Vorwort:
Um ehrlich zu sein, wollte ich diesen Artikel heute nicht schreiben. Ich hatte zwar genug Stichworte und Erinnerungen hier rumliegen, aber mir war danach, es an meinem Geburtstag mal gut sein zu lassen. Nicht ohne Grund höre ich an meinem Geburtstag immer als erstes dieses Lied. Ich bin ja immer da und mache dieses oder jenes, aber auf meinen Geburtstag freue ich mich immer noch wie ein Kind und lasse es mir gut gehen. Momentan trinke ich ein Bier und höre Musik, heute Abend geht’s dann ins Kino (Gravity – den man schon wegen dieses absolut grandiosen „Verrisses“ von Eugen Reichl ansehen muss.). Und dann mal sehen. Was leckeres kochen vielleicht.
Naja, Schreiben kam da eigentlich nicht drin vor. Aber während im großen Hohlraum unter meiner Schädeldecke die Beats von Lars Ulrich miteinander Fangen spielten, ist mir doch ein wenig unwohl geworden bei dem Gedanken. Dass ich da so sitzen konnte, verdankte ich dem Leser oder der Leserin, der/die mir die neuen Kopfhörer geschenkt hat. Ihr seid meinem Aufruf fleißig gefolgt und auch wenn ich dieses Vorwort hier ziemlich breittrete, kann ich gar nicht alle Geschenke aufzählen. Haufenweise interessante Bücher, daneben praktische Helferlein für die Küche, neue Spiele, Chilis, Socken, und und und … das sich über Geburtstage freuende Kind in mir ist jedenfalls überglücklich. Und es ist noch nicht einmal alles angekommen.
Naja, irgendwie kam ich mir jedenfalls doof vor, ausgerechnet heute nicht zu bloggen, wo mein heutiger Tag doch auch durch Euch so großartig ist. Also hab ich eben die Herren Hetfield und co. um eine Pause gebeten und den Tab mit WordPress geöffnet. Fühlt sich fast noch besser an. 🙂
So, jetzt aber! Blogeintrag:
Ich kam am Berghain an. War ein günstiger Zeitpunkt. Es lief dort gut, die Schlange am Eingang war lang. Ergo: Viele Leute, die abgewiesen werden und woanders hin müssen. Sicher, das sind nicht die dicken Touren, aber wenn man schnell wieder weg ist von der Halte … und manchmal sind ja auch Glücksgriffe dabei. Meiner war etwas sonderbar.
Eine fünfköpfige Truppe Jungs, meiner bescheidenen Interpretation nach Kanadier. Die Interpretation stützt sich vor allem darauf, dass sie französisch sprachen, mit mir aber in gutem Englisch reden konnten. Etwas, das ich bei Franzosen noch nie erlebt habe, der Akzent ist immer unter aller Sau – allerdings auch so unglaublich witzig! 🙂
Naja, ist ja auch egal. Die Jungs fragten mich, ob ich sie alle mitnehmen könnte, was ja kein Problem ist. Wie zu erwarten war, wollten sie in einen Club.
„Do you know the Twister?“
„No, sorry guys. Do you have a street for me?“
An dieser Stelle kann mich vielleicht ein Berliner Kollege aufklären. Ich hab noch nie von einem solchen Club gehört und auch die oberflächliche Google-Suche spuckte nur ein Tattoostudio aus.
„Well, no. I, I call my friend. He’s inside …“
Na gut. Soll mich ja mal nicht stören. Ich hab die Uhr noch nicht angemacht, bislang war ja wirklich noch nicht klar, ob das was werden würde. Bis auf einen der Jungs saßen schon alle im Auto, ich hab die Fackel mal ausgemacht, damit die anrückenden Kollegen vorbeifahren. Vor uns war inzwischen Platz frei geworden und ich stand blöd im Weg. Die folgenden Ereignisse auf ihrer Seite kann ich nicht so gut nachvollziehen, denn mein Französisch ist wirklich festgerostet inzwischen. Der Typ hinten rechts, der etwa so aussah wie Justin Bieber an einem Bad Hair Day, telefonierte zwar kurz mit seinem Kumpel, aber irgendwas klappte nicht. Dann wartete er darauf, zurückgerufen zu werden.
Vor uns wurde die Taxischlange kürzer und die Jungs begannen, sich zu entschuldigen. War alles noch im grünen Bereich, aber mit der Zeit wurde ich etwas genervter. Klar wäre es ok gewesen, das Taxameter schon anzumachen, aber das Geschrei wäre sicher groß gewesen, wenn das mit dem Club ausgefallen wäre und sie nur zum Ostbahnhof hätten laufen wollen. Nachdem das Schauspiel aus Telefonieren, Googeln und Warten fünf Minuten anhielt, hab ich einfach mal recht scharf dazwischengefragt, ob das noch was wird und dass ich zwar gerne die ganze Nacht warte, aber dann doch die Uhr anmachen würde.
Mir wurde wirklich aufrichtig geknickt mitgeteilt, dass das bestimmt gleich klappen würde und der schlacksige braunhaarige Typ auf dem Beifahrersitz legte mir eine Zwei-Euro-Münze aufs Armaturenbrett mit der Bitte, die Warterei zu entschuldigen. Eigentlich wirklich herzallerliebste Kerle. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie allerhöchstens 20 waren und schon getankt hatten.
Das mit dem ominösen Twister, das sie „on the internet, damnit!“ gefunden haben wollen, löste sich in Wohlgefallen auf. Aber sie hatten eine neue Idee:
„You know a place called Fits? Fits Club?“
„Do you mean Fritz?“
„Yeah! Filitz-Club!“
Ich wollte, ich hätte mich verhört. Der Fritz-Club liegt – die meisten von Euch wissen das wahrscheinlich inzwischen – direkt am Ostbahnhof, keine 700 Meter entfernt. Wäre ich skrupellos gewesen, hätte sich da sicher was machen lassen, denn die Jungs hatten keine Ahnung:
„Would that be far?“
„You’re serious? This is 400 meters from here.“
Ich war nicht so angepisst, wie das niedergeschrieben vielleicht aussehen mag, aber offenbar war ihnen das selbst etwas unheimlich.
„Uh! That is bad! Shit, man! We let you wait and then …“
„Guys, keep cool. I’ll bring you there, no problem. But it will cost around 6 € for only a few meters …“
… und ich wäre schnell wieder hier, wo sich die Schlange so langsam auf wenige Wagen verkürzt hat. Als wir uns dann letztlich vom Acker gemacht haben, hatte ich sicher ein paar Minuten länger gewartet, als wenn ich einfach in der Schlange vorgerückt wäre. Aber: So ganz mein Schaden sollte es nicht sein. Denn in ihrer Sorge, das mit dem Fritz-Club wäre zumindest mal für mich scheiße, haben sie schnell noch das Ritter Butzke ins Spiel gebracht. Mit grob einem Zehner ist das zwar keine Hammer-Tour, aber immer noch besser als die üblichen Verdächtigen der abgelehnten Berghain-Kundschaft (Watergate, Tresor, Kater Holzig, RAW, Suicide Circus …)
Außerdem hatte ich ja noch die zwei Euro auf dem Armaturenbrett. 🙂
