So, der erste Mai steht vor der Türe.
„Wie sieht’s aus? Fährste am ersten?“
„Nö, wie jedes Jahr.“
„Is‘ wohl besser so, nich‘ dass de Ärja kriechst mit all de Chaoten …“
Das ist jetzt der fünfte erste Mai in der Firma und mein Tagfahrer weiß immer noch nicht, dass ich wohl auch einer von „de Chaoten“ bin – im Übrigen einer derjenigen, der immer am ersten Mai mit dem Taxi heimfährt, also als Kunde. Hat sich eher zufällig eingebürgert, ist inzwischen aber festes Ritual. Und auch wenn ich nach den unerträglich langen Tagen (also wirklich Tag, mit Sonne und so) ins Taxi falle, rieche ich sicher nicht unbedingt nach Blümchen und Frühlingswiese – die Fahrer, die mich trotzdem mitnehmen, haben es aber definitiv nie bereut. Wenn ich fertig oder wie letztes Jahr auch etwas angetrunken bin, dann bin ich trotz leerer Haushaltskassen doch immer ein Freund davon gewesen, großzügig aufzurunden. Am ersten Mai gebe ich jedenfalls – sobald auch nur der Hauch einer Berechtigung besteht – ein Trinkgeld, das ich selbst verbloggen würde.
So wie es die netten Kunden an Weihnachten und Silvester machen, weil wir ja „ach je“, selbst jetzt noch arbeiten müssen. 🙂
Ich hab keine Ahnung, wie mein Schlafrhytmus bis morgen sein wird, aber egal: Wenn mir nicht eine handfeste Krankheit in die Quere kommt, bin ich sowohl vormittags zugegen, um das blöde Nazipack vor der Haustüre meiner Chefs wegzujagen, als auch in den Abendstunden bei der revolutionären Mai-Demo in Kreuzberg. Hat ja jeder so seine Feiertagsvorhaben.
Dass ich mich natürlich besonders freuen würde, irgendwen von euch ausgerechnet bei einer Anti-Nazi-Aktion kennenzulernen, versteht sich von selbst. Ansonsten wünsche ich insbesondere allen Berlinern einen gutgelaunten und feierintensiven ersten Mai!
Kommet zuhauf, fahrt mit dem Taxi, wo es nur geht – und nie vergessen:
Kein Sex mit Nazis!
Aber wem sage ich das? 😉