Der Schichteinrahmer

Eigentlich nennt Matze sich ja @nachholer, zumindest bei Twitter. Bei mir hat er heute die Schicht nicht nur verbessert, sondern – auch mal was neues – eingerahmt. Ob er sich deswegen jetzt @einrahmer nennen will, ist zur Stunde noch ungewiss. 😉

Sein Anruf ereilte mich in der unschönsten Tagessituation, ich hatte nämlich weit mehr als eine Stunde nach Schichtbeginn noch nicht einen müden Kreuzer Umsatz gemacht. Erst haben die üblichen Wege nichts eingebracht, dann musste ich ohnehin zur Tanke – und am Ende hab ich mich dank passabler Schlange und schnellen Vorrückens doch an den Bahnhof gestellt. Natürlich brannte beim Lollapalooza in Tempelhof die Luft, aber ich hatte keinen Bock auf Stau und sowieso ein bisschen zu sehr auf mein Glück vertraut. War doch schließlich Samstag …
Aber als Matze im Auto saß, hab ich ihm mitgeteilt, dass er – obwohl es bereits kurz vor 23 Uhr war – den Schichtumsatz live am Taxameter ablesen könne. Er fragte, bis wann ich zu fahren gedenke. Als ich „Bis fünfe hatte ich schon vor …“ antwortete, winkte er ab und meinte, allzu alt werde er heute sicher nicht mehr. Er verschwand mit den denkbar abendtypischsten Worten überhaupt:

„So, ich muss jetzt Bier trinken.“

Auftritt Samstag. Alles, was der Abend bis zu diesem Moment vermissen ließ, passierte dann gleichzeitig. Ich bekam zwar nicht sonderlich viele Touren, aber die wenigstens lohnten sich. Ich hatte Leute von Bolivien bis Schweden im Auto, manchmal Winker, manchmal von Clubs aus. Die Fahrten führten nach Buckow, Wedding, Lichtenberg, Moabit, Kreuzberg, Friedrichshain. Das Lollapolooza hab ich nicht gesehen bisher. Die 50€-Marke fiel bereits 23:30 Uhr, der Hunni kurz nach eins. Um 2:25 Uhr waren 150 voll, die 200 dann um kurz nach vier Uhr. Zwischendrin noch eine etwas längere Pause, eine abgelehnte 40€-Tour usw usf.

Um 4:45 Uhr war ich auf dem Heimweg, dann kam doch noch ein Winker. Die 220 € waren auch gefallen. Und dann, kurz nach 5 Uhr, kam von Matze die SMS:

„Noch im Dienst?“

Nach zwei an der Ampel eingetippten Nachrichten war ich dann mit ausgeschalteter Fackel volles Rohr in Richtung Prenzl’berg unterwegs. Im Wissen, dass das nun wirklich die letzte Tour werden würde.

Während sich unser beider Suche nach einem Späti zwecks Kippenpause und Wegbier, bzw. -cola zunächst schwer gestaltete, sollte uns am Ende auch das noch gelingen. Um meine Freude so richtig einschätzen zu können, sollte man nebenbei noch wissen, dass Matze aka der Schichteinrahmer Getränke grundsätzlich ausgibt und sich in der Gegenwart nicht laufender Taxameter irgendwie chronisch unwohl fühlt. Ich würde den Kerl zwar auch gegen einen warmen Händedruck aus einer Schlammgrube nach Hause ziehen, aber so im Dienst ist es schon schön, dass man weiß, der um 50 Minuten verzögerte Feierabend zahlt sich auch aus.

Am Ende waren dann auch die 250 € voll, Matze sowieso – und ich auf dem Weg gen Heimat.

Am Späti hatte er darüber sinniert, dass er das eigentlich gerne verbloggt sehen würde. Ob er das SO wollte, werde ich dann vermutlich erfahren, wenn mal wieder das Telefon klingelt. 😉

PS: Nein, Matze ist natürlich nicht nur Kunde. Der saß auch schon hier bei mir zu Hause und wir haben gemeinsam ein bisschen die Hopfenblütenteebestände meines Döners verringert. Aber ständig nur Fremde heimbringen kann ja jeder! Wozu blogge ich schließlich? 😀

Den Hunni inner Fresse

Udo Vetter hat im Lawblog mal wieder ein Urteil zu einem Taxi-Fall ausgegraben: Ein Fahrgast wurde zu 500 € Schmerzensgeld verurteilt, weil er zunächst angepisst über die (zu langsame) Fahrweise des Taxifahrers, später dann über den Umstand, dass er auch bei einem (gewünschten) Abbrechen der Fahrt zu zahlen hatte, war. Und das dann nicht etwa verbal äußerte, sondern einen Hunderter nahm und ihn dem Fahrer gewaltsam in den Mund stopfte.

OK, vorweg muss natürlich eines stehen: WHAT THE FUCK!?

Zunächst mal beglückwünsche ich den Kollegen natürlich zum gewonnenen Prozess. Vollsuff der Kundschaft hin oder her: Alles muss man sich nicht gefallen lassen!

Aber ich nutze das hier auch mal, um das grundsätzliche Thema – uns Taxifahrer zum Rasen überreden – erneut anzuschneiden. Denn auch da bleibt eigentlich nur ein generelles WTF!?

Natürlich: Fragen darf man alles. Ich wurde alleine heute nacht schon gefragt, ob ich eine Tour schwarz fahre, Gras verticke oder einen Champagner trinken will. Alles nicht rechtens, aber drüber reden ist natürlich kein Verbrechen. Und ich bin ja sogar offen für Kritik an meinem Fahrstil und sehe zu, dass ich die Wünsche der Kunden – auch wenn sie es eilig haben – irgendwie umsetzen kann.

Aber bei dieser Fahrgäste-versuchen-uns-zum-Übertreten-der-Gesetze-zu-überreden-Geschichte muss ich als Taxifahrer doch auch mal folgendes klarstellen:

  1. Ich bin nicht schuld!
    Wenn jemand es eilig hat, dann ist das nicht meine Schuld. Ob es nun schlechte Planung des Fahrgastes oder das böse Leben an sich war … egal: Ich bin es nicht!
  2. Mir ist es scheißegal, ob jemand zu spät kommt!
    Auch wenn das jetzt bewusst hart ausgedrückt ist, sollte man das ruhig auch mal so sagen. Natürlich freue ich mich, wenn ich meiner Kundschaft helfen kann, aber bei dieser asymmetrischen Fahrgast-Fahrer-Beziehung hab ich komplett andere Wünsche, Sorgen, Nöte, Bedürfnisse und Gedanken als mein Gegenüber. Natürlich ist mir mein Führerschein wichtiger als irgendein Meeting – und wenn’s eines von Bill Gates ist und es um eine Milliarde Euro geht.
  3. Es lohnt sich für mich nie!
    Es fängt schon damit an, dass die meisten Taxifahrten mir selbst weniger bringen als auch nur das geringste Bußgeld (ein Zehner) mich kosten würde. Und während ich im Zweifelsfall schlecht die Gesetze beugen kann, hätte ja selbst ein Vertrag mit einem Fahrgast, dass er eventuelle Bußgelder bezahlt, nur wenig Aussicht darauf, vor Gericht standzuhalten. Abgesehen davon hat so ein Monat Fahrverbot für einen Taxifahrer (ggf. inkl. Chef) schnell einen Gegenwert von 2.000 bis 5.000 € – mehr als es die meisten kosten würde, einen kompletten Monat lang mit dem Taxi zur Arbeit zu fahren, bei vermutlich geringerem Verdienst noch dazu.
  4. Ich bin der Fahrer. Ende!
    Das klingt lächerlich, ist aber ein wichtiger Punkt. Ich als Fahrer habe die Verantwortung während der Fahrt. Wenn ich mir diese Kurve nur bei Tempo 30 zutraue und der Fahrgast sie mit 50 nehmen würde, dann ist das egal. Selbst wenn ich ein untauglicher Fahrer sein sollte, dann ist das ggf. eine Frage, die die Führerscheinstelle zu entscheiden hätte oder ein Amtsarzt – aber sicher nicht irgendein Fahrgast. Egal, ob ich irgendwo langsamer fahre, weil mich höhere Geschwindigkeiten überfordern, weil sie illegal wären und da vorher noch ein Blitzer stand – oder weil ich glaube, eine Gefährdung erkannt zu haben: Das ist MEINE Entscheidung! Wer so viel schneller und besser fährt als ein Taxifahrer, der sollte vielleicht kein Taxi nehmen, sondern selbst fahren.

 

Ich hab’s jetzt mal bewusst so drastisch ausgedrückt, damit da keine Zweifel aufkommen. Wie weiter oben schon geschrieben: Das heißt nicht, dass man nicht mal in netter Übereinkunft ein bisschen die Grenzen des Möglichen ausreizen kann. Aber auch wenn die Verkehrsregeln in Deutschland irgendwie gefühlt Auslegungssache sind und auch wenn viele Taxifahrer immer wieder gegen dieses oder jenes Gesetz verstoßen: Diese Anspruchshaltung, die offenbar viele da draußen haben, kann und will ich nicht nachvollziehen. Vor Jahren hat mir in den Kommentaren mal eine Leserin gesagt, sie fühle sich verarscht, wenn ein Taxifahrer in einer 30er-Zone 30 fährt. Da fragt man sich dann schon, ob solche Leute sich auch verarscht fühlen, wenn in einem 4kg-Kartoffelsack 4kg Kartoffeln sind – und nicht 5kg. Oder dass die Bank nur 1,5% Zinsen auszahlt und nicht doch gelegentlich mal 2%.

Ich will nicht abstreiten, dass auch ich hier und da mal schneller als erlaubt fahre. Ich bin sogar schon illegal abgebogen, entgegen einer Einbahnstraße gefahren oder hab mich bei kirschgrün noch über eine Kreuzung gedrückt. Bin ja kein Engel. Aber das einzupreisen und am Ende ausrasten, wenn ein Fahrer sowas nicht einfach von sich aus macht für die 6,50 €, die er an der Tour gerade verdient, das geht wirklich gar nicht, da hab ich null Verständnis für!

Jetzt geht’s los!

Am gestrigen Abend war ich nicht zu allzuviel zu gebrauchen. Ich hatte zu wenig geschlafen, ein eigentlich sehr leckeres Habanero-Chili hat mir unschön auf den Magen geschlagen, ich hatte keine Lust auf Menschen und war insgesamt eher griesgrämiger Natur. „Krank“ wäre also sicher eine Übertreibung gewesen, aber so richtig kundschaftstauglich war ich halt auch nicht. Glücklicherweise hab ich es geschafft, mir für solche Tage bis heute mehr als die Hälfte meines Urlaubs für dieses Jahr anzusparen. Schön, dass ich den bei meinen Chefs immer noch stressfrei rückwirkend eintragen lassen kann!

In der späten Nacht hab ich mich dann aber immerhin dazu aufraffen können, wenigstens mal das Auto zu holen, um heute Abend nicht allzu spät auf der Straße zu landen – das Wochenende rocke ich trotzdem! 🙂

Ebenfalls heute Nacht habe ich dann festgestellt, dass mein Betteln bei Euch erfolgreich war:

Ich bin in der Endrunde beim Amazon-Autorenpreis „Entdeckt!“! Und IHR entscheidet!

Jetzt, da es wirklich plausible Chancen auf den Gewinn des Preises gibt, nerve ich Euch noch ein wenig weiter damit: Bitte stimmt für mich! Hier geht es zur Abstimmung!

So simpel ist das Formular, das Sash glücklich macht! Quelle: amazon.de

So simpel ist das Formular, das Sash glücklich macht!
Quelle: amazon.de

Obwohl ich nach wie vor nicht mehr weiß, was genau es zu gewinnen gibt: Ich würde mich sehr freuen, mal einen Preis zu gewinnen und mich in die tolle Liste einreihen zu können!

Und nachdem die Veröffentlichung meines Buches, um das es ja geht, schon eine Weile zurückliegt, wollte ich nochmal anmerken, dass es nach wie vor die Möglichkeit gibt, als Journalist und/oder Blogger ein kostenloses Rezensionsexemplar zu bekommen. Schickt mir einfach eine Mail.

Ich würde mich freuen, wenn wirklich alle, die mir wohlgesonnen sind und einen Amazon-Account haben, ihre Stimme abgeben. Und das teilen und andere bitten, das auch zu tun. Von allem Quatsch, um den ich Euch in all den Jahren gebeten habe, ist das der bisher aufwandfreieste und mir vielleicht meistbedeutende. Bitte, bitte, bitte! 🙂

PS: Da ich selbst nicht abstimmen darf und ich folglich nicht weiß, ob es nach der Dateneingabe eine Fortschritts-, Prozent- oder sonstige Anzeige zum Stand der Dinge gibt, würde ich mich über Screenshots o.ä. im Laufe des Monats sehr freuen.

Absurde Punktlandungen

Die Tour führte quer durchs Viertel, über viele kleine Nebenstraßen. Eine der Fahrten, bei denen man erst einmal hilflos ist, weil einem die 8 Straßen in der Gegend nicht reichen, die man problemlos im Kopf hat. Ich hab die Karte meines Trackers auf dem Handy großgezogen und mir einen Weg zurechtgebastelt. War der kürzeste, die Kundin hat nicht einmal gemerkt, dass ich mich nicht gut genug auskenne, super Sache!

Dann aber hab ich das letzte Mal abbiegen verpasst, weil wir gequasselt haben. Ich musste also einmal um den Block fahren. Kein großes Ding, aber ich hab trotzdem die Uhr unterwegs gestoppt und mich entschuldigt. Damn, aber man ist ja kein Arschloch.

9,90 € waren bisher aufgelaufen und als wir 30 Sekunden später vor ihrer Tür standen, meinte die Kundin:

„Ui, ich sehe gerade, dass ich auch nur noch genau einen Zehner beihab.“

Das nenne ich mal Glück. Also ihrerseits. Ich hätte mich über mehr als 10 Cent Trinkgeld natürlich gefreut – andererseits denke ich auch ungern darüber nach, was das an Stress* bedeutet hätte, wenn am Ende 30 Cent zu wenig dagewesen wären …

*bei 30 Cent hätte ich sie vermutlich einfach weggescheucht, andererseits war sie eigentlich eine Nette und hätte vermutlich 10 Minuten in ihrer Wohnung nach einer Euromünze rumgesucht und das hätte meinen Abend nicht unbedingt verbessert. Zumal ich direkt vor Ort eine weitere Kundin gefunden hab, die gleich mit mir weiterfahren wollte.

Mitdenken

„So, hier ist die Tanke, da kriegen Sie sicher ihre Zigaretten …“

„Oh, wow! Schön, dass Sie da mitgedacht haben. Ich hatte das schon vergessen!“

Ein gutes Beispiel für dieses abstrakte Wort „Professionalität“. Die Kundin hatte zu Beginn gesagt, sie wolle noch irgendwo halten, wo sie Kippen holen könne. Ich hatte die Tanke kurz darauf auch als Vorschlag angebracht, aber für sie war es nur ein „irgendwo“ von vielen. Mir indes war das wichtig, weil meine Arbeit darin bestand, auf dem kürzesten Weg zu ihr zu kommen – und davor Zigaretten zu kriegen. Also war das erstmal mein Ziel. Natürlich haben wir uns während der Zeit gut und über ganz andere Dinge unterhalten, aber während für sie das Gespräch alles bestimmte, wusste ich, dass ich zu dieser Tankstelle fahren musste. Und dann weiter, schon klar.

Das soll mitnichten heißen, dass mir die Gespräche im Taxi egal sind – und auch ich hab hier und da im Eifer des (Verbal-)Gefechts schonmal vergessen, abzubiegen – aber Kunden unterschätzen beizeiten auch mal, wie professionell und fokussiert wir Taxifahrer unsere Arbeit machen. In Fällen wie diesem ist das schön, hat extra Trinkgeld gebracht, alles super, keine Frage.

Manchmal aber muss man auch das Gespräch unterbrechen, um sich nochmal zu versichern, ob man über diese oder jene Straße jetzt nicht doch noch abkürzen könnte. Da ist das Verständnis leider nicht immer so hoch.

Ich bin ja ein großer Freund „lockerer Kundschaft“, aber man sollte trotz aller Empathie nie vergessen, dass wir nebenbei auch einfach unseren Job machen müssen und gerade nicht auch feiern oder dergleichen.

Das nur mal nebenbei.

8,70 €

Die Fahrt vom Sisyphos war nur kurz. Bis an den Rand von Karlshorst, weiter sollte es nicht gehen. Den Rest wollten die beiden Jungs laufen. Was das denn dann mache?

„8,70 €.“

„UUUIIII!“

OK, die Strecke war nicht weltbewegend lang, aber so sonderlich viel sind 9 € im Taxi dann doch eigentlich auch nicht. Der Typ neben mir, der mich anhalten ließ (um auf dem weiteren Weg noch eine Kippe rauchen zu können), sah das aber lockerer als sein Kumpel vom Rücksitz:

„Das teilen wir!“

Besagter Kumpel kramte schnell einen Fünfer raus.

„Das ist ja mal ein guter Anfang!“,

sagte ich, noch unwissend ob dem, was kommen würde. Denn der Typ auf dem Beifahrersitz bemerkte nun, dass er gar kein Geld mehr hatte:

„Alter, ich hab 100 Euro ausgegeben! In vier Stunden! Alter, wie gibt man 100 Euro in vier Stunden aus?“

Das fragte er mich ernsthaft. Ich hatte in den vergangenen vier Stunden noch keine 20 Euro verdient. Nun aber verkündete der Typ im Fond, dass er auch nichts mehr hätte. Na schöne Scheiße! Der auf dem Beifahrersitz fragte auch gleich nach:

„Na, wie sieht’s aus? Machste ’n Fünfer?“

Ich war ausnahmsweise nicht auf den Mund gefallen:

„Ernsthaft jetzt? Ihr gebt mal schnell 100 Euro in ein paar Stunden aus und ausgerechnet ich soll jetzt mein Geld nicht kriegen!? Nee, so nicht!“

Da kam der Kumpel auf der Rückbank wieder ins Spiel:

„Sieben! Ich hab noch zwei Euro! Ich hab sieben!“

Dann der andere:

„Sieben? Machste sieben?“ Komm schon!“

„Nein! Es sind läppische 8,70 €, und die muss ich auch so meinem Chef geben!“

„Ach komm, Digger!“

„NEIN!“

Dann rief es wieder von hinten:

„ACHT! Ich hab acht Euro!“

Ich mischte mich wieder ein:

„Na also, nur noch 70 Cent!“

Während der Typ auf der Rückbank sich völlig verbog, um nachzusehen, ob vielleicht nicht doch noch hier oder da eine Münze zu finden war, stieg mein Beifahrer aus. Er entschuldigte sich für den inzwischen dreiminütigen Stopp und schwor Stock und Bein, dass ihm das wirklich leid täte. Aber verdammt, er hätte ja nun auch 100 Euro verprasst …

Der hinten Sitzende sackte zusammen:

„Ich hab nix mehr …“,

woraufhin der von vorne plötzlich lauthals schrie:

„STOP! STOP!“,

und mir mit furchtbar selbstbewusstem Grinsen 50 Cent gab. Mir war sehr nach einem „Verpisst Euch!“ zumute, aber da brüllte der Typ abermals:

„STOP!“

Er hatte eine weitere Münze in seiner Hosentasche gefunden – und die stellte sich recht schnell als ein Zwei-Euro-Stück heraus. Anstatt es mir nun einfach zu geben, begann er, einen Vortrag zu halten:

„Alter, heute haste Glück, Alter! Das sind zwei Euro. Ist also nicht nur genug, sondern – peng! – du kriegst sogar Trinkgeld! Was sagste dazu? Na sieh an, auf einmal biste sogar ganz zufrieden, was? Haste erst gedacht, dass dich die zwei Spinner abzocken würden … aber weit gefehlt! Jetzt machste sogar gut Kasse mit uns, hätteste das gedacht!?“

Nein, hatte ich tatsächlich nicht. Andererseits sind 1,80 € Trinkgeld zwar durchaus ansehnlich, aber keinesfalls die Erfüllung einer meiner feuchten Träume. Und schon gar nicht, wenn ein inzwischen fünfminütiges Bangen um wenigstens den Fahrpreis dazu gehört.

Mein Beifahrer meinte dann zuletzt sogar noch:

„Alter, war geil, oder?“

Ich glaube, ich hab sowas das erste Mal seit fast 7 Jahren unbeantwortet gelassen. Und zugesehen, dass ich Land gewinne.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Taxis mit Uber-Werbung

Weil mich inzwischen einige Leser darauf angesprochen haben (manchen hab ich schon per Mail geantwortet):

Ja, in Berlin und anderswo fahren Taxis mit Uber-Werbung rum.

Ich finde das nicht toll und halte die Unternehmer, die sich solche Werbung aufschwatzen lassen für rückgratlose Idioten, aber scheinbar zahlt Uber halt (wieder mal) zu gut. Und meine Befürchtungen bestätigen sich nahezu täglich: Touristen aus anderen Ländern, bei denen Uber andere Wege als in Deutschland gefunden hat, lachen sich regelmäßig kaputt und fragen mich, ob mit den Taxifahrern irgendwas nicht stimmen würde.

Dazu sei aber auch nochmal angemerkt: Hier in Berlin z.B. ist das von der Sache her logisch. Uber hat hier als Geschäftsfeld eigentlich ausschließlich reguläre Taxis. Und ein ganz besonders merkbefreites Rudel Vollhonks hat sich für eine Fahrt mehr am Tag auch tatsächlich da angemeldet – allerdings sind die Fahrer mitnichten deckungsgleich mit denen, die Uber-Werbung auf dem Auto haben, also bitte keine falschen Rückschlüsse!

UberTaxi gibt es in Berlin schon seit Ende September 2014, das war Ubers Reaktion auf das Verbot von UberPop in der damaligen Version. Nicht geändert bis heute haben sich die Gründe, warum man als Taxifahrer trotzdem nicht für Uber fahren sollte.