Einer kommt selten allein …

oder eben gerade doch.

Ich hatte es kürzlich erst: Wer nicht zahlt, fährt nicht mit!

Das hat mich noch belustigt und gewissermaßen erschreckt. Aber heute Nacht gab es ein zweites Beispiel – und das war erschreckend verständlicher für mich, obwohl der Fahrgast selbst so lala war.

Ich hab die erste Stunde Arbeit mit privatem Gedöns zugebracht. Ich hab vom Start an gen Heimat gezielt, um mit Ozie ein paar Pakete von der Packstation zu holen. Der Weg ist zwar nicht weit, aber da wir beide öfter mal Sendungen kriegen, sammeln wir gerne mal eine Woche und holen sie dann auf einen Rutsch mit dem Auto ab. Ich bin sehr froh, dass meine Chefs sowas ausdrücklich erlaubt haben. Das erspart einem diese Heimlichtuerei, wie sie in der Realität dann ja doch bei den meisten Jobs mit Dienstfahrzeug zu finden ist.

Naja, nachdem die Pakete sicher zu Hause verstaut waren, war es schon fast 20 Uhr und umso erfreuter war ich, als mich nur ein paar hundert Meter nach meiner Haustür am Bahnhof ein Typ ranwinkte. Ein bisschen Klischee-Marzahner war er schon, eher ein Proll, weiße Trainingsklamotten, Sonnenbrille, Goldkettchen. Mit voller Einkaufstüte. Immerhin ohne Flaschenklimpern. Während ich erwartungsvoll hielt, tauschte er sich noch mit jemand anders aus. „Na komm‘, Fünfer mindestens!“ hörte ich nebenbei, dann war die Sache aber offenbar schon geklärt und ich startete auf seinen Wunsch Richtung Hohenschönhausen. Nicht mal die schlechteste Tour, am Ende sollten das 15 € werden.

„Der wird sich jetzt janz schön ärjern, wird er!“

„Er wollte nicht mit?“

„Logo wollt‘ er. Aber ick zahl doch nich‘ immer alleene!“

Dieses Mal sah die Sache wohl anders aus als bei meiner letzten Tour zum gleichen Thema. Hier war Geld offensichtlich nicht das Problem. Der Kumpel hatte wohl durchaus welches, hatte aber keinen Bock, jetzt noch was dazuzulegen. Sogar im Grundsatz waren mein Fahrgast und ich am Ende einer Meinung. So sagte er:

„Wenn eener keen Jeld hat, dann jeb ick jerne. Schon, damit er dabei is‘, is ja logo. Aber wennde merkst, dit is‘ nur ’ne Masche um die eijenen Kohlen zusamm’zuhalten – leck mir am Arsch, Kolleje!“

Da kann ich mitgehen. 🙂

Schön war dann das Telefonat kurz vor Ende der Fahrt:

„Du bis‘? Wat is‘, stehste noch da? Schön. Ick bin in zwee Minuten zu Hause.“

Und dann hat er sich bei mir entschuldigt, dass er leider nur noch einen Euro Trinkgeld in klein hatte. War eigentlich ganz ok, die Tour …

Ein Kommentar bis “Einer kommt selten allein …”

  1. elder taxidriver sagt:

    Köstlich. Ist ja schöner als im Tierpark Friedrichsfelde und das sogar noch ohne Eintritt.

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