Die Pillauer

„Alter, ich will in die Pillauer Straße. OK? Warte, ich zeig’s Dir: Ist irgendwo zwischen Ostbahnhof und Warschauer!“

Vielleicht die Gegend, die ich am besten zu kennen glaube. Aber die Pillauer … nun ja, ich hatte in dieses kurze Sträßchen trotz allen Standhütens am Ostbahnhof in sechseinhalb Jahren keine Tour. Absurd, aber so kann’s halt gehen. Und die Straße ist nun wirklich sehr klein und unwichtig.

Und was hab ich gemacht: Ich bin die Sache ehrlich angegangen. Ich hab gesagt, dass ich dazu das Navi nutzen müsse, die Straße würde ich leider nicht kennen. Am Ende hat mir der Kunde mit seinem Smartphone die Ecke gezeigt, und dank der Straßen drumrum war mir sofort klar, welche das war. Sowas passiert mal in einer 900km²-Stadt, so ist es halt. Ich hab schon meines Unwissens wegen aus Kulanz eine Kurzstrecke (wir starteten an der Wühlischstraße) reingehauen und es hat gereicht.

Kunde zufrieden, Job done.

Traurig war, dass er mir unterwegs erzählt hat, dass einer meiner Kollegen all seine Hinweise abgeschmettert hat und ihn „zielsicher“ zur Libauer Straße gebracht hat. Ja, ist nicht weit weg. Aber WTF?

Und nein: Der Kunde war nüchtern und hat sehr deutlich gesprochen.

10 Kommentare bis “Die Pillauer”

  1. Ulf sagt:

    Und, Herr Platzmeister, wie sieht’s aus mit Müncheberger und Mehlbeerenweg ? Ohne Schummeln !
    😉

  2. Bleistift sagt:

    Aber die Pillauer Straße ist doch direkt an der U-Bahn Wandsbek-Gartenstadt!
    Ups, falsche Stadt…

  3. Ana sagt:

    Meine Lieblings „Kennste die?“-Straße war jahrelang die Kuppenheimer. Google Maps kennt sie zum Beispiel nicht 🙂

  4. Sash sagt:

    @Ulf:
    Bei der Müncheberger hab ich zugegeben eher geraten, hatte am Ende aber Recht (bin da trotzdem noch nie im Leben reingefahren), den Mehlbeerenweg wusste ich aber sofort – was aber daran liegt, dass ich gerne über Kraut- und Lange Straße zum Bahnhof fahre, um mir die Ampel an der Kreuzung Holzmarkt/Andreas zu sparen und deswegen oft langsam an dem Straßenschild vorbeifahre. Hinbringen musste ich da aber auch noch niemanden.

    @Bleistift:
    Ja, die! Die hätte ich auch gewusst! 😉

    @Ana:
    Kannte ich auch nicht – und ist bei osrm.at auch nur als Fußgängerweg eingezeichnet.

  5. Ulf sagt:

    Ah, aufmerksamer Kraftfahrer. Mach ich auch oft so mit der Kraut.
    Mehlbeeren – da durfte ich vor ca. 2 Jahren nach über 20 Jahren doch mal wen zur Schwimmhalle bringen.
    Müncheberger – tatsächlich noch nie auf dem Parkplatz vom Centum-Warenhaus gewesen ?

    Dieses ganze unnütze Wissen war früher beim grünen Funk hervorragend für Standortmeldungen oder Nachmeldungen beim freien Ausruf geeignet. Bevor da noch irgendein anderer mit Nachdenken fertig war hatte man den Auftrag schon im Sack.

  6. Sash sagt:

    @Ulf:
    Nee, bin da wirklich noch nie von irgendwohin rangefahren.
    Dass das „unnütze“ Wissen beim Funk hilfreich war, glaube ich gerne. Und das ist/wäre es ja auch immer noch, wenn dann doch mal der eine Kunde nach 20 Jahren kommt …
    Ich bin da inzwischen entspannt. Zum einen will ich natürlich jeden Winkel der Stadt kennen oder zumindest mal irgendwann kennenlernen – andererseits weiß ich, dass das nie passieren wird. Und wenn’s eine fucking Einbahnstraße in der Innenstadt von Spandau ist … es wird immer Lücken geben. Was ich inzwischen gut kann, ist, den Kunden das auch verständlich zu machen. Und am Ende kommt es darauf an. Mitunter mit schönsten Nebeneffekten: Erst die Woche hatte ich eine Kundin, die nach Hellersdorf in eine Straße musste, bei der ich zugab, sie nicht zu kennen. Sie war stolz wie Bolle, mir den Weg zeigen zu können und hat am Ende die 23,10 € auf satte 30 € aufgerundet. Im Gegenzug kann ich dann gut mit den paar Arschlöchern leben, die mir sowas als Totalversagen auslegen. Zumal: Die hätte ich auch anders nicht zufriedengestellt …

  7. Ulf sagt:

    In der Beziehung sind wir wohl Brüder im Geiste.
    Diese begeistert-freudig-erregten Wege-Erklärer find ich auch immer drollig.
    Dieser Ich-würde-seeeeehr-gern-alles-kennen-Ehrgeiz wird nach ziemlich genau 24 Jahren aber nur noch von Wunschträumen künstlich am Leben erhalten. Und in dem Alter, wo man langsam mehr Altes vergißt als sich Neues zu merken … (schluchz).

  8. Sash sagt:

    @Ulf:
    Ach, ich bin da ziemlich schnell auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Aber vielleicht auch, weil ich manchmal wirklich etwas vergesslich bin. 😉

  9. hafensonne sagt:

    Tja… gelernte Friedrichshainer kennen die Straße: Da gabs früher mal ’ne berüchtigte Nazikneipe. [Aber von der Wühlisch in die Pillauer mit Taxi? Das kann man doch wirklich laufen, wenn man nicht betrunken ist.]

  10. Sash sagt:

    @hafensonne:
    Naja, er war spät dran dank der Irrfahrt. Und wie oft wäre es einem rein hypothetisch einen Fünfer wert, schnell da zu sein? Ich hab gelernt, dass das so selten gar nicht der Fall ist …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: