Touren, wie ich sie liebe

Ich schreibe hier so oft von ziemlich seltsamen Menschen und erst recht seltsam verlaufenden Touren. Das ist nach wie vor nur ein Teil der Arbeit. Ja, selbst in Berlin! Ja, selbst in der Nachtschicht!

Am letzten Wochenende hatte ich wieder so einen Prototypen einer optimalen Tour. Gut, etwas kurz vielleicht …

Am Ostbahnhof blickt mich mit fragendem Blick ein junger Mann an. Vielleicht 25 Jahre alt, kurze Haare und eine Hautfarbe, die mir bei Pfannkuchen schon zu dunkel wäre. Er erkundigt sich auf Englisch, ob ich ihn in diese Oranienstraße in Kreuzberg bringen könnte. Er hätte sich (mit der Bahn!) verfahren und nun keinen Bock mehr. Er wohne erst seit kurzem hier und er träfe sich nun mit Freunden zu einem gemütlichen Abend, wisse aber nicht, wo das jetzt genau sein soll.

So denn!

Ein bisschen Smalltalk, wie Berlin auf Zugezogene wirkt, ein paar Infos, wie er nächstes Mal mit der Bahn dorthin kommt, ein bisschen nettes Privatgeplänkel. Viel Platz ist ja nicht bei einer Tour von 6,80 €. Für die Hausnummer hab ich das Navi befragt und am Ende meinen Fahrgast etwa am Heinrichplatz entlassen, uns gegenseitig eine gute Zeit in Berlin wünschend.

Er zückte einen Zehner, ich mein Portemonnaie – da insistiert er mit liebenswerter Penetranz:

„Oh, no no no! Just keep the change! You saved my evening!“

„Die kurze Strecke soll er doch laufen!“, „Scheiß Zugezogene!“, „Neger stinken irgendwie alle!“ – alles schon gehört unter „Kollegen“. 🙁

Macht ihr nur eure „tollen“ Fahrten! Ich genieße derweil genau die oben genannten.

33 Kommentare bis “Touren, wie ich sie liebe”

  1. breakpoint sagt:

    Meinst du Pfannkuchen (die gab’s bei mir heute auch – allerdings nur im Blog) oder Krapfen?

  2. Roichi sagt:

    Ich wär ja für Plinsen.
    Der Sash kommt doch aus dem Westen, da heißen die Pfannkuchen Berliner.

  3. Solarium sagt:

    „eine Hautfarbe, die mir bei Pfannkuchen schon zu dunkel wäre“- sry, das war wahrscheinlich nicht böse gemeint, sondern mehr als lockerer Spruch und n aus der Hüfte geschossener Vergleich und ich unterstelle Dir auch nichts dergleichen. Dass du n konkreter, lieber, hilfsbereiter Typ bist, stellst du ja mit jedem neuen Beitrag unter Beweis (KEINE! Ironie 🙂

    Trotzdem ist der Spruch ziemlich daneben, letztenendes ist es n Gag auf Kosten der Hautfarbe. Und das kann Leute verletzen, die sich als farbige (Deutsche) täglich dumme Sprüche anhören müssen, die doch nicht böse gemeint sind, aber irgendwie witzig sein sollen: „Verstehste, Schwarzfahrer, hahahaha, weil du schwarz bist. hahaha, ist das nicht witzig.“ Das gibt dir jedes mal das Gefühl, „anders“ zu sein, nicht dazuzugehören. Und solche Sprüche kommen ständig…

    Der Spruch: „Your feelings, your problems“ ist meiner Ansicht nach nurn sich selbst ausgestellter Persilschein, um Witze auf Kosten von Menschen aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Körperhygiene machen zu können. Und: „Einige meiner besten Freunde sind schwarz, die machen auch die ganze Zeit Witze drüber“ zieht auch nicht. Kein Mensch will derbe Witzeleien im Freundeskreis verbieten. Ist schließlich n Unterschied ob man n Witz reißt unter Freunden, wo man sich ins Gesicht sehen kann und weiß, wo die Grenzen jedes Menschen liegt oder ob man so etwas in die blogosphäre rausposaunt, wo das jeder liest.

    meine 2 Pfennig

  4. Raoul sagt:

    Direkt als ich den Pfannkuchensatz gelesen habe war klar, daß unter den ersten fünf Antworten Kommentar Nr. 3 dabei ist. Muß sich um eine Art Reflex handeln.

  5. Solarium sagt:

    bist du männlich? Hetero? Weiß? Atheist oder Christ? Kein Sozialhilfeempfänger?

    Glückwunsch zu einem Leben ohne tägliche Diskriminisationserfahrung. Ach nein, da gibt es ja noch jeden Tag diese Frauen, Juden, Moslems, Schwulen, Neger, Gutmenschen und Hartzler, die dann immer beleidigt sind.
    Beileid zu einem Leben, wo man einfach nichts mehr sagen darf ohne jemandem auf dem Schlips zu treten. /Ironieoff

    Muß sich um eine Art Reflex handeln, sich davon verletzt zu fühlen, dass sich andere Menschen durch solche Sprüche verletzt fühlen.

  6. MsTaxi sagt:

    Die Kritisierbarkeit von Sashs Vergleich hängt natürlich ganz extrem davon ab, was er mit „Pfannkuchen“ meint. *augenzwinker*

    Sollte er – der ja ursprünglich Schwabe ist/ war (?) – damit das meinen, woraus man Flädle produziert, wäre jeder Teint, der sich jenseits von deutlich mittleres Hellgelb bewegt, schon zu dunkel.

    Sollte er damit das meinen, wozu man im Rest von Deutschland häufig „Berliner“ sagt – hier bei mir in Hessen heißt das „Kräppel – darf jeder aufschreien und sich getreten fühlen, der 3x die Woche auf den Ganzkörpertoaster geht und jenseits Hauttyp 3 gefärbt ist.

    Sollte es bisher noch nicht ausreichend deutlich geworden sein, sage ich es jetzt ganz unmissverständlich, damit ich mir das bashing dann auch verdiene: Wenn jemand es notwendig hat, eine Sprachspielerei, die deutlich kontextsensitiv zu verstehen und auch verstehbar ist, moralmeisterlich kritisieren zu müssen, sollte vllt mal seine bedingten Verständnisreflexe mit dem Hämmerchen prüfen lassen.

    @Raoul

    Mir will scheinen, sowas ist leichter auslösbar als ein Feueralarm —- Huch nee, Feueralarm darf man seit Titisee sicher auch nicht mehr sagen *schon mal vorratschämt*

  7. breakpoint sagt:

    @MsTaxi

    Herauszufinden, was Sash mit „Pfannkuchen“ meint, war ja genau die Intention meines ersten Kommentars.

    Wenn man beim Bäcker weiße Amerikaner statt dunkle bestellt, weil man Zuckerguss lieber mag, ist das schon Rassismus?

  8. Solarium sagt:

    man darf alles sagen: FEUERALARMFEUERALARM. Sich dann aber auf die Position zurückzuziehen, dass jeder, der sich angegriffen fühlt, moralmeisterlich rumbasht ist einfach nur billig, weil die Haltung anderer Leute abwertet und diesen das Recht abspricht, ihre täglichen Erfahrungen und Gefühle zur Sprache zu bringen: Witze machen? Klar! Und jeder der nicht lacht, soll lieber die Klappe halten.

    @Sash: Mir ging es nur darum, dir meine Perspektive dazu aufzuzeigen, zu zeigen, warum das bei Betroffenen anders ankommt als bei einem selbst, der nicht betroffen ist und hab versucht so behutsam wie möglich die Kritik aus meinen Augen zu formulieren ohne dich anzugreifen oder dir was zu unterstellen, was du auch nicht denkst oder bist. Ich hoffe, diese Quintessenz ist angekommen. Zu sagen: „ich fühle mich dadurch verletzt, dass..:“ bedeutet eben nicht (!) immer im Umkehrschluss: „Du bist absichtlich so fies, weil…“

    Oder kurz:
    Eigene Grenzen klarmachen =/= Bashing

  9. Rike sagt:

    @Solarium

    Aber der Sinn von Sashs Post war doch, dass sich die Vorurteile gegenüber melaninreicheren Zeitgenossen nicht lohnen, weil Hautfarbe keinen Einfluss auf die Persönlichkeit und/oder Trinkgeldfreudigkeit hat.

    War das da wirklich so schlimm, dass er die Tatsache, dass es sich beim Fahrgast um einen Schwarzen handelte, freundlich umschrieben hat?

  10. elder taxidriver sagt:

    Ale haben Recht, natürlich. Ich habe mal einen Diplomaten aus Kamerun gefahren, der sehr gut Deutsch konnte.
    Und ihn gefragt, ob er wüsste was in Berlin ‚Kameruner‘ bedeutet. Und er sollte mal beim Bäcker , zwei Amerikaner und einen Kameruner verlangen. Und wenn er in Westdeutschland wäre, noch einen ‚Berliner‘ dazu. Da hat er herzlich gelacht.
    (Wobei das keine Empfehlung war, diese Dinger wirklich zu essen.) Jetzt bitte die Bäcker-Innung melden.

  11. Solarium sagt:

    @Rike:

    Das Problem bei solchen Diskussionen ist, dass sofort die Gräben gezogen werden. Es gibt dann keine Zwischentöne mehr. Es gibt nur noch: Schwarz/Weiß, Richtige Meinung/Falsche Meinung. Spießer/Proleten. Das trifft es aber nicht. Nur weil ich so einen Kommentar verletztend empfinde, spreche ich nicht allen anderen die Meinung ab, dass sie den selben Spruch für harmlos halten. Ich zwinge auch niemanden, mit mir empört zu sein. Aber ich fordere das Recht ein sagen zu dürfen: Hey, das finde ich jetzt nicht witzig, weil mich das persönlich trifft! Die Reaktion darauf verläuft meistens ähnlich wie hier. Heißt das also, dass 90% der Bevölkerung Recht hat, dass ich mich nicht so anstellen soll? Auch mal über mich selbst lachen? Wir sind doch alle gleich und deswegen sind witzige Bemerkungen über Hautfarben einfach nur witzig? Ich will versuchen, zu erklären, was mich so wurmt.

    1. Es ist eben nicht so, dass da ein Gleichgewicht herrscht: Weiße lachen über Schwarze, Schwarze über Weiße, Heteros über Homos, Homos über Heteros, Frauen über Männer, alles gleich, alle glücklich. ‚Weiß-sein‘ ist normal, da ist nichts augenfällig anderes und deswegen werden nicht ständig witze darüber gemacht, dass jemand anders ist. Ich hab zumindest in Deutschland noch nie ein ähnlichen Spruch gehört wie
    „Am Ostbahnhof blickt mich mit fragendem Blick ein junger Mann an. Vielleicht 25 Jahre alt, kurze Haare und eine Hautfarbe, die mir bei Toastbrot noch zu bleich ist“. Und das ist das Ungleichgewicht. Über das normale macht man keine Witze, klar, das ist halt normal, das findet niemand witzig. Aber wenn etwas anders ist, als ich, dann hab ich n Anker um diese Andersartigkeit witzig und pointiert zu umschreiben.

    2. Es kommt nicht alleine auf den Spruch an, sondern auf die Menschen, die den Spruch machen und hören. Beispiel: Sash macht hier eine flappsige Umschreibung, in seinen Augen kann sie auch freundlich sein, er sieht überhaupt kein Problem darin, ganz im Gegenteil: Ihn nervt der Rassismus von anderen „Kollegen“ und will das hier zur Sprache bringen. Der Spruch steht im Raum und wird von jemandem gelesen, der sich tagtäglich solche Sprüche annhören muss: „Schwarzfahrer“, „Das kleine Schwarze“, „Ich seh Schwarz, ich Weiß (GEZ)“, „Wählst du auch schwarz?“. Irgendwann ist man genervt, irgendwann wundert es einen, warum man ständig darauf hingewiesen wird, „Anders“ zu sein. Und wieder fühlt man sich nicht ernst genommen. Das heißt nicht, dass Sash irgendeine böse Absicht hatte. Die Absicht von Sash ist mir in dem Moment egal. Es ist der Spruch, der etwas anderes bei mir auslöst als bei Sash. Es ist wie ein modernes Kunstwerk: Der Museumsbesucher sieht was anderes darin, als der Künstler eigentlich gemeint hat. Soll der Künstler in Zukunft nicht mehr malen dürfen? Natürlich soll er noch weiter malen! Sollen die Besucher nicht mehr ins Museum gehen? Unsinn! Leben bringt Konflikte hervor, die nicht alle gelöst werden können. Aber diese Konflikte zu benennen schaft Verständnis dafür, warum der Konflikt besteht und den Menschen hinter dem Konflikt sehen zu können.

    3. Mir passiert es ebenso wie jedem, dass ich Witze aufgrund von Herkunft, Geschlecht (schon öfter) oder whatever mache und jemandem damit zu nahe trete. Nur: Ich kenne das Gefühl. Wenn ich die Rückmeldung bekomme, versteife ich mich nicht darauf, dass das doch harmlos war und man sich nicht so anstellen soll. Ich nehme das zur Kenntnis, entschuldige mich. Nicht weil ich einen Fehler gemacht habe, ich konnte ja nicht wissen, was bei wem welche Knöpfen drückt. Aber weil ich unbeabsichtigt jemandem verletzt habe. Zurückstecken ist für mich kein Zeichen von Schwäche, sondern von Respekt anderen gegenüber. Meine Meinungsfreiheit ist nicht gefährdet, wenn ich anderen zuhöre und mir sagen lasse, wie sie etwas empfinden.

    Was wünsche ich mir?:
    4. Jeder soll das schreiben und sagen sollen, was er will. Sash soll schreiben was er will ohne ständig daran denken zu müssen, wie denn die Leute reagieren könnten. Aber ich möchte genauso das Recht haben, zu sagen, was mich verletzt, ohne das mir das Recht abgesprochen wird, es zu sagen. Ich will nicht mehr still sein, alles ertragen, immer ducken, die Mehrheit wird schon recht haben: „hier (!) sind halt alle weiß, wenns dir nicht passt, geh doch zurück nach Afrika“. Meine Erfahrung ist, dass viele Leute einfach nicht sensiblisiert sind für solche Themen. Menschen, mit denen ich rede, und die sich auf meine Argumente einlassen, haben mir später erzählt, dass ihnen das so noch nicht bewusst war. Man wird sensibler und achtet darauf ohne es als Einschränkung seiner „Meinungsfreiheit“ zu empfinden. Es gab auch Menschen, mit denen ich diskutiert habe, die sich das angehört haben und alles für Unsinn befunden haben. Ist in Ordnung, können sie gerne so handhaben. Soll ich aber deswegen immer die Klappe halten, nur um denen nicht unbequem zu werden?

    that’s it

  12. elder taxidriver sagt:

    Also, das ist so gut gesagt, dass es als Lexikon-Eintrag herhalten könnte. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass die Altkleider-Sammlungen die von Europa nach Afrika gehen dort unter der Überschrift laufen ‚Der weiße Mann ist tot‘.
    Finde ich lustig. Und die es sagen auch. Damit ist allen gedient.

  13. Sash sagt:

    @breakpoint:
    Pfannkuchen. 🙂

    @Solarium:
    Natürlich war das in keinster Weise verletzend gemeint. Das ergibt sich ja auch aus dem Kontext und Dir ist das ganz offensichtlich ebenso aufgefallen. Damit hätten wir den Punkt abgehakt.
    Einen Witz „auf Kosten der Hautfarbe“ habe ich damit gemacht. Ja. Korrekt. Also so in etwa. Denn: auf Kosten? Es war einer der wenigen Beiträge, in denen ich die Hautfarbe meines Fahrgastes erwähnt habe. Im Übrigen, weil der Eintrag bewusst positiv konnotiert ist. Ihr würdet euch wundern, wie oft unter Kunden aller Aufdringlichkeitsstufen Schwarze, „Ausländer“, Schwule und andere Minderheiten sind. Wenn es nichts zur Sache tut, lasse ich die ein oder anderen Merkmale gerne unter den Tisch fallen und tausche sie aus, weil ich keine Lust habe, dass irgendwo ein „Typisch Türken!“ in den Kommentaren auftaucht, wenn ich mal was negatives schreibe.
    Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine Erwähnung wie diese eine „Andersartigkeit“ unterstreichen kann. Aber – und da kommen wir zu meiner Begründung, weswegen ich es getan habe – das mache ich ständig mit allen möglichen Menschen. Weil es der Veranschaulichung dient, und ja: weil es witzig sein kann. Ich selbst bin beispielsweise nicht schwarz, aber übergewichtig. Das ist ein Merkmal, das bei einigen meiner Fahrgäste auch auftaucht und das ich ebenso benenne – obwohl ich damit Gefahr laufe, Dicke lächerlich zu machen. Ich benenne es, wenn Menschen komische Brillen tragen, wenn sie die deutsche Aussprache nicht so gut beherrschen, wenn sie schwul sind, Frauen, Männer, vom Dorf kommen, beim Militär sind, schwarz, weiß, dumm, dünn, hässlich, offensichtlich arm und obdachlos. Und im ein oder anderen Beitrag für sich gesehen kann das auch mal so aussehen, als ob ich gegen bestimmte Arten von Menschen etwas hätte. Aber immer nur „Mensch“ zu schreiben, die wahrscheinlich einzige Aussage, die je nach Gegenüber halbwegs frei von potenziellen Diskriminierungen ist, würde all das hier langweilig und öde machen. Es ist nunmal so, dass wir uns gerne ein Bild vom Gegenüber, bzw. von der erwähnten Person machen, und unter vielen anderen Dingen spielt dabei auch die Hautfarbe eine Rolle. Klar, völlig selbstverständlich. Ob jemand diese dann als „normal“ betrachtet oder nicht, liegt größtenteils in der Sozialisierung des einzelnen. Würde ich dieses Attribut nie erwähnen, könnte man auf der anderen Seite relativ sicher sein, dass die meisten meiner Leser sich ein eigenes Bild von den Leuten machen – womit letztlich auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie sich bei sympathischen Leuten eher Menschen wie sich selbst vorstellen, bei unsympathischen „die Anderen“ – was immer das im Einzelfall heißt. Wäre das wirklich besser bei einer vermutlich überwiegend weißen, westlichen, reichen, städtischen Leserschaft?
    Lange Rede, kurzer Sinn: ich bin mir der Schwierigkeit so mancher Äußerung bewusst, wahrscheinlich mehr als die meisten sich denken. Und ich versuche das immer zu berücksichtigen. Ganz ohne ein gewisses Potenzial an möglichen Missverständnissen geht aber nicht.
    Das wichtigste jedoch: es war selbstverständlich nicht meine Absicht, dich damit zu verletzen.

    @Raoul:
    Selbst wenn es so sein sollte – gehört immer noch zu den mir lieben Reflexen in dieser Gesellschaft. 😉

    @elder taxidriver:
    Dass das ein lustiges Gespräch war, kann ich mir vorstellen 🙂

  14. Rike sagt:

    @Solarium

    Danke für deine ausführliche Erklärung.

    Mir ist schon bewußt, dass ich als Weiße in unserer hiesigen Gesellschaft in der Hinsicht priviligiert bin. Und Meldungen wie „Schwarzfahrer“ oder „geh doch zurück nach Afrika“ sind unter aller Kanone, da gehe ich völlig mit dir konform.

    Wenn ich aber in Texten sowas wie „ein Schwarzer“ oder „die Asiatin“ lese, hinterläßt das oft ein vages Unbehagen bei mir (klar, dass mein Gefühl in dem Fall als Unbetroffene den allerletzten Rang einnimmt) weil es die Leute zu sehr auf Ihre Hautfarbe oder Herkunft zu reduzieren scheint, selbst wenn die Hautfarbe wie hier der casus knacktus der Geschichte ist. Und eine charmante Umschreibung schwächt dieses Unbehagen irgendwie (klar ist ein Ausdruck für einen charmant und für den anderen blöde).

    Wie gesagt, meine Meinung zählt hier bestimmt am wenigsten aber ich wollt noch mal auf deine Antwort eingehen.

  15. schang sagt:

    Vielen Dank an @Solarium für diesen detaillierten Einblick! Nachvollziehbar und verständlich!

  16. Cliff sagt:

    Oh Mann, diese Diskussion gleich zum Frühstückskaffee zu lesen, ist echt zu heftig für mich.

    Da reiche ich doch gleich noch die passende Boulevard-Headline dazu nach:

    Skandal! Schwabe fährt Neger nach Klein-Istanbul

    Also, echt: So geht das nicht weiter mit der Überfremdung in der preußischen Hauptstadt. Da muss man doch was gegen machen!

    So, jetzt schießt los. Ich schau dann heute abend nochmal rein…

  17. Tk sagt:

    Eine gewisse Lockerheit im Leben täte manchen gut. Meine Frau (Asiatin) spreche ich auch des öfteren mit „kleine Frülingsrolle“an. Sie findets lustig.
    @cliff bei mir ist es erst 5:42 !?!

  18. Tk sagt:

    Ups! Jetzt fehlt mir ne ganze Stunde meines Lebens. Wurde ich von Aliens sntführt und und wieder abgesetzt?
    Sash sag mal was dazu.

  19. Sash sagt:

    @Cliff:
    Ach komm, es war echt niemand unsachlich hier. Der war nicht wirklich nötig.

    @Tk:
    Ja, mir ist Lockerheit auch am liebsten, aber man kann sie nunmal nicht erzwingen.
    Und zur Uhrzeit das Übliche: -.-

  20. dingens sagt:

    *lach*
    Beim Lesen des Blogeintrags noch gedacht: „Hier steigst du mit einem ‚Du hast wohl was gegen dunkle Pfannenkuchen, wie?“-Spruch ein“ aber da hatte mich die politisch-korrekte Realität schon überholt.
    @Solarium: Schon mal überlegt, dass sich für deine Kommentare alle Farbigen und Ausländer, die die Welt ein kleines bisschen locker sehen, ganz mächtig schämen und sie kaum eine Möglichkeit haben, sich gegen solche gutgemeinten „Helfer“ wie dich zu wehren?

  21. hartmut sagt:

    Die „zu dunkel“ Wertung ist bei mir erstmal auch auf die beschriebene Person übergesprungen … ich hatte damit erstmal das Bild eines Solarium-Junkies vor mir …

  22. Solarium sagt:

    Gute Ausländer: Sind locker, hören sich alles an, ohne zu widersprechen. Verstehen, dass Witze nur Witze sind
    Böse Ausländer: Wagen es hier den Mund aufzumachen. Sind sie doch selber schuld, dass die niemand mag. Erweisen der Integration einen Bärendienst.

