Montag, Hitze, Brille, Werkstatt!

Mein Montag, also der Donnerstag, war nicht so wirklich mein Tag. Ich fühlte mich nur so halbwegs arbeitstauglich und als dann auch noch Cheffe anrief, dass das Auto in der Werkstatt sei, war das für mich gelaufen.

Und wurde es ja so ein klitzekleines bisschen scheißheiß. Das alleine hätte mir den Freitag nicht unbedingt versaut, aber in Kombination mit einem Typen aus Calau, der mich dreimal während meines Schlafes anrief und am Ende doch falsch verbunden war und der Inaussichtstellung meines Chefs, dass ich für die kommenden drei Schichten drei unterschiedliche Autos immer je an der Firma abholen müsse, weil die 2223 leider nicht fertig würde … sagen wir es so: Ich habe mit einem längeren Urlaub geliebäugelt.

Naja, wo ich aber nun schon früh wach war, konnte ich wenigstens gleich meine Brille abholen. Die war nämlich erstaunlich früh fertig geworden und je früher desto besser, sagt man ja. Das ging eigentlich auch recht flott und problemlos, aber kaum, dass ich sie mir zu Hause zweimal testweise aufgezogen hatte, rief Cheffe schon wieder an und meinte, dass mein liebstes Auto doch noch fertig geworden wäre und ich es selbstverständlich nutzen dürfe. Kleiner Haken: Ich musste es binnen 40 Minuten zur Werkstatt schaffen.

Und obwohl ich mich zu diesem Punkt zunächst noch vollständig bekleiden musste, hab ich das am Ende noch gepackt. Inklusive einem Kilometer Laufschritt bei irgendwas um die 32°C.

Nur, dass ich danach nochmal würde duschen müssen, lag auf der Hand.

Aber ja, das Fazit ist: Die 2223 schnurrt wieder, inklusive neuer Bremsen und kompletter Durchsicht – und ich konnte schon mal ein bisschen üben, mit der Brille zu fahren. Und da ich Euch diesbezüglich (so ihr mir nicht eh auf Twitter folgt) ein Foto schulde, sei das hier auch gleich mit eingefügt:

Glasdackel, Quelle: Ozie

Glasdackel, Quelle: Ozie

Ich hab das gute Stück heute gleich mal ein paar Stunden getragen. Müsste ich natürlich nicht, noch gilt mein P-Schein ja bis Oktober, aber als kompletter Neuzugang im Hinterglasland denke ich, dass ein wenig Eingewöhnung vor der Tragepflicht keine dumme Idee ist. Schon alleine, weil ich damit ja noch einen Sehtest machen muss.

Was ich nach ein paar Stunden feststelle: Immerhin keine Kopfschmerzen! Was mich, obwohl ich nach dem Ablegen einen deutlichen Kontrast merke, vermuten lässt, dass es wirklich nicht sooo eine gravierende Augen-Verschlechterung war. Tatsächlich habe ich während der halben Schicht, in der ich die Brille (Sie braucht noch einen Namen!) zum Fahren (fast) immer aufhatte, feststgestellt: Das Bisschen Plus an Sehschärfe macht eindeutig noch nicht das gefühlt eingeschränkte Sichtfeld und die ständige Wahrnehmung des Rahmens an dessen Rand wett. Ich fühle mich derzeit im Gegensatz zum eigentlichen Nutzen ziemlich eingeschränkt und viel unsicherer. Aber ich weiß von allen Brillenträgern, dass das Gehirn den Rahmen ach etwas Eingewöhnung recht schnell ausblenden kann, durch die Sache muss ich jetzt halt durch, es ist nur komisch, zunächst sozusagen eine Verschlechterung zu bemerken.

Ist also alles ein wenig spannend und durcheinander gerade. Das sieht man im Übrigen auch an meinem Bart. Der ist gerade auch in so einer Art Selbstfindungsphase, also nicht wundern! 🙂

„Dann fahren wir einfach zu Dir …“

Das war dann die letzte Stufe:

„Ach komm, dann fahren wir einfach zu Dir!“

Aber da war die Fahrt schon gelaufen. Und zwar sowas von.

Angefangen hatte sie eigentlich super. Die Frau trat am Ostbahnhof an mein Taxi und fragte höflich, ob ich sie nach Hellersdorf bringen könnte, Cottbusser Straße. Na und ob! Als ich irgendwann fragte, welche Nummer genau, antwortete sie freundlich, dass sie mir das gerne zeigen würde. Ich hatte hunderte Touren mit ähnlichem Wortlaut, wirklich kein Grund zur Sorge. Dann aber schlug der Zeiger fast schon schlagartig um auf „Das endet mit der Polizei“:

„Wissense, wir halten besser vorher noch bei Wolfgang. Das ist mein Freund. Ich werde sie sicher nicht komplett bezahlen können.“

Soweit geht das ja fast noch. Aber meine Alarmglocke war angeschaltet:

„Wo wohnt Ihr Freund Wolfgang denn?“

„Na, direkt bei mir ums Eck. Hier, Cottbusser. Oh nein, warten Sie, der ist ja umgezogen. Ich bin heute aber auch durcheinander. Ich war ja vorher mit ihm unterwegs, Wissen Sie, ich bin ja Lehrerin …“

Zu dem Zeitpunkt standen ungefähr 22 € auf der Uhr und es war klar, dass ich die nie kriegen würde. Also zumindest nicht heute und nicht von ihr oder Wolfgang. Oder Hartmut, die Namen hatte sie jetzt auch durcheinander gebracht, heute war aber auch so ein stressiger Tag! Da mir klar war, dass das ohnehin zeitaufwändig wird und es bei nicht erhaltenem Geld völlig egal ist, wie hoch der Betrag ist, hab ich sie noch bis zur Cottbusser Straße gebracht. Natürlich ohne Ergebnis:

„Wissen Sie, das sieht inzwischen alles so anders aus, ich erkenne die Häuser gar nicht mehr wieder. Die bauen hier aber auch so viel neu gerade!“

Weder Wolfgang, noch Hartmut, noch der inzwischen neu in die Gang aufgenommene Sven winkten mich heran, also musste es nun dann endlich sein:

„Wissen Sie was: Das ist gar nicht schlimm. Aber sehen Sie, ich als Taxifahrer bin da jetzt leider etwas überfordert. Ich kann Sie jetzt ja nicht ohne irgendeinen Anhaltspunkt die ganze Zeit durch Hellersdorf fahren. Das wird teuer und es wird ja auch schon dunkel. Ich rufe jetzt mal die Kollegen von der Polizei an, die können sehr schnell rausfinden, wo sie hinmüssen.“

Erfreulicherweise gab es keine Gegenwehr. Puh.

Ich hab den Cops schnell geschildert, worum es geht: Orientierungslose Person, irgendwas um die 70 bis 80 Jahre, Standort, fertig. Und dann ging das Warten los. Und es dauerte. Unter anderem wohl auch, weil Ortskunde eben eine Spezialität von Taxifahrern und nicht von Polizeifunkern ist, die auch mal übersehen, dass es einen Unterschied zwischen Hellersdorfer Straße und Alter Hellersdorfer Straße gibt. Egal. Ich hatte nun also 25 Minuten lang die Bespaßung für eine demente Kundin zu liefern.

Sie war wie gesagt sehr ruhig. Aber wenn dann halt doch wieder mal 5 Minuten Wartezeit rum waren, schlug sie eben neue Ziele vor. Zum Sven, nach Hause, zu Wolfgang. Und am Ende halt auch zu mir:

„Ich penn dann auf der Couch im Wohnzimmer, ich bin morgen früh wieder weg.“

„Da müssen Sie was durcheinanderbringen. Ich habe keine Couch.“

„Ach sicher, im Wohnzimmer! Da hab ich doch letztes Jahr schon mal übernachtet. Ich auf der einen, Du auf der anderen!“

Es war also wirklich ernst.

Über den Punkt des Ärgerns war ich da aber schon lange weg. Ich fand es ehrlich gesagt sogar sehr faszinierend, mal zu sehen, wie das menschliche Gehirn mit einem Fehler wie Demenz umgehen kann. Binnen weniger als einer halben Stunde hatte die Kundin mich, den völlig fremden Taxifahrer, in ihre Story mit eingebunden. Eine Story, in der es völlig normal war, dass sie nicht wusste, wo sie wohnt oder dass ihr Schlüssel und Handy „geklaut“ worden waren. Sie fragte mich, ob denn mein „Kleiner“ jetzt die ganze Nacht alleine sei – und als ich antwortete, dass ich kein Kind hätte, winkte sie gleich ab und meinte:

„Ja sicher, das hat ja deine Ex-Frau mitgenommen.“

Und so traurig das auf Außenstehende eigentlich wirkt: Ich finde es fantastisch. Natürlich ist es schade, dass die gute Frau sich nicht mehr in der Welt zurechtfinden konnte, aber für sie selbst war das alles ok und sie hatte nur einen seltsamen Tag. Und ich war heute halt mal Sven oder Hartmut.

Als die Polizeibeamten dann eintrafen und mein Bedauern über die (inzwischen mehrfach veränderte, aber immer noch hochgradig illegale) Haltesituation beiseite wischten, spielten Sie zudem mein Spiel vollkommen mit: Nach der sehr kurzen und erfolgreichen Personalienaufnahme hat einer der beiden ihr dann freudig erzählt:

„Na, dann kommen Sie mal mit zu uns, Frau XY! Ab jetzt sind wir Ihr Taxi. Wir wissen, wo Sie hinmüssen. Die Polizei weiß eben alles oder kann es zumindest herausfinden. Außerdem haben wir sogar den neueren Opel!“

Grmpf. Auf der 2223 rumhacken wäre aber bei lässigen 122.000 km echt nicht nötig gewesen!

Nein, im Ernst: War geradezu vorbildlich. Das wichtigste und zeitraubendste hatten wir unter vier Augen davor schon geklärt:

„Was würden Sie denn jetzt bekommen?“

„30,90€. Aber das spielt in Anbetracht der Umstände keine Rolle.“

„Sie wissen aber, dass sie – auch gegenüber Angehörigen – das Recht hätten …“

„Ich weiß. Aber erstens hatte ich das schon mal und es ist nix passiert und zweitens geht es jetzt darum, dass die Dame nach Hause gebracht wird.“

„Also … Sie … verzichten …?“

„Ich verzichte. Sehen Sie zu, dass Sie sie gut heimbringen.“

Und wie bereits angedeutet: Das zuständige Pflegeheim war schnell ausfindig gemacht und nach einer freundlichen Verabschiedung von meiner „Kundin“ inklusive Handschlag stieg sie mit den Worten „Ach wissense, ich will ja eigentlich nur noch ins Bett!“ in den Streifenwagen.

War für mich eine Scheiß-Stunde. Abgesehen vom entgangenen Umsatz war’s einfach auch anstrengend. Man will ja nicht falsch reagieren, noch mehr Stress provozieren – und obwohl’s vielleicht keinen Unterschied gemacht hätte – auch nicht dreist lügen. Ich hab danach nochmal eine halbe Stunde Pause gemacht, auch ich brauche manchmal etwas Zeit, um so Dinge zu verdauen.

Wahrscheinlich hat sie mich schon vergessen. Oder sie erzählt Sven beim nächsten Besuch, dass die Polizisten echt nett waren, die er ihr rausgesucht hat, ich weiß es nicht. Und so doof das für mich auch gelaufen ist: Ich hoffe einfach, dass es am Ende wenigstens insofern was gebracht hat, als dass sie in ihrer Welt, die mir leider nur bedingt und kurzfristig offenstand, keinen schlechten Abend hatte und dass sie zur Stunde nicht schlecht träumt von schlimmen Taxifahrern. Mehr bleibt mir in meiner kleinen Rolle da wohl nicht übrig. 🙁

Wortfindungs … äh, -Dingsbums

„Wo ist denn dein Tempomat?“

„Äh … wieso?“

„Na, Du bist doch Taxifahrer?“

„Du meinst das Taxameter?“

„Äh, ja.“

„Hier oben.“

Tss! Ich zeige Kunden doch nicht meinen Tempomat. Den zu entdecken hat mich schließlich selbst über zwei Jahre gekostet! 😉

Ein Fehler kommt selten allein

Der Tag fing gut an. Aber als ich nach der vierten Tour zum zweiten Mal am Ostbahnhof aufgeschlagen bin und vor dem Auto eine Kippe rauchen wollte, fiel mir auf, dass die Fackel aus war. Also kurz rein und wieder anschalten! Hatte ich wohl einfach vergess … WTF, die war angeschaltet! Aber weder die Fackel noch das Licht am entsprechenden Knopf leuchtete. Scheiße! So eine gute Nacht und dann ein Fehler in der Elektronik!

Ich hätte wie üblich mal nicht so eine Panik machen sollen. Es war mein Fehler, und noch dazu ein sehr klassischer: Ich hatte nach der letzten Tour vergessen, das Taxameter auszuschalten. Das hab ich dann nach zweimaligem Hin und Her auch zielsicher bemerkt. 😉

OK, die Fahrt war nicht weit, aber ungefähr sechs Euro mehr standen inzwischen trotzdem drauf. Kein Drama, das kann ich Cheffe sagen, mal abgesehen davon, dass es für mich selbst ohnehin nur um dreiirgendwas ging.

(Für die Neulinge unter den Lesern: Ich muss meinem Chef natürlich den Betrag abliefern, den ich laut Taxameter eingefahren habe. Sollte ich so einen Fehlbetrag mal vergessen, würde mir das Geld natürlich als ganzes fehlen. Da ich aber einen Teil des Geldes als Lohn wieder ausbezahlt bekommen würde, ist der Verlust insgesamt nicht so hoch.)

Ich hab mich schon etwas geärgert, denn immerhin muss ich mir den Spaß ja merken und für Cheffe ist es auch nicht so leicht, mal eben einen Teilbetrag einer Tour zu stornieren. Eigentlich erlaubt das System nämlich nur das Löschen kompletter Fahrten.

Aber gut, der Tag war noch nicht zu Ende.

Gegen zwei Uhr nachts stand ich dann nämlich bei einem Kunden vor der Haustüre und stellte fest, dass ich vergessen hatte, das Taxameter überhaupt einzuschalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei solche Fails überhaupt nur in einem Monat passieren, ist schon gering. Aber an einem Tag? Wow!

Mit dem Kunden indes hatte ich riesiges Glück. Der hat mir einfach einen Betrag angeboten, der über meiner knappen Schätzung zu Beginn lag, am Ende haben wir uns aber drauf geeinigt, dass er kurz mal bei Google Maps die Fahrtstrecke eingibt und ich den Preis ausrechne. Beim aktuellen Tarif (3,90€ + 2,00€/km) geht das ja fix. Ich hab einen halben Kilometer als Ausgleich für meinen Fehler unter den Tisch fallen lassen, der Kunde hat im Gegenzug keine Überprüfung vorgenommen und mir nochmal Trinkgeld draufgepackt. Das sind so Fahrten, bei denen mir klar wird, dass es ohne all die Aasgeier auf Kollegen- und Kundenseite auch mit Laissez-Faire ganz locker laufen könnte.

Am Ende stand ich dann da und hatte ein paar Euro in der Hand, die ich jetzt einfach mal hätte einstecken können. Im Ernst. Mein Kilometerschnitt war ultrasuper in der Nacht, niemand hätte das bemerkt. Das berühmte lockere Schwarzgeld, das einem immer wieder mit den Worten „Ach, lass doch die Uhr aus!“ angeboten wird. Ich bin kein Heiliger, aber in diesem Punkt doch sehr konsequent: Ich mach das nicht.

Aber nach Aufwand war mir auch nicht. Ich hätte es ja als „Pauschalfahrt“ gesondert notieren können (wie z.B. Ferntouren nach außerhalb). Stattdessen hab ich mich an die vorherige Tour erinnert und beschlossen, das damit auszugleichen. Da das nicht wirklich gepasst hätte, hab ich kurz eine imaginäre Kurzstrecke ins Taxameter gehauen.

Ja, am Ende passt das nicht zu 100%. Ich hab immer noch drei Euro Plus bei der Sache gemacht. Aber da kommen wieder meine Chefs ins Spiel: Die dürfen jetzt nach diesem Blogeintrag bei der nächsten Abrechnung gerne die drei Euro von mir einfordern, das wäre rechtens. Das dürfen all die Hater ihnen auch gerne melden, man findet schnell raus, für wen ich arbeite. Aber zum einen würden mich die drei Euro nicht stören, zum anderen weiß ich auch, dass das Thema sofort vom Tisch wäre, wenn ich sagen würde, dass ich in den letzten paar Monaten locker einen Zehner aus eigener Tasche fürs Aussaugen des Autos ausgegeben habe. Was ich einfach mache, weil ich mir für 50 Cent niemals irgendwo umständlich eine Quittung holen würde, auch wenn diese Kosten prinzipiell natürlich nicht in meinen Aufgabenbereich fallen.

Eine Hand wäscht die andere und ein Fehler gleicht manchmal den anderen aus. So ist das Leben. Am Ende bin ich einfach froh, dass ich keine größeren Probleme hab als sowas. 🙂

Ui, Bezahlung fürs Saubermachen!

Mein Auto ist abgesehen von mir gerade in Springer-Hand. Will heißen: Es fahren hier und da mal unterschiedliche Kollegen während meiner freien Tage damit. Das ist  Sache meiner Chefs und an sich auch ok. Ich hab ja ohnehin gerade das große Glück, das Auto derzeit für eine halbe Woche vor der Tür zu haben – da werde ich den Teufel tun, mich über den Rest zu beschweren.

Aber ja, es hat auch Nachteile. Das mit dem Saubermachen ist eines davon. Manch Kollege schert sich nach einer Schicht nicht unbedingt ums Reinigen des Fahrzeugs und dem zweiten ist es dann zu blöd, den Dreck wegzumachen, den der erste hinterlassen hat. Und ich möchte fairerweise anmerken, dass ich letzteres auch schon so gehandhabt habe.

Meist hält sich das (über drei Tage) ja auch sehr in Grenzen und ich hab kein Problem damit, das Auto einmal pro Woche auf Vordermann zu bringen. Oft ist auch gar nicht so viel zu machen. Und ob man nach 2, 5 oder 8 Tagen mal aussaugt: Es macht ja den gleichen Aufwand. Mich nerven meist eher die Scheiben, denn auf die kann man, wie schon vor Jahren erwähnt, kaum genug Aufmerksamkeit legen. Teilweise sehen die bei meinem donnerstäglichen Schichtantritt aber auch schon deswegen schlimm aus, weil das Auto ein paar Stunden unter den Bäumen im Firmenhof gestanden hat.

Aber gut. Ich bin also gestern dank Fußball eh reichlich spät am Auto gewesen, hat alles nicht so geklappt, wie ich das geplant hatte: Ich wollte das Auto vor dem Spiel schon holen, hab aber verschlafen, weil zum einen die Nachbarn mich mittags mit Bohren wachgehalten hatten und zeitgleich mein Handy mitsamt Wecker abgestürzt war … Dinge, die einem wohl wirklich nur bei der Nachtschicht passieren können. 😉

Und so bin ich ins Auto gestiegen, hab mich über die Scheiben geärgert, hab die Sitze zurechtgezutzelt, etwas argwöhnisch ein Bisschen Dreck auf den Fußmatten bemängelt und mich dann gefreut. Denn ja, hätte der werte Kollege, wer immer er war, einfach mal noch die 10 Sekunden Zeit gefunden, die Beifahrerfußmatte  auszuschütteln, dann wäre ihm vielleicht der Fünfer unter dem Beifahrersitz aufgefallen, der dort sehr offensichtlich festklemmte. Ich will’s nun keinesfalls zu einem Drama hochstilisieren, aber eines ist mal klar: Der gehört jetzt mir und ich hab kein schlechtes Gewissen bei der Entscheidung! 😀

Knapp vorbei …

Und als ich so gechillt mit dem Mahlsdorfer Rentnerpaar die Frankfurter Allee auf der linken Spur gen Osten gleite, zieht vor mir plötzlich ohne zu blinken einer aus einer stehenden Schlange an einer Linksabbiegerspur nach rechts auf meine.

BÄM!

Beziehungsweise: Nein, zum Glück nicht!

Ich hab trotz nur einer Hand am Steuer  mal eben den Elchtest light absolviert, meine Fahrgäste hätten für Sekundenbruchteile gute Protagonisten für ein Harlem-Shake-Video sein können und dann war alles gut. Denn es fuhr keiner rechts von mir und der rechts hinter mir war glücklicherweise nicht schneller als ich. Weswegen ich die seltsame Vermutung hab, dass es in diesem Fall von Vorteil war, dass ich etwas über den erlaubten 50 km/h gefahren bin.

War trotzdem scheiße knapp und mir ist mal wieder bewusst geworden, wie oft ich die Strecke sonst eher im Brain-Resetting-Modus fahre. Das hätte sich dann auch wieder für ein paar Wochen oder Monate erledigt.

Also Obacht da draußen: Am Ende braucht’s immer einen, der dann doch aufpasst!

PS: Und wie ärgerlich das abseits von Blechschaden und vergeigter Schicht gewesen wäre! Haben meine Chefs doch erst kürzlich eine aktuelle Liste im Hauptquartier aufgehängt, auf der ich soo schlecht nicht dastehe:

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Und bevor irgendjemand auf die Idee kommt: Nein, auch wenn das Ding sicher eine psychologische Wirkung haben soll: Das ist kein Mobbing-Werkzeug und außer mir interessiert’s vermutlich sowieso keinen Kollegen. Alle weiteren Verschwörungstheorien beantworte ich in den Kommentaren. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die Sache mit dem Einschätzen von Menschen

Ich wollte eigentlich tanken, aber da winkte plötzlich einer. Mitten an der mehrspurigen Hauptstraße im Gewerbegebiet. Ein bereits älterer Mann, zotteliges langes Haar, einen Bart, der für mehrere Generationen ZZ-Top-Imitatoren gereicht hätte und einer Plastiktüte. Er roch nach Alkohol und fragte, ob er auch mit Karte zahlen könne. Ja? Na dann …

Er war wirklich nett, aber als er dann auch noch erzählte, dass er die Straßenbahnen verwechselt hätte … es war nicht schwer, sich dem Gedanken hinzugeben, dass das mit der Bezahlung vielleicht nicht klappen würde. Dann beim Arbeitsamt das Wiedererkennen der Gegend  mit dem Hinweis, dass er da ja jetzt auch oft sei, habe ja Rente beantragt etc. pp. Und wie zum Beweis streikte der Kartenleser am Ende. Allerdings schien das gar nicht an der Karte zu liegen. Er meldete nicht einmal einen Fehler und wechselte ins Menü zurück. WTF?

Mein Kunde nahm das ganz locker und sagte, dass wir dann halt zur Bank müssten, sei auch nur ums Eck. Das stimmte und da das alles noch unweit meines Zuhauses stattfand, kannte ich mich auch gut genug aus. Ich hab die Uhr trotzdem gleich gestoppt, denn zum einen lag der Fehler wohl beim Gerät und mir war das unangenehm, zum anderen fühlt man sich besser, wenn man nur eine 11€-Fehlfahrt hat und keine für 16. Was natürlich bescheuert ist, aber das menschliche Gehirn hat’s ja manchmal nicht so raus mit mathematischer Logik.

An der Bank ist der gute Kerl kurz raus, hat sein Hab und Gut als Pfand dagelassen, kam nach zwei Minuten ganz locker wieder raus und verkündete nur, dass er doch vorher schon gesagt hätte, er habe genug Geld auf dem Konto.

Und so standen wir dann kurz darauf ein zweites Mal vor seinem Plattenbau und er fragte mit ernstem Tonfall, was ich denn jetzt bekommen würde.

„Wie gesagt: Wir waren bei 11,50 €, als ich die Uhr ausgemacht hab.“

„11,50€? Nee, nee!“

Mir stellten sich umgehend wieder die Nackenhaare auf.

Der Alte zog einen Zwanni aus seinem Geldbeutel, drückte ihn mir mit väterlicher Geste in die Hand und meinte:

„Das stimmt so, für all die Mühe!“

„Äh, wow, vielen Dank!“

„Keine Sorge, ich gehör nicht zu den Ärmsten …“,

ließ er mich noch wissen und schien insgesamt sehr zufrieden mit dem an sich ja schon ziemlich verzwiebelten Heimweg zu sein. Was inzwischen selbstverständlich auch auf mich und den Schichtbeginn zutraf. 🙂