Für’n Fünfer!

Drei Taxen hatten sie vor mir schon abgeklappert. Dann standen sie da und fragten, ob ich sie für einen Fünfer zum Matrix bringen würde. Ich hab die vier Leute angeschaut und hab gemeint, dass das nicht wirklich gehen würde. Dank eines Abbiegeverbotes kommen mindestens 6,40 € auf die Uhr. Aber für 5 € könnte ich sie bis auf 150 Meter ranbringen – Für Fußgänger ist das Durchlatschen zum Warschauer Platz ja legal.

„Hmm, wat is? Neh’m wa die Bahn?“

„Glaub schon.“

Es ist jetzt nicht so, dass ich mich um diese Fahrt reissen wollte, aber eines musste ich doch kurz fragen:

„Habt ihr alle eine Monatskarte oder wie?“

„Nee, sind nur zu Besuch. Unser Kumpel is schon heim.“

„OK, dann viel Spaß!“

„Hä? Wieso’n?“

„Naja, Kurzstrecke kostet 1,40 €. Zu viert kommt ihr auf 5,60 € – statt 5,00 € im Taxi – und von der S-Bahn müsst ihr etwa 400 Meter – statt 150 – laufen. Deswegen: viel Spaß!“

Was soll man sagen? Sie haben am Ende 7,50 € gezahlt. 6,40 € fürs Taxi und 1,10 € Trinkgeld. Und waren sehr umgänglich. 🙂

In eigener Sache

Nachdem die Domain zwar gesichert war, aber lange brach lag, habe ich gestern meine persönliche Seite sascha-bors.de in Betrieb genommen. Da ist zwar erst einmal für euch Leser nicht wirklich was neues zu finden, es ist eher eine Auflistung der Dinge, die ich so im Netz tue und getan habe. Aber wie das immer so ist mit neuen Seiten:

Ich würde mich über Feedback und natürlich auch gerne ein paar sich gut machende Likes, Shares und Retweets freuen. Keine Sorge, ich werde dort nicht auch noch bloggen, das passiert weiterhin bei sashs-blog.de. Es ist mehr eine offizielle und repräsentative Seite für mich als Schreiberling, quasi eine Visitenkartenpage.

Wie gesagt, schaut’s euch an und meckert, was das Zeug hält! 🙂

Wetten dass?

Eine wirklich passable Truppe – zumindest fürs Sisyphos. Drei Leute, alle noch in tragbarem Zustand, gute Laune an Bord. Und alle so: yeah! Das Ziel lag ein Stück weit die Danziger hoch, immerhin eine ganz nette Fahrt für einen locker zweistelligen Betrag. Dafür, dass ich keine 5 Minuten warten musste, konnte ich echt nicht meckern.

Die beiden Jungs und das eine Mädel stammten offensichtlich aus verschiedenen Gegenden, Spanien, Südamerika und Australien. Das nenne ich mal eine bunte Mischung. Im Taxi blieb es meist bei Englisch, was mir ganz gut gefiel, so konnte ich hier und da mitreden. Der Spanier sah kurz vor Ende der Fahrt nicht mehr sehr frisch aus und meinte auch selbst, dass er vielleicht doch etwas mehr als einen Salat hätte essen sollen, wenn er feiern geht. Ich hab das eine Weile mit wachen Augen beobachtet, ihm dann aber kurz vor unserem Zwischenstopp an einer Bank gesagt, er solle sich ja rechtzeitig melden, wenn … also nur so, ja?

„WHAT!? Don’t worry ‚bout him!“

fauchte es aus der australischen Ecke.

„He’s fine and there’s no problem!“

„Sure.“

Ich hab selten so verächtlich „sure“ gesagt – sollte es aber öfter tun 😉

Denn wir hielten an der Bank und der junge Kerl mit der schon etwas ramponierten Gelfrisur schälte sich pflichtbewusst und schnell aus Gurt und Sitz, um umgehend vor der Tür in Alkohol eingelegten Salat wieder loszuwerden.

