Das wird nix mehr …

Ich hab’s schon ein paarmal angesprochen: Wenn Dinge schieflaufen, hab ich irgendwo so einen Punkt, ab dem es mich nicht mehr ärgert, ab dem ich ziemlich gut drüber lachen kann, auch wenn es eigentlich nicht mehr wirklich lustig ist. Als ich gestern die 2925 bestiegen hab, hab ich den Punkt schnell erreicht.

Zunächst muss man mal sagen, dass die Kiste einen guten Eindruck gemacht hat. Sie war schön sauber, hatte auf die Schnelle nur einen auffindbaren Kratzer im Blech. Gut, eine Radkappe fehlte, aber der Tacho zeigte 157.000 km an – was ja immerhin 244.000 weniger sind als bei meinem bisherigen Gefährt. Dass die 2925 kein Navi hat … sehr schade – aber mit Handy und Gewöhnung geht das schon. Die letzte navifreie Schicht lief eigentlich ja prima. Langfristig wär’s doof, aber jetzt fürs Wochenende … Also los und endlich die dringend benötigte Kohle einfahren?

Leider nicht. So langsam kenne ich die B-Zafiras ja echt auswendig. Mit all ihren Unterschieden, Macken und geheimen Stärken. Es wäre also nicht verwunderlich gewesen, wenn ich im Laufe der Zeit irgendwas gefunden hätte, was mich die 72 hätte vermissen lassen. In dem Fall ging’s schneller und war leider keine Kleinigkeit: Der Fahrersitz ließ sich nicht nach unten stellen. Und ich hab’s probiert. Ich kenne den Hebel aus nunmehr 5 oder 6 Zafiras, ich muss den schließlich fast immer bedienen. Gut, mein langjähriger Tagfahrer Harald und ich hatten absurderweise die gleiche Einstellung – aber bei jeder Übergangskiste ist das der zweite Griff nach dem Zurückschieben des Sitzes gewesen.

Ja, manchmal isses auch scheiße, zwei Meter zu messen …

Um das klarzustellen: Ich konnte schon im Auto sitzen. Aber mit den Knien am Armaturenbrett und den Augen oberhalb des oberen Scheibenendes. Das kann man mal bei einem Notfalltransport machen, aber an gutes oder gar bequemes Autofahren war nicht zu denken. Dem besagten Hebel muss ich auch meinen Respekt entgegenbringen, denn er ist immerhin nicht abgebrochen bei meinen Versuchen, ihn zu bedienen.

Bei meinen Chefs ging niemand ans Telefon, so einfach ein anderes Auto nehmen konnte ich also auch nicht. Man will ja nicht seinerseits einem Kollegen die Schicht versauen.

Und dann steht ganz hinten im Eck die 72. Mein Auto, dessen Schlüssel ich ja noch in der Tasche hatte. Das definitiv unverplant war.

… und bei dem inzwischen sowohl Fackel als auch Taxameter ausgebaut worden sind. -.-

Ein bisschen ärgerlich, dass solche Pechsträhnen ins Geld gehen. Ansonsten hab ich mich nicht lange mit schlechter Laune aufgehalten. Das hätte nun wirklich nichts mehr geändert.

Byebye …

Manchmal geht’s dann schneller als man denkt: Der Anruf meiner Chefs gestern war wirklich wichtig: Sie verkaufen die 72. Ende, Aus, Babela. Während ich gedanklich schon die 444.444 km angestrebt hab, hatten sie im Büro wohl andere Pläne. Aber ein neueres Auto ist natürlich kein Ärgernis. 🙂

Ob es insgesamt jetzt eine gute Neuerung für mich persönlich ist, weiß ich aber noch nicht. Der Vorteil der alten Möhre war halt auch, dass niemand sie als Stammfahrzeug haben wollte und ich sie mit nach Hause nehmen konnte während der drei Tage. Das wird künftig sicher schwierig. Vielleicht findet sich aber auch ein Tagfahrer, mit dem ich wieder fest zusammenarbeite. Könnte aber schwer werden, im Nordosten Berlins hat die Firma nicht viele unvergebene Leute. Eventuell wird das also alles wieder ein bisschen chaotischer bei mir – es könnte auch sein, dass ich meine Arbeitszeiten nochmal ändern muss. Also nicht auf Tagschicht – aber vielleicht kann ich keine halben Schichten mehr machen, ein festes Auto nur noch für drei Tage haben, sowas halt. Da werde ich unter Umständen noch ein bisschen mit Cheffe pokern müssen. Gestern bin ich auch zu Hause geblieben, weil kein Auto für eine halbe Schicht sinnvoll abholbar gewesen wäre.