    Soll ich euch mal was sagen: Ich bin es leid, dass böse und gute Ausländer gegeneinander ausgespielt werden. Mal bin ich der „gute Ausländer“, weil ich studiere, mich „integriere“, wunderbares Deutsch beherrsche (traut man dem Ausländer ja gar nich zu, gell?), nebenbei arbeite und überhaupt nicht so bin, wie die anderen, bösen Ausländer, von denen man sonst so hört. Aber wenn ich mal die „Wir sind alle so harmonisch und tolerant, da wird man doch maln Witz reißen dürfen“-Stimmung störe, dann bin auf einmal der verkniffene, politisch-korrekte, gutmenschliche Ausländer, der immer nur rummeckert und eigentlich nur selbst schuld ist, dass er täglich ausgegrenzt wird.

    Das hat nichts mit Lockerheit oder nicht Lockerheit zu tun. Das hat nichts damit zu tun, dass es ‚Ausländer‘ gibt, die das locker sehen und andere, die das nicht locker sehen. Es es hat etwas mit der Gesprächssituation zu tun.
    Meine Freunde machen genauso Witze über mich wie ich über sie. Meinen Freunden gegenüber kann ich auch witze über mich selbst reißen. Der Unterschied: Ich kenne sie, sie kennen mich und wir sehen uns dabei ins Gesicht und sehen, wie wir unverschämt dabei grinsen. Wie Freunde / Ehepartner untereinander reden ist ihre Sache. Das heißt aber noch lange nicht, dass die selben Gepflogenheiten auch in diesem Forum oder in der Öffentlichkeit gelten. Und wenn mirn Fremder mitm Solariumspruch kommt -zugegeben, keine tägliche Erfahrung, eher einprägsames Erlebnis-, dann kann ich das gar nicht ab! Bin ich jetzt ein von Selbsthass zerfressener Rassist wegen meinem Nickname? Nein, weil ich zu mir selbst in einem anderen Verhältnis stehe als ein Fremder.

    Es geht nicht darum was gesagt wird, sondern WO und WIE:
    Beispiel:
    Sash schreibt über ne Fahrt mit nem Farbigen und thematisiert Rassismus, no Problem – DANKE DAFÜR! nur mit dem Pfannkuchen-Vergleich hab ich n Problem. Das hab ich gesagt und gut ist, kein Zank von meiner Seite aus, keine Vorwürfe an Sash.
    Cliff sagt: „Skandal! Schwabe fährt Neger nach Klein-Istanbul“ haha, wie witzig, er hat neger gesagt. Voll bildzeitung, neee?, weil die skandalisieren ja auch alles, und da regt sich der neger auf und der schwabe und der türke aber gleich auf. Neger, haha! Versteht ihrs? Ich lach mich tot – NOT!

    @dingens: und jetzt nochmal ne ordentliche portion polemik an deine adresse, höflich und möglichst defensiv hab ich ja oben schonmal probiert. Wer respektvoll nachfragt kriegt auch ne anständige Antwort von mir, du kriegst jetzt nur meine Tagesdosis Zynismus ab:
    Stimmt, alle anderen Ausländer und Farbige schämen sich für mich. Mein Eltern schämen sich unheimlich für mich. Meine Mutter hat sich immer für mich geschämt als ich mich als Kind immer im guten Deutsch eingemischt habe, wenn sie abfällig behandelt wurde, wenn ‚Deutsche‘ Witze rissen, die sie sprachlich nicht verstanden hat. Ich kannte die Wörter aus der Grundschule. Ich schäme mich für mich. Vor allem sollte man den Ausländer hier vor sich selbst schützen, ist ja peinlich, was der hier abzieht. .

    Nur sls 80km entfernt in Rostock die Scheiben eingeschlagen wurden, sich die Polizei zurückzog, die Politik auf der populistischen Welle sogar noch mitritt, statt die Täter zu benennen, da haben sich meine Eltern nicht geschämt. Ich hab damals noch nicht verstehen können, warum meine Eltern Deutschland wieder verlassen wollten. Heute versteh ich es. Meine Eltern leben noch hier. Und für mich gibt es keine andere „Heimat“ – auch wenn ich scheinbar nicht dieses wohlig-warme Gefühl besitze, über das mich die pöbelnden Fusballfans während eines EM-Public Viewings am Admiralspalast belehrt haben, bevor ich meinen Bruder an die Hand genommen habe und lieber gegangen bin, weil die Stimmung zu kippen drohte und fünf Kerle um uns umkreist haben (und ich nehme nicht „DIE DEUTSCHEN‘ in Sippenhaft dafür, sondern hoffe differenzieren zu können)

    Und ich lasse mich gerne auf jede Diskussion ein, solange sie respektvoll abläuft und mein Anliegen nicht mit Phrasen ‚politisch-korrekt‘, ‚betroffenheitskultur‘ oder ‚Gutmenschentum‘ abgewertet wird. Solche Phrasen sprechen dir nämlich die Legitimität ab, dich zu äußern. Auf einmal wird so getan als ginge es nicht mehr um mich, um meine Gefühle, meine Erfahrung, sondern als wäre ich nur Erfüllungsgehilfe einer „Ideologie des politisch Korrekten.“

    Wie sehr wir ‚Ausländer“ uns dafür schämen, dass andere ‚Ausländer‘ immer das Maul aufzureißen, könnt ihr übrigens auch nachlesen bei:

    http://www.amazon.de/Deutschland-Schwarz-Wei%C3%9F-allt%C3%A4gliche-Rassismus/dp/3570010082
    http://www.amazon.de/Die-Farbe-meiner-Haut-Anti-Rassismustrainerin/dp/3451299879/ref=pd_sim_b_3