„Hey, look at your friend: he’s getting finer and finer!“

Konnte mir die Spitze nicht verkneifen. So langsam kann ich mir vorstellen, wie sich Ärzte und Pfleger fühlen, wenn Patienten sie offensichtlich anlügen wegen diesem oder jenem. Ich hab ja auch besseres zu tun als den Leuten einzureden, sie müssten kotzen. Ich will bloß im Fall der Fälle nicht, dass es jemand zu peinlich ist, Bescheid zu sagen.

Die Freundin jedenfalls zeigte sich reumütig und dankte mir unter anderem später mit Trinkgeld. Und er?

Er hat selbstsicher verkündet, für den Rest der Fahrt kein Problem zu haben. Wäre ja ohnehin nur wegen diesem Salat gewesen …

Eine ganz Eilige

Dass es im Taxi mal schnell gehen soll, ist verständlich. Dass einige Kunden dabei ein wenig die Sicherheit aus den Augen verlieren, leider auch. Ich denke, jeder meiner Kollegen kann über Anstiftungen zum Rasen ganze Bücher schreiben. Da wissen plötzlich selbst Touristen, auf welchen Strecken man „doch nie erwischt“ wird, Bedenken beiseite geschoben und großzügig mit der Bezahlung eines Strafzettels gewunken.

DAS blieb mir glücklicherweise erspart.

Viel gefährlicher aber war, was die Frau sich ausgedacht hat, um ihr Taxi zu bekommen.

Ich stand an der Mühlenstraße , genauer an der Ecke mit Brenner- und Berliner Straße. Ich wartete darauf, dass die Ampel auf ein freundliches Grün umspringt. Nach einigen Sekunden tat sie das auch und ich fuhr los. Parallel zu diesen wenig dramatischen Ereignissen muss die Frau mit den lockigen Haaren und der zierlichen Statur auf der anderen Seite der Berliner Straße beschlossen haben, dass ich ihr Taxi sein könnte. Ohne Rücksicht auf Verluste ist sie quer über die dank Baustelle gesperrte Straße gerannt. Das wäre soweit kein allzu großes Problem gewesen, doch hielt sie sich dabei stets vollständig hinter der A-Säule meines Autos verborgen, so dass ich sie erst gesehen hab, als sie mir direkt vor die Scheinwerfer gestolpert ist und ihr trotz Vollbremsung (aus sehr sehr niedriger Geschwindigkeit – ich stand wirklich umgehend!) so nahe gekommen bin, dass sie die Hände auf meine Motorhaube legen konnte.

Der Fahrer hinter mir hat glücklicherweise genauso schnell geschaltet und am Ende konnte ich die stürmische Neukundin einladen und es ist noch eine recht vergnügliche Fahrt geworden mit allerlei derben Scherzen zum Überfahren von Kundschaft.

Ach ja, wo sollte es hingehen? Ins Kino. Schon erstaunlich, für was sich die Leute heutzutage umbringen wollen.

Touren, wie ich sie liebe

Ich schreibe hier so oft von ziemlich seltsamen Menschen und erst recht seltsam verlaufenden Touren. Das ist nach wie vor nur ein Teil der Arbeit. Ja, selbst in Berlin! Ja, selbst in der Nachtschicht!

Am letzten Wochenende hatte ich wieder so einen Prototypen einer optimalen Tour. Gut, etwas kurz vielleicht …

Am Ostbahnhof blickt mich mit fragendem Blick ein junger Mann an. Vielleicht 25 Jahre alt, kurze Haare und eine Hautfarbe, die mir bei Pfannkuchen schon zu dunkel wäre. Er erkundigt sich auf Englisch, ob ich ihn in diese Oranienstraße in Kreuzberg bringen könnte. Er hätte sich (mit der Bahn!) verfahren und nun keinen Bock mehr. Er wohne erst seit kurzem hier und er träfe sich nun mit Freunden zu einem gemütlichen Abend, wisse aber nicht, wo das jetzt genau sein soll.

So denn!

Ein bisschen Smalltalk, wie Berlin auf Zugezogene wirkt, ein paar Infos, wie er nächstes Mal mit der Bahn dorthin kommt, ein bisschen nettes Privatgeplänkel. Viel Platz ist ja nicht bei einer Tour von 6,80 €. Für die Hausnummer hab ich das Navi befragt und am Ende meinen Fahrgast etwa am Heinrichplatz entlassen, uns gegenseitig eine gute Zeit in Berlin wünschend.

Er zückte einen Zehner, ich mein Portemonnaie – da insistiert er mit liebenswerter Penetranz:

„Oh, no no no! Just keep the change! You saved my evening!“

„Die kurze Strecke soll er doch laufen!“, „Scheiß Zugezogene!“, „Neger stinken irgendwie alle!“ – alles schon gehört unter „Kollegen“. 🙁

Macht ihr nur eure „tollen“ Fahrten! Ich genieße derweil genau die oben genannten.

„Uh!“, „Oh!“ und BAM!

„Just one Second! Another one! No problem, there’s no traffic!“

Während ihre ältere Begleiterin bereits auf der Rückbank bis hinter mich durchgerutscht war, stand sie mit diesen Worten an der Türe und versuchte sich darin, ihre Zigarette auf einmal einzuatmen.

Es war früh am Morgen, etwa 18.45 Uhr, entsprechend erfreut war ich über eine Winkertour. An der Warschauer Straße war tatsächlich recht wenig Verkehr und ich freute mich, dass der frühe Arbeitsbeginn offenbar was brachte (wie man später gesehen hat, war das tatsächlich so). Die beiden Frauen, beide der Sprache nach russischer Abstammung, waren bereits reichlich angeheitert. Oder naturdicht. Jedenfalls irgendwie ein wenig neben der Kappe.

Ich erfüllte ihnen gern den Wunsch nach einem Radiosender – der allerdings schaffte es nicht einmal ansatzweise, das Gelächter der beiden zu übertönen. Aber was soll’s? Gut gelaunte Kundschaft gleich zu Schichtbeginn. Ist doch prima!

Also weitgehend. Die jüngere der beiden fand in ihrem Zustand offenbar Gefallen an mir und ich merkte das wieder einmal dadurch, dass ich völlig unerwartet an der Schulter gegriffen und spontan massiert wurde. Ich mit meinen oftmals verstrahlten Fahrgästen bin an sowas langsam gewöhnt, aber ich kann dennoch nur davon abraten, das zu tun. Die Menschen reagieren ein wenig unberechenbar, wenn man sie spontan und ohne Vorbereitung an der Schulter packt – und das ist das letzte, was ich bei jemandem riskieren würde, der gerade das Steuer des Autos in der Hand hält, in dem ich selbst sitze.

Ich selbst bin da hart im Nehmen. Ich weiß nicht, woher ich diese Gelassenheit habe – aber wenn ich am Steuer sitze, dann ist erstmal alles außer der Sicherheit zweitrangig. Da mag das noch so oft eine rallige Russin sein: zunächst einmal gilt es, die Kontrolle über meine 1925 zu behalten. Und dann – vielen Dank dafür, dass ich eine stressfreie Ehe führen darf! – kann man ja immer noch dazu übergehen, das zu genießen. Es ist doch alles in allem eine aufbauende Sache, dafür bezahlt zu werden, dass attraktive Frauen einem in einem fort Komplimente machen und einen massieren. Je nach Orientierung möge man auch gerne das andere Geschlecht in diese Vorstellung miteinbeziehen.

Neben vielfachem Dank für Körpergröße und Musikwunscherfüllung fuhr ich die beiden einfach recht gelassen bis beinahe nach Schöneberg. Schön weite Strecke, fast 20 € Umsatz und kein Grund zu klagen. Und ein entspannter Nacken dazu. Es gibt Momente, in denen ich meinem Job einfach nichts schlechtes abgewinnen kann … 😉

Dass ich wahrheitsgemäß auf die Frage nach einer Frau antwortete, störte meine reizende Begleitung nicht, sie sah das nur als Anlass, mir zu empfehlen, wenn ich schon keine Kinder hätte, mich wenigstens fleißig jeden Abend an deren Erschaffung zu üben. Und ich kann nun nicht sagen, dass ich diesen Ratschlag grundsätzlich falsch finden würde.

Nun ja, die Intimitäten nahmen nicht überhand, wenngleich ich irgendwann den Blick in den Rückspiegel verweigern musste. Ein gewisses Level von Notgeilheit ist einfach nur schwer zu ertragen.

Gegen Ende wurde das Ganze aber wesentlich erträglicher, da sich die holde Braut in spe auch als ausgesprochene Fahrzeugliebhaberin erwies und ihre leicht gestöhnten Uh’s und Oh’s mehr und mehr auf den Audi vor der eigenen Haustüre bezogen, dem sie auch nach dem Aussteigen umgehend ein Herzchen auf die Windschutzscheibe malen sollte.

Zuvor aber ging es ans Bezahlen, und selbiges sollte mir nicht nur Trinkgeld, sondern auch Schmerzen bescheren. Nach dem Genestel nach hemmungslos zerknüllten Scheinen in ihrer Hosentasche wollte sie dem „best cabdriver in the world“ noch gerne kräftig auf die Schulter klopfen. Dummerweise, während ich mich gerade umdrehte, so dass ihre Hand mit ordentlichem Schwung in meinem Gesicht landete und sich ein Nagel von ihr tief in meine Lippe grub. Ich sollte noch die halbe Nacht etwas von dieser körperlichen Begegnung haben, habe aber aus verständlichen Gründen auf eine Anzeige wegen Körperverletzung verzichtet.

Manchmal hilft cool bleiben doch sehr in dem Job …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

out for art(icles)

Den ein oder anderen Fahrgast lasse ich dann ja schon wissen, dass ich blogge. Bei den meisten halte ich trotz potenzieller Leserschaft die Füße still, bei manchen merkt man ohnehin, dass ihr Interesse nicht gegeben wäre. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und manchmal ergibt es sich dann auch eher zufällig.

So wie beim von Sarah von out for art recht frei wiedergegebenen Dialog am Ende einer Fahrt von Kreuzberg nach Prenzl’berg.

Dass wir uns trafen, war ein Zufall. Ich stand an einer Ampel und die Tür öffnete sich ohne Vorwarnung, so dass das nicht gerade auf Zimmerlautstärke laufende „Break on through“ von den Doors schlagartig eine gewisse Doppeldeutigkeit bekam. Die Fahrt war nett und das Lob für mich als Fahrer kann ich auch an meine Kundin zurückgeben. Ach, wären nur alle so nett und angenehm!

Die Erwähnung meines Blogs geschah wirklich so zufällig, wie bei out for art geschrieben. Genau genommen hab ich auf die Frage nach einer Karte geantwortet:

„Leider nicht. So professionell bin ich – keine Karte, aber eine eigene Website …“

Der selbstironische Touch meiner Ansagen fehlt mir dort im Blog etwas. Wie dem auch sei: Zum bereits zweiten Mal an diesem Wochenende bin ich zufällig auf eine Autorin gestoßen und so folgte im Anschluss noch kurzes Blog-Fachgesimpel über dies und das. Alles wie gesagt sehr angenehm, weswegen ich den Blog auch gerne verlinke. Wir suchen doch alle nach Lesern und Inspiration für neue Artikel, nicht wahr? Out for articles …

Dass ich das bisher nicht verbloggt hatte, erklärt sich im Übrigen zum einen dadurch, dass ich meist ein paar Tage im Voraus blogge, zum anderen, dass ich mir den Namen out for art nur so grob merken konnte und wusste, dass ich leichter zu googeln bin.

Und jetzt dürft ihr bei Sarah die Statistik explodieren lassen. 🙂

PS: Sarah, wenn Du das liest: Sash ist ok, Sascha Bors auch. Aber Sasch Bors? Bitte nicht …