Die kleinen Pluspunkte

„Hallo, guten Abend!“

„Hallo. Äh, sind Sie Nichtraucher?“

„Da muss ich Sie enttäuschen. Ich rauche. Aber nicht im Auto. Sie können aber gerne einen anderen Kollegen …“

„Nein, ist schon ok. Sie sind immerhin ehrlich.“

„Vielen Dank! Aber ich muss natürlich auch anmerken: Ich hab keine Ahnung, was meine Kollegen so anstellen im Auto.“

Aber ja, Eis gebrochen, immer gut.

Die Fahrt war natürlich nur kurz und eigentlich sind wir auf das Thema nicht mehr zurückgekommen. Ich sollte Obama als Präsidenten bewerten. Logisch, was man als Berliner Taxifahrer halt so tun muss. Jaja, besser als Trump mag ja sein, aber die Drohnenangriffe etc. pp. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist ein interessantes Thema, aber wenn man so oder so nur darauf hoffen kann, dass der Fahrgast einen wegen eines Lasters wenigstens zu 30% ok findet …

Da sich meine politische Meinung mit seiner immerhin in Sachen Feindbilder deckte, ging das glücklicherweise gut aus. Und entsprechend konnte ich es am Ende nicht zurückhalten:

„Jetzt aber nochmal zu der Raucher-Geschichte: War alles ok für Sie?“

„Ja. Ich meine, ein Bisschen habe ich es gemerkt, aber für mich war das noch in Ordnung.“

Ich will niemandem auf den Fuß treten mit der Aussage, aber mir ist durchaus bewusst, dass man bei Leuten, die einen so intensiv abklopfen, selten mehr als einen Blumentopf gewinnen kann. Und zwei Euro Trinkgeld entsprechen dem ziemlich genau. 😉

18 Kommentare bis “Die kleinen Pluspunkte”

  1. Faxin sagt:

    Bzgl. Rauchen kann ich Dir sagen, dass außerhalb des Autos zu rauchen die halbe Miete ist.
    Es wäre also sehr wahrscheinlich, dass ich mit Dir fahren würde, weil 10-20 Minuten kann man das ertragen.

    Ich fuhr Sonntag mit einem Raucher rund 250km. Er rauchte vor der Fahrt, er rauchte eine Zigarette bei einer Pause zwischendurch außerhalb des Autos. Und trotzdem ist es unangenehm, neben jemanden zu sitzen, dessen Kleidung nach Rauch riecht.
    Auf den nachfolgenden 150km hatte ich den Geruch noch in der Nase, trotz regelmäßigen lüften. Er bleibt erstmal in den Polstern und steigt in der nächsten Zeit immer wieder auf.

    Auf der Arbeit kam ich in den Besprechungsraum und habe sofort gefragt, ob hier jemand geraucht hat. Nein, es hat keiner geraucht, aber vor 10 Minuten war noch ein Raucher im Raum, der aber nicht in dem Raum geraucht hat, sondern nur eine Stunde anwesend war. Seine Ausdünstungen sind deutlich wahrnehmbar für einen Nichtraucher.
    Ich persönlich empfinde Zigarettenrauch als extrem unangenehm. Nichtraucher, die den Rauch nicht so extrem unangenehm finden, reagieren da sicher entspannter.

    Aber schlussendlich bleibt es dabei: Wer raucht, stinkt – da hilft auch kein Parfüm mehr.

    Menschen, die intensiv Positionen abfragen, bekommen in der Regel auch häufig Meinungen zu hören, die sie nicht gut finden. Es ist aber trotzdem interessanter sich mit jemanden zu reiben, als an einander entlang zu glitschen. Wer mir sagt, dass ich ein Arschloch bin und mir dabei etwas zeigen kann, was ich noch nicht erkannt habe, der hat durchaus einen Blumentopf gewonnen, da er mir eine Perspektive eröffnet hat, die ich vorher nicht hatte. Darum klopft man ja Positionen ab.

  2. @Sash:
    „Aber ich muss natürlich auch anmerken: Ich hab keine Ahnung, was meine Kollegen so anstellen im Auto.“
    Oh Sash, das bezeichen ich mal als Anfüttern. Ich freue mich da ja nun auf einige spannende Geschichten. 😉

    @Faxin:
    Und ich dachte immer, genau deshalb heißt das Gebräu für echte Kerle: „Tabac original“… *duck&cover*

  3. Gru sagt:

    Ich war mal extreme Raucherin, sicher ein bis zwei Päckchen pro Tag und am Wochenende auch mal mehr obwohl in der Wohnung nicht geraucht wurde und hab mich ab den militanten Nichtraucher immer genervt. Nun, vor fast 3 Jahren wurde ich schwanger und habe deshalb aufgehört (hab schon immer gesagt dass ich das mache weil ich es nicht ok finde mein Kind mit zu vergiften.) Und das tragische ist nun rieche ich den „Gestank“ auch, ich finde es eklig und frage mich wie ich das nicht riechen konnte. Man riecht sogar wenn ein Raucher im Auto vor einem fährt.. Aber ich versuche immer noch nichts zu sagen, nur wenn man mich fragt ob ich nicht wieder anfangen will kommt kurz ein „wenn du noch riechen könntest wie das eigentlich stinkt“ von daher verstehe ich den Fahrgast auch wenn ich bis jetzt noch nie gefragt habe..

  4. Faxin sagt:

    @gedankenknick: ;-D

    @Gru: Dass ich Raucher im Auto vor mir riechen kann, lasse ich meistens weg, weil es dann gerne heißt, ich würde mir das einbilden. Tatsächlich rieche ich den Fahrer vor mir aber oft genug bevor ich sehe, dass er raucht.
    Ich war nie selbst Raucher, aber meine Eltern. Von daher kann ich Dir aus eigener Erfahrung im Namen Deines Kindes nur danken, wenn Du es vor Rauch beschützt. Meine Eltern erklärten immer, dass ich „autokrank“ würde, wenn wir im Auto unterwegs waren und ich mich übergeben musste. Dass mir vom Gestank schlecht wird, haben Sie mir nie geglaubt.

  5. ednong sagt:

    @Faxin
    Endlich mal einer, dem es ebenso ergeht wie mir. Ausnahme ist lediglich das Rauchen im Auto – das hat mein Vater später nur ab und an gemacht und nur, wenn niemand mitgefahren ist. Aber ändert nicht viel am Geruch.

    Und ich kann dir da nur in allen Punkten zustimmen.

    Und ich glaube wirklich – würden mehr Rauchen wissen und riechen können, wie sie stinken (und das ist jetzt nicht bösartig gemeint), dann würden sie aufhören zu rauchen.

    Und schön, dass es Leute gibt, die genauso riechen und genauso reagieren wie man es selbst macht.

  6. Judi sagt:

    *neugierigbin*
    Ich bin ja als ehemalige gelegentliche Trinkgeldempfängerin grundsätzlich nicht knauserig mit Trinkgeld, aber das ist natürlich meine subjektive Einschätzung. Von daher würde mich interessieren, was die Fahrt, die ja im Text als kurz bezeichnet wird im Endeffekt gekostet hat. Also im Klartext – bis zu welchem Fahrpreis sind 2 € TIP nur „ein Blumentopf“?

  7. Taxi 123 sagt:

    Ich finde 2€ bei einer Kurzstrecke ist doch hervorragend. 😉

  8. studio glumm sagt:

    bewertest du die menschen nur danach, wieviel trinkgeld sie herausrücken? denk vielleicht mal darüber nach, dass es auch menschen gibt, für die 2 euro, die sie freiwillig berappen, viel geld ist.

  9. oni sagt:

    @studio glumm: Wenn du hier mehr Artikel liest, merkst du wahrscheinlich schnell, dass Sash Menschen wegen des Trinkgeldes am wenigsten bewertet. Eine Bewertung des Fahrgasts kann ich auch hier nicht sehen und das Trinkgeld wird auch nur im letzten Satz erwähnt.

  10. lousy sagt:

    Hallo, Äh.. sind sie Tintling oder Reinhäuter?

  11. studio glumm sagt:

    @oni:

    jeder artikel, jede geschichte hat zwei eckpunkte, die ich grundsätzlich sehr genau lese: der erste und der letzte satz. alles dazwischen kann man getrost weglassen, überlesen, einstampfen. was du als autor zu sagen hast, sagst du am anfang und am ende, ob es dir bewusst ist oder nicht.

  12. @studio glumm:
    Hihi! Ich empfehle in diesem Fall Tolstois“Krieg & Frieden“ oder Tolkiens „Herr der Ringe“. Sind auch bloß Geschichten. Alles zwischen der ersten und der letzten Seite kann man getrost weglassen, überlesen, einstampfen? Oder alles zwischen dem ersten und letzten Satz eines Kapitels? Auch eine Art, sich mit (jeder Form der) Literatur auseinanderzusetzen.

    Ist halt wie mit einem 5-Gänge-Menü. Geschmacklich zählt nur der erste und der letze Bissen. Alles dazwischen kann man getrost ungekaut und ungeschmeckt runterwürgen… 😉

  13. Mic ha sagt:

    Hey studio glumm, das ist ja echt clever. Also mal abgesehen davon, dass diese Theorie überhaupt keinen Sinn ergibt, bei den Artikeln mal eben alle Argumente und Fakten einstampft, bei Geschichten, der erste Satz meist nur den Ort oder die Zeit beschreibt, spart es echt Zeit. Finde ich toll!