Jetzt hab ich dann die 2925 für dieses Wochenende. Kein Schreibfehler – nicht die 1925! Aber auch ein B-Zafira, alles vermutlich so wie bekannt. Hab sie aber soweit ich weiß noch nie gefahren. Ist auch kein Jungspund mehr, mal sehen, über welche Marke ich die kriegen kann – so ich sie öfter fahren sollte. 🙂

Viel fahren jedenfalls sollte ich diesen Monat. Nicht nur, weil hier die Taxigeschichten ständig ausgehen, sondern auch weil’s mit dem Geld mal wieder (oder immer noch, ach wer weiß das schon?) nicht so rosig aussieht. Wer will darf gerne wieder seine Weihnachtsgeschenke über meinen Amazon-Link kaufen. Ein kostenloses Investment in besseren Schlaf für einen Taxifahrer … 😉

Aber wie gesagt: Viel Arbeit bedeutet auch viele Geschichten. Mein täglicher Gang zum Supermarkt zeigt mir: Die Irren sind nicht ausgestorben – und damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie bei mir im Taxi landen.

Neuer Rekord!

Ein 401.227 km herumgekommenes Opel-Taxi und ein rauchender Fahrer. Und was sagt die Kundschaft:

„Dit is‘ mal’n jutes Taxi, wa Inge? Is‘ so bequem und so …“

„Ja, und dit riecht auch so jut hier. Wie neu.“

Yes! \o/

Im Ernst: Man merkt der 72 ihre Macken an. Ich bin auch kein Geruchskünstler, ich rauche nur draußen und kenne mich mit meiner Dusche etwa so gut aus wie ein Durchschnittsuser. Aber das scheint zu reichen. 🙂

(Tatsächlich hab ich heute gleich zweimal Lob fürs Auto gekriegt, obwohl ich mich geärgert hab, dass ich das Scheibenputzen nicht auf den Plan gekriegt hab. Aber die waren alle halbwegs zurechnungsfähig, ich schwör’s!)

400k

Auf den letzten Metern des Hinwegs der letzten Tour hat die 72 dann übrigens die 400.000 km geknackt. Abgestellt hab ich sie danach so:

"Taugen die Opel was?" – "Nicht wirklich. Erst 400.000 km und schon Staub auf'm Tacho!" Quelle: Sash

„Taugen die Opel was?“ – „Nicht wirklich. Erst 400.000 km und schon Staub auf’m Tacho!“ Q: Sash

Bei so einem Jubiläum war ich Jungspund nun ja auch das erste Mal dabei. 🙂

So nicht, Berlin!

Ich hatte ja eigentlich auf einen guten Wochenstart gehofft. Das kann mal anders laufen, aber die vergangene Nacht hatte beinahe etwas surreales. Da hat mich die Stadt mal komplett getrollt. Oder irgendwas in der Art. Normal war das jedenfalls nicht mehr.

Fangen wir damit an, dass Cheffe mal wieder eine halbe Stunde vor meinem Weckerklingeln angerufen hat. Das ist erträglich, war aber insofern unnötig, als die Nachricht eigentlich nur war, dass das Auto fertig repariert ist. OK. Obwohl, Moment, so einfach war das alles nicht. Ich sollte die 72 von der Werkstatt abholen und den Schlüssel gleich dazu. Um deren Öffnungszeiten Rechnung zu tragen, hätte ich runde zweieinhalb Stunden früher aus dem Haus gehen müssen als geplant. Aber das ließ sich klären, ich habe ja auch einen Schlüssel bei mir. War jedenfalls so direkt in Anschluss an die letzte Tiefschlafphase ein überraschend quirliges Telefonat, über das ich dann jenes Telefonat vergaß, das ich eigentlich wegen des Wasserschadens mit meiner Wohnungsbaugesellschaft zu führen gedachte.

Aber gut, alles kein Beinbruch.

Dann kam das erwartete: Der Bahnstreik. Natürlich wäre eine S-Bahn-Verbindung zu unserer Werkstatt in Britz deutlich schneller gewesen, aber die S-Bahn und die Innenstadtlinien wollte ich meiden. Kostet 20 Minuten mehr, wäre aber sicher angenehmer. Das hat soweit auch gepasst, trotz dreimaligem Umsteigen. Dummerweise hab ich in Schöneweide einen Bus um eine halbe Minute verpasst. Was völlig egal war, denn er wurde umgehend – noch an der Haltestelle – in einen Unfall mit einem anderen Bus verwickelt. Nur Blechschaden, aber natürlich:

„Wat jetz‘ is‘, wat jetz‘ is‘? Nüscht is‘! Jar nüscht! Stehenbleiben und Abschleppwajen – dit is, Mäuschen!“

erklärte die am Crash unschuldige Busfahrerin einem fragenden Fahrgast eloquent.

Gut, egal. Ob der verpasste Bus jetzt einen Crash baut … das war mir wirklich egal. Dass ich erst den 10 Minuten später nahm, hatte wiederum handfeste Auswirkungen, denn so musste ich einem Stammgast leider eine 30€-Tour zum Schichtbeginn absagen.

Aber egal – läuft ja eh gut, Bahnstreik und so!

Am Auto angekommen, stellte ich fest, dass die gerichtete Stoßstange von blauem Tape gehalten wird. Ich bin noch unsicher, unserem Schrauber würde ich auch zutrauen, dass das die ganze Reparatur war. Ich frage heute besser nochmal nach. Außerdem war das Auto dreckig. Da hatte niemand Schuld dran, es hatte nur wohl die vergangenen Tage unter hartnäckigen Bäumen gestanden. Also erst einmal waschen!

Aber – richtig! – egal. Einfach bei meiner Stammtanke den Kärcher geschwungen und dann ab an den Bahnhof. Da gab es gut Beeinträchtigungen, da war viel Volk auf der Straße.

Nur wollte keine Sau Taxi fahren. Nach ewigem Warten bin ich leer weg gefahren und hatte noch eine Winkertour. Dann nach Festquatschen mit einem Kollegen nach einer Dreiviertelstunde warten eine Wahnsinnsfahrt bis zum Matrix. 5,80 € plus 20 Cent Trinkgeld, danach eine Winkerin, es lief langsam an. 25 € auf der Uhr …

Und dann stand an der Ampel neben mir plötzlich ein Autofahrer und meinte:

„Ey, mach ma‘ dein Licht an!“

„Ist an.“

„Nich‘ hinten!“

Und tatsächlich. Zumindest beide Rücklichter gingen nicht, die Bremslichter scheinbar auch nicht. Das ist nun wirklich ein bisschen arg wenig. Ich bin nochmal kurz zum Bahnhof rüber. Da kenne ich einige Kollegen, etliche mit Zafira.

Aber gestern: Kein einziger Zafira! Was eine Rolle spielte, da in meinem Auto offenbar alle Ersatzlampen aufgebraucht waren. Das kontrolliere ich nun auch nicht jede Woche. Aber gut, Lampen kann man notfalls irgendwo kaufen – und die hinteren sind ja noch halbwegs austauschbar. Ein Kollege meinte aber auch, ich solle mir keine großen Hoffnungen machen. Dass alle Lampen gleichzeitig durch sind, sei doch unwahrscheinlich. Eher wär’s eine Sicherung. Wie praktisch, dass ich auch keine Sicherungen dabeihatte und immer noch kein Kollege mit Zafira da war. Zu zweit haben wir dann eine halbe Stunde lang versucht, in der Bedienungsanleitung wenigstens die richtige zu finden, um deren Dahinscheiden zu bestätigen – aber nicht einmal das gelang uns. Als der Kollege erster war, hab ich mich verabschiedet. Ein kaputtes Rücklicht kann man ja mal machen – aber gänzlich ohne Heckbeleuchtung war mir etwas zu viel.

Was ein Scheißtag: Anderthalb Stunden Anfahrt, drei Stunden auf der Straße und 12 € brutto verdient.

Aber immer wenn man denkt, es geht nicht mehr … winkt es.

Ich hatte die Fackel schon aus, ich wollte die Kiste einfach abstellen, um am nächsten Tag – also heute – das mit der Werkstatt zu klären. Aber die Winkerin stand an der Landsberger, das würde schon noch gehen. Vermutlich in die Richtung, in die ich eh fahren wollte. War ja Zeit, dass das Glück sich noch meldete!

Was hätte an dem Punkt noch passieren sollen? Vielleicht eine betrunkene Bulgarin, die kein Deutsch oder Englisch spricht, kein Ziel angeben kann und erst durch die Polizei wieder aus meinem Taxi entfernt werden konnte? Sowas?

