N‘ Juter mit Pommes

„Ick bin’n Juter! Nimmste mich mit?“

„Kommt drauf an: was hattet ihr denn für ein Problem?“

Es ist nicht oft so, dass ich potenzielle Kundschaft über irgendwelchen Stress per se ausfrage. Dass der Kollege vor mir z.B. den Kunden abgelehnt hatte, wäre mir egal gewesen. Dass der „Jute“ allerdings kurz zuvor den Fahrer davor als Taxi-Lutscher beschimpft und bereits als ich ankam ein kleines Stelldichein mit Polizeibeamten hatte, hat mich skeptisch gestimmt.

So für den Moment wirkte der Kerl wirklich nett wie sonstnochwas und stand mir auch höflich Rede und Antwort. Der erste Fahrer hätte ihn nicht mitgenommen, weil er sich Pommes geholt hätte …

Aha. Das ist vielleicht nicht notwendig, aber hey – ich hatte auch schon Pommes im Auto verteilt und akzeptiere es, wenn Kollegen da nein sagen.

„Und dann war ich sauer und hab ihm Pommes auf die Scheibe geschmiert …“

Ach so, nee ist klar.

„Und dann hat der die Bullen gerufen! Echt jetzt Mann, die Bullen!“

„Ähm, dein Beitrag war jetzt aber auch nicht die feine englische, oder?“

„Naja, aber …“

Eine knappe Minute hat er sich damit zu rechtfertigen versucht, dass es auch schlimme Taxifahrer gibt. Tut ja auch voll was zur Sache in dem Moment. Wenn er jetzt irgendwas gegen den Kollegen hätte vorbringen können – aber nein: der Hinweis, dass er ihn mit Pommes nicht mitnehmen würde, war wohl wirklich alles. Als hab ich ihn weiter eher fragend und vorwurfsvoll angesehen. Und er so:

„Hey, ich bin nicht mehr ganz nüchtern – ok. Aber ich bin’n Juter. Ehrlich. Ich bezahl Dich, ist eine Fahrt mehr. Ich weiß, wo ich wohn, alles easy. Ist deine Entscheidung, ich lauf auch. Ehrlich, kein Problem. Wäre eine gute Tour für dich, aber wenn Du nicht willst … echt, ich will nur nach Hause, ich lauf auch, so ist es nicht, ich bin da nicht so, SCHEISSE, DANN LAUF ICH HALT!“

Sprach’s und knallte seine frisch erworbenen Pommes vor dem Taxistand auf den Boden. Ich hab wirklich nix gemacht bis dahin, war aber froh, dass sich die Geschichte so erledigt hat. So wie der drauf war, hätte der mir wahrscheinlich vor Hass auf eine rote Ampel demonstrativ ins Auto gekotzt oder sowas. Echt, Leute gibt es …

15 Kommentare bis “N‘ Juter mit Pommes”

  1. Tk sagt:

    Toll was sich die Leute so einfallen lassen um in deinem Blog zu erscheinen .
    Ich bin ja auch schon am Nachdenken.

  2. Quacki sagt:

    Ist halt nen Schizo.

  3. elder taxidriver sagt:

    Schere schlägt Papier
    Papier schlägt Stein
    Stein schlägt Schere
    Wut schlägt Hunger und schmeißt mit Pommes

  4. nova sagt:

    Jetzt habe ich hunger. <.<

  5. Apotheker-Typ sagt:

    Ich kapier einfach nicht, wieso er nicht einfach die Pommes aufgegessen hat. Problem gelöst. Hätte garantiert beim ersten Taxi geklappt. Und ich geh jede Wette, Sash hätte das auch als Lösung akzeptiert. 2x versaute Pommes, und zum Schluss doch gelaufen… Hab ich was überlesen im Text?

  6. ednong sagt:

    Und vor allen Dingen: der gibt zweimal Geld aus für Pommes, von denen er nix hat. Also das wäre mir zu teuer. Da könnt man ja gleich ein Taxi nehmen. Ohne Pommes, mein ich.

  7. Bernd sagt:

    Ich vermute, das war eine Art von Masochist. Der hat bestimmt mal Torstens Geschichte gelesen und wollte dir jetzt die Majo in den Fußraum klatschen, um sie dann genüßlich mit den Pommes aufzuwischen und zu verzehren.

  8. Sash sagt:

    @Tk:
    Aber bitte nichts in die Richtung. Lieber mit viel Trinkgeld oder so 😉

    @Apotheker-Typ:
    Ein weiser Gedanke.

  9. Raoul sagt:

    „Und vor allen Dingen: der gibt zweimal Geld aus für Pommes, von denen er nix hat. Also das wäre mir zu teuer.“ 😀 Eine herrlich lakonische Analyse der Lage.

    Er hat sich also wirklich ein zweites Mal Pommes geholt? Oder hat er die Pommes wohlweislich gesplittet?

  10. Sash sagt:

    @Raoul:
    Ich bin mir ziemlich sicher, es war nur eine Portion.

  11. leserin sagt:

    “ So wie der drauf war, hätte der mir wahrscheinlich vor Hass auf eine rote Ampel demonstrativ ins Auto gekotzt oder sowas.“

    das glaube ich nicht, schließlich war’s kein salat 😀

    echt, bei manchen leuten sind die fritten wohl nicht ganz durch.

  12. Sash sagt:

    @leserin:
    Gute Formulierung! 😀

  13. Bernd K. sagt:

    Erinnert an die Geschichte von der Anleitung zum Unglücklichsein: Einer braucht einen Hammer, will ihn beim Nachbarn ausleihen, überlegt sich auf dem Weg dahin Gründe, warum ihm der Nachbar den Hammer nicht leihen würde. Als der Nachbar die Tür öffnet, schreit er ihm entgegen, er solle seinen blöden Hammer behalten.
    Manche Leute beherrschen das offenbar ziemlich perfekt.

  14. Sash sagt:

    @Bernd K.:
    Stimmt! 😀
    An die Hammer-Geschichte hab ich gar nicht gedacht, trifft es aber irgendwie.

  15. Apotheker-Typ sagt:

    Sash, in Zukunft setzt Du solcherlei unsichere Kunden einfach auf den Sitz im Kofferraum… 😀

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