Ich will jetzt natürlich niemanden daran hindern, mir die in der so verlorenen nächsten Stunde vermutlich verdienten 20 € via Paypal zu überweisen, aber wenn ich ehrlich sein will: Ich bin mit mir im Reinen, was die Sache angeht, ich hatte schon schlimmere Kotzertouren.

PS:
Keine Ahnung, woher meine Ekeltoleranz bezüglich Kotzern kommt. Bei anderen Dingen bin ich wesentlich dünnhäutiger. Aber mich freut’s, das erleichtert mir das Leben in solchen Situationen sehr.

Druff

„Bisse druff?“

„Äh, wie bitte?“

„Hasse wat jenomm‘?“

„Nein!?“

„Na jut, ick gloob Dir mal!“

„Das ist nett.“

„Dann bring mir mal nach Weissensee.“

„Gerne.“

„Aber druff bisse nich?“

„Nein!“

„Ah, jut. Weil, weil, ick bin ja sons‘ nich so, aba ick, also heute, heute bin ick mal richtig druff. Verstehste, ja?“

„?“

„Alles OK, Digger, will nur keenen, der so druff is wie ick, Digger!“

„Nur keine Sorge.“

„Na dann wer’n wa beste Freunde, Digger! Obwohl, jetz‘ mal im Ernst: Bisse druff?“

Leute, ich hab echt nix gegen Drogen. Habt Spaß, feiert, lasst die Sau raus! Aber glaubt mir bitte, dass ich keiner von Euch bin, ok?
😉

Immer diese Entscheidungen …

„An der nächsten Ampel können Sie links fahren.“

Ihr Begleiter indes sah betrunken und verträumt einem anderen Taxi nach, das geradeaus fuhr:

„Hihi, guck ma! Da, der da: Verfolg denn mal!“

Ich hab kundgetan, dass mich im Zweifelsfall lieber für die etwas nüchternere Wegansage entscheiden würde – woraufhin sie jedoch gleich einwarf:

„Ach, wenn ich zu Hause bin … Ihr dürft ruhig den anderen Wagen verfolgen.“

Und dann sah mich der zweite mit Hundeblick an:

„Woll’n wa?“

Am Ende ist er dann doch mit zu ihr. Aus Pflichtgefühl, sagte er. Aufpassen, dass sie sicher heimkommt.

Is‘ klar. 😉

Weihnachtsfeiersaison \o/

Da ist sie wieder: Die fünfte Jahreszeit für Nachtschichttaxler!

Dieses Mal eingeleitet von zwei reichlich prallen Gesellen in Kreuzberg, die sich just nach besagter Feier darüber unterhalten haben, dass sie nun aber mal echt bald kündigen würden. Der eine war sich sogar sehr sicher, es bereits heute zu tun. 0.o

Da bleibt dann wirklich nur anerkennende Gratulation zum Betriebsklima. Oder so.

Die Nebenwirkungen des Jobs

Lustigerweise hat mich diese Woche erst ein ebenfalls Taxi fahrender Leser angequatscht und gestanden, bei Besoffenen nicht so „vorbildlich“ zu sein wie ich. Wie die meisten Kollegen also lehnt er öfter ab als ich … was natürlich ok ist. Auch Gummiparagraphen sind von der Sache her soweit ausnutzbar, wie sie es hergeben.

Mein „Glück“ ereilte mich nur wenige Stunden später in Form eines Rudels besoffener Engländer. Natürlich hab ich mich über die Tour an sich gefreut, aber dass sie zu viert auf die Rückbank kraxelten, fand ich dann nicht so toll. Zumal ich immer noch einen Zafira fahre und es da ja Optionen gibt. So gesehen wäre alles ok gewesen – wenn sie auch nur einmal im Ansatz hätten erkennen lassen, dass sie mir zuhören.

Als ich gesagt habe, dass vier Leute auf der Bank nicht gehen, wollten sie ein anderes Taxi nehmen. Als ich erklärt habe, dass ich Zusatzsitze hätte, wollten zwei wegen so einer Lappalie nicht von der Rückbank aufstehen (obwohl ich die Sitze sonst nicht ausklappen kann), und mit erstaunlicher Penetranz hat einer das dann als Aufforderung verstanden, sich in den Kofferraum zu setzen, hat dies getan und fortan mit seinen Kumpels geredet und mir gar nicht mehr zugehört.

Na, fantastisch!

Ich hab meine Lautstärke und Ausdrucksweise von einem netten „Would you please leave, I have additional seats, please give me that minute …“ steigern müssen zu einem keineswegs alltäglichen und gebrüllten „IF YOU FUCKING PRICK WON’T MOVE, I’LL KICK YOU OUT AND I WILL NEVER TRANSPORT YOU, YOU ASSHOLE!“

Aber: Alles eine Frage des Umgangstones. Er schien das als nette Bitte aufzufassen und hat ohne Anflug von Missmut getan, was ich gesagt habe. Ein Teil des Geheimnisses ist ja auch, zu wissen, bei wem man sich sowas erlauben kann …

Als ich sie letztendlich sortiert im Auto hatte, ging es eigentlich. Ja, es war etwas laut, einer hat mit seiner Gelfrisur die Scheiben verschmiert und am Ende hab ich noch ein Grablicht (WTF? 0.o) im Auto gefunden. Auf der anderen Seite standen 22,90 € Umsatz plus ein Fünfer Großraumzuschlag plus ein Trinkgeld von 2,10 € und zudem ein verlorenes Zwei-Euro-Stück.

Ich hab ja nicht gesagt, dass es immer einfach ist …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Der/das letzte …

„Oh, der letzte Cocktail war nicht gut …“

„Ja ja, der berühmte letzte Drink. Der ist oft nicht gut.“

„Schon. Vor allem sollte es keiner sein, den ein besoffener Kumpel zusammenmischt. Mit allem was noch da war, sogar das Wurstwasser hat er da mit reingemacht. So gesehen war es auch ein extrem dummer letzter Drink.“

Aber wenn man aus der Geschichte was lernen kann, dann das alles relativ ist. Denn nach unserem kleinen Dialog mischte sich sein Kumpel ein:

„Ich glaub, das liegt daran, dass wir wussten, was drin ist. Die anderen fanden den – naja, auch ekelhaft, aber die haben nicht so gewürgt wie wir.“

Na dann …