Stadt/Land – der Unterschied

Nicht nur – aber auch – die Wahlergebnisse hierzulande zeigen oft auf, dass es einen enormen Unterschied zwischen Städten und dem ländlichen Bereich hier in Deutschland gibt.
Und ich finde das ziemlich krass. Gefühlsmäßig war es für mich schon hart, aus der Schwabenmetropole Stuttgart nach Berlin zu ziehen. So viel Diversität, so viel mehr Freiheit! Gar nicht auf dem Plan hatte ich für mich zugegeben die Leute, für die Stuttgart schon enorm libertär war.

„Ich müsste ins Upstalsboom-Hotel.“

Nun gut, vom Ostbahnhof eine der schlechtesten Touren, aber so ist das halt. Und um ehrlich zu sein: Ich kam damit immerhin von etwas weiter hinten weg.

„Wie ist das  hier nachts? Kann man da alleine heimlaufen oder eher nicht?“

WTF?

Für mich als Städter ist Friedrichshain – und diese Gegend nochmal im Besonderen – ein Ort der Idylle. Ruhige Wohngegend, allenfalls ein paar Berghain-Besucher — die ich ja auch stets eher positiv bewerte.

„Wenn man zum ersten Mal in einer Großstadt ist, flößt einem das halt noch sehr viel Respekt ein …“

sagte mein Fahrgast.

Um ehrlich zu sein: Verstehen werde ich das vermutlich nicht mehr in diesem Leben. Diese Angst vor dem Unbekannten.

Wobei ich dörfliche Atmosphäre kenne. Ich hab noch mit 25 Jahren regelmäßig meine Kindergärterin beim Einkaufen getroffen. In einem Laden, der vom Vater eines Grundschulklassenkameraden geführt wurde. In der Kneipe saß ich neben Ex-Kollegen meiner Eltern am Tresen, der Vermieter der ersten „eigenen“ Bude war der Vater eines Freundes und meine heutige Frau ist immerhin die Ex-Freundin eines WG-Mitbewohners.

Was ich glücklicherweise nie hatte, war die Beschränkung darauf. Der öffentliche Nahverkehr erlaubte es mir, einen Freundeskreis jenseits der Nachbarskinder aufzubauen, ich kannte immerhin Leute aus anderen Städten und wenn ich nachts mal ungeplant laufen musste, war Stuttgart immerhin genauso tote Großstadt wie Berlin es heute da ist, wo mein Fahrgast sich fürchtete.

Es wirkt immer überheblich, wenn man sich als Städter über die Leute vom Land wundert/ärgert/whatever. Aber ich muss wirklich mal sagen, dass das nicht ungerechtfertigt ist. Die familiäre Atmosphäre kann man wie oben erwähnt schon im richtigen Stadtteil haben, Landidylle im landschaftlichen Sinne ist in meinen Augen auch als Urlaubsphänomen absolut ausreichend. Was bleibt ist das „große Unbekannte“, das Aufeinandertreffen verschiedener Menschen, dessen Fehlen leider nur allzu oft in obskurer Angst und im schlimmsten Fall zu unschönen Dingen wie Rassismus und co führt.

Ich hab meinen Fahrgast entsprechend beruhigt:

„Du kannst den Weg das nächste Mal auch laufen, keine Sorge. Die Gefährlichkeit Berlins wird übertrieben wie vieles andere auch. Ich fahre nachts auch durch Neukölln und den Wedding und wohne in Marzahn. Und wie Du siehst, bin ich dennoch guter Dinge …“

(Ich hatte das Thema schon mal hier angeschnitten)

28 Kommentare bis “Stadt/Land – der Unterschied”

  1. FrauKatz sagt:

    Jjjjaaaa. Es mag mit Stadt-Land zu tun haben, aber ich glaube nicht, dass es sich darauf beschränkt. Die Lebensrealität eines 2-Meter-130-Kilo-Kerls ist beispielsweise eine ganz andere als die eines Mannes, der 1,70m groß und leptosom ist. Ersterer wird oft souverän auch durch Problemviertel spazieren können, ohne groß belästigt zu werden. Ein Mensch, der eher „leichte Beute“ signalisiert, muss da einfach vorsichtiger sein. Und die Irrsinnsbaustelle Mann-Frau habe ich da gleich mal rausgelassen. 😉

  2. Leptosom (war: Cliff McLane) sagt:

    @FrauKatz,
    > Die Lebensrealität eines 2-Meter-130-Kilo-Kerls ist beispielsweise eine ganz andere als die eines Mannes, der 1,70m groß und leptosom ist.
    1,74 und leptosom hier. Habe mich in meinen 7 Jahren Berlin aber dennoch sowohl im Wedding als auch in Kreuzberg (SO36) sehr wohl gefühlt, und das, was Sash hier über die „familiäre Atmosphäre“ sagt, kann ich für beide Stadtteile nur unterschreiben. Mag aber auch daran liegen, dass ich ein recht kontaktfreudiger Mensch bin, und da kommen einem die Berliner (im Gegensatz z.B. zu den Münchnern) doch sehr entgegen. Obwohl selber Bayer und in einem Kuhdorf geboren, bin ich mit den Oberbayern nie richtig warm geworden. In Preußen hingegen fühlte ich mich sauwohl. Die Stammtischbevölkerung besteht zwar überall aus verblödeten Rassisten, nur: In Berlin fällt das weniger auf.

    (Disclaimer: Dieser Beitrag enthält Stereotype, Verallgemeinerungen und Beleidigungen der deutschen Urbevölkerung. Diese dienen der Veranschaulichung und sind nicht zu 100% auf die Gesamtpopulation übertragbar.)

  3. mrx sagt:

    Da fällt mir nur der hier ein:

    http://youtu.be/D3Ok9Zm2zco
    (Rainald Grebe und die Kapelle der Versöhnung „Aufs Land“)

    (Wobei ich FrauKatz durchaus auch zustimmen kann. Die Lebensrealität ist mit 1.65 eine andere als mit 1.80. Evolutionspsychologie)

  4. Zeddi sagt:

    Ich denke für viele eher „ländlich“ wohnende Menschen fehlt da einfach der Erfahrungshorizont und auf der anderen Seite gibt es eine unmenge an „Rotz“ im Fernsehen die etwas anderes Suggerieren – hin zu kommt sicherlich das es für einen „Ländler“ manchmal auch schwer ist zwischen Deutscher und z.B. Amerikanischer Film-Realität zu unterscheiden.

    Ich denke nicht das alle „Ländlichen“ so verbohrt sind … zumal im ländlichen auch viele über die Städter gelacht wird, denen jede Lebensrealität was Natur, Nahrungsmittelproduktion e.t.c. angeht abhanden gekommen ist.

  5. Wahlberliner sagt:

    Zum Thema Lebensrealität und Körpergröße: Ich glaube nicht, dass es mit der Größe zu tun hat, was man „ausstrahlt“, sondern mit der Haltung, der Körpersprache. Das ist aber auch im Normalfall unbewusst, und daher merkt man es nicht, es ändert sich z.B. mit dem Selbstbewusstsein. Ich kenne jedenfalls auch einige Leute um die 1,70 rum, die keinesfalls „leichte Beute“ ausstrahlen, und denen dementsprechend auch nix angetan wird. Umgekehrt gibt es auch 1,90-Leute, die „leichte Beute“ ausstrahlen.

  6. hrururur sagt:

    Städter können auf dem Deich nicht vernünftig Autofahren, Landleute sind mit fünf Spuren mit Beschilderung kurz vor knapp überfordert. Ich sehe es jeden einzelnen Tag. Und die Städter, die nachts durch Neukölln oder Steilshoop oder sonstwas laufen, haben nachts ganz schön die Hosen voll, wenn sie unbeleuchtete Wege fernab jeder Zivilisation lang laufen müssen und befürchten jede Sekunde vom Wolf gefressen zu werden. Die Angst vor dem Unbekannten gibt es in beide Richtungen und das ist voll okay. Wir leben ja zum Glück in einer Zeit, in der man sich aussuchen kann, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt. Ich mag ja mein Leben genau dazwischen.

    Mein aktuellstes „komische Stadtkinder“-Erlebnis: zwei Tussis, die freiwillig bei.Freunden auf den Bauernhof gekommen sind zum Geburtstag feiern. Die wollten uuuunbedingt Kälbchen gucken, die waren nämlich erst wenige Stunden alt. Und streicheln!!! Und dann standen sie vor den Kälbchen, haben fast gekotzt, weil Kuhstall nunmal nicht wie Douglaz riecht und wollten die Kälbchen nicht streicheln, weil die sich bewegt haben(!) Und beißen würden(!!!). Wir reden von ganz frisch geschlüpften Babykühen, die noch nichtmal wissen, wo vorne und hinten ist und nur exakt zwei Sachen können:niedlich sein und nuckeln.

    Da ist mir jeder Bauer lieber, der seinen Konfirmationsbeerdigungskirchundsonntagsanzug anzieht, weil er in die große Stadt muss zum Doktor und der Angst hat alleine über die Reeperbahn zu gehen…

  7. Ana sagt:

    Hübsch geschrieben 🙂

  8. Rosa sagt:

    Ich schließe mich mal hrururur an… als Stadtmensch sind mir, wenn ich spät von meinen Eltern mit dem Rad heimfahre, die 4km, die ich durch den Wald fahren könnte, viel unheimlicher als das Bahnhofsviertel. Für jemand, der vom Land kommt, wäre dunkler Wald vermutlich weniger unheimlich…

  9. elder taxidriver sagt:

    Das mit der Ausstrahlung stimmt natürlich, Wahlberliner. In einem Experiment wurden verurteilten Straftätern Filme mit
    verschiedenen Personen vorgestellt, die sie aufgrund ihres Gangs beurteilen sollten. Wen sie am liebsten von denen überfallen würden sozusagen. Und , natürlich, stellte sich heraus: Die geringste Unsicherheit im Gang wird von den Profis
    sofort erkannt. Aus dem Augenwinkel. (Das quasi-forcierte erkennen sie auch)

    Pech natürlich, wenn man gerade nicht genug Ausstrahlung dabei hat. Gibt’s da Sprays dafür? Nein? Schade eigentlich.

  10. Sash sagt:

    @FrauKatz:
    Ja, das ist ein guter Einwand. Aber ich glaube, dass es wirklich auch darüber hinaus eine Frage der Erfahrung ist. Da verfälscht meine Ansicht als 2m-Mann sicher ein wenig die Ergebnisse, aber wenn mich ein kräftiger junger Mann fragt, ob er wo langlaufen kann, wo täglich wahrscheinlich hunderte zwölfjährige Mädels vom Bahnhof heimlaufen, dann ist das eben schon erstaunlich.

    @Zeddi:
    Auch ein wichtiger Punkt. Die Medien spielen da selbstverständlich auch eine Rolle.

    @Wahlberliner:
    Da ist was dran. Ich vermute aber auch, dass sich diese „Ausstrahlung“ besonders zulegt, wer viel Zeit auf fremdem Terrain verbringt. Da sind Ursache und Wirkung eventuell etwas kompliziert miteinander verwoben.

    @hrhrurur und Rosa:
    Keine Frage, dass es das auch andersrum gibt. Von Menschen, die glauben, Kühe seien lila und Hasen laufen mit Batterien, bin ich auch nicht sehr begeistert, das muss ich ehrlich gestehen.

    @elder taxidriver:
    Schätze, Pfefferspray war etwa unter der Prämisse erfunden worden. 😉

    @all:
    Danke übrigens, dass hier so sachlich diskutiert wird. Eine Trollerei zwischen Stadt und Land wollte ich nämlich auch nicht anzetteln. Schön, dass das auch so aufgefasst wurde von Euch! 🙂

  11. Cliff McLane sagt:

    Hallo Herr Forenbetreiber!
    @mrx hat mir einen Ohrwurm beschert. An wen darf ich mich wegen Schadenersatz und Schmerzensgeld wenden? #trollerei #großstadt

    @Rosa, „wir vom Land“ gehen nicht ohne Taschenlampe aus dem Haus, wenn’s mal später werden könnte. Das hilft nicht nur auf Waldwegen, sondern auch bei Unfällen auf unbeleuchteten Landstraßen. Ich weiß nicht, ob @Sash als Taxifahrer in Berlin eine Taschenlampe im Auto hat, weil, Vorschrift ist das ja nicht, aber eine Maglite kann auch anderweitig nützlich sein. Ich meine jetzt nicht unbedingt die Verwendung als Schlagstock, sondern mehr das Ausleuchten dunkler Hinterhöfe, denn „linker Seitenflügel vierter Stock rechts“ unterscheidet sich beleuchtungstechnisch ja nicht so sehr von Waldwegen, nur dass es da morsche Treppen als Stolperfallen hat anstatt der bei uns aufm Land üblichen Baumwurzeln. — Wer übrigens Interesse an ländlicher Folklore hat, der google mal nach dem Begriff „Irrwurz“.

  12. Wahlberliner sagt:

    @Cliff: Ich habe auch in der Stadt meine LED-Lenser MT7 sehr zu schätzen gelernt. Auch als Nicht-Taxifahrer – eben um in „dunklen Ecken“ trotzdem was zu sehen – mag aber auch mit meiner subjektiv empfundenen Nachtblindheit zusammen hängen (oder ist es normal, dass man im Dunkeln nix sehen kann? ;-)) – im Waldweg allerdings würde ich eher so eine Druckluft-Tröte, wie sie die Fußballidioten im Stadion haben, mitnehmen, denn da ist ja doch die Gefahr, die von z.B. Wildschweinen, oder auch Wölfen, die glücklicherweise langsam wieder nach Deutschland zurück kommen, deutlich höher einzuschätzen, als von anderen Menschen. Und so, wie Wildunfälle auf Landstraßen innerhalb von Wältern dadurch abgewendet werden können, dass man gelegentlich mal hupt, weil das Wild sich sonst von den Scheinwerfern angezogen fühlt, hätte ich auch bei der naturgemäßen Verwendung einer Taschenlampe (bzw. im Fall der LED-Lenser, eines Taschenscheinwerfers – ’ne MagLite ist ein trübes Notlicht dagegen…), um was zu sehen, Bedenken, dadurch nicht in ungewollten Kontakt mit Tieren zu kommen, die einem gefährlich werden könnten. Die Tröte hülfe dann (hoffentlich) dabei, solche Begegnungen zu vermeiden…

  13. Cliff McLane sagt:

    @Wahlberliner
    > die Gefahr, die von z.B. Wildschweinen, oder auch Wölfen
    Ja, die ist nicht zu unterschätzen. Aber was ist mit den Eichhörnchen? Denkt denn niemand an die EICHHÖRNCHEN?
    https://www.lawblog.de/index.php/archives/2014/06/16/der-eichhoernchen-fall/

    > LED-Lenser, eines Taschenscheinwerfers – ‘ne MagLite ist ein trübes Notlicht dagegen
    Na, das dann nun doch nicht. Die große Maglite (die drei Monozellen braucht, also für die Jüngeren, Batterien Größe D) leuchtet zwei Kilometer weit dank Xenon-Halogen-Birne vorne drin. Hat mir schon manchen Waldspaziergang und manche Übernachtung in der Nähe eines Festivals verschönert. Großer Nachteil: Der Stromverbrauch ist immens. Großer Vorteil allerdings, man sieht, wenn die Batteriespannung nachlässt, was bei der LED-Technik nicht der Fall ist. Und dass man bei beiden keine Zink-Kohle-Batterien aus dem 1-Euro-Shop verwenden sollte, darin sind wir uns vermutlich einig.

  14. Cliff McLane sagt:

    Nachtrag:
    > im Waldweg allerdings würde ich eher so eine Druckluft-Tröte, wie sie die Fußballidioten im Stadion haben, mitnehmen

    Gegen die Angst des nachts im Walde wurden Wanderlieder erfunden. Musst ja nicht schön singen, nur laut.
    https://www.youtube.com/watch?v=S74V-oqjsGU
    (Vorsicht: Link enthält singende Kinder. Nichts für schwache Nerven!)

  15. Wahlberliner sagt:

    @Cliff: Auweia, der glockenhelle Klang….
    Und zur Lampe: Naja, vom Größenvergleich her wäre mit dem MagLite-Prügel wohl die X21 R.2 der LED-Lenser passend. Ja, mit 3200 Lumen kommt man schon recht weit. 2km Leuchtweite sind allerdings bei der MagLite ganz sicher übertrieben, denn bei den X21ern werden nur 600-700m angegeben, und für die MagLite 3-D-Cell lächerliche 45 Lumen und 254m (jeweils Angaben der Herstellerwebsites). Ich würde sogar sagen, die MT7 ist von der Lichtleistung her ziemlich vergleichbar mit der 3D-Cell, aber braucht halt nur 4 Microzellen. Klar, immer einen Satz an Ersatzakkus dabei zu haben ist hilfreich, aber die Eneloops halten schon recht lange. Und man merkt auch bei der LED-Lenser, wann sie leer werden, denn 1. wird sie dann auch dunkler (man kann die M-Serie-Lampen ja auch stufenlos runterdimmen, wobei auch die dunkelste Einstellung bereits, hmm, verdammt hell ist – je leerer die Batterien, desto näher kommt die „volle Leuchtstärke“ der dunkelsten Dimmstufe), und 2. blinkt sie als Warnung, bevor die Batterien ganz leer sind.
    Aber doch, in der P7, die ich zuhause benutze, sind einfache ALDI Micro-Batterien (Alkaline, keine Zink-Kohle), das ist die nicht elektronisch geregelte Version der MT7, und die ist jetzt nach 2 Jahren Benutzung langsam an einem Punkt angekommen, wo ich sagen würde, kann man sie mit herkömmlichen LED-Funzeln vergleichen, auch wenn sie immernoch ein gutes Stück heller ist. Da kann man aber, weil nicht elektronisch geregelt, die Batterien auch problemlos bis zum letzten Funken leer nuckeln.

    Früher[tm], als Taschenlampen noch mittels Erhitzen von Drähten Licht erzeugten, waren die nie praktikabel, weil immer die Batterien leer waren. Seit es LED-Lampen gibt, funktioniert das Konzept Taschenlampe wirklich gut, weil man notfalls auch mal eine ganze Nacht durch Licht haben kann, ohne vorher einen Batterieladen leergekauft zu haben. Billig-LED-Lampen sind aber auch genau das: billig. Gingen bei mir immer kaputt, fielen auseinander, leuchteten nur noch bei regelmäßigem Draufklopfen oder mit sonstigen „Tricks“. Dann hab ich mich entschieden, etwas Geld auszugeben, und auch wenn es die LED-Lenser Modelle die ich habe inzwischen nicht mehr gibt, es war diesbezüglich die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Die werden mir noch lange gute Dienste leisten.

    Lediglich Leute verprügeln kann man damit nicht, aber das gehört sich ja eh nicht.

  16. Sash sagt:

    Ich bin immer wieder fasziniert, in welch unerwartete Richtungen die Kommentardiskussionen abdriften. Heute: Taschenlampen. Warum auch nicht? 😀
    Ihr seid echt unterhaltsam, Leute. Und man lernt stets was neues – also weitermachen!

  17. Cliff McLane sagt:

    @Sash, ich muss dich jetzt leider enttäuschen, denn bevor ich jetzt nachschlage was @Wahlberliner mit Lumen meint (zu meiner Zeit[tm] wurden Lichtstärken noch in Lux oder Candela angegeben), beende ich die Fachdiskussion um Taschenlampen lieber und räume ein, dass meine Maglite bei stärkster Fokussierung und vollen Batterien vielleicht nur 1,8, aber keinesfalls 2 km weit leuchtet.

  18. scf sagt:

    Ach, ich glaub, die Sicherheit kommt mit der Erfahrung. Ich wohne jetzt seit fast zwei Jahren in Berlin (hui, wie die Zeit verfliegt), davor in einer Kleinstadt (nichtmal Dorf!) und weiß noch, dass ich mich am Anfang gern mal vorm U-Bahnfahren gedrückt hab, weil ich mir das total voll, laut, unhygienisch (wtf) und tatsächlich auch ein bißchen gefährlich vorgestellt hab. Betonung liegt auf „vorgestellt“. 😉 Als ich dann mehrere Monate gefahren bin, habe ich irgendwann einen Trend im Ausbleiben der durchdrehenden Alkis und co ausmachen können und inzwischen macht es mir, bis aufs Fahren mit Partyvolk, nichts mehr aus. Allerdings hatte ich vorher halt auch absolut null Erfahrung mit U-Bahnen und co, in meiner Heimatstadt fährt einmal die Stunde ein Bus und das wars, woanders feiern gehen war auch nicht, da wir quasi verkehrstechnisch komplett abgeschnitten waren. Ergo hat sich mein Berlinbild aus Medienbildern und Schilderungen von Bekannten zusammengesetzt und das besteht nunmal aus den „Events“ und nicht den 354mal ereignislosen Fahrtagen im Jahr. 😉 Gut ists, wenn man ins kalte Wasser springen muss – irgendwann kann man über seine Gedanken am Anfang nur noch milde lächeln (und sich ein bißchen schämen).

    Bei mir folgte auf die „oh Gott, überall ists gefährlich“-Phase eine „hier passiert doch nie was“-Episode und ich bin inzwischen, wie ich hoffe, auf einem gesunden Mittelweg angekommen. Ich denke aber dennoch, dass die Grundvorsichtigkeit, die man erstmal hat, besser ist als andersherum – ich wollts erst nicht wahrhaben (war in der besagten zweiten Episode als die Gespräche darauf kamen) aber in meinem Freundeskreis hier hat eine nicht unerhebliche Anzahl von Personen schon Erfahrungen mit Überfällen, Ausgeraubt werden und so gemacht. Daher besser erstmal zu vorsichtig und dann das Ausmaß der Sicherheitsmaßnahmen an die Realität anpassen als andersherum. Ist vermutlich günstiger (ok, es sei denn, man lässt sich überall durch die im Panikmodus unterstellten No-Go Areas chauffieren, dann bestimmt nicht ;)).

  19. Lyra sagt:

    Und jetzt bin ich so dreist, noch einmal vom Thema abzulenken und meinen Senf zum Blogpost zu geben 😉

    Denn auch auf dem Land gibt es Gegenden, wo man besser nicht hin geht. In meinem Heimatdorf überlege ich mir nämlich schon sehr genau, wo ich nachts alleine zu Fuß hin gehe und wo nicht, während ich in meinem Austauschjahr in Brasilien bin ich da definitiv sorgenfreier Nachts unterwegs gewesen.
    Mal abgesehen davon, dass ich lieber in der Stadt wäre, wenn was passiert, als auf dem Land, der eine Krankenwagen, der für die ganze Gemeinde (ca. 280km² und 14k Menschen) zu ständig ist, steht 5km weg und braucht nach einem Einsatz auch immer eine weile bis er wieder zurück ist, weil die nächsten KH 18/25/40km weg sind. (Beim letzten Mal Unterzucker meines Opas dauerte es 30min bis ein RTW da war)
    Und die Polizei ist auch nur tagsüberbesetzt und die nächste Wache ist nachts 18km weg. Macht aber auch nicht mehr viel, weil unbeteiligte Zeugen wird es kaum geben und gesehen hat eh nie wer was, weil um 23 Uhr alle Lichter aus gehen. (Wo wir denn doch wieder beim Thema sind 😉 )

  20. Cliff McLane sagt:

    @Lyra,
    > In meinem Heimatdorf überlege ich mir nämlich schon sehr genau, wo ich nachts alleine zu Fuß hin gehe

    Ach, gibt’s bei euch auch Jauchegruben?
    „Du weißt schon wo du hintrittst? Es ist finster.“
    „Ach, ich kenn mich aus, ich brauche keine Taschenlaaaaaaahhhhhh………“

  21. Lyra sagt:

    Keine Angst wir haben sogar auf unserem Grundstück vor ein paar Jahren beim Fundamente ausheben noch eine gefunden von der keiner mehr wusste.
    Die „bekannte“ war aber auch zu dem Zeitpunkt her mit Regenwasser gefüllt, weil meine Eltern keine Landwirtschaft haben.
    Reicht das noch 😉

  22. hrururur sagt:

    @Lyra: Rettungskräfte und so: bei uns muss in zehn Minuten Hilfe sein, Hamburger Blablubbprämisse des Innensenators oder so. Direkt hinter der Landesgrenze sieht das eher wie bei euch aus. Da können zehn Meter über Leben undTod entscheiden (schon erlebt). Da die RTWs es in der Zeit nicht bis nach „ganz draußen“ schaffen, kommt da dann, wenn es richtig eilig ist(also nicht bei „nur“ gebrochenem Bein oder so) nach Möglichkeit der Heli. Und man sieht die Landesgrenze sowohl im städtisch bebauten Bereich, als auch da, wo nur Wiesen sind, nur anhand des gelben Schildes.

    Wir haben übrigens 1 RTW pro 30k Einwohner. Aber halt insgesamt mehrere und eine sehr hohe Klinikdichte. Hier im Bezirk zwei, hinter der Landesgrenze in unter zehn Kilometer ab Wache/fünf ab Landesgrenze nochmal drei, teilweise hochspezialisiert. Aber auf der falschen Seite der Grenze liegste halt mal ne Weile. Gut, diesseits auch in den entfernteren Ecken, Ersthelfer ist oft die FF ohne RTW, aber wenn es eilig ist, kommt halt der Heli, Platz genug ist ja 😀 und den dürfen die Nachbarkreise halt nicht beliebig anfordern.

    Die notfalltechnische Versorgung ist auch der Grund, warum ich immer diesseits der Landesgrenze wohnen bleiben will.

  23. Lyra sagt:

    @hrururur
    Die Klinikdichte ist das größte Problem und es wird bei uns immer schlimmer. Das Klinikum was nur 18km weg wird, wird immer weiter reduziert. Mittlerweile gibt es dort nur noch den minimal Betrieb und wenn Speziallisten gebraucht werden, werden diese online dazu geschaltet. Ganz „spezielle“ Sachen wie zB. eine Geburt wird gleich weiter geschickt.
    Das Klinikum was 25km weg ist, ist nicht mehr in Niedersachsen, sondern in NRW, sprich man kann dort hin kommen muss es aber meist explizit verlangen, weil sonst das 40km entfernte KH vorgezogen wird, wenn es nicht wirklich, um Minuten geht. (Das man dort nicht mal, wenn man Zeit hat hin will, ist sowie so eine andere Sache)

    Aber man muss ja sparen im Gesundheitssystem, geht ja nicht an, dass so viel Geld raus geschmissen wird…

  24. hrururur sagt:

    Also ich kann mich zur Zeit nicht beklagen. Meine Oma war gerade für mehr als einen Monat im Krankenhaus, davon elf Tage auf Intensiv. Davon wiederum drei „nur so“ weil sie oben auf dem Flur hätte liegen müssen und ihr das nicht zuzumuten war wegen erhöhter Infektionsgefahr. Und einen, bei dem das nicht so problematisch gewesen wäre, wollten sie auch nicht aus dem Zimmer kicken. Und die Intensivstation ist richtig teuer für die Klinik. Eigentlich hätte sie nur n Drittel der Zeit bleiben sollen, sie war also eh schon „zu teuer“

  25. hrururur sagt:

    Ah und Opa kriegt das Medikament zu 3,50 am Tag statt zu 0,20(!!!). Beide Kassenpatienten!

  26. Cutler sagt:

    Wenn ich ein Zugezogener wäre, würde ich mir die „Sache“ wahrscheinlich auch schönreden.
    Dazu kommt dann auch, wie bereits erwähnt, dass man als „Über-2-Meter-Mensch“ tendenziell eher weniger Angriffen ausgesetzt ist.
    Ich bin gebürtiger Berliner, 49 Jahre alt, habe bis auf ganz kurze Unterbrechungen immer in Berlin gewohnt, aber ich traue mich inzwischen hier nicht mehr nachts auf die Straße. Auch schon auf Grund des mittlerweile Papiertigers „Polizei“, denn wenn mir wirklich was passieren sollten, würden die Beamten wahrscheinlich eher von meinen Angreifern verprügelt, als dass die Uniformierten mir helfen könnten.
    Mir ist bisher nicht viel passiert. Gut, ich bin zweimal auf dem Fußweg von Radfahrern angefahren worden. Aber das war tagsüber. Einmal bin ich dabei gestürzt, habe mir das Bein gebrochen und war wohl etwas bösartig in meinen Äußerungen, denn der diesen Sturz verursachende Radfahrer hat mir auch noch gleich das Nasenbein zertrümmert.
    WTF?
    Nein, ich liebe die Berliner und liebe überhaupt alle Menschen, denn Frau Merkel ist ja auch der Ansicht, dass niemand jemals irgendwelche bösen Absichten hat, es gibt ja auch eigentlich keine Kriminalität…. man muss nur ganz, ganz fest dran glauben. Und alles entweder aussitzen oder unter den Tisch kehren.
    Nach deinen Ausführungen bist du also ganz eindeutig CDU-Wähler. Oder schaust zuviel Bibel-TV.

  27. Sash sagt:

    @Cutler:
    Die Logik dahinter, dass ich als Zugezogener mir irgendwas schönreden muss, was Du nicht tust, musst Du mir beizeiten mal erklären. Wie gesagt: dass ich aufgrund meiner Statur einen Vorteil habe, weiß ich. Aber ich glaube auch nicht, dass Angst alleine ein guter Ratgeber ist.
    Ich hab die Polizeipressemeldungen abonniert und krieg auch nebenbei einiges mit. Und rein statistisch müssten in Berlin schon mehrere zehn- bis hunderttausend Soziopathen leben, ich behaupte nicht, dass hier nix passiert. Aber warum deine subjektive Angst jetzt irgendwie richtiger sein soll als meine Feststellung, dass man in Berlin auch nachts ein paar Meter laufen kann, erschließt sich mir nicht ganz.
    Aber gut, wenn man schon mit Superlativen wie CDU und Bibel-TV argumentiert, dann ist was wahres dran: die Wahrscheinlichkeit, dass man umgebracht wird, sinkt in der eigenen Wohnung signifikant. Aber das hab ich auch nie angezweifelt.

  28. Mic ha sagt:

    Was für eine Flachpfeife. 49 Jahre und sperrt sich wegen einem einzigen Fahrradunfall ein.
    Sash, das du darauf noch eingehst – v.a. da er noch auf sein Geburtenrecht pocht und meint andere damit abzukanzeln – Respekt.

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