Das Schicksal belohnt halt doch die Unehrlichen

Ich bin ja eigentlich eine ehrliche Haut. Aber es gibt so Tage, die auch mich brechen. Ich halte die Tarifbindung im Taxigewerbe für sinnvoll und halte mich zu 99,9% daran. Und Ausnahmen mache ich meist nur, wenn ich selbst Mist gebaut habe. Und dann sind da die zwei Fahrten jährlich, bei denen ich gegen dieses Gesetz verstoße.

In diesem Fall war es eine nicht sonderlich gut gelaufene Schicht, bei der ich mich eigentlich schon auf dem Heimweg befunden habe. Keinen Bock mehr, nach anderthalb Stunden Wartezeit eine 5€-Tour, alles nicht so dolle. Dann aber ein Winker, der abgezählte acht Euro bereithielt und fragte, ob ich ihn zu einem Bahnhof bringen könnte.

Ich will’s nicht schönreden, ich hätte es nicht annehmen dürfen. Der Preis wäre eher so um die 10 bis 11 € gewesen. Aber zur Erklärung:

  1. Es war ein beschissenes Wetter.
  2. Er hatte offenbar wirklich nur noch 8 €.
  3. Er war Opfer einer undurchsichtigen Haltestellenverlegung geworden.
  4. Ich brauchte dringend Umsatz.
  5. Es lag in meiner Richtung.

Ich bin halt auch nicht perfekt und ich helfe gerne anderen Menschen. Also hab ich die Uhr nach 8 € ausgemacht. Und, was ist passiert? Ich hab danach ziemlich schnell noch einen Winker bekommen, auch fast auf dem Weg, mit gutem Umsatz und auch mit Trinkgeld. Hätte eigentlich so nicht sein sollen, freut mich aber trotzdem. 😀

7 Kommentare bis “Das Schicksal belohnt halt doch die Unehrlichen”

  1. ELP sagt:

    Na, wenn da dein neuer Doppelbettpartner nächste Woche mal nicht Uli Hoeneß heißt…. (Macht aber nichts, der ist ja auch ein Schwabe…)

  2. Marco sagt:

    Eine Frage, die mir gerade kommt, schreibe ich eigentlich nur hier rein, weil es der neueste Beitrag ist, aber zufällig passt es auch gerade halbwegs zum Thema:

    Könntest du mal was zu dem Thema Pflichtfahrgebiet / Tarifpflichtgebiet schreiben?
    Ich habe aus anderen Gründen gerade mal in den Taxitarif meines Landkreises geschaut und dort ist mir folgendes aufgefallen: § 1 Abs. 1 definiert das Tarifpflichtgebiet als das Gebiet des Landkreises. Entsprechend legt § 5 Abs. 2 fest, dass Fahrten innerhalb des Kreisgebiets nur mit eingeschaltetem Fahrpreisanzeiger durchgeführt werden dürfen. Das Pflichtfahrgebiet jedoch, innerhalb dessen die Beförderungspflicht besteht, hängt ab vom Taxistandort ab und umfasst jeweils nur wenige Ortschaften. Wenn ich also z.B. die 2 Kilometer von Bremm (Pflichtfahrgebiet der Standorte Zell und Bullay) nach Ediger-Eller (Pflichtfahrgebiet des Standortes Ellenz-Poltersdorf) fahren will, besteht einerseits keine Beförderungspflicht, andererseits darf ich mit dem Taxifahrer auch keinen Preis aushandeln, um ihn dazu zu bewegen, mich doch zu fahren. Und, noch viel überraschender: Nur 28 der 89 Gemeinden im Landkreis liegen überhaupt in irgendeinem Pflichtfahrgebiet…

    Wie passt das denn zum Thema Taxi als Teil des ÖPNV? Du betonst ja auch immer, dass die Tarifpflicht quasi eine „Kehrseite“ der Beförderungspflicht ist, die ja in Berlin, wenn ich es richtig verstanden habe, den gleichen Anwendungsbereich haben – die fallen hier aber auseinander. Und weißt du zufällig, ob das jetzt eine exotische Ausnahme ist oder auf dem Land üblich? Vielleicht kann einer der hier mitlesenden Kollegen, die auf dem Land fahren, was dazu sagen.

    Vielen Dank für Meinungen!

  3. Andreas sagt:

    Der Preis wäre eher so um die 10 bis 11 € gewesen. — Dann hätten doch 2 Kurzstecken eigentlich reichen müssen?

  4. Sternennacht sagt:

    Ich gebe dir recht und auch wieder nicht!

    Ich glaube in Auslegung der Tarifordnung sind wir absolut identisch.

    Und nun der Versuch der Erklärung: als man hier noch mit Sprechfunk arbeitete war die Taxizentrale bei der Auftragsvergabe auf Ehrlichkeit bezüglich des Standorts des Taxis angewiesen. Gerade in Außenbezirken waren manchmal die Taxistände nicht besetzt sodass Aufträge an das Nächstliegende vergeben wurden. Wie gesagt der angegebene Standort müsste geglaubt werden. Er wurde mit “ für xy Straße “ angeboten. Wenn man sich nun in dieser Straße befand hatte man Pech da die Zentrale dies nicht glaubte. Man musste eine Seitenstraße angeben und bekam den Zuschlag. Ich habe mich oft geärgert das ich in absoluter Nähe war und leer ausging. Nun, man fuhr weiter Richtung Innenstadt und oft genug kam einen ein mit überhöhter Geschwindigkeit fahrendes unbesetztes Taxi entgegen. Ein sogenannter Funkgeier eben. Die Gedanken die man in dem Moment hatte darf man hier nicht wiedergeben. Man dachte immer der Ehrliche ist der Dumme 🙁 Mit der Zeit kannte man diese Geier und es war dann ein sehr schönes Gefühl mitzuerleben wenn diese Kollegen mit der Polizei am Straßenrand standen und der Beamte etwas in eine Kladde notierte. Wer weiß wie teuer sie sich manchen Vorteil erkauften!

    Das nächste ist das mancher Fahrgast eine 8€ Fahrt nachdem er einen Geldschein vorgab mit den Worten “ geben sie mir noch 10€ zurück “ beenden wollte. Manchmal war dies aber kein 20er sondern ein 50er. Und 32€ Trinkgeld sind ungewöhnlich bei diesen Beträgen. Ich habe dann stets den gegebenen Schein gezeigt und darauf hingewiesen das es wohl ein Irrtum seinerseits ist. Und dann kam wieder ein breites Spektrum an Erlebnissen. Vom Versuch die Kurve noch zu bekommen, über Danke ich würde ihnen gerne soviel geben – kann es mir aber nicht leisten, bis für ihre Ehrlichkeit machen sie jetzt 15 oder 20€ etc. Ich habe mich immer gefreut das ich jemanden eine Freude gemacht habe und glaube dass das irgendwie zurück kommt.

  5. Dazu eine Geschichte, die mich ziemlich irritiert hat. Ich bestellte ein Taxi von Friedrichshain nach Kreuzberg, Solmsstraße. Üblicherweise fährt man da über die Oberbaumbrück und dann die Skalizer entlang. Zu meinem Erstaunen fuhr der Taxifahrer aber nicht über die Brücke, sonder weiter die Mühlenstraße, Michaelkirchstraße — ein deutlich längerer, ca. 2 Euro teurerer Weg. Ich fragte höflich, warum er da lang fahre. Seine Antwort: er umfahre die Gegend um Kreuzberg/Südost/Neukölln lieber weiträumig. Bloß nicht am Kottbusser Tor lang, seine Nerven… Ich war perplex! Er lästerte noch ein wenig weiter ohne genau zu benennen, WAS (bzw, wer) ihm auf die Nerven geht, aber es war schon klar! FREIWILLIG fahre er da nicht hin, sagte er noch.

    Wie ? Ein Immigranten/MultiKulti-feindlicher Taxifahrer, der das auch noch so offen rauslässt ? Ich konnte es kaum fassen, war aber zu verblüfft, um mich zu streiten, wie ich es hätte tun sollen. Immerhin fragte er noch, wieviel ich da normalerweise zahle. 12 Euro, gab ich ihm Bescheid .- also machte er bei 12 Euro die Uhr aus und fuhr mich bis ans Ziel – machte dabei 2 bis fast 3 Euro Minus!
    Ist das zu fassen? Sollte so jemand überhaupt Taxi fahren?

  6. Sash sagt:

    @ELP:
    So wird’s kommen. Mindestens! 😉

    @Marco:
    Da muss ich mal gucken, die ganzen Regelungen kleiner Gemeinden kenne ich jetzt auch nicht auswendig. Es wird schon öfter mal vorkommen, hier galt ja – als wir Berliner noch dort laden durften – vom Flughafen Schönefeld aus auch ein anderes Pflichtfahrgebiet als von Berlin aus. Ich versuche dran zu denken, die Frage mal weiterzugeben. Schade, dass sich bisher kein Kollege mit einer Antwort gemeldet hat.

    @Andreas:
    Stimmt, das hätte eventuell knapp gepasst. Aber so einen Quatsch schlage ich nicht auch noch freiwillig vor. 🙂

    @Sternennacht:
    Ach, so weit sind wir da nicht auseinander. Ich glaube durchaus auch, dass sich Freundlichkeit und Ehrlichkeit lohnen. Entsprechend war oben genannte Fahrt ja auch ein Zwischending. Für den Kunden war’s ja nur eine Nettigkeit. 😉

    @ClaudiaBerlin:
    Nein, solche „Kollegen“ sollten wohl eher nicht Taxi fahren. Schon gar nicht hier in Berlin, schon ihrer eigenen Gesundheit zuliebe. -.-
    Vor allem geht es natürlich gar nicht, ohne Nachfrage einen Umweg zu fahren, selbst mit ausgeschalteter Uhr. Natürlich kann man fragen, aber Kunden haben auch das Recht, die Strecke zu bestimmen, also selbst wenn wir die ekligen Motive außen vor lassen, geht das einfach nicht. In solchen Fällen sind allerdings auch die Kunden gefragt, man sollte sich wegen sowas beschweren! Mit sowas geht niemand hausieren, solches Verhalten bleibt sonst zwischen Fahrer und Fahrgast und damit unbemerkt.

  7. ROW-Taxler sagt:

    Ich finde die finde die Reglung von Cochem-Zell merkwürdig…. vielleicht auch nur kompliziert ausgedrückt.

    Im LK ROW ist der gesamte LK Pflichtfahrgebiet und so mit besteht überall Beförderungspflicht Ausnahmen sind nach meiner Kenntnis nur Gemeinden mit eigenen Taxiunternehmen die haben Gebietsschutz… heißt wir dürfen uns dort nicht an Taxiständen bereithalten oder mit brennendem Taxilicht und so mit frei anzeigend durch den Ort fahren.

    Wir sind im gesamten LK ROW an die Tarifpflicht gebunden erst wenn wir in die LK’s HK, VER, OHZ, WL und HB oder HH fahren dürfen wir frei verhandeln….

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