    Bzw.: Hey studio glimm, das ist ja echt clever. Finde ich toll!

  14. Krüml sagt:

    Ich fand den Rauch bei Sash im Auto jetzt wirklich nicht vorhanden. Aber gut, ich hatte bei den beiden letzten Fahrten andere Probleme 😉

    Am schlimmsten fand ich mitfahren bei nem Arbeitskollegen im Wagen, der mich bei der ersten Berlin – München Fahrt fragte, ob ich denn was gegen das Rauchen im Auto hätte, beschwerte sich dann bei der Ankunft, dass es so lange gedauert hätte, weil er ja mit mir im Auto nicht hätte rauchen dürfen.
    Die nöchsten male, in denen wir zusammen gefahren waren, wurde einfach nicht mehr gefragt sondern auf der Autobahn bei voller Fahrt Fenster auf und Kippe an. Ich war ein bisschen am kotzen.

  15. Sash sagt:

    @Faxin und ednong:
    Ich hab ja z.B. auch immer die Fenster einen Spalt offen. Mir ist ja klar, dass ich als Raucher schlechter riechen kann, aber ich hab frische Luft auch gern und ich bin ja auch nur der häufigste Mensch im Wagen, nicht der einzige. Ich muss ja selbst auch wegen anderer mal durchlüften. 😉

    @Judi:
    Wie einige nach Dir offenbar auch interpretierst Du mehr in den Satz rein, als ich mir dabei gedacht habe. Zwei Euro sind ein gutes Trinkgeld, das wollte ich gar nicht so arg herabwürdigen wie es sich vielleicht liest. Es sind aber halt zwei Euro und es war mir einfach klar, dass ich selbst bei bestem Ausgang z.B. nicht nach einer Karte wegen zukünftiger Fahrten gefragt werde, besonders gelobt oder sonstige Seltenheiten passieren. Völlig unaufregend.
    Aber um die Frage zu beantworten: Die Fahrt war recht kurz, etwa 7 €, gab insgesamt also 9€.

    @studio glumm:
    Haben Sie nix besseres zu tun, als dämlich-dreist irgendwelchen Fremden widerliche Motive zu unterstellen?
    PS: Sorry, ich gehöre zu den ganz Schlauen, die sich auch die letzten Aussagen schenken, weil meine Kommentatoren gefälligst nur einen Satz zu schreiben haben. Und jetzt abtreten! Oder gibt’s noch Trinkgeld? 😉

    @Krüml:
    Dabei hab ich vor der Tür noch geraucht, ich erinnere mich genau!

  16. studio glumm sagt:

    @micha:

    das ist natürlich ein problem, wenn man ironie nicht erkennt.

  17. […] hatten wir’s gerade so schön übers Rauchen des Taxifahrers und dann kommt glatt ein Exemplar jener Spezies angewatschelt, an die die Kunden wiederum nur […]

  18. Fastdäne sagt:

    Moin, moin,
    als Ex-Taxler und Ex-Raucher auch noch ein Kommentar von mir:
    wir haben damals in den Autos geraucht wie die Bekloppten. Das war für Fahrgäste bestimmt eine Zumutung, es gab aber kaum Nichtraucher-Autos. Was da beim Fensterputzen von den Scheiben runterkam, das will keiner gesehen haben.

    Nach nunmehr 17 Nichtraucherjahren kann ich bestätigen, dass Raucher auch bei größter Rücksichtnahme immer noch zu riechen sind. Das kommt aus den Klamotten, den Haaren und auch über den Schweiß aus allen Poren. Letzteres besonders in der Sauna zu merken. Ich ärgere mich dann schon, wenn ich Kollegen sehe, die bei Leerfahrten Quarzen. Habe ich immer wieder auch bei Busfahrern gesehen. Leerer Bus , Kippe im Mund und Handy am Ohr. Bei Kippe und Handy eines Stadtbusfahrers (während der Fahrt) wurde ich zum Denunziant und habe den Fahrdienstleiter informiert. Sorry, das geht gar nicht.
    Meine Frau hat letztens ein bestelltes Taxi weggeschickt, da der Zigarettengeruch unerträglich war. Kann man zeitlich aber auch nicht immer machen.
    Gruß Frank

    Mich hat sehr erschrocken, dass ja auch ich damals so gerochen haben muss. Ich bin mir aber sicher, dass wäre kein Argument zum Aufhören gewesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: