Trinkgeld. Ja oder nein?

asci hat mir in den Kommentaren eine Frage gestellt, die mir irgendwie schwer fiel zu beantworten. Hab’s gerade dann doch gemacht, aber ich dachte, dass das auch ein spannendes Thema für unterschiedliche Meinungen ist. asci fragte (ich fasse das mal eben mit meinen Worten zusammen):

Zusätzlich zum Taxipreis noch Trinkgeld zu geben, habe ich eigentlich keine Lust. Würde es Dir gefallen, mehr Fahrten zu haben, wenn die dann kein Trinkgeld abwerfen – oder ist das erst recht doof?

Schwer getan habe ich mich damit, weil

a) ich das Trinkgeldsystem in Teilen gut finde

(Die Bevorteilung engagierter Dienstleister. Dass deswegen teils die Löhne niedrig gehalten werden, ist natürlich eine Frechheit – trifft aber weniger aufs Taxigewerbe und mehr auf die Gastronomie zu)

b) ich umsatzbasiert bezahlt werde

(Deswegen kann für mich ein gutes Trinkgeld finanziell gleich bedeutend mit einer Tour sein, was eine allgemeine Aussage schwer macht.)

c) weiß, dass es da kein Schwarz und Weiß gibt

(Man kriegt auch als Arschloch Trinkgeld; für viele ist es schwer, das Geld auch noch aufzubringen etc. pp.)

Wie seht Ihr das?

Meine Sicht als Taxifahrer:
Trinkgeld ist nicht das wichtigste. So lange mir eine Tour Geld bringt, fahre ich sie. Sicher erhoffe ich mir bei 9,00 € auf der Uhr, dass zu dem Zehner ein „Stimmt so!“ kommt, aber ebenso wie ich eigentlich nie genervt bin, dass die 10€-Tour keine 12€-Tour ist, sehe ich den „fehlenden“ Euro Einnahmen nicht als Problem. Was ich aber auch anmerken muss: ich freue mich wahnsinnig über Trinkgeld. Sicher, der Euro läuft irgendwo unter „normal“ und das „Vielen Dank!“ ist natürlich nicht gerade der Ausdruck über einen noch nie dagewesenen Brüller in meinem Leben – aber zwei Euro extra mit einem Hinweis auf die nette Unterhaltung, die angenehme Fahrweise oder so, weiß dann schon zu rühren. Und je nach Umständen graben sich auch Kleinbeträge in die Erinnerung ein. Den Euro, den ich von drei Obdachlosen auf eine 5€-Fahrt bekommen habe, werde ich wohl nicht so bald vergessen.

Meine Sicht als Kunde:
Ich nehme Dienstleistungen nur sehr selten in Anspruch. Das macht es mir leicht, das Trinkgeld einzupreisen. Die Taxi-Fahrt wird 20 bis 22 € kosten? Lege ich halt 25 € raus. Ebenso beim Pizzaservice. Wenn ich mir schon den Luxus gönne, mal Leute Arbeit für mich zu erledigen zu lassen, denen ich naturgemäß nur selten über den Weg laufe, dann ist Geld halt eine schnelle Option, meine Anerkennung auszudrücken. Und wenn ich dann den Rentner vom Pizzaservice an der Tür stehen hab, der mir während eines Halbfinalspiels der Fußball-WM Essen bringt – der Kerl, der die betriebsinterne Auslosung für die Arschlochschicht verloren hat – warum sollte ich da über 2 oder meinetwegen 4 € extra nachdenken?
Ich weiß: andere kommen öfter als ich mit Dienstleistern in Kontakt, da kann das schon teuer werden. Denen kann ich nur nach wie vor raten, sich einfach genau zu überlegen, wem sie warum Trinkgeld geben – und das ggf. anpassen. Bei den einen nach oben, bei den anderen nach unten …

Aber ich bin gespannt auf Eure Meinungen zum Thema. 🙂

58 Kommentare bis “Trinkgeld. Ja oder nein?”

  1. Im Restaurant, Taxi etc. gehört für mich Trinkgeld einfach dazu. Und ganz wesentlich mache ich die Höhe von der Qualität der erbrachten Dienstleistung abhängig. Bin ich hochzufrieden, weil z.B. der Kellner nicht einfach nur das Essen gebracht hat, sondern jeden meiner Sonderwünsche mit einem freundlichen Lächeln und „Gar kein Problem, bekomme ich hin“ quittiert hat, mir dazu noch diverse Empfehlungen und gute Vorschläge unterbreiten konnte und den ganzen Abend zum Genuss für alle Sinne machte, dann muss dieser leider mit einem Trinkgeld rechnen, das sich gewaschen hat.

    Kein Trinkgeld bedeutet dann, dass ich absolut unzufrieden bin. Wobei ich auch schon Trinkgeld gegeben habe, aber mit den sinngemäßen Worten: „Das war das letzte Mal, dass ich bestellt habe.“

    Hintergrund der Geschichte: Ich hab über eine bekannte Lieferdienstplattform bei einem Imbiss bestellt. Der Chef persönlich brachte mir das Essen und beschwerte sich, warum ich nicht per Telefon bestellt habe, jetzt müsse er 50 Cent an die Plattform abdrücken. Daraufhin gab es die besagten 50 Cent (statt der üblichen 1,50) „Trinkgeld“ und noch dazu, dass er gerade einen Kunden verloren hat wegen seiner Jammerei.

  2. Zu dem Thema könnte man sicherlich ganze Bücher füllen. Aber ich versuchs auch mal möglichst kurz zu fassen – Ich sehe das ganze ähnlich wie du, die Pro & Contras sind nachvollziehbar. Aber im wesentlichen ist das Trinkgeld halt eine Anerkennung der Dienstleistung – dadurch das es nicht selbstverständlich ist und immer seltener gezahlt wird, freue ich mich hinterher umso mehr darüber. Aber es von jemanden erwarten? Ne….

  3. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ich schätze deine Einstellung. Und versuche das nicht in Verhältnis zu deinem Trinkgeld bei mir zu setzen. 😉

    @Taxiblog Bremen:
    Danke! Ohne Witz. Ich freue mich, wenn Kollegen die Problematik soweit abstrahieren können, um das gut zu finden. Das spricht für Dich.

  4. carola sagt:

    ich gebe immer trinkgeld. das haben wir schon früher im geschäft so gemacht. zur hochzeit stand die trinkgeldkasse gleich neben der tür – und seit 26 jahren hier zuhause ebenso.
    beinahe alle die heutzutage liefern kommen ( ich meine nicht essen) sind weit unterbezahlt – und es ist eine schande dass männer und auch Frauen mit ihrem alleinigen verdienst weder sich noch eine familie sorgenfrei über die runden bekommen können.
    trinkgeld ist heute, für den, der es sich leisten kann dinge zu kaufen und liefern zu lassen, aus meiner sicht ein „MUSS“.
    „zugemietete“dhl- Paket lieferer -sowie alle anderen aus der branche- zahlen unter 5€ die stunde- umgerechnet auf die arbeitszeit – die sich aus der menge der lieferungen ergibt. das ist ausbeutung. und vielen Taxifahrern gehts sicherlich ähnlich.

    ich habe mal überschlaggen, dass ich ungefähr 200€ trinkgeld im jahr „verteile“. zugegebenermaßen: Luxus. den ich mir (noch), leisten kann und andere dringend brauchen können.

  5. @Sash

    Ganz normales Trinkgeld für die gebotene Dienstleistung bei dir: Perfekte Unterhaltung, vor, während und nach der Fahrt. 😉

  6. Ich finde Trinkgeld albern und würde es gerne vollständig abschaffen.
    Gründe: einerseits die erwähnte Problematik dass Löhne mit Verweis darauf gedrückt werden, andernseits ist es für mich Aufwand. Ich meine nicht den monetären Aufwand (mal ehrlich, was interessiert mich 1-2€ mehr/weniger pro Tag in meiner Tasche?) sondern den sozialen Druck verbunden mit dem ständigen, verzweifelten Überlegen welcher Betrag jetzt angemessen wäre und wer wie überhaupt Trinkgeld verdient.

    Mit Trinkgeld wird jeder Kauf, jeder Restaurantbesuch und co. zu einem Psychologischen Spielchen. Kostet das Essen 28€, gibt man häufig 1€ mehr Trinkgeld als bei 29€, das noch unabhängig von Service oder persönlichem Eindruck über Kellner und co. Keiner kann wissen ob ich als Kunde gerade kein Trinkgeld gegeben habe weil ich ein Arschloch bin, das Geld passend in der Hand hatte, oder gerade ernsthaft unzufrieden war.
    Ich will das nicht. Ich will klare Preisstrukturen und übersichtliche Märkte ohne versteckte Kosten. Auch will ich gefälligst überall runde Preise (wir wissen ja wie gut das in unserem Einzelhandel funktioniert).
    Wenn ich mit dem Service unzufrieden war, kann ich das auch anderweitig ausdrücken: nicht nochmal Kunde sein, Online-Bewertungen oder tatsächlich etwas sagen.

    Trinkgeld tut nichts was mit anderen Methoden nicht besser, aussagekräftiger, weniger abhängig von Kunden-Situation, machbar wäre, nur dass ich bei Trinkgeld als Arschloch dastehe wenn ich es mal nicht zahle.

    Der andere Punkt das Trinkgeld eine schöne Einnahmequelle ist? Ja verdammt dann erhöhe halt die Preise! (ok, gerade bei Taxen ist das etwas komplexer, aber das ist nicht das wo ich normalerweise Trinkgeld zahle.)

  7. Sam sagt:

    Hmm, ich sehe das mit dem Trinkgeld recht kritisch und auch (nur) als Anerkennung besserer Arbeit.

    Das Problem daran ist auch einfach, das das Trinkgeld nur in bestimmten Branchen üblich ist; eine Bekannte von mir arbeitet in einem normalen Geschäft, berät die Kunden dort jedoch üblicherweise und verbringt teilweise 20-30 Minuten mit einem Kunden. Hier Trinkgeld zu geben ist aber unüblich und wird nie gemacht; dem Kellner, den ich dreimal für eine halbe Minute sehe soll ich dann aber Trinkgeld geben … ?

    Ich gebe Trinkgeld tatsächlich nur, wenn ich wirklich zufrieden bin und nicht das Gefühl hatte, das hier die Standardarbeit gemacht wurde. Für die Standardarbeit – so hoffe ich! – werden die Leute durch ihr Gehalt bezahlt.

  8. Xylakant sagt:

    Ich bin gegen Trinkgeld und für einfach ein höheres Gehalt (sprich höhere Preise für mich). Weder im Restaurant noch im Taxi bin ich nur von der Leistung und des Engagements der Person abhängig, der ich direkt begegne: Der Sonderwunsch, den mit der Kellner von den Lippen abliest wird nur selten allein durch ihn möglich gemacht, sondern sehr oft durch die Küche. Die kriegt aber von meinen Trinkgeld nichts mit. Auch die Taxifahrt wird nicht nur durch den Taxifahrer angenehm, sondern auch dadurch, dass das Fahrzeug in Ordnung und sauber ist, aber das Werkstattteam hat vom Trinkgeld nichts. Ausserdem führt es insbesondere im Restaurant dazu, dass sich der Kellner bevorzugt um die Person kümmert, von der er Trinkgeld erwartet, d.h. es leiden alle anderen am Tisch darunter. Auch werden die Personen bevorzugt behandelt, von denen man sich ein hohes Trinkgeld erwartet, d.h. es leiden alle anderen Tische darunter.

    Dem Paketboten Trinkgeld für die geschuldete Leistung zu geben ist zwar nett, halte ich aber gesamtgesellschaftlich für falsch, denn das wird über kurz oder lang dazu führen, dass sein Gehalt gekürzt wird. Eine Extraleistung (das schwere Paket nicht nur zur Haustüre, sondern ins Wohnzimmer gebracht) muss natürlich entsprechend honoriert werden. Genauso wie es leider erst mal zum Nachteil des Paketboten ist, wenn ich mich beschwere, dass die bezahlte Leistung nicht erbracht wurde (leider konnten wir sie nicht antreffen…), aber direkt kann ich auf DHL/DPD/Hermes etc nicht einwirken. Als ich noch Pakete für GLS sortiert habe kam ja auch keiner an die Rampe und hat mir nach nem halben Container Kugellager von SKS nen Zwanni in die Pfote gedrückt.

  9. noname sagt:

    Ich komme ursprünglich aus Ostberlin. Hier gebe ich auf einen Preis von 19,50 sagen wir 22€.
    Seitdem ich im Ruhrpott wohne habe ich mir angewöhnt es wie die Einheimischen zu handhaben und entweder passend zu geben (das machen die hier ganz selbstverständlich auch bei Preisen wie 17,60€ und lassen sich rausgeben) oder allerhöchstens 50 cent zu geben.

    Fraglich ist das Ganze allerdings, wenn ich mir ne Pizza liefern lasse und dort schon 1,50€ Liefergebühr berechnet wird….da gebe ich meistens nicht viel.

  10. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Schleimer! 😉

    @Dr. Azrael Tod:
    Ich verstehe das Dilemma und kann es als Trinkgeldempfänger gut verstehen. Natürlich ist auf eine 9,20€-Tour selten mehr als 80 Cent zu erwarten, bei 10,40 € schlägt der Zeiger dann doch stark in Richtung 1,60 € aus … am Ende ist das eine komplizierte psychologische Wechselwikung, die sich sowohl durch vollkommene Trinkgeldfreiheit als auch durch festes Einpreisen von z.B. „mindestens 10%, ggf. auf einen vollen Euro“ machen ließe. Das ist – wenn auch nicht öffentlich vermittelt – eine eigentlich klare Preisstruktur. Zumindest wenn man so will.

    @Sam:
    Die Frage, wo Trimnkgeld üblich ist, ist wirklich schwierig. Wenn ich mir hier die Reaktionen meiner Döner-Verkäufer ansehe … 😀

    @Xylakant:
    Ich kann die Einstellung verstehen. Aber so einfach isses dann halt auch nicht. In vielen Restaurants kriegt die Küche einen Anteil vom Trinkgeld, und indirekte Wege sind auch so nicht oft nachvollziehbar. Manchmal bin ich dank Koffeintabletten noch nachts wach, manchmal gut gelaunt eines Essens oder Fahrgastes wegen. Eine vollständige Transparenz wird da schwer. Was weiß ich denn z.B., womit mein Chef die Mechaniker bei Laune hält?
    Wie gesagt: weniger Gehalt, „weil der ja eh noch Trinkgeld kriegt“ halte ich auch für falsch. Aber wie ist das z.B. im Taxi, wo ich direkt am Unternehmensumsatz beteiligt bin, also quasi nicht unfair bezahlt werden kann, und Du doch nur eine jener Touren für mich hast, die unterm Strich nur so mittel lohnend waren?

  11. Sash sagt:

    @noname:
    Und weswegen ist das gebietsabhängig?

  12. noname sagt:

    Ergänzung

    Was ich als schlechtes Argument empfinde ist jedoch, Trinkgeld zu geben, weil die armen Schweine von Pizzafahrern usw. sowieso soooo wenig verdienen. Da muss ich mal von oben herab sagen: Hätten die was gelernt, würden sie nicht Pizza ausliefern. Und wenn Studenten Pizza fahren, ja mei, ich war selbst mal Student und jeder kann sich eigentlich informieren, wo gut gezahlt wird und wo nicht. So und jetzt steinigt mich, denn mir gibt schließlich auch keiner Trinkgeld und das obwohl mein Job wirklich wichtig ist für die kommenden Generationen.

  13. noname sagt:

    Sash,
    das ist mir so aufgefallen – ich glaube, dass das nicht nur im Ruhrpott so ist, sondern eher ein Ostwestding. Bestätigt mir übrigens jeder, mit dem ich darüber spreche.

  14. Quacki sagt:

    Ich wäre ebenfalls froh (wie Dr. Azrael Tod), wenn Trinkgeld unnötig würde. Irgendwo solls ein Restaurant geben, in dem Trinkgeld geben verboten ist bzw. aktiv von den Kellern abgelehnt wird. Ich glaube, ich muss da mal hin. Trinkgeld geben ist für mich eine sozial unübersichtliche Situation, es gibt keine klaren Regeln, zumindest keine die einem irgendwann mal in der Schule beigebracht werde, und das macht mich prinzipiell nervös.
    Inzwischen gebe ich aber fast immer auch reichlich Trinkgeld, seitdem ich mal für zwei Jahre Pizza ausgefahren habe, bin da aber trotzdem kein Freund von.

  15. noname sagt:

    ich glaube übrigens, dass ich im Urlaub kürzlich einen richtigen Fauxpas begangen habe. Ich war noch nie alleine verreist und konnte mir nun das erste Mal Urlaub leisten. Dann habe ich am Ende der Reise dem Zimmermädchen 10€ in die Hand gedrückt, doch das Zimmer wurde täglich von einem anderen jeweils gereinigt.Ich denke, dass sie sich die 10€ in ihre eigene Tasche gesteckt haben wird und nicht in die Trinkgeldkasse, Falls es da so etwas gibt, das ist ja das Nächste. Ich weiß gar nicht, wie ich das „richtig“ mache im Hotel, weil ich nicht weiß, ob man täglich was hätte hinlegen sollen oder einmal für (eigentlich) alle….andererseits habe ich so einen schweineteuren Zimmerpreis gehabt, dass ich mir auch dachte: Naja, Trinkgeld müsste hier eigentlich inkludiert sein (wie bei diesen All Inclusive Hotels auf Malle oder so).

  16. Oni sagt:

    Service sollte überall im Preis inklusive sein und Trinkgeld abgelehnt werden. Dafür wäre ich auch bereit, mehr zu zahlen. Da es das nicht ist, gebe ich teilweise auch reichlich Trinkgeld, außer bei wirklich schlechtem Service.
    Begründung: Alle Erhebungen und Experimente zum Thema ergeben, dass Menschen im Schnitt gleich viel Trinkgeld geben, egal ob der Service gut oder schlecht war. Daher lohnt es sich für die Servicekräfte, wenn sie das erkannt haben nicht, nett zu sein. Es lohnt sich, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Tische abzuarbeiten. Das ist schlecht für die Kunden, die keine Beratung bekommen und schlecht für das Restaurant, weil der Service nicht z. B. Desserts verkauft, die dem Restaurant mehr Geld bringen, aber dem Service wenig Trinkgeld. Auf andere Branchen lässt sich das entsprechend übersetzen.
    In Japan ist Trinkgeld nicht üblich und ich finde das sehr angenehm. In USA dagegen ist Trinkgeld derart üblich, dass sogar gesetzlich geregelt ist, dass z. B. die Küchenkräfte keinen Prozentsatz davon abbekommen dürfen. Das ist totaler Unsinn, aber führt indirekt dazu, dass die Küchenkräfte mehr Grundgehalt bekommen als die Servicekräfte, weil die Geldmenge für Gehalt eben begrenzt ist und es sonst sehr unfair wäre.
    Also: Trinkgeld einpreisen und nur noch in Ausnahmefällen geben.

  17. Hawwedampknopp sagt:

    Trinkgeld gebe ich eigentlich immer, wenn mir der Service passt. Im Normalfall die üblichen 10% im Restaurant. Wenn ich natürlich ne unfreundliche Bedienung hatte, oder 3 Mal bitten musste, endlich bezahlen zu dürfen, gibt es nix.

    Bei Taxis, die ich zugegebener Weise selten nutze kommt es seeeehr auf den Fahrer an. Das letzte Mal Taxi (Fahrt um 40 €) war das eine so nette Fahrt, dass ich ohne Skrupel auf 50 € aufgerundet habe.
    Die fahrt davor gab es nix, da der Fahrer unfreundlich und heftigst nach Zigaretten gestunken hat.

    Zudem gebe ich in Restaurants, die ich öfter besuche gerne etwas mehr. Das hat sich bisher eigentlich immer ausgezahlt.

    Ich sehe nicht, wieso ich wegen drohender niedrigerer Löhne auch noch den freundlichen Service-Arbeiter strafen soll, indem ich auf Trinkgeld verzichte.

  18. MsTaxi sagt:

    Trinkgeld erwarten, etwa gar im Sinne einer Bringschuld? Nee, nun wirklich nicht.

    Aber ganz ehrlich: Anerkennung freut einen jeden Menschen. Aber ich würde an Kunden Stelle die Anerkennung nur zahlen, wenn ich auch wirklich was anerkennen will oder kann. Das kann der ruhige Fahrstil sein, das höfliche Benehmen, die intelligent geführte Unterhaltung oder vielleicht auch einfach der Entertainment-Faktor, den eine Fahrt haben kann (gerade in der Nachtschicht). Die pekuniäre Form der Anerkennung darf mMn nach auch durchaus mit einem verbalen Kommentar verbunden werden, wofür gerade belohnt wird. Nur so kann der Belohnte erkennen, was er weiterhin als Verhalten an den Tag legen sollte.

    Eines verstehe ich an der Trinkgeld-Diskussion ganz generell nicht. Ich kann verstehen, dass jemand die Einstellung hat „Nee, zahle ich generell nicht, ich unterstütze es nicht, einen Mc-Jobber schlechter zu entlohnen, weil er ja einen Trinkgeld-Beruf hat“ (btw bei Mäcces ist die Trinkgeldannahme grundsätzlich verboten, probiert es aus), aber warum scheuen sich Kunden generell so sehr, zu kritiseren oder zu loben? Über ein Bewertungsportal isses hübsch anonym, aber im Auto direkt? Habt ihr Angst, ihr werdet bei Kritik aus dem Wagen geworfen? Oder aber Lob eröffnet umgekehrt den Weg zu unerwünschten Avancen?

    Es ist ok, kein Trinkgeld zu geben, aber dann wäre ich doch sehr verbunden, wenn ihr den Fahrern eine andere Art von Rückmeldung geben würdet, wie zufrieden oder unzufrieden ihr mit der Leistung seid. Und bitte jetzt nicht rausreden, dass der Fahrer mit Migrationshintergrund nicht ausreichend Deutsch versteht, euch zu verstehen. 🙂

    Ich selbst als Trinkgeldgeberin halte es so: Pizzabringdienst? Ja, weil ich mir die Pizza ja selber holen könnte. S. Sashs Beispiel. Frisör? Ja, wenn meine Wünsche gut umgesetzt werden (hier zweifle ich oft daran, ob es mein Sprachvermögen ausreicht, mich ausreichend verständlich zu machen). Restaurant? Wenn der Service freundlich war, Beratung auf Wunsch erfolgte oder aber Kritik von mir sofort aufgegriffen wurde, dann ja. Wenn wir in größerer Runde da sitzen und alle getrennt zahlen, bin ich meistens eine der letzten, die zahlt, dann gibt es bei mir oft keines mehr, da die Gesamtsumme des Trinkgeldes dann mMn oft überhöht wird, weil praktisch jeder was gibt. Das erläutere ich dann aber auch.

    Meine Dönermacher – mich überfällt manchmal während der Nachtschicht am Wochenende so ein Bedürfnis – kriegen welches, obwohl es unüblich ist. Aber das liegt daran, dass meine Lieblingsdönerbude von extrem netten Leute geführt wird, die auch in der Nachtscht noch gut gelaunt sind.

    Und zum Schluss:

    @noname

    Die Haltung „Du bist doch selbst dran doof, dass du Taxifahrer bist, hätteste was örntliches gelernt“ finde ich ziemlich daneben. So ganz generell gesprochen. Ich bin selber Hochschulabsolventin und habe aus unterschiedlichsten Gründen heraus mittlerweile keinen Bedarf mehr an der Vollzeitausübung meines erlernten Berufes, warum und weshalb führt hier zu weit, d.h. aber noch lange nicht, dass ich mir solche Sprüche reindrücken oder aber solche Einstellungen unkommentiert lassen würde.

  19. @MsTaxi

    Eines verstehe ich an der Trinkgeld-Diskussion ganz generell nicht. Ich kann verstehen, dass jemand die Einstellung hat “Nee, zahle ich generell nicht, ich unterstütze es nicht, einen Mc-Jobber schlechter zu entlohnen, weil er ja einen Trinkgeld-Beruf hat” (btw bei Mäcces ist die Trinkgeldannahme grundsätzlich verboten, probiert es aus), aber warum scheuen sich Kunden generell so sehr, zu kritiseren oder zu loben? Über ein Bewertungsportal isses hübsch anonym, aber im Auto direkt? Habt ihr Angst, ihr werdet bei Kritik aus dem Wagen geworfen? Oder aber Lob eröffnet umgekehrt den Weg zu unerwünschten Avancen?

    vlt. ist es auch unangenehm jedes mal aufs neue darlegen zu müssen dass man generell kein Trinkgeld zahlt oder nur in Ausnahmefällen und selbst wenn man das tut, steht man trotzdem aus Knauser da.
    Das ist eine durchaus verbesserungsfähige Lösung.

  20. MsTaxi sagt:

    @Dr. Azrael Tod

    Trinkgeld soll es nicht sein, ok. Aber warum generell gar keine Rückmeldung über die Güte oder halt eben Nicht-Güte der Leistung? Telepathisch begabte Kollegen wären da im Vorteil, aber ich kann den Leuten halt nur vor die Stirn kucken.

  21. Faxin sagt:

    Ich orientiere mich an 10-15% Trinkgeld in der Gastronomie oder beim Pizzaboten.
    Per Taxi fahre ich eher selten, aber da handhabe ich das ähnlich.
    Andererseits… warum gibt man einem Busfahrer dann eigentlich kein Trinkgeld? Der ist nicht am Umsatz beteiligt, muss nicht jede Straße kennen, fährt dafür aber ein viel umständlicheres Gefährt und trägt für mehr Menschen Verantwortung, haben Schichtdienst… Oder der Kassiererin im Supermarkt? Oder eben mir, als ich in den Ferien an der Leergutkasse stand.
    In 6 Wochen Ferienjob bekam ich 2 DM Trinkgeld (über die ich mich sehr gefreut habe) bei 10 DM Stundenlohn.
    Es scheint mir unüblich in unserer Gesellschaft Geld an Fremde zu verschenken.
    In anderen Ländern hinterlässt man natürlich ein paar Dollar für’s Zimmermädchen pro Tag, hierzulande wird das Geld ordentlich beiseite gelegt, wenn das Zimmer gemacht wird. Wir sind hier sehr korrekt, bürokratisch, vorschriftsmäßig. Das macht etwas ungenaues, wie die Menge des Trinkgeldes zu bestimmen oder die Frage, ob ein Trinkgeld überhaupt angemessen oder gewünscht ist, schwierig.
    Ein „Passt schon!“ wird auch nicht von allen akzeptiert, da wird man regelrecht gezwungen, auf das Rückgeld zu warten, weil die Dienstleister das Geld nicht annehmen dürfen.

  22. Martin sagt:

    Als Taxifahrer bekomme ich ca. 950 Euro Nettolohn von meinem Chef. An Trinkgeld kommen nochmal 400 bis 500 Euro dazu. Das ist also ein ganz wesentlicher Bestandteil meines Einkommens. Wenn jemand kein Trinkgeld gibt, braucht er bei mir nie wieder einzusteigen. Eine Fahrt ohne Trinkgeld ist Zeitverschwendung für mich. Im Schnitt bekomme ich 1,80 Euro pro Fahrt. Und das im Ruhrgebiet, es ist also nicht so, wie jmd. anderes hier schrieb.

  23. Gottloser sagt:

    @Martin

    Und weil Dein Chef ein ausbeuterischer Arsch ist soll der Kunde leiden? Wenn Trinkgeld nicht freiwillig wäre, wäre es im Preis inbegriffen.

  24. metro sagt:

    Wenn man selbst mal Trinkgeldempfänger war, so wie ich als Taxifahrer, hat man einen anderen Bezug dazu. Ich gebe gerne 10-15%, wenn der Service stimmt.
    Guter Service ist z B. Navi an Bord, gute Musik und eine zügigen Fahrstil….

  25. Sash sagt:

    @noname:
    Dass die Auswahl der Jobs, bei denen man Trinkgeld bekommt, manchmal etwas unlogisch ist, ist ja das eine, aber dein „Hätten Sie mal was vernünftiges gemacht“-Argument ist wirklich völlig daneben. Zum einen, weil ich schon explizit gesagt habe, dass es mir darum nicht geht, zum anderen, weil es einfach nur eklig arrogant ist.

    @Oni:
    Dass das Trinkgeldgeben oft nicht von der Qualität der Leistung abhängt, stimmt leider. Wobei ich mich da auch immer wieder frage, woran das liegt. Trinkgeld ist hierzulande ein auf wenige Branchen beschränktes Phänomen und im Alltag besteht (Ausnahmen wie Martin mal ausgenommen) ja wirklich kein großer Druck, welches zu geben.
    Ich hätte hier und da auch kein Problem mit einer Einpreisung, aber mehrheitsfähig ist deine „Ich würde auch mehr zahlen“-Haltung vermutlich nicht. Ich finde da eine gewisse Eigenverantwortung beim Kunden eigentlich eine schöne Sache.

    @Martin:
    Und Du wunderst Dich wahrscheinlich auch noch, warum hier einige Leute das mit dem Trinkgeld blöd finden, was? -.-

  26. Panama Jack sagt:

    @Martin: gut zu wissen, dann sind wir uns ja einig, und ich weiß, mit wem ich nicht fahre 🙂

    @Trinkgeld:
    Das war für mich z.B. auch ein Lernprozess, als ich nach dem Studium nen festen Job hatte … hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich mich umgewöhnt hatte. Wenn man selber das Geld nicht so locker sitzen hat, ist „auf den nächsten Euro aufrunden“ oft schon das höchste der Gefühle.
    Wenn ich mit der Dienstleistung zufrieden war, gab’s natürlich trotzdem „verbales Trinkgeld“, wie von MsTaxi vorgeschlagen (eher sogar mehr), aber monetäres war halt oft nicht so wirklich drin …

  27. Der Banker sagt:

    Nun, ich komme aus einem Beruf, in der Trinkgeld unüblich ist.
    Ich habe feststellen müssen, dass egal was man macht, es einem häufig nicht mal wörtlich gedankt wird. Die Leute erwarten, dass alles im Service inbegriffen ist. Entsprechend tut natürlich auch kaum einer einen Schlag zuviel, und wenn, wird es einfach nur still hingenommen. Das Volk beschwert sich gleichzeitig über die Servicewüste. Aber nun, eine Wüste ist schlicht deswegen eine Wüste, weil dort kein Regen fällt.
    Das wäre die andere Seite der Medallie.

    Ich gebe selbst gern Trinkgeld (seit ich von 10% als Anhaltspunkt gelesen habe, fühle ich mich auch sicher damit) und variiere es bei entsprechender Leistung auch nach oben oder unten.
    Wo es nicht üblich ist, kann man auch mit Freundlichkeit und Verständnis sehr viel erreichen. Manschen kommen echt gut darauf klar, wenn man sie einfach nur – achtet.

  28. Uwe sagt:

    Mal eine einfache Rechnung: Fahrt kostet 10.- Euro, Du gibst 1.- Trinkgeld, also die durchschnittlichen 10%. Deine Kosten für die Fahrt 11.- Euro. Angenommen, der Taxifahrer erhält von seinem Chef 40% brutto, zahlt keine Steuern (weil bei dem Einkommen keine anfallen), dann gehen von seinem Bruttogehalt noch ca. 20% für Sozialabgaben runter. Macht also unter’m Strich für den Fahrer: 10.- Euro x 0,32 = 3,20 Euro + 1.- Euro Trinkgeld = 4,20 Euro netto. Wir schaffen das Trinkgeld ab und preisen es ein, demnach müsste die Fahrt dann gute 13.- Euro kosten (4,20 Euro / 0,32), damit der Fahrer netto das gleiche hat. Wir müssten also die Tarife um gut 30% anheben. Wer kein Trinkgeld gibt, zahlt also für die gleiche Dienstleistung über 30% mehr. Wer bisher immer ca. 10% gegeben hat, der zahlt dann immerhin noch knapp 20% mehr als vorher. Wozu? Und bedenkt, auch die faulen, unfreundlichen Dienstleister kommen dann in den Genuß von „Service included“. Da finde ich Trinkgeld als Anerkennung für gute Dienstleistung deutlich besser, es ist freiwillig und es kommen nur die Leute in den Genuß, die es auch verdient haben, weil sie sich eben von der Masse abheben.

  29. Faxin sagt:

    @Uwe: Trinkgeld ist immer auch ein Betrug an den Sozialkassen. Muss man letztendlich so sehen.
    Trinkgeld sollte nicht einen Teil des zum Leben erforderlichen Verdienstes ausmachen.

    Wenn der Job ohne „Almosen“ nicht zum Leben reicht, ist die Dienstleistung entweder zu billig (klar, das ist dem Kunden nicht zu vermitteln) oder muss anderwertig subventioniert werden (wie z.B. die Bahn- und Buslinien).

    Trinkgeld belastet die Sozialkassen insofern, dass das Einkommen zu gering für die Sozialversicherungen abgerechnet wird, obwohl ein entsprechendes Einkommen da ist. Das schadet der Sozialkasse derzeit und dem Taxifahrer in Zukunft, da er weniger Rente bekommt und so ggfs. die Sozialkassen zusätzlich belastet, wenn im Alter noch Sozialhilfe dazu kommt.

    Trinkgeld sollte sogesehen daher eigentlich eher eine Ausnahme als die Regel sein. Obwohl ich eigentlich auch regelmäßig Trinkgeld gebe – wenn einer für 950 Euro den Monat über arbeitet, hat der vermutilch andere Probleme als die Sozialkassen.

  30. Sash sagt:

    @Faxin:
    Das ist natürlich ein berechtigter Einwand. Natürlich nimmt Trinkgeld derzeit in Trinkgeld-Jobs zu viel Raum ein. Als kleine Anerkennung für besonders gute Behandlung o.ä. wäre es vom Prinzip her aber ok, oder?
    Und ja, mit dem letzten Satz hast Du Recht: selbst wenn man an sich solidarisch denkt: bei 950 € im Monat denkt man meist nicht zuerst an die Sozial-, als mehr an die eigene Kasse …

  31. Faxin sagt:

    @Sash: Ich habe kein Problem mit Trinkgeld allgemein. Wie gesagt, ich finde es – neben warmen Worten – als nette Geste, dass man sich Erkenntlich zeigen möchte und man kann ja nicht laufend eine Packung ‚Merci‘ mit sich führen, also gibt man eine kleine Aufmerksamkeit, mit der sich das Gegenüber eben dieses kaufen kann – oder auch ‚After Eight‘, wenn das bevorzugt wird oder eben was zu trinken, wenn derjenige schon die ganze Zeit quasi für mich im Auto sitzt. (Schleichwerbung ende).
    Eben als kleine Aufmerksamkeit, da man mir den Part, wo man zusammen im Geschäft war angenehm gemacht hat, nun auch etwas zurückzugeben, damit der Dienstleister ebenfalls seinen Job weiter angenehm und zufrieden machen kann.
    Unschön finde ich das eben, wenn dieses ‚Trinkgeld‘ dann aber genutzt werden muss, um finanziell über die Runden zu kommen. Dann ist es nämlich Einkommen oder Gehalt. Und dann halte ich es für Sozialversicherungspflichtig und bin der Meinung, dass ein Job, der nichts einbringt entweder nicht gemacht werden muss oder der Chef zahlt eben so, dass es passt. Und wenn der das nicht kann, dann ist die Dienstleistung zu billig oder der Anspruch des Arbeiters zu hoch.
    Wenn ich 950 Euro bekomme, dann kann ich auch Hartz IV nehmen. Der Grund zum Taxifahren ist dann das Trinkgeld. Da besteht eine Abhängigkeit vom Trinkgeld. Es geht also nicht mehr darum, Aufmerksam zu sein, sondern das sind quasi die Almosen. Und nur für den Preis der Dienstleistung würde Martin wohl keinen freiwillig mitnehmen. Das hakt.
    Wenn man Leute hat, die einen entsprechend kleinen Anspruch haben, z.B. weil sie nur drei, vier Nächte fahren und mit dem Geld zurecht kommen, dann geht das. Aber Martin will vielleicht auch eine Familie versorgen. Und das darf nicht abhängig von Aufmerksamkeiten seiner Kunden sein – dann braucht Martin vielleicht einen anderen Job.

  32. Uwe sagt:

    @Faxin:

    Auch ich muss Dir da in Bezug auf die Sozialkassen zustimmen. Es ist jedoch nicht in allen „Trinkgeldjobs“ so, dass der Lohn gedrückt wird, eben weil Trinkgeld dazu kommt. Mit meinen 40% brutto in obigem Beispiel kratze ich schon sehr am Maximum der möglichen Entlohnung. Taxiunternehmen (Berlin) sind z.Zt. nicht in der Lage, höhere Löhne zu zahlen, egal, ob Trinkgeld oder nicht.

  33. Sash sagt:

    @Faxin:
    Ja, das ist ein Problem. So gesehen ist z.B. Taxifahren wirklich „zu günstig“. Aber wie bei vermutlich einigen anderen Dienstleistungen auch, ist es schwer, aus der Misere rauszukommen. (Im Taxigewerbe ist es ja im Wesentlichen ein Überangebot, das den Ärger bedingt)

  34. Cliff McLane sagt:

    Mann, ist hier viel los!

    Meine Meinung aus Kundensicht: Trinkgeld ja, gerne auch 20 Prozent und mehr (!), wenn die Leistung in Ordnung war. Und ich meine damit nicht einmal übertrieben in Ordnung, sondern einfach so in Ordnung, dass man sich rundum wohl und geborgen gefühlt hat. So wie man das z.B. von einem Hotelaufenthalt erwarten würde.

    Die politische Diskussion um Mindestlöhne in manchen Gewerben wird nichts daran ändern, dass es auch in Deutschland stets Leute geben wird, die von den Trinkgeldern mehr oder weniger abhängig sind. Deswegen mache ich es mir noch lange nicht zur Gewohnheit, immer und überall Trinkgeld zu geben. Einmal hatte ich z.B. einen Taxifahrer (nicht in Berlin, und vermutlich fährt der auch nicht mehr), dem ich bei 14.30 (bezahlt 15) die offene Handfläche hingehalten und aufs Wechselgeld bestanden habe. Es hatte Gründe.

    Warum soll Service nicht durch freiwillige Leistungen der Fahrgäste besser bezahlt werden? Ein Mindestlohn, so wünschenswert er in vielen Branchen ist, geht im Dienstleistungsbereich auf Kosten der Servicequalität. Nehmen wir mal Bahnschaffner, fest angestellt, Freundlichkeit auf Minimum, nur interessiert an ihrer monatlichen Erfolgsquote an erwischten Schwarzfahrern. (Und, ja, die haben eine Vorgabe, auch wenn die Bahn das abstreitet.) Streckenkenntnis? Möglicherweise vorhanden, aber sie lassen es sich nicht anmerken, müssten ja dann möglicherweise eine Auskunft erteilen. Dürfen kein Trinkgeld annehmen. Ergebnis: Dienst nach Vorschrift.

    Ja, ich verallgemeinere. Tausend Bahnschaffner werden sagen, dass sie persönlich aber nicht so sind, und, ja, das mag alles zutreffen. Aber Trinkgeld ist nun mal ein Anreiz für guten Kundenservice.

    Anderes Beispiel: Netto nimmt an dieser komischen Aktion „Aufrunden bitte!“ teil, von der ich immer noch nicht weiß, wohin die Spendengelder, die Leute an der Kasse zurücklassen, eigentlich fließen. Ziemlich undurchsichtig für mich. Also, es geht darum, dass man sagt, „Aufrunden bitte“ und die Cents zu den nächsten 0,10 Euro dieser Organisation zufließen. Die nehmen jährlich Millionen dadurch ein. Ich kann aber nicht zu meiner Lieblingskassiererin sagen, bei 27.50, „hier haste 30, stimmt so“, weil das AUCH der Organisation zugute käme. Wurde mir gesagt. Woanders kann ich mich für guten Service durchaus mit einem Trinkgeld bedanken, das dann auch das Personal oder der einzelne Angestellte behalten darf.

    Trinkgelder sollten für mich:
    a. grundsätzlich steuerfrei sein für den Empfänger, außer sie sind deutlich über dem Grundpreis
    b. immer personenbezogen, d.h. der, der die Dienstleistung erbracht hat, bekommt das Trinkgeld, auch wenn ein anderer (z.B. Chef) es in Empfang nimmt
    c. angemessen kommuniziert werden, wie das in dieser Diskussion ja der Fall ist

  35. Panama Jack sagt:

    @Cliff McLane:
    Und wie ist das mit b), wenn die Dienstleistung eine Gruppenleistung war, z.B. im Restaurant?
    Wer bekommt da das Trinkgeld? Der Kellner? Die Köchin? Oder 50/50? Was ist mit dem Kellermeister? Oder dem Tellerwäscher?

    Wahrscheinlich wär’s am besten, alle stellen sich so ein Sparschwein auf die Theke, wie beim Friseursalon.
    Dann kann man direkt differenzieren, wenn das Essen zwar lecker, aber der Service schlecht war. Oder der Wein schmeckte, aber das Glas schmutzig war.
    Man muss nur immer einen Sack Kleingeld mit sich rumtragen 😉

  36. sb sagt:

    Schwierig.

    Generell bin ich der Meinung, der Endpreis sollte alles beinhalten, inkl. ausreichendem Gehalt für alle Beteiligten.

    Dann kostet die Taxifahrt halt nicht mehr 30 Euro inkl ca. 2-3 Euro Trinkgeld sondern 35. Trinkgeld gibt es dann nur noch für besondere Dienstleistungen (Koffer in den 2. Stock tragen, …).

    Da es nicht so ist, gebe ich Trinkgeld, im Taxi normalerweise ca. 10%, aber auch mal deutlich weniger
    (meist wegen Unhöflichkeitt:
    ohne Entschuldigung 20 Minuten Verspätung,
    auf dem Weg von Hauptbahnhof zum Flughafen 2 Mal verfahren,
    rumnörgeln wegen kurzer Strecke – ich hatte die Adresse gleich angesagt, wer sie erst ins Navi eingibt und dann nach 2 Minuten feststellt, dass sie kurz ist – Hinweis vom Flughafen in die Flughafenstraße – ist selber schuld,
    rumnörgeln, wegen Kreditkartenzahlung trotz Aufkleber auf Wagen und extra Gebühr, die ich kenne und auch ohne Kommentar zahle).

    Deutlich mehr gibt es selten, nur für besondere Leistungen.

    Im Restaurant finde ich z.B. auch das Prozentuale problematisch, da je nach dem, was man bestellt große Unterschiede sein können (z.B. mal eine gute Flasche Wein bestellen). Da gebe ich eher je Kategorie 50 Cent bis 2 Euro pro Person – je nach Kategorie des Lokals und Verweildauer.

  37. Sam sagt:

    Aus Sicht der Gastro-Arbeiterin sage ich dazu: Trinkgeld ist schön. Und das nicht nur, weil es den Stundenlohn um 1,50-2 Euro hebt, sondern weil es die Zufriedenheit des Kunden wiederspielt (oder zumindest sollte). Ich kenne meine Gäste natürlich viel besser als ein Taxifahrer und freue mich auch ehrlich über 10 cent vom Studenten, der grade kein Bafög bekommt, weil der Antrag noch nicht durch ist, denn dann weiß ich, dass es ihm bei uns gut gefallen hat.
    Andererseits habe ich auch schon Leute direkt gefragt, ob sie unzufrieden waren, wenn überhaupt kein Trinkgeld kommt (aber sie bspw. grade ein Vermögen für Spiele o. ä. ausgegeben haben…) . Das gibt einem einfach zu denken, ob/was man falsch gemacht hat.
    Ansonsten kann ich noname aber bisher zustimmen: Hier im Ruhrgebiet sitzt das Trinkgeld generell nicht so locker. Es gibt genug Leute, die den ganzen Abend an ihrem Getränk für 1,90 Euro sitzen und unsere sonstigen Dienstleistungen ausgiebig nutzen (ich will das jetzt nicht weiter ausführen, sonst ist der betreffende Laden zu leicht googelbar ^^), sich aber die 10 cent vom 2 Euro Stück auf jeden Fall zurück geben lassen.

  38. Lyra sagt:

    Trinkgeld geben ist halt immer so eine Sache, wenn man selbst rechnet damit am Monatsende eine schwarze 0 da steht. Aus dem Grund fahre ich auch eigentlich kein Taxi, einfach weil das Bus und Rad da billiger sind. In den letzten 3 Jahren bin ich einmal Taxi gefahren, weil es keine andere, wirkliche Möglichkeit gab. Der Taxifahrer hat dort auch Trinkgeld bekommen, sogar mehr als er erwartet hätte, was aber daran lag dass das Taximeter am Ende weniger angezeigt hatte als meine Internetrechere vorher ergeben hatte und er trotzdem die Summe bekommen hat, die ich für die Fahrt mit genommen hatte.

    „Richtig“ essen gehen tue ich minimal häufiger aber da gibt es den das Trinkgeld meist immer grob auf einen mir passend erscheinenden Betrag gerundet.

    Alles in allem sind für mich Trinkgelder eher mit in den Fixkosten drin, kann ich mir die Dienstleistung mit Trinkgeld nicht leisten lasse ich es meist ganz.

  39. Sam sagt:

    @Panama Jack:
    Das Problem insbesondere mit dem Küchenpersonal haben wir irgendwann so gelöst, dass das Trinkgeld bei uns pro Stunde gezahlt wird. Über den Monat werden Geld und Arbeitsstunden gesammelt und jeder bekommt dann seinen entsprechenden Anteil. Bisher sind damit alle zufrieden. Zumindest ist uns noch nichts faireres eingefallen (insbesondere, da die Höhe an Trinkgeld faszinierenderweise selten mit dem Stressfaktor einer Schicht korreliert).

  40. ednong sagt:

    Wow. Ich hatte bei dem Kommentar schon geahnt, dass du daraus einen eigenen Post machen wirst. Aber hier geht es ja richtig ab 😉

    Wenn ich das so richtig überblicke, unterteilt sich das Feld hier in
    – „generell kein Trinkgeld“-Geber und die wieder in
    == „sollte eingepreist sein“
    == „generell nix“-Gebende
    – „generell immer irgendwas“-Gebende
    == die verdienen (eh zu-)wenig
    == man muß ja etwas geben
    – „ab und an“-Gebende
    == war nett/guter Service
    == habe einen guten Tag/gute Laune

    Wo ich mich dann einordne, weiß ich noch nicht so genaus.

    Früher war ich auch der Meinung, man muß denen was geben – sieht sonst knickerig aus bzw. die verdienen so wenig, waren dann meine Gedanken. Dann stand ich mal auf der anderen Seite – als Dienstleister, der wirklich nicht viel verdient hat (Hotelrezeption). Ich habe mich über Trinkgeld gefreut, ehrlich, egal wie viel. Ganz besonders, wenn es ehrlich gemeint war. Und dann habe ich am zweiten Tag erfahren, dass es dafür eine große Trinkgeldkasse für alle Mitarbeiter an der Rezeption gab. Und die wurde nach anteiliger Arbeitszeit verteilt. Wobei man nachts ja kaum Trinkgeld gab (dachten die Mädels) – und somit wurde mein Anteil kleiner gerechnet. Das „mein“ Trinkgeld dann nicht dahin wanderte (also nur das, was explizit für mich gedacht war), dürfte klar gewesen sein. Denn „mein“ Trinkgeld war schon höher, als von den Mädels geschätzt.

    Da kommen wir auch zum nächsten Punkt. Wenn ich inzwischen Trinkgeld gebe, dann
    – weil mir der Service gut gefallen hat (das Essen sollte nunmal gut sein, da hat der Service keinen Einfluß drauf);
    – weil mir die Servicekraft gefällt 😉 (hey, geht auch umgekehrt – ich habe auch schon mal … lassen wir das);

    Ich gebe kein Trinkgeld, nur weil
    – die Leute wenig/zu wenig verdienen (das ist Sache des Arbeitgebers – gerechte Löhne führen zu gerechten Preisen);
    – ich es muß – ich muß gar nichts, ich will;
    – die Leistung die ist, die ich für den Preis erwarte bzw. so ist, wie sie ausgepreist/angeboten wird.

    Oder wenn ich wirklich nichts dabei habe bzw. mir keines leisten kann, obwohl ich das manchmal möchte. Kommt leider auch vor. Dann gehe ich aber dort nochmal hin.

    Also explizit:
    Trinkgeld ist für mich freiwillig. Das ich aufgrund bestimmter Dinge leiste. Oder eben nicht. Ich verstehe die Intention der Leute, die sagen „Aber die verdienen doch so wenig“ – nur ist das nicht mein Problem. Dann sollen die Leistungen mit fairen Löhnen zu fairen Preisen angeboten werden. Und den Mitarbeitern – egal wo – faire Löhne gezahlt werden. Davon sind wir in D trotz des lächerlichen Mindestlohns ab nächstem Jahr noch meilenweit entfernt.

    Und wenn ich Trinkgeld geben, habe ich ein Problem mit „gemeinsamen“ Trinkgeldkassen. Denn wenn ich etwas mit einem Trinkgeld belohne, dann eben (meist) eine bestimmte Person. Und dann will ich nicht 75 % des Trinkgeldes auf andere Mitarbeiter verteilt wissen, von denen ich nichts hatte oder denen ich es gar nicht gönnen würde.

  41. Andy sagt:

    Mythbusters hätte gerade (USA Ausstrahlung) eine Folge in der sie das Mythos mit „dicke Hupen“ bei Damen in der Gastro bringrn mehr Trinkgeld. Hat sich mit bis zu 30 Prozent mehr bemerkbat gemacht als Kari mit Triple D Fakes dneselbrn Job gemacht hat wie die Tage davor mit Natura und verkleinerten Brüsten. Sasn, kannst Du das nicht auch mal probieren. Könnte ja auch im Taxi Gewerbe funktionieren… Einfach ein paar Paare Socken an die Brust tapen…

  42. Andy sagt:

    Ach, apropos Pizza. Ich bin finanziell einigermassen gut aufgestellt. Wenn der Taximensch nicht gerade ein Arschloch war und über Ausländer gemeckert hat oder so arbeite ich bei der Bezshlung nur mit Scheinen. Auch bei 10,40 gibts hält nen Zwanni und ich möchte nen Fünfer zurück. Bei der Pizza nicht anders. Viele Fahrer sind erst perplex. Aber bei der Pizza hab ich gemerkt das ich wohl einen Kommentar im Computer hab oder so. Selbst in Stosszeiten am WE dauert das selten länger als 28 oder 20 Minuten (5 bis 6 Minuten Fahrzeit…

  43. Sash sagt:

    @sb:
    Finde ich insgesamt eine gute Einstellung. Beim Restaurant isses für mich auch immer ein bisschen unheimlich, weil die Beträge schnell sehr hoch werden. Aber bisher hab ich mich meist überwunden (wobei ich zugegebenermaßen wenn dann nur sehr preiswert essen gehe) und 10% gegeben. Fieser – hab ich derletzt bemerkt – sind bei mir Einzelgetränke. Da runde ich gerne großzügig auf. Und wenn man dann einen ganzen Abend lang trinkt … aber das Personal bleibt nett, auch wenn ich einen in der Krone habe. 😉

    @Sam:
    Das interessante ist ja wirklich, dass es nur manchmal mit der Zufriedenheit korreliert. Ich bekomme ja nun öfter mal im Taxi ein Extratrinkgeld fürs Schreiben – also was, was kaum ein Kollege sonst kriegt. Außerdem hier und da mal ein großes Extra-Danke von Kunden, die meine Kollegen wegen diesem oder jenem anschnauzen würden (laute Musik, trinken im Auto z.B.) – und trotz alledem ist mein Schnitt beim Trinkgeld nicht signifikant höher. Aber ja: gefühlt isses jedes Mal toll. 🙂

    @Lyra:
    Das ist gar nicht so weit weg von meiner Position. Das eine Mal im Monat, das ich Dienstleistung xy beanspruche, kann ich das vorher irgendwie einschätzen. Ich bestelle halt nicht für 20 € beim Pizzaservice, wenn ich nicht ohnehin 25 € rumliegen hab … insofern das Gegenteil von dem was ich asci von meiner Seite als Dienstleister aus gesagt habe. Aber man kann ja verschiedene Ansprüche haben, je nachdem, auf welcher Seite man sich befindet.

    @ednong:
    Prima Zusammenfassung der bisherigen Meinungen!
    Und deine Einstellung kann ich verstehen. Wie gesagt: ich finde das „niedrige Löhne“-Argument auch schwierig. Andererseits haben wir hier vorher im Gespräch bemerkt, dass Trinkgeld ja zufällig genau in den Bereichen auftaucht, in denen die Leute (für ihre Branche) wenig verdienen. Und das lässt eine interessante Frage diesbezüglich aufkommen: wenn Dienstleistungen überall gleich mies bezahlt werden – weil sie trotz ihrer Wichtigkeit ein gewisses Preisniveau nicht übersteigen dürfen (Taxen als öffentliche Verkehrsmittel wären da ein gutes Beispiel) – ist es da nicht eigentlich eine elegante gesamtgesellschaftliche Lösung, dass die Menschen, die glauben, genug Geld zu haben, etwas zusätzlich drauflegen?
    Das soll keine Fürsprache für Ausbeutung am Arbeitsplatz sein. Aber ich finde es eine interessante gesellschaftliche Übereinkunft, noch dazu ohne niedergeschriebene Gesetze …

    @Andy:
    Ich glaube, Männer mit Brüsten wecken immer noch die gleichen Ressentiments wie Frauen mit Bart, da mache ich mir bezüglich des Trinkgeldes keine Hoffnungen. Außerdem sind meine nun ja auch so schon recht imposant für mein Geschlecht. 😉
    Wir bestellen offenbar zu selten bei unseren Pizzadiensten. Das vorletzte Mal war wirklich absurd. Da stand so ein alter Mann im Hausflur, sicher die 60 Jahre schon durch. Offenbar Einwanderer, das Deutsch war nicht so ganz perfekt, dafür hatte er wirklich gute Laune mitgebracht und ich hab völlig selbstverständlich die 23 € auf 27 aufgerundet. 30 hätte mir wehgetan, aber 25 waren mir zu wenig. Und dann steht der ganz verdattert da, zählt hektisch durch und sieht mich mit großen Augen an:
    „Aber … warte Sie, das iste viel zu viel!“
    Der hat’s wirklich nicht gerafft, dass ihm jemand dreiirgendwas in die Hand drückt. Und auch wenn unsere Pizza mal so und mal so lange braucht: wo sonst hätte ich mir diese Freude für 3 € holen können?

  44. Faxin sagt:

    Wenn man im Restaurant für 150 Euro essen geht, dann sind 10% 15 Euro. Also rundet man auf 170 Euro auf, schon hat man 20 Euro Trinkgeld gegeben. Dafür hat man aber auch zwei, drei Stunden Service genossen und wenn der gut ist, die Getränke flux da sind und der Kellern nicht aufdringlich ist, aber trotzdem bereit steht, wenn sich die Gläser dem Ende neigen und der Wirt auch mal ’ne Runde Schnaps zwischendurch springen lässt, dann ist das auch locker 20 Euro Trinkgeld wert.

  45. ednong sagt:

    „… ist es da nicht eigentlich eine elegante gesamtgesellschaftliche Lösung, dass die Menschen, die glauben, genug Geld zu haben, etwas zusätzlich drauflegen?
    Das soll keine Fürsprache für Ausbeutung am Arbeitsplatz sein. Aber ich finde es eine interessante gesellschaftliche Übereinkunft, noch dazu ohne niedergeschriebene Gesetze …“

    Hm ja, wäre es an sich schon. Meist sehen es die Leute mit Geld aber eher so: „Ich gebe dem jetzt Trinkgeld, um zu zeigen, das ich es habe.“
    Wobei mir ehrlich gesagt lieber wäre, die Löhne würden dort angehoben und fair. Bedeutet, die Dienstleistung kostet mehr (oder alternativ das Produkt). Klar. Vielleicht gibt es aber mehr Kaufkraft, wenn alle angemessen bezahlt würden. Und die Dienstleistung oder das Produkt auch durch die Auftraggeber/Käufer entsprechend gewürdigt würde.

    Warum muß ich einen McX für einen Euro anbieten, wenn durch diesen Preis nicht mal die Hälfte der eigentlichen Kosten abgedeckt sind? Das führt doch nur dazu, dass der Käufer das doch gar nicht richtig einschätzen kann und dann generell erwartet, so ein Ding dürfe nicht mehr als 1 E kosten. Klar, freie Marktwirtschaft oder so. Letztlich verheerend, da monopolbildend. Und preistreibend.

  46. Kermit sagt:

    Richtig gute Umsätze machen Taxifahrer bei mir nur, wenn ich beruflich unterwegs bin. Dann gebe ich gerne auch 10% Trinkgeld, wenn die hinterher auf der Rechung stehen. Wenn ich beruflich unterwegs bin, aber das Trinkgeld privat bezahlen muss, bin ich eher bei 5%, auf jeden Fall niemals über EUR 5.

  47. wortmagie sagt:

    Ich glaube, ich habe mit meinen Dienstleistern bisher immer viel Glück gehabt, denn ich habe es bisher erst einmal erlebt, dass ich kein Trinkgeld gegeben habe, weil ich unzufrieden war.
    Ich saß in einem kleinen Lokal, die Bestellung wurde schnell geliefert, das Essen war lecker und das Getränk randvoll und angenehm kühl. Bei einem Rechnungspreis von 12,40€ waren für mich 15,00€ selbstverständlich.
    Am Ende habe ich aber nur 12,40€ bezahlt, aus dem Grund, dass ich 3 mal darum gebeten habe, bezahlen zu dürfen und 45(!) Minuten habe warten müssen. Allein im Lokal, ohne Getränk etc.
    Sicher kann es mal dauern, bis die Servicekraft wieder am Tisch ist, wenn zu Stoßzeiten wirklich viel los ist, aber es waren außer mir 4 Gäste da. Und es ging mir bei meiner Bitte, zu bezahlen, sicherlich nicht darum, den jungen Mann ständig vom Tisch mit den 2 Mädels los zu reißen, an dem er sich fortlaufend aufhielt. Das ist für mich ein Grund, kein Trinkgeld zu bezahlen.

    Bei dem Argument, generell höhere Preise zu verlangen, damit die Löhne für die Mitarbeiter angehoben werden können, stellt sich mir leider immer wieder die Frage, ob das Geld denn auch tatsächlich bei ihnen ankommt. Natürlich weiß ich beim Trinkgeld auch nicht immer, ob der nette Herr, der mir die Pizza bringt, die 2,50€ auch wirklich behalten darf. Ebenso beim Taxifahrer. Aber die Chance scheint mir doch höher, als wenn ich statt 10€ für die Taxifahrt un 12€ bezahle, der Fahrer und die Teams von der Hotline davon aber nichts abbekommen.

    Ich möchte da um Himmels Willen keinem Unternehmer was unterstellen, aber eine Garantie gibt es ja leider nicht, oder?

    Euch allen einen schönen Tag und eine gesunde und ruhige Fahrt.

  48. Sash sagt:

    @wortmagie:
    Ich hatte bisher auch fast immer Glück. Und sowas wie Du beschreibst, hatte ich tatsächlich noch nie. Was aber mit Sicherheit an der niedrigen Anzahl meiner Restaurantbesuche etc. liegt.

  49. ez sagt:

    Ich finde das Trinkgeldsystem, sofern von beiden Seiten in meinem Sinn verstanden, als schöne Einrichtung.

    wenn ich Service als sinnvoll erbracht oder Gut ansehe, geben ich gerne Trinkgeld. Bei gefühltem sehr Gut auch gerne entsprechend mehr.
    Ich weigere mich, Pflichttrinkgeld zu geben. Für Unzureichende Leistung gibt es keine Trinkgelder.

    Kein Verständnis habe ich für Dienstleister, welche minimale Trinkgelder pauschal ablehnen oder verdammen. Einige Kunden kennen die Gepflogenheiten nicht unbedingt – und diese vor den Kopf zu stossen bringt keinem etwas. Selbst wenn dieses Minimaltrinkgeld als das gemeint war als das es verstanden wurde – das zementiert den Grund nur.

  50. asci sagt:

    hier ein blogeintrag den ich 2006 dazu geschrieben hatte:

    Die Leute die hier etwas verkaufen, sei es in Restaurants, Taxis, Casinos, Kaufhallen etc verdienen laecherliche 5 Dollar pro stunde.
    Es ist allerdings normal, ca 15-20% Trinkgeld zu geben wenn der Service ok ist.
    Dadurch verdient der Arbeitende sein Geld. Meiner Meinung nach eine Sauerei, da der Kunde den Arbeiter bezahlt und der geschaeftsmann die arbeitskraft fast umsonst bekommt, damit keinerlei risiko oder personalkosten hat.
    Aber anscheinend schaffen sie es nicht sich zu organisieren und zu wehren…im Gegenteil… in dem Hostel in dem ich wohne koennen die die dort arbeiten umsonst in einem vierbettzimmer wohnen, bekommen weder Geld noch essen, machen aber all die Arbeit inklusive putzen und tours etc…
    D.h., der Besitzer hat keinerlei personalkosten. Und die finden das auch noch toll…american way of life…die ham n knall…ok, das wars fuer heute…zurueck zur werbung…

    http://blog.travelpod.com/travel-blog-entries/asci/amerika/1164411600/tpod.html

  51. asci sagt:

    in Bars ist es zb üblich eine kreditkarte zu hinterlegen, wenn der Abend anfängt. Hintergrund: Wenn der Barkeeper nicht für jedes Bier die üblichen 1 Dollar Trinkgeld bekommt wird er dich ignorieren, aber da du trotzdem Bier willst hinterlegst du die Karte und zahlst erst zum Schluß, dann aber halt nur 20-30% Trinkgeld. Wobei das mit der Wortbedeutung, weklche sicher daher kommt, daß der Kellner auch mal n Bier ausgegeben bekommt sicher nix mehr zu tun hat.
    Diese Barkeeper Jobs sind übrigens dermaßen begehrt das die Leute umsonst (1 Dollar/h)arbeiten.
    Und nochmal der zweite Teil meines Kommentars. Was hältst du Sash von einem 3 Klassen System ala China?
    Also Mercedes, VW und dann fuer den halben Preis Twingo?
    Finds übrigens gut das es sachlich zugeht 🙂

  52. Kilo sagt:

    Hi,

    ich habe 4 Jahre in den USA gelebt und finde man kann das im Bezug auf Trinkgeld überhaupt nicht mit Deutschland vergleichen.

    In den USA hast du fast immer die gleichen Leute im Dienstleistungsgewerbe, die sich um dich kümmern. Ich hatte in den 4 Jahren immer den gleichen Pizza-Lieferfahrer der sich merkt was du gerne bestellst, dir kostenlose Extras und Gutscheine gibt, dich bei der Auslieferung vorzieht weil Stammkunde der gutes Trinkgeld gibt. Genauso hatte ich dieselben zwei Paketdienstfahrer (UPS/APO) denen du nen Gargen- oder Haustürschlüssel geben kannst und die dir die Pakete reinstellen wenn du nicht da bist und du einmal die Woche für alles unterschreibst. Oder in Coffee Shops haben Bedienungen ihre festen Tische, da geht man automatisch immer zur selben die schon vorher weiß was du willst und die mit der Zeit eine gute Bekannte wird. Deshalb ist es normal in den USA sehr viel Tip zu geben, oftmals 35%.

    In Deutschland hast du immer und überall neue Gesichter – unfreundliche Lohnsklaven mit Zeitdruck. Ich gebe sehr viel Trinkgeld wenn ich merke das sich jemand sehr um mich bemüht. Das ist hier leider sehr selten der Fall, heißt ja nicht umsonst Servicewüste Deutschland.

    Wie hier schon geschrieben wurde, ich würde ebenfalls gerne mehr bezahlen und den Dienstleistern höhere Löhne ermöglichen, als mir ständig Gedanken über Trinkgeld machen zu müssen. Trinkgeld passt auch gar nicht zur deutschen Mentalität meiner Meinung nach.

  53. noname sagt:

    So, und soll ich jetzt darauf schließen, dass Taxifahrer nicht lesen können, weil sie den Pizzaboten nicht vom Taxifahrer unterscheiden können?

  54. […] die Meinungen zu Trinkgeld allgemein gehen ja – siehe die Kommentare unter diesem Artikel – auch weit […]

  55. Tamàs Kàcsor sagt:

    Hallo,
    ich bin hier nicht angemeldet & ich weiss auch das diese Diskussion schon etwas älter ist aber ich hätte da eine dringende Frage zu dem Thema!

    Meine Mutter fährt morgen nach einer Rücken-Op mit dem Taxi in die Reha.
    Die Fahrt übernimmt die Rentenkasse und wird knapp 2 Std. dauern und ca. 160 Km lang sein.
    Sie hat mich jetzt gefragt ob Sie dem Taxifahrer Trinkgeld geben soll / muss!

    Da ich da auch keine Ahnung habe und sonst nichts nützliches im Netz gefunden habe, hoffe ich das es hier klappt!

    Vielen Dank schon mal im voraus 🙂

  56. Sash sagt:

    @Tamàs Kàcsor:
    Ich antworte jetzt einfach mal aus meiner persönlichen Taxifahrer-Sicht. Ich würde ein Trinkgeld für normal halten, allerdings schon in Anbetracht der Länge natürlich nicht von den sonst üblichen 10% ausgehen. Einen Fünfer würde ich jedoch schon einplanen, denn den hätte der Fahrer anderswo in der Zeit auch bekommen und ungeachtet der langen Fahrt rechnet man sowas als Fahrer auch mal mit ein. Wenn das kein Problem darstellt, denke ich, dass das in Ordnung wäre.
    Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. 😉

  57. Tamàs Kàcsor sagt:

    @ Sash:
    Super & vielen Dank für die schnelle Antwort! 🙂

  58. Sash sagt:

    @Tamàs Kàcsor:
    Gerne. Und ich hoffe, ich konnte helfen.
    (Und natürlich, dass die Fahrt gut klappt und der Kollege sich ein Trinkgeld welcher Höhe auch immer am Ende verdient. 🙂 )

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