Kindersitze im Taxi – die Hölle ist ein Scheiß gegen dieses Thema. Zur Vorablektüre für relativ neue Leser würde ich auf meinen Grundsatzartikel zu diesem Thema verweisen. Neben allerlei Infos zum Thema hab ich dort auch meine Meinung gesagt, nämlich dass ich mich garantiert nicht auf irgendwelche halbseidenen Fahrten mit unangeschnallten Kindern einlassen würde. Und was soll ich sagen? Ich hab’s jetzt doch gemacht. Das war freilich kein Stück legal, ich hab’s nicht gern gemacht, möchte es an dieser Stelle trotzdem verteidigen und erklären.
Angefangen hat alles damit, dass ich an meinem Lieblingsbahnhof stand und plötzlich ein freundliches Gesicht zum Fenster hineinsah. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Inder, der gerade eine vierundzwanzigstündige Reise aus seiner Heimat hinter sich hatte und nun kein Taxi für seine Familie und sein vieles Gepäck fand. Sein Kind war definitiv zu klein für meine Sitzerhöhung, also hab ich getreu meinem Grundsatz abgelehnt und ihm vorgeschlagen, ein Taxi zu bestellen.
Das Ganze war natürlich nicht so leicht, schließlich konnte er kein Wort Deutsch und er traute sich auch nicht so recht, bei der Zentrale anzurufen. Eine Nummer hab ich ihm natürlich gegeben. Er wollte indes meiner Anweisung durchaus Folge leisten und betonte auch, dass er extra schon eine deutsche SIM-Karte im Handy hätte. Also hab ich ihm, während ich am Stand vorgerückt bin, geholfen und telefoniert. Er hoffte und hoffte, wurde vom Regen bereits ganz nass, seine Frau und sein Kind saßen noch auf einem Gepäckberg unter dem Vordach.
Und dann? Nix. Die beiden großen Zentralen konnten beide kein Taxi mit einem Kindersitz auftreiben. Normalerweise würde ich auch in diesem Fall die U-Bahn empfehlen, aber die Fahrt sollte nach Lichtenberg, in einen ziemlich abseits gelegenen Wohnblock gehen, eine Unterkunft für seinen Arbeitseinsatz. Mindestens zweimal Umsteigen wäre nötig gewesen, der Fußweg dennoch lang. Dazu kam, dass sie mit 3 großen Rollkoffern, 2 Rucksäcken und eben jenem Kind unterwegs waren, das jetzt selbstverständlich nach der Reise ohnehin nur noch gelegentlich mit einem Auge blinzelte, ob Mami noch da ist.
Also hab ich’s dann doch getan. Die Optionen waren mehr oder minder ausgereizt, die Alternativen waren nicht wirklich welche. Zudem war das Ziel auf einem sehr kurzen Weg über kleine Nebenstraßen zu erreichen, so dass ich mit sehr niedriger Geschwindigkeit und wenig potenziellen Unfallgegnern auch die Gefahren auf der Strecke weiter senken konnte. Es ist wohl einfach wahr, dass keine Regel ohne Ausnahme existiert.
Am Ende ging natürlich alles glatt, das tut es sicher fast immer. Ich bin mir trotzdem sehr sicher, dass das auf lange die letzte Ausnahme gewesen sein wird.