Ja, genau. Genau das ist dann passiert. Die Frau stieg ein, redete auf mich ein und wir verstanden voneinander maximal 5 Worte. Sie hatte eine Adresse oder so auf ein Blatt gekritzelt, bei der mein Navi schon nach dem zweiten Buchstaben nur eine einzige Straße gefunden hat. Eine völlig falsche. Noch dazu in Spandau. Die Frau hatte offenbar ein dringliches Problem, aber wir hatten so wenig gemeinsames Vokabular, dass ich bis jetzt nicht weiß, ob jemand ihren Freund erschlagen hat oder sie wissen wollte, wo sie um die Uhrzeit noch was zu essen kriegt. Dass in ihrem Vokabular auch „Policia“ vorkam, war dann letztlich mein Glück – sie schien tatsächlich Gefallen daran zu finden, dass ich die Polizei hole. Den Ausstieg aus dem Taxi verweigerte sie bis dahin aber. Genau das, was ich an dem Abend noch gebraucht hatte. Hat am Ende gut 25 Minuten gedauert.

Als die Polizei da war, war alles prima. Also ja, die Polizisten konnten auch kein bulgarisch, aber sie ist ausgestiegen und hat weitererzählt. Das ist sicher für alle Beteiligten noch eine lange Nacht geworden. Und ich hab Blut und Wasser geschwitzt, dass die Cops bei meinem Wegfahren nicht merken, dass mein Auto hinten keine funktionierenden Lichter mehr hat …

Nun also heute Abend nochmal kurz zur Werkstatt und/oder zur Firma, alles weitere wird schon klappen. Und so einen Tag wie gestern findet man eh nicht zweimal pro Jahr, da kann ich wohl beruhigt davon ausgehen, dass es einfach besser wird heute.

Flottenstützpunkte bei Nacht

In den nächsten paar Monaten werde ich (mit Ausnahme von Silvester vielleicht) wieder im Dunkeln Feierabend machen. Und zumindest vorübergehend einmal die Woche dabei das Auto an der Firma abstellen. Und wie siehts da so aus?

Dunkel und opelig:

Na, welcher ist die 72? ;) Quelle: Sash

Na, welches ist die 72? 😉 Quelle: Sash

Das Abstellen an der Firma ist ein wenig blöd wegen der langen Anfahrt, dafür muss ich’s derzeit nur einmal in der Woche machen und hab das Auto sonst vor der Türe. Ich hab also achtmal 15 Minuten Arbeitsweg durch zweimal 60 Minuten ersetzt. Das bleibt in der Summe gleich und ist eigentlich gar kein so schlechter Deal. Andererseits ist es komisch, dass das Auto jetzt auch für Springer genutzt wird – ich muss mir jedes Mal den Sitz aus vollkommen anderen Positionen zurechtnudeln. Obwohl’s mir gerade wirklich gefällt (auch ein längerer Arbeitsweg hat ja manchmal was entspannendes), wäre es doch eigentlich schön gewesen, die 72 noch mit Harald zusammen runterzurocken. 🙁

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Vertrauen

„Ich muss kurz hoch, Geld holen. Kann ich ihnen meine Tasche dalassen, oder hauen Sie dann mit der ab?“

Zugegeben: Alleine dass sie in Erwägung gezogen hat, ich würde auf diese Frage ehrlich antworten, ist schon schmeichelhaft. Ich hab sie beruhigt; hab gesagt, dass ich selbst aussteigen würde und die Tasche nicht einmal ansehen, alles kein Thema. Und sie hat mir geglaubt. „Das mit dem Pfand“ ist eben schwierig. Aber auch dieses Mal hatte ich das wichtigste vergessen zu sagen. Ich hab das dann nachgeholt, als sie nach einer Minute wieder da war:

„Wenn Sie nur ungerne ein Pfand dalassen: wir haben eine Konzessionsnummer! Die ist hier hinten in der Heckscheibe und muss von innen und außen sichtbar sein. Die ist maximal vierstellig und damit einfacher zu merken als ein Kennzeichen. Darüber können Sie im Falle eines Falles das Taxi – und damit den Fahrer – zweifelsfrei ermitteln lassen. Schön, dass Sie mir auch so vertraut haben, aber Sie haben als Kundin selbst in diesem Fall noch eine Kontrollmöglichkeit.“