Das Recht zu Schweigen

Nicht nur bei der Polizei hat man grundsätzlich ein Aussageverweigerungsrecht, auch im Taxi ist man nicht gezwungen zu reden. Ich hatte das hier bei GNIT ja schon oft, dass es da manchmal Differenzen zwischen Fahrern und Fahrgästen gibt. Die einen quasseln, die anderen schweigen – und zwar auf beiden Seiten. Und immer ist dem anderen eines der beiden lieber. Ich gönne jedem Kunden seine Ruhe, aber ich bin immer froh über ein Gespräch. Das verkürzt die Zeit, macht für mich als Dienstleister die Stimmung und die Wünsche der Kunden offensichtlicher und führt manchmal ja auch zu interessanten Themen, bei denen ich vielleicht noch was lerne – oder sogar der Fahrgast. Weiß man nie vorher, meist bleibt’s natürlich bei Smalltalk.

Allerdings gibt es die seltenen Fälle, wo auch ich mir denke:

„Boah, hätteste besser mal die Klappe gehalten!“

Und da war der Typ neulich definitiv ein gutes Beispiel. Er hatte (meiner bescheidenen Einschätzung als Nicht-User nach) ein bisschen zu viel Koks genommen und ist entsprechend ein wenig rumgeflippt und hat mich über irgendwelche Meetings zugequatscht, von denen er in der Eile sogar vergessen hat, worum es bei denen ging. Aber gut zu wissen, dass der Vortrag vom Thomas voll – aber so richtig voll – in die Hose gegangen ist. Das alleine ist ja noch irgendwie erträglich. Mein Ohr fängt nicht umgehend an zu bluten, wenn jemand vor sich hinquasselt. Am Ende meinte er dann aber, mir unbedingt Fotos zeigen zu müssen, auf denen er mit einer Frau zu sehen war, die ihm das Ohr ableckte. Das war ihm so wichtig, dass er mir sein Handy während der Fahrt vor die Nase halten musste und ich echt kurz davor war, mir zu überlegen, ob das nicht schon einen Eingriff in die Betriebssicherheit darstellt, der mir erlaubt, die Beförderung abzubrechen. Und wir waren da noch keine vier Minuten unterwegs und nur noch zwei von seinem Ziel entfernt.

Die Fotos kommentierte er im Übrigen wie folgt:

Und, Alter, das is‘ meine Professorin! Meine Professorin! Das ist doch eine kranke Welt!“

Den letzten Satz war ich bereit zu unterschreiben. Und die 1,40 € Tip liefen dieses Mal unter dem Label Schmerzensgeld …

PS: Komme gerade wenig zum Bloggen, aber keine Sorge: das wird sehr bald wieder besser. Danke an die vielen Leser, die mir weiterhin Links zu Uber oder ähnlichem zuschicken! Ich nehme das nicht nur zur Kenntnis, sondern sehe mir sie an und baue sie im Hintergrund weiterhin in die UberPop-FAQ ein, die ich weiterhin aktuell halten will und die gerne verlinkt werden darf. Und gerade jetzt, wo ich wenig Zeit habe, kommt mir das sehr entgegen, die Artikel zugeschickt zu bekommen. Also wirklich vielen vielen Dank!

6 Kommentare bis “Das Recht zu Schweigen”

  1. Quacki sagt:

    Hat er erst angefangen zu reden, als du den Small Talk angefangen hast?

  2. leserin sagt:

    War der Gute alt genug für Koks?

  3. Sash sagt:

    @Quacki:
    Du stellst Fragen! 🙂
    Ich glaube, er hat gleich losgequasselt – aber ich weiß es ehrlich nicht mehr genau.

    @leserin:
    Da es von der geistigen Reife eher fraglich erscheint und eine gesetzliche nicht vorgesehen ist, schätze ich, man muss das mit „Nein, nicht!“ beantworten.

  4. bloggergramm sagt:

    Sag mal, fühlst du dich ausgebeutet?
    Nach Meinung dieses „Experten“ muss das ja auf jeden Fall so sein….

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Experte-Politik-muss-auf-neue-Anbieter-wie-Uber-reagieren-2403648.html

    lol

  5. IXAT sagt:

    Ja, bitte weiter bzgl. Uber bloggen, momentan nehmen deren PR Teams Überhand. Ich nehme den Usern, Journalisten etc. nicht ab, dass Uber so populär ist, dass dauernd darüber berichtet, Erfahrungsberichte getwittert werden etc. Die ganze Sache findet in meinen Augen in den USA statt und ist in Deutschland noch lange nicht angekommen – und die ganze Berichterstattung, Tweets, Kommentare etc. sind bestimmt zu 95% fake.

    Netter kleiner Post aus dem Leben. Ich war letztens im Zug und wurde von jemanden zugetextet, obwohl ich Kopfhörer an hatte… Ich weiß nicht was er genau wollte, aber zum Glück war er im falschen Abteil. Dann wollte er die Differenz bezahlen, weil er sich ja so gerne mit mir unterhält – ich hab ihm direkt gesagt, dass das nicht nötig sei und ich sowieso arbeiten müsse.

    Also manchmal ist es gut höflich etwas Smalltalk zu machen und dann direkt aber höflich das zu sagen,
    was man für richtig hält.. Z.B. dass man gerade etwas müde ist. Aber da habt ihr vermutlich bessere Tipps.
    Das kleine „How To Taxi fahren“… „10 Tipps von Fahrer für Fahrer“… Aus dem Alltag für den Alltag 🙂

  6. IXAT sagt:

    Sorry wegen der Rechtschreibung, etwas übermüdet.

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