  23. dingens sagt:

    @Solarium: Ich hab deine Portion Zynismus nicht abbekommen, die hockt immer noch auf deinem Schoss.
    Von humorvollen Umschreibungen von Hautfarben kommst du zu eingeschlagenen Scheiben in Rostock und merkst dabei nichts.
    Sinnvolle Diskussionen setzen übrigens vernünftige Beiträge von beiden Seiten voraus. Bei dir kann ich so etwas nicht erkennen.
    Kleiner Realitätscheck: Worüber du dich jetzt so masslos echauffierst ist die Formulierung „eine Hautfarbe, die mir bei Pfannkuchen schon zu dunkel wäre.“
    Hm? Was willst du mir erzählen? Dass deine Reaktion auch nur ansatzweise angemessen war?

    Die Sommersprossen meiner Ex fand ich süss …aber wenn meine Fensterscheiben so aussehen würden, würde ich sie putzen. OMG! OMG! Was hab ich da bloss geschrieben!

    Und red bitte nur für dich und spiel dich nicht als Sprecher aller Ausländer auf. Denn der bist du definitiv nicht!

    Ich nehm Rassismus ernst, dich aber nicht.

  24. chris232 sagt:

    Wer häufig Bus fährt kann sicher bestätigen, dass man dabei beim Einsteigen öfters mal von Fahrern aus aller Herren Länder, gern auch mal mit nur sehr mäßigen Deutschkenntnissen, begrüßt wird. Und da sind mir Schwarze* fast am liebsten – hinsichtlich deren Kollegialität, Fahrverhalten und Kundenfreundlichkeit könnten sich die meisten anderen Nationalitäten noch eine dicke Scheibe abschneiden! Doch, ich mag sie.

    *… und genau deswegen hab ich, gerade in Bayern, auch kein Problem damit – bei den richtigen Leuten – Neger zu sagen. Weil ich es eben nicht als Beschimpfung verstehe, und wenn das mein Gegenüber auch nicht tut, so what?
    Alternativ für die „Gutmenschen“ darf hier gerne „afro-afrikanischer Afro-Afrikaner mit afrikanischem Migrationshintergrund“ eingesetzt werden, aber ich fürchte, dann diskriminier ich die Minderheit der ähnlich aussehenden, aber nicht aus Afrika stammenden Bevölkerung.

  25. Sash sagt:

    @hartmut:
    Ich habe diesen Interpretationsspielraum auch bewusst offen gelassen – wenngleich er nicht zutrifft.

    @alle, die hier eifrig diskutieren und Dinge anfangen persönlich zu nehmen:
    Ein paar grundsätzliche Sachen:
    Rassismus ist scheiße, gleichermaßen aber auch auf verschiedenste Weise definiert. Eine allgemein anerkannte Definition, ob mein Satz „richtig“ oder „falsch“, „gut“ oder „böse“ war, wird sich nicht finden. Natürlich war er von mir keinesfalls böse gemeint und ich weise auch nochmal darauf hin, dass ich keine Wertung des Menschen vorgenommen habe, auch keine Wertung der Hautfarbe. Ich habe mittels einer offenbar missverständlichen Metapher erklärt, dass der Fahrgast eine dunkle Haut hatte – und dass ich Pfannkuchen gerne heller habe. Ich habe auch Tapeten gerne heller als Pfannkuchen und meine Jacken dunkler als die Hautfarbe der meisten Menschen. Da könnte man mit der Zeit in Erklärungsnöte geraten, wenn man das rassistisch auslegen will (z.B. finde ich Jacken wesentlich nützlicher als Tapeten und Pfannkuchen …).
    Ergo: letztlich reden wir hier doch gar nicht über den Satz, sondern über das, was wir reininterpretieren. Das ist ok, schließlich ist das auch eine der Ebenen, auf denen Rassismus funktioniert. Aber wir sollten das bei allen „wirs“ und „dies“ nicht vergessen.

    @Solarium:
    Ich hab die Sachlichkeit deiner ersten Äußerungen gelobt und finde es etwas schade, dass wir jetzt am Ende doch beim zynischen Niveau landen. In deinem Post steht viel wahres, aber die Befindlichkeit IST – genauso wie die Gesprächssituation – ein Thema. Dass kannst Du nicht pauschal von Dir weisen, nur weil das Thema ein schwieriges ist. Bei mehrdeutigen Aussagen (hey, wir reden hier immerhin über einen Artikel, in dem ich ohne irgendwas (auch positiv) zu verallgemeinern einen dunkelhäutigen Fahrgast positiv herausgehoben hab.) ist die Rezeption genauso ein Element wie die Intention des Absenders. Extrem polemisch ausgedrückt: man hat es auch selbst in gewissem Rahmen unter Kontrolle, welche Aussagen, ja sogar welche Angriffe, man als verletzend erachtet oder nicht. Das ist KEINE Rechtfertigung für Angriffe, aber ebenso nicht von der Hand zu weisen.
    Und bei allem Verständnis für Zynismus: dein Umherwerfen von „die Ausländer“ und „wir Ausländer“ macht wirklich keinen guten Eindruck, so sehr ich verstehen kann, was Dich veranlasst hat, es zu schreiben.

    @dingens:
    An Dich geht umgekehrt die Bitte, die Befindlichkeiten anderer Leute auch ernst zu nehmen. Ich persönlich teile die Meinung von Solarium nicht in allen Punkten, aber bezüglich des Kampfbegriffs politisch-korrekt hat er recht. Der wird nunmal ausschließlich in „man wird doch wohl noch sagen dürfen …“-Diskussionen verwendet und stößt diesbezüglich auch mir auf. Ich gebe Dir Recht, dass sicher nicht alle potenziell Betroffenen die Einstellung von Solarium teilen, aber warum gleich lospoltern, dass er „den Ausländern“ peinlich wäre oder zu sein hätte? Ein Ernstnehmen von Rassismus sieht in meinen Augen anders aus.
    Deinen Sommersprossen-Vergleich fand ich im Übrigen trotzdem gut, weil der Punkt so langsam wirklich untergegangen ist.

    @chris232:
    Du meinst es sicher ganz nett, aber das mal sehr frei übersetzte „Schwarze sind bessere Busfahrer als Türken“ ist keine minderschwere Form von Rassismus, nur weil dabei dunkelhäutige Menschen gelobt werden. Das ist die Reinform: Ethnie A ist besser als Ethnie B.

  26. dingens sagt:

    Nein, der Begriff „politisch-korrekt“ wird nicht nur als Kampfbegriff in „Man wird ja wohl noch sagen dürfen“-Diskussionen verwendet.
    Der Begriff wird auch dann verwendet, wenn Leute sich über jedes angemessene und vernünftige Mass hinaus echauffieren, weil sie sie aus falsch verstandenem Betroffenheitsdenken manche Dinge grundsätzlich für schlimme Tabus halten.
    Dick? Dünn? Rothaarig? Sommersprossen? Brillenträger? grosse Ohren, Zähne, Nasen?
    Alles kein Problem. Aber wehe, WEHE! Du erwähnst einmal die Hautfarbe eines Menschen!
    Wobei faszinierenderweise da ja auch meistens der „Kalkeimer“ in Ordnung geht, weil es da ja gegen klar erkennbare Mehrheiten geht, die keinen besonderen Schutz verdienen.
    Mein „Lospoltern“ bezieht sich übrigens darauf, dass ich hier mit einem Kollegen türkischer Abstammung über Solariums Beitrag diskutiert habe. Seine Meinung: Er findet deinen Beitrag absolut okay. Er hat das gleiche „Recht“ darauf, dass sich über ihn und sein Aussehen lustig gemacht wird, wie jeder andere Mensch nicht. Er findet die Vorstellung, dass es heisst „Psst! Über den keine Kommentare übers Aussehen, der ist Türke!“ absolut diskriminierend.
    Und das seh ich genau so!
    Grundsätzlich geht es doch um Toleranz …und die kann ich bei Solarium nun wirklich nicht einmal ansatzweise erkennen.

  27. Cliff sagt:

    @Sash, ich hab‘ ja gesagt, ich schau noch mal rein. Und auf „unsachlich“ wollte ich gar nicht raus, sondern darauf, dass sich solche Diskussionen immer in die Länge ziehen und meistens im Kreise drehen. Schreib bitte weiter „Pfannkuchen“, wenn dir danach ist. (Ich würde das an deiner Stelle auch gar nicht ausdiskutieren wollen.)
    > Der war nicht wirklich nötig.
    Vielleicht. Ich fand heute früh spontan schon, dass der nötig war. Gut, vielleicht ging die Ironie daneben oder kam nicht rüber. Vielen Dank auf jeden Fall fürs Nicht-Löschen; hättest du ja kommentarlos tun können.

    qTk
    > bei mir ist es erst 5:42 !?!
    Ja, das war es heute morgen bei mir auch. Muss derzeit leider um 6 Uhr aus dem Haus. Bin zwar eher Nachtmensch, aber um die Jahreszeit ist das frühe Aufstehen erträglich, weil, ist noch finster. Schwarz wie die Nacht, sozusagen. (Darf man das schreiben?)

  28. Sash sagt:

    @dingens:
    Die (mehr als nur) gängige Nutzung des Terms „politisch korrekt“ ist doch aber genau, wie du schreibst:
    „Ach, ich darf mich über alles lustig machen, nur nicht über Schwarze und Ausländer!“
    Das ist aber schlicht ein Wahrnehmungsfehler. Blondinen sind dumm, Rothaarige Hexen, Dicke scheißhässlich – welches Klischee findet wirklich positiven Anklang in den Gruppen. Ja, mancherorts, manche Stereotype – gesellschaftlicher Konsens ist aber auch hier im Grunde, niemanden über Gebühr zu belästigen oder zu verletzen.
    Und Solarium hat – wenn auch vielleicht (das muss wohl jeder selbst entscheiden) – weil er sich durch den Pfannkuchen-Vergleich unschön als Schwarzer erwähnt gefühlt hat, insistiert. Daran kann ich nichts falsches finden, außer dass wir uns über die Intensität der Debatte und der Intensität oder die Existenz eines Angriffs ein wenig uneinig sind. Oder sehe ich da was falsch?

    @Cliff:
    Ach, Diskussionen gehören dazu. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich das hier – man lese nur mal Kommentare bei anderen Blogs – auch ganz gut kann. Ich bin froh, dass ich hier nicht einfach blind und blöd rumlöschen muss, bloß weil mir mal was nicht passt. Wenn sich mal eine Diskussion entwickelt, dann ist das schon ok und man kann sich mal darauf einlassen.

  29. dingens sagt:

    “Ach, ich darf mich über alles lustig machen, nur nicht über Schwarze und Ausländer!”

    Ja, ganz genau das ist letztendlich IMHO Motivation und Intention von Solarium.
    Du hast dich ja nicht einmal wirklich über Schwarze lustig gemacht, trotzdem war es schon zu viel für ihn und es wird die Rassismuskeule geschwungen.

    Wenn Nicole Kidman ins Taxi gestiegen wäre und Du gepostet hättest, dass dir das als Toast zu hell wäre: Was meinst, wer sich darüber echauffiert hätte?
    Ein Albino, der sein Leben lang gehänselt wurde?
    Oder wieder Solarium, weil es ja schliesslich wieder um Hautfarben geht?

    Oder wäre gar nichts passiert, weil es jeder richtig verstanden hätte? (Mal von der „Boah, die Kidman im Taxi!“-Aufregung abgesehen)

    Warum wohl?
    Wie begründen sich diese generellen Unterschiede, wenn nicht mit falsch verstandener „ich darf mich über alles lustig machen, nur nicht über Schwarze und Ausländer!”-Denke?

  30. Sash sagt:

    @dingens:
    Um mal nur bei dem zu bleiben, was bislang passiert ist: die angeblich allgegenwärtige Aufregung um meinen Satz besteht aus einem umstrittenen Rant eines Schwarzen selbst. Deine türkischen Kollegen fanden das ok und auch hier hat niemand „Nazi, Nazi!“ gerufen. Demgegenüber steht die Theorie, dass noch weniger passiert wäre, hätte ich den gleichen Satz über eine populäre und als attraktiv geltende Schauspielerin geschrieben.
    Also mal abgesehen davon, dass sich Frau Kidman selbst wahrscheinlich nicht unter den Lesern befindet und die „Betroffenenliste“ dadurch ein wenig kleiner ist, wäre das einen Versuch wert gewesen. Weniger als einen verärgerten Fan, der das unangemessen finden würde, kann ich mir kaum vorstellen. Und die „Rassismuskeule“ wird mit ziemlicher Sicherheit – obwohl ich nicht glaube, dass es da belastbare Zahlen gibt – nicht weniger oft rausgeholt als ihr Gegenteil, die Keule, die „Ausländern“, „Gutmenschen“ etc. an den Kopf knallt, wenn mal irgendwo erwähnt wird, dass ein Ladendieb einen Migrationshintergrund hatte.
    Und deswegen rücke ich von meiner Kritik am Term „politisch korrekt“ nicht ab (obwohl ich selbst keine Schere im Kopf haben will und privat auch mal sage: ich muss nicht überall pc sein): er wird verwendet, um bei Reaktionen auf Rassismus und co. der Kritik selbst auszuweichen und stattdessen recht pauschal und unbelegt irgendeine bewusst neblige Art von Denk- oder Redeverboten zu postulieren – obwohl die Postulierenden meist einfach persönlich ungerne hören, dass sie anderen Menschen auf den Fuß getreten sind.
    Die Diskussion wird langsam aber ein bisschen meta, wenn Du mich fragst. Ich bin nach wie vor auch der Meinung, dass ich keine im herkömmlichen Sinne rassistische Äußerung getätigt habe – sehe mich da aber im Übrigen von Solarium auch durchaus bestätigt. Er hat in erster Linie seine Meinung als Schwarzer dazu getätigt und nach wie vor scheinen wir da alle allenfalls in Detailfragen uneins zu sein.

  31. Solarium sagt:

    Exakt, Sash, ich unterschreib zu 100% deinen Beitrag.

    Tatsächlich ist die Diskussion meta. Mir ging es nämlich nach meinem zweiten Beitrag schon die ganze Zeit nicht mehr um deinen Text, sondern um die Reaktionen auf meine Reaktion. Um das Unverständnis, dass ich reagiere und „so empfindlich“ bin. Aber es ist genau diese Meta-Ebene wo sich im Alltag Rassismus oft abspielt: Es ist weniger der direkte Spruch der kommt, sondern diesese Ungleichgewicht von Toleranz, das ich eben aus meiner eigenen Erfahrung versucht habe, so gut wie möglich zu erklären – sry, bin auch kein Blogger wie Sash und es kann sein, dass ich nicht so gut mit Worten kann und das alles irgendwie abstrakt und unklar bleibt. Und um das nochmal klar zu machen, ich unterstelle nicht einem einzigem der Diskutanten eine Menschenfeindliche Einstellung, nur weil etws Schärfe in den Ton gekommen ist.

    Die Vorwürfe die kommen, kann ich nicht nachvollziehen @digens: In Beitrag 2 und 3 hab ich glaub ich ziemlich klar gemacht, dass ich für MICH spreche und NIEMANDEN den Mund verbieten will, mir aber ebensowenig den Mund mit PC-Sprüchen verbieten lasse. Ich hatte übrigens auch schon oben angemerkt, dass schnell alles in schwarz/weiß Argumente ausfällt und das ein großes Problem ist und mir Sachen unterstellt werden, die ich niemals gesagt habe. Und wenn mir jemand in solchen DIskussion (übrigens eine typische Erfahrung) vorwirft, ich würde allen Menschen für alle Situationen den Mund verbieten wollen, dann kann ich nur sagen: Du hörst mir nicht zu oder du hörst was du willst, aber nicht was ich sage.

    So, genug Stuhlkreis und Blümchenkranz von mir.

  32. Sash sagt:

    @Solarium:
    Danke!
    Und ich hoffe, wir sind jetzt alle wieder ein bisschen geerdet und haben ein bisschen mitnehmen können.

  33. chris232 sagt:

    @Sash: Nein, das hab ich so weder gesagt noch behauptet, da zähl ich die immer wenigeren* deutschen Fahrer genauso mit dazu. Deutsch ist zumindest in meinen Augen auch eine andere Nationalität als die zahlreichen afrikanischen.
    *Das ist übrigens durchaus ein Problem. Nachdem ich in das Gewerbe doch etwas Einblick habe fragt man sich doch, ob in dem Land alles richtig läuft, wenn in den Fahrschulkursen der Stadtwerke (!) schon mit Händen und Füßen kommuniziert werden muss, weil viele Teilnehmer fast kein Wort Deutsch verstehen